1390 Verbindung Festindien, Tavana, NHexieg, aden blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. 18. burger Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Far die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: die 1ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Nau 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. min ˙ -. ˙¹ 1 —Ün:TV¾%ee Samstag den 14. Februar 1891 — Volitiſches. Laden burg, 18. Februar. Im Reichstage olgte der Wahlprüfungs debatte vom Montag am nüchſten Tage wieder die Fortſetzung der Etatsbe ratung. Zunächſt genehmigte das Haus diskuſſ ons ⸗ los in erſter und zweiter Leſung den Nachtragsetat in Höhe von 28,500 M. betr. die Errichtung einer deutſchen Miniſterrefidentur in Lux mburg. Bei der nun folgenden Beratung des Etats der Zölle und Berbrauchsſteuern ward der die Zölle betreffende Titel nach kurzer Debatte unverändert genehmigt, ebenso die hierher gehörige kaiſerliche Verordnung über die Ausdehnung von Zollermäßigung n auf Marolko. Ecbrterung über den Etatstitel Tabakſteuer und über den hierzu geſtellten Antrag des Abg. Menzer Um ſo umfangreicher geſtaltete ſich die (bonſ.), den Zoll auf Tabakblätter von 85 M. auf 124 M. herabzuſetzen. Abg. Menzer begrün⸗ debe ſeinen Antrag durch den Hinweis auf die g.⸗ drücte Lage der kleinen Tabakbauern in Süddeutſch⸗ land und im Elſaß und fand Unterſtützung durch Abgeordneten v. Winterfeld (konſ.) und Höffel (Reichspartei). Sozialdemokratiſcherſeits erklärte fich Abg. Förſter gegen den Antrag Menzer, der nur der Tabakinduſtrie, nicht aber dem Tabakbau nützen würde, deshalb würde er, (Förſter) zwar für die Herabſetzung der Steuer auf in ändiſchen Tabak, aber gegen die vorgeschlagene Zollerhöhung ſtimmen. In ähnlicher Weiſe äußerte ſich auch der National- lberale Se pio und der Freifinnige Dr. Barth be⸗ kämpfte überhaupt den Geſamtinhalt des Menzer'⸗ ſchen Antrages. Den Regierungsſtandpunkt vertrat Staatssekretär v. Maltzahn⸗Güſtz in z emlich zurück⸗ haltender Weiſe, immerhin ließ fich ſeinen Aus⸗ führungen entnehmen, daß die verbündeten Regier⸗ ungen zur Zelt weder einer Erhö zung des Tabak⸗ zolles, noch einer Ermäßigung der Tabakſtuer ſon⸗ derlich geneigt ſind. Bei der Abſtimmung über den Antrag Menzer wurde deſſ en erſter Teil, die vor⸗ geſchlag ne Erhöhung des Eingangszolles auf Tabak mit großer Meheheit abgelehnt, während ſich hin⸗ ſichtlich der Ermäßigung der Tabakſteuer Beſchluß⸗ unfähigkeit des Hauſes ergab. Berlin, 10 Febr. „Innerhalb der letzten 4 Wochen“ — ſo ſchreibt die „Poſt“ — „pat ſich in dem öffentlichen Urteil über das Koch'ſche Heilver⸗ fahren ein Umſchwung vollzogen, wie er ſtärker nicht gedacht werden kann. Mr hätte das wohl vermutet, daß dieſes H llverfahren, das mit ſo bei⸗ ſpelloſer Begeiſterung von der ganzen ziviliſicten Welt aufgenommen worden iſt, in ſo kurzer Zeit eine ſo herbe, ſo abfällige Kritik erfahren werde Und dieſen Verlauf der Dinge hat ein einziger Mann, Prof. Virchow, herbeigeführt. Obwohl noch keiner ſeiner engeren Fachgenoſſen ſeine Beob⸗ achtungen und ſeine Auffſſung dieſer Beobachtungen beſtätigt hat, ſo hat man ſeine Worte gleichwohl einfach als Thatſachen hingenommen und dement⸗ ſprechend Schlußfolgerungen gemacht. Es ift ſoweit ekommen, daß die Ausübung des Koch chen Hel⸗ verfahrens im Ausland ncht nur verſchiedentlich von Aerzten öffentlich verpoͤnt, ſondern auch von behördlicher Seite verboten worden iſt. Es iſt nicht zu verwundern, daß, nachdem die Sympathien der Aerzte für das neue Heilverfahren auf den Gefrierpunkt herabgeſunken find, auch die Laien jegliches Vertrauen verloren haben und fich als Ver⸗ ſuchsobj'kte dafür (denn als ſolche betrachten ſich bei dem jtzigen Stand der Angelegenheit alle danach behandelten Keanke) nicht mehr hergeben wollen. mit weit weniger Eifer, ſondern überhaupt viel weniger mit der Koch'ſchen Lympe geſpeitzt wird als vor wenigen Wochen.“ St. Petersburg, 11. Febr. Die tuſſiſche Petersburger Zig. zufolge, iſt es jetzt entſchieden, daß der Bau der ſibiriſchen Bahn im Frühling be⸗ ginnen ſoll. Zunächſt werden gleichz itig die Strecken Wladiloſtow⸗Charbarowka und Tomsk⸗Iclutsk ge⸗ daut und dann Chabarowka und Ickutsk mit ein⸗ ander verbunden. Inzwiſchen ſoll der Aus bau des ruſſiſchen Eisenbahnnetzes von Slatonſt bis Tſchel⸗ jawinsk, woran ſchon jetzt gearbeitet wird, fertig⸗ geſtellt ſein. Dann wird die Streck, Tſch⸗ljawinsk⸗ Tomsk hergeſtellt. Die ſtoiriſche Bahn ſoll 1894 ganz fertig ſein und die Koſten ſollen 75 Millionen Rubel betragen. Verſchiedenes. — Mannheim, 9. Febr. Wie verſchiedene Blätter melden, haben die Zulammenſtellungen des ſtädtiſchen Budgets ergeben, daß die Umlage um 10 Pfennige von 100 M. Steuerkopital, alſo um faſt 30 Prozent erhöht werden muß. Da bis jetzt 35 Pf. erhoben wurden und jeder Pfennig Erhögung etwa 35 000 M. bringt, ſo ergiebt ſich daraus, daß die Mehrausgaben für 1891 etwa 350 000 M. betragen. Im vorigen Jahre betrug der durch Umlagen zu deckende Betrag 1 232 300 M. und die Steuerkapitalien etwa 395 Millionen. Die Zinſen und Amortiſation aus dem erhöhten Schul⸗ denſtand erfordern mindeſtens ein Mehr von 200 000 M., dazu die Mehrausgaben für Schulen, Armen⸗ und Krankenweſen, Th ater uſw. — Karlruhe, 10. Febe. Einen under antwortlichen Faſchingsſcherz hat fich hier Jemand Es iſt auch Thatſache, daß gegenwärtig nicht nur Im Banne des Blutes Roman von H. von Ziegler. 24. Als die beiden dann im Wagen ſaßen, ſchlug Ruth plötzlich beide Hände vor das Antliz und rief ſchmerzlich aus: „O Arnold was habe ich gethan! Du mußt mich verachten! Verzeihe mir — es war die ſchreckliche Aufregung!“ „Ich habe Dir nichts zu vergeben meine teure Ruth und mein ſchon lange gehegter küßeſter, inniger Wunſch wäre, daß gerade bei der Aufregung Dein Herz gesprochen hätte! Oder — irte ich mich? Sage, köant⸗ſt Du mich, den ern⸗ ſten ſtillen Geſchäftsmann den wirklich lieben?“ Er wagte kaum zu atmen, es war ſo dunkel im Wagen und Ruth prach nicht. Da potzlich ſchmiegte ſich eine kleine, weiche Hand in die ſeine, und eine ſüße, bebende Stimme hauchte, halb ſchüchtern, halb glückſelig: „Js, Arnold, ich lönnte es — ich würde nie, niemals aufhöten, Dich zu lieben!“ Es wurde von neuem ſtill in dem dah'n⸗ brauſenden Wagen; geſchloſſen unter Thränen und leiſen Liebesworten, und als das Hotel erreicht war, wo Ruth und der Großvater wohnten, da flüſterte dieſe glückſelig: — ein Bund fürs Leben ward — „Alſo bin ich demnach auf dieſer Fahrt ver⸗ loren gegangen! Ich habe einen gefunden, der ſoll mein Herr und ich ſeia demütiges Weib ſein!“ „Komm zum Großvater, mein Lebling,“ ſagte Arnold tiefbewegt und Hand in Hand ſtiegen ſie die Treppe hinan. Oben angelangt trat Ruth allein ins Zimmer, wo der alte Berger ſchon voller Unruhe üder das ganz unverwaltete Ausbleiben feiner beiden Enkel⸗ kinder auf und niederwanderte. Bei dem Anblck des jungen Mädchens erhellte ſich ein gutes, altes Geſicht und er rief ſehr erfreut: „Nun, ſagt mir nur, Kinder, wo bleibt Ihr denn? Ich hatte keine Ahnung, daß Ihr ſo lange ausgehen wolltet.“ „Arnold beſorgt noch Geſchäftsſachen, das Teſtament betuff end, und ich — ich — habe — mir einen — Baääutigam geſucht!“ Mit einem freudigen Schrecke blieb der Alte ſtehen und maß die Sprecherin mit einem verwun⸗ derten Blicke. „Was ſoll der Schabernack Kind?“ frug er ungläubig, „Du haſt doch keine Dummheit gemacht?“ „Ich weiß es nicht, Großväterchen, daber Du kannſt es mir ſagen, denn er iſt gleich mitgekom⸗ men, um ſich Dir zu zeigen, darf ich ihn herein⸗ holen?“ ö „Aber, Kind, nicht ſo raſch! Mir ſchwindelt ja noch der Kopf und ich welß nicht, ob ich wache erlaubt, was vielleicht dem Urheber noch böͤſe Folgen —v — — oder träume. Wer iſt es denn nur in aller Welt, Du kennſt ja Niemand außer jenem — Elenden 5 „Sei gut, Großvät rchen, mein Bräut gam ſoll Dir alles ſelbſt ſagen, nur eins will ich Dir ins Ohr flüſtern, nämlich, daß ich ihn unſäguich lieb habe und nimmer von ihm laſſen kann!“ g b Dann flog die kleine Schelmin zur Thür, um Arm in Arm mit Arnold wiederzukehren. Das war eine glückliche Familienſcene denn der alte Mann war ja nun und mimmer auf den Ge⸗ danken gekommen, daß ſein liebſter Wanſch in Er⸗ füllung gehen werde. „Morgen früh ehe wir abreiſen, Arnold, gehen wir noch zu Betiy nicht wahr?“ bat Ruth, als man fich endlich trennte. f Ja, aber nur unter einer Bedingung,“ lächelte er, die Geliebte nochmals an ſich ziehend, „daß nämlich die Oſterglocken zugleich auch unſere Hoch⸗ zeit einläuten mogen. Willſt Du, meine füße Ruth?“ „Ob ich es will, murmelte ſie und das Köpfchen ſank an ſeine Schulter, „Dein Wunſch iſt mir Befehl!“ So früh als es die Et quctte nur zuließ, be⸗ gab ſich am andern Morgen das Brautpaar in das Hotel, wo Hohenſteins und Huldens abgeſtiegen waren. fiand Olga, welche bei der Schweſter war, auf und ö ſagte kalt: „Erlaube daß ich mich zurückziehe ich Als der Keaner die Ankommenden meldete 8