meinen e 0 N blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 75 Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriettem Unterhaltungs⸗ Nr. 12. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗ Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Laden bur Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Politiſches. Ladenburg, 10. Februar. In viertägigen Verhandlungen iſt im Reichstage in voriger Woche wieder einmal unſere Kolonialpolitik, ſoweit ſich die⸗ ſelbe auf Afrika bezieht, des Langen und Breiten erörtert worden. Di eſelben haben aber hinſichtlich der Stellung der einzelnen Parteſen zu der Kolo⸗ nialpolitik nicht viel Neues gebracht und lediglich erkennen laſſen, daß weder die Gegner noch die Freunde der kolonialen Beſtrebungen Deutſchlands ihre b'züglichen Anſchauungen weſentlich g⸗ändert haben. Dafür haben dieſe Debatten dem Reichs⸗ kanzler v. Caprivi Gelegenheit gegeben ſich eingehend über die Stellungnahme der Reichsregierung ſeit Beginn des neuen Kurſes zu den kolonialen Unter⸗ nehmungen Deutſchlands auf afrikaniſcher Ecde zu aͤußern. Die in dieſer Beziehung abgegebenen Er⸗ klärungen Captiv's kann man in ihren Kernpunkten dahin zufammenfaſſen, daß weder von den Deut⸗ ſchen Befttzungen in Oſtafrika noch von denen im Nordweſten des „dunkeln Continents“ irgendetwas gemindert werden ſoll, daß dagegen auf Südw ſt⸗ afrika unter Umſtänden verzichtet werden ſoll, falls ſich daſſelbe in der That als ein ungeeignetes Feld für die deutsch: Kolonialpolitik erweiſt. Ein abſchließ⸗ endes kolonialpolitiſches Programm konnte Herr v. Caprivi natürlich nicht vorlegen und dies erſcheint bei dem ſteten Wechſel und Fluß, in welchem un⸗ ſere kolonialen Verhältn ſſe noch begriffen find, auch ganz begreiflich. Aber er hat wenigſtens die G.⸗ ſichtspunkte beſtimmt hervorgehoben, nach denen die Reichsr⸗gierung fernerhin bei ihren kolonialpolitiſchen Unternehmungen verfahren wird und mi Genögthu⸗ ung kann man es da nur begrüßen, daß hierbei ohne jede Uebereilung, in vorfichtigem Erwägen der vorgegangen werden ſoll. gegebenen Verhältniſſe und thunlichſter Sparſamkeit Menn im Uebrigen der Reichskanzler die Vorgeſchichte des deutſchengliſchen Vertrages eingehend beleuchtete, ſo wird man dies nur mit Dank anzuerkennen haben, denn die nüch⸗ ternen, klaren Darlegungen des leitenden Staats ⸗ mannes haben zur Genüge dargethan, wie wenig begründet die ſeinerzeit der Vertrages mit England wichtige deutſch: Jatereſſen Preis gegeben. Die kolonialpolitiſchen Debatten des Richstag's erreichten am Freitag mit Erledigung des Etats für Oſtafrika ihren Abſchluß. Gemäß dem Antrage der Budgetkomm ſſon bewilligte das Haus anſtatt der regierungsſeitig geforderten 8 le Ml. Mk nur 2/ Mill. Mk. Die dieſer Ent⸗ ſcheidung vorangegangene Debatte trug teilweiſe einen ſehr lebhaften, ja unerquicklichen Charakter, was namentlich bei der mit ſcharfen perſönlichen Ausfällen gegen Eugen Richter verbundenen Rede des nationalliberalen Abgeordneten v. Cunny her⸗ vortrat; wiederholt mußte der erſte Vicepräſident v. Balleſtrem den Ordnungsruf erteilen. Seigerſeits wandte ſich Reichskanzler v. Caprivi in ziemlich entſchiedener Weiſe gegen Herrn v. Cunn y, welcher der Regierung verſchiedene Vorwürfe darüber, daß ſie die deutſchen Intereſſen im Auslande nicht ge⸗ nügend geſchützt habe, gemacht hatte. Im weiteren Verlaufe der Freitagsfitzung erledigte der Räichstag den Reſt des E ats des auswärtigen Amtes und beſchloß ferner, die zweite Beratung des Entwurfs, betr. die kaiſerliche Schutztruppe in Oſtafrka, im Plenum vorzunehmen. Zum Schluſſe genehmigte das Haus noch den Antrag der Geſchäſtsordnungs⸗ kommiſſion. wonach die parlamentariſche Unverletz⸗ lichkeit der Abgeordneten während jeder Vertagung Reichsregierung ge⸗ machten Vorwürfe waren; ſie habe bei Abschluß des ——— fortdauern ſoll. Am Sonnabend beſchüftigte fich de Reichstag erſtmalig mit der Noy lle zum Branntwein ſteuergeſetz, welche den kleineren Brennereien gewiſſe Erleichterungen gewähren will. Berlin, 6. Februar. S. M. der Kaiſer hat, wie die Kreuzz⸗itung verfichert, den Oberquattier⸗ meiſter Generallieutenant Grafen Alfred Schliefen zum Chef des Generalſtabes der Armee zu ernennen geruht. Der nue Generalſtabschef wurde geſtern Mittag vom Kaiſer empfangen. a — Rom, 9. Febr. Der König empfing heute Vormittag 11 Uhr Rudini, welcher die neue Mimiſterliſte vorlegte; der Konig beſtätigte die Liſte. Nach derſelben iſt das Kabinet wie folgt zuſammengeſetzt: Rudini Bräftdium und Aus wär⸗ tiges und interimiſt ſch Marine, Nekotera Inneres, Luzatti Schetz Columbo Finanzen, Pelloux, Krieg, Ferrari Juftiz. Branca Arbeiten und interimiſtiſch Poſt und Telegraphen, Ch mirri Ackerbau, Villari Unterricht. Zum Unterſtaatsſekretär des Innern ißt Lucca ernannt. Die Kammer wird voraus ſichtlich zum Sonnabend, wo das Programm des neuen Kabinets zur Verleſung gelangen ſoll, einberufen werden. . Verſchiedenes. — Ladenburg, 9. Februar. Die närriſche, theatraliſche und mufikaliſche Abendunterbaltung des „Geſangvereins“ im Gafthaus zum Sch ff vom litzten Sonntag abend verlief in glänzendſter Weiſe und war auch der Beſuch ein überaus zahlreicher. Das Th'aterſtück „Dichter und Bauer“, welches aus dem L ben der Nuuzeit gegriffen, wurde von ſämtlichen Mitwirkenden aufs glänzendſte geipielt und wurden dieſelben auch mit reichem Beifoll be⸗ lohnt. Die Zukunftsoper „Das Sängerfeſt von Sing⸗ Im Manne de⸗ Blutes Roman von H. von Ziegler. 5 Hafl Du — überwunden Ruth?“ „Ja,“ ſagte ſie einfach und blickte ihm ehr⸗ lich in's Auge, „der Traum war kurz, aber ich werde niemehr in denſelben zurückfallen. Mein Herz brach nicht dabei!“ Ein Mädchen brachte ſoeben einen Brief, den unten ein Lohnkutſcher abgegeben. Er warte auf Antwort, meldete das Mädchen noch. Kopfſchüttelnd erbrach Ruth das Schreiben, es enthielt nur wenige Worte: „Komme ellig zu mir, ich habe eine wichtige Nachricht für Dich. Beity, Hotel Prinzenhof, Zmmer 5.“ „Sonderbar, was mag ſie wollen,“ meinte Ruth endlich, „aber ich will hinfahren, der Wagen ſoll warten.“ „Iſt das Frau von Haldens Handſchrift?“ ſrug Arnold befremdet, „weshalb mag ſie Dir gleich den Wagen ſchicken?“ „Ich weiß es ſouch nicht. Es muß irgend ein ganz beſonderer Geund vorliegen.“ Wenige Minuten darauf fuhr das junge Mäd⸗ chen dicht verſchleiert davon und Berger ſchritt in ziemlichſter Unruhe durch's Zimmer; dann raffte er * — — die Papfere zuſammen, um ſie zu dem Rechtsan⸗ walt zu bringen, der die Erbſchaftsſachen regulirte. Vorher jedoch nahm er das von ſeiner Coufine achtlos beiſeite gelegte Billet nochmals auf. „Sonderbar,“ murmelte et vor ſich hin, „ich bin ſo unruhig über dieſen Beſuch Ruth; es iſt ſo geheimnißvoll dieſe ganze Sache und — am lieb⸗ ſten halte ich ſie ab!“ Unſchlüfſ g ſteckte er den Zettel zu ſich und murmelte vor ſich hm: Prinzenhof, Z mmer Num⸗ mer fünf.“ Als Ruth den Wagen verlaſſen und den Kut⸗ ſcher abgelohnt hatte ſtieg auch ſie ziemlich bekom⸗ men die nur düſter beleuchteten Tappen des Hotels in die Höhe; es ſchien durchaus nicht ſtark beſucht, ſondern eher wie aueg⸗ſtorben. Vor dem Zimmer Nummer fünf hielt ſie einen Moment ſtill, wie um Athem zu ſchöpfen, dann klopfte ſie leiſe an und trat, als ein undeutliches „Herein“ ſich hören ließ, über die Schwelle. Aber kaum war die Tyür ins Schloß gefallen, kaum hatte ſie den dichten Crepe⸗ ſchleier gelüftet, da ſchrie ſie leicht auf und wich zurück. Zu ſpät! Egon von Hohenſtein war ihr zu⸗ vorgekommen und hatte die Thür abgeſchloſſen; jitzt ſank er vor ihr auf die Knie, mit leidenſchaftlichen Blicken das geliebte Mädchen betrachtend und ſeine Arme ihr entgegenbreitend. „Ruth, Ruth! Ver⸗ zeihen Sie mir! Nehmen Sie mich wieder als Ihren Diener an, ich gehöre Ihnen mit Leib und Stele!“ rief Egon leidenſchaftlich. Itzt hatte das arme Mädchen die Größe des ganzen Schurke nftreiches begriffen, den Egon ihr gespielt; einen Moment war ihr, als müfſe ſie zu Boden finken, als drehe ſich alles um ſie her, dann aber kam eine kalte Entſchloſſenheit über ſie, eine Verachtung dieſes ſchönen Mannes, den ſie einſt zu lieben gemeint.“ „Zurück, Herr von Hoh'nſtein! Noch find Sie nicht ſo weit, und ich erkläre Ihnen hiermit rundweg, daß ich mich eher zu dieſem Fenſter hiaus⸗ ſtürze als —“ „Neht ſo ſchroff, Comteß Ruth,“ ſagte Hohen⸗ ſtein beſchwichtigend und wollte nach ihrer Hand greifen, doch ſie entzog ihm dieſelbe ung ſtüm, „Sie haden mich verurteilt, ohne meine Vertheidt⸗ gung anzudöten. Ich liebe Sie mit glühender Leidenſchaft.“ „Jawohl, Herr von Hohenſtein; jetzt, nachdem ich meine Großmutter beerbt und, wie Sie meinen, auch einen ftudalen Namen angenommen, lönnen Sie es wagen, meine Hand zu begehren; die fimple Ruth Berger, deren Großvater nur einen Bauern⸗ hof beſitzt, wäre nicht paſſend geweſen, zu heiraten. Aber nun —“ Sie thun mir Unrecht. —“ „Nicht im geringſten, ich ſpreche die Wahr⸗ heit! Damals dei dem Mandder begannen Sie