Verschieden — Allgemeiner Pioniertag in Mannheim. Vetfloſſenen Sonntag den 18 Januar Nachmittags von 3 Uhr ab tagte in der Rü ſtauration des Hrn. Leopold Sänger E 8, 11 eine Verſammlung ge⸗ dienter badiſcher Pioniere. Herr G. W. Neuer als Einberufer der Verſammlung teilte den in großer Zahl erſchienenen Pionieren mit, daß zufolge des im Juni v. Js. zu Kehl bei Gelegenheit des ſ. Zt. ſtattgehabten Pioniettages g faßten Beſchluſſes Mannheim die Ehre zu Teil wurde den allgememen Pioniertag pro 1891 abzuhalten. Es ſei jetzt Sache der hieſigen Kammeraden ihr Möglichſtes dazu bei⸗ zutragen um das F ſt, welches am 31. Mai d. J. abgehalten werden ſoll, zu einem außerordentlichen zu geſtallten. Hierauf ſchritt man zur Bildung des Feſtkomites und wurden die nachſtehenden Herren einſtimmig gewählt. G W. Neuer, Vorſitzender, Leopold Sänger Stellvertreter und Kaſſter, C. M, Klingmann, Schriſtführer, Jakob Huß, Jean Laux, Friedrich Lauſch, Ed. Naudaſcher, Heinrich Peter, Hermann Trabold, Otto Wacker, Jean Zöller und Seb. Zoller als Beiſitzer. Nachdem noch verſchiedene Geſchäftsangelegenheiten beſprochen waren, gab man ſich kameradſchaftlicher Unterhaltung hin und war die Stimmung die denkbar animirteſte. Soldatiſche, den Pionieren eigene Lieder wechſelten mit patrio⸗ tiſcheu Anſprachen in ſchönſter Weiſe und brachte Herr Neuer zum Schluß auf unſern allderehrten Großherzog ein dreifaches Hoch aus, in welches ſämtliche Anweſenden freudigſt einſtimmten und hierauf das „Heil unſerm Großherzog“ mit wahrer Begeiſterung ſangen. — Reihen, 25. Jan. Geſtern Abend ereig⸗ nete ſich in der Brunneriſchen Mühle dahier em ſchwerer Unglücksfall. Müller Rupp, derzeitiger In⸗ haber des Werkes, wollte vom Waſſerrade Es ent⸗ fernen und wurde auf ganz unerklärliche Weiſe vom Rade oder den daran haftenden ſchweren E sklum⸗ pen zu Tode gedrückt. Der Verunglückte war gegen 30 Jahre alt, iſt Familienvater und wird allge⸗ mein bedauert. i — Wertheim, 24. Inn. Fröhlich und geſund ging geſtern früh der led, Müllers ſohn M. Adam mit ſeinem Hunde auf die Jagd. Gegen Mittag kam das treue Tier mit auffälligem Winſeln und Zeichen, daß was paſſirt ſei, nach Hauſe. Der Vater ging denn ſofort auch mit und wurde von dieſem zu der Leiche ſeines nicht weit vom Orte liegenden Sohnes geführt, der mutmaßlich vom Herzichlage getroff wudd, 5 1 Herzichlage getroff' n Jan, Ain trautiger Vor 8 Virnheim, 22. 0 0 fall hat eine hiefige Familie betroffen. Die 15 jährige Tochter des G. Niff fuhr dieſer Tage Geſchäfte halber nach Weinheim. Im dortigen Bahnhof ſtel ihr kurz vor der Heimfahrt ein, daß ſte in einem Geſchäfte etwas liegen gelaſſen habe. Sie beeilte fich daher, das Vergeſſene vor Abgang des Zuges zu laufen, daß ſie am Zug angekommen, kaum noch einen Laut von ſich geben konnte. treffen des Zuges dahier mußte ſie in bewußtlofem Zustande nach Hauſe verbracht werden, woſelbſt ihrem noch jungen Leben infolge Herzſchlags ein ſchnelles Ende bereitet wurde. — Schorndorf, 23. Jan. 12 Uhr hat hier der 26jährige Schloſſer Guggen⸗ bühl, wohnhaft in Kannſtatt, ſeine hier von ihm getrennt lebende Frau erſchoſſen, weil er einen an⸗ dern Mann bei ihr vorfand. Als der Mörder dann heute früh mit dem Zuge bis Waiblingen fuhr und dort auf dem Bahnhofe den auf fahrenden Stationskommandanten von Schorndorf wahrnam, gab er ſih vor den Augen des Zugperſonal auf dem Pertou durch einen Revolverſchuß den Tod. — Neuſtadt, 24. Jan. G ſtern Morgen gegen 8 Uhr ereignete ſich in der Martin'ſchen Mählſteinſabrik ein betrübender Unglücksfall. Der Vorarbeiter Mechaniker Laux wollte um die ange⸗ gebene Stunde an dem Waſſerrohr im Keller nach der Urſache des Waſſermangels forſch eu und öffnete zu dieſem Zweck-, in der Hand ein brennendes Licht, die Kellertbür. In demſelben Augenbl cke erfolgte ene Exploſion, die dem Eintretenden im Geſichte und an den Händen gräßliche Brandwunden bei⸗ brachte und ihn mit groß er Gewalt zurückwarf, Der Verletzte liegt in ſeiner Behauſung darnieder und ſoll heute kaum eine Spur von Empfindung in den verwundeten Körperteilen beſitzen. — Kolmar l. E., 25. Jan. Ein bisher in tiefes Donkel gehüllter Mord wurde durch einen Zuf all enthüllt. Im Dezember 1889 — am 18. — wurde auf der Straße zwiſchen Kolmar und Reichenweiler der Metzger Mayer erſchoſſen, ohne daß es gelang, irgend einen Anhaltspunkt zu ent⸗ decken. Trotz aller Nachforſchungen fand ſich keine Spur der Thäterſchaft; Alles was an dem That⸗ orte gefunden wurde, waren eim paar verbrannt Paplerfezen, die anſcheinend von dem Propfen her⸗ Mordthat verfloſſen, wurden die Popferfehen zy längerer Zeit als fruchtlos eingeſtellt. Dleſer Tg ſtellte a ihr, war jedoch ſo raſch ge⸗ machte dieſer 1 f e 1 eines Hebel'ſchen Kalenders für 1889 gelangt t Nach dem Ein⸗ ind 3 hatte dieſen Kalender ſeinerzeit dem kranken Si Heute nacht Mörder des Mayer vermutete. Ebel ſoll auch ge Bahn iſt zwiſchen den Stationen Niezyn und Wg rührten, mit welchem die Kugel deim Maher In du Leib g⸗jagt wurde. Dieſe Papferfetzen ergaben dit Seitenzahl 33 und 84 aus dem Hebebiſchen g lender für 1899. Nachdem Über ein Jahr nach h Verräter; die Nachforſchungen waren ſchon f ſich der Lehrer M. auf der Polſzel u Mittheilung, daß er in dem Pe in dem das Blatt 33 und 34 fehlte. Der Lehr des Weinbauers Franz Anguſt Ebel in Mittelweh geliehen und zurück erhalten. Auf Grund die wurde der Winzer Ebel ſofort verhaftet, ind man nun mit Recht den lange vergeblich geſucht That eingeſtanden haben. — Kiew, 26. Jan. Auf der Kurs⸗ Reh ein Waggon zweiter Klaſſe Nachts in Brand raten und dadurch völlig vernichtet worden. Paſſagier iſt verbrannt, 4 andere erhielten hel ſchwere, theils leichte Brandwunden, die kebriger retteten ſich durch heraus pringen. — In Motzi iſt heute das Patſchkin⸗Theater faſt gänzlich nied genrannt. . — Meſſina, 26. Jan. Große Schnegh winen verſchütteten 11 Bauernhäuſer in Flore 7 Menſchen wurden getödtet, viele verwundet, Ball-Seidenſtoffe v. 95 Pe. bis 14.80 p. Met. — glatt, geſtreiſt u. gemufer — berſ. roben⸗ und ſtäckweiſe porto⸗ und zollfre das Fabrik⸗Depot von G. Henneberg (K. u. f, Hoflief.) Zürioh Muſter umgehend. Doppelles Briefporto nach der Schweiz. Crôpe de Chenie, Seidengaze und ſeidene Grenadints, schwarz u. ſardig (ang alle Lichtfarben) Mä. 1.55 p. Mek. bis M. 14 80 (in 22 berſch. Qual.) berſendet tobenweſſ porto- und zollfrei das Fabrik⸗Debot G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muſter umgehend Doppeltes Briefporto nach der Schweiz. 5 eignes, völlig unerbrochenes Schreiben an Ruth entfiel. Ruth hatte daſſelbe nicht einmal geleſen! — — — Weihnachten war vor der Thür. Draußen auf dem Norderhof flogen im wirbelnden Tanze die Schneeflocken durch die Luft, und Baume und Sträuche ſtanden kahl. Ruth ſaß neben dem Groß⸗ vater auf der Ofenbank und arbeitete eifrig allerlei Sachen zur Chriſtbeſcheerung im Dorfe. Die Roſen waren nach und nach auf Ruths Wangen zurück⸗ gekehrt und wenn ſte auch ſtill und ernſt blieb, ſo ſchien doch die Wehmut in ihren Blick ge⸗ mindert und zeitweilig konnte ſie wieder lachen wie ehedem. „Ruth“, ſagte eines Abends der Großvater hastig eintretend „hier iſt ein Telegramm aus der R'ſidenz für Dich. Was mag es bringen? Doch nichts ſchlimmes von Arnold? „Nein“, entgegnete Ruth kopfſchüttelnd, nach dem ſie geleſen“ es iſt von der Gräfin Veltſch, lies es ſelbſt, Großvater! Wie ein flihender Angſtruf klangen die weni⸗ gen Worte des Telegramms dem Mädchen entgegen: „Kommen Sie bald. Ich ſterbe und habe Ihnen noch viel zu ſagen! Berger ſah ſehr ernſt aus, als er das Tele⸗ gramm geleſen faltete er das Papier zuſammen, und ſagte beſtimmt.“ „Du mußt morgen mit dem frühſten Zuge fahren, Ruth; eine Sterbende kann nicht warten.“ „Ich danke Dir, Großpapa. Ja auch mein erſter Gedanke war, den Wunſch der Gräfin, die ſtets gegen mich ſo gülig war, zu erfüllen. „Ich habe der Gräfin vielleicht einſt Unrecht gethan, meinte der alte Mann, „denn ich hielt ſie für herzlos und nun erkenne ich doch, daß auch ſie nur eine angſtvolle, ſchwache Frau iſt, die geirrt hat, wie wir alle.“ „Was kann Sie mir zu ſagen haben ? Weß⸗ halb läßt ſie nicht Betty oder Olga kommen? frug ſich Ruth, während der Großvater ſchon die De⸗ peſchen abſandte, welche der Gräfin ebenſo wie auch Arnold die Stunde von Ruths Ankunft in der Reſidenz meldeten. Es war dem alten Manne ein Troſt, den Enkel Arnold in der Reſidenz zu wiſſen, gerade in dieſem Falle; er konnte, wenn es nötig ſein ſollte, Ruth zur Seite ſtehen und ihr raten. 1 3 dhe Mädchen denn am nächſten Tage ab, begleitet von den beſte e des Großvaters, 1 ee ſie 9 1 1 5 erfahren ſollte. eit Ruth nach Bettys Hochzeit die R⸗ verlaſſen hatte, lebte die 5 1 d und ihr bis dahin vernachläſſigtes Herzleiden nahm, durch Aerger und jahrelang verborgenen ſtillen Kummer verſchlimmert, ſo rapide Fortſchritte, daß der Arzt ſeit einigen Tagen bedenklich den Kopf ſchüttelte und die Patientin ermahnte, ihre nächſten Familienangehörigen kommen zu laſſen, in diefer Not war Ruth der Gräfin letzte Hoffnung, angeſichts des Todes konnte man ihr ein Wiedersehen mit dem geliebten Mädchen nicht verweigern; jetzt mußte und wollte ſie alles bekennen, um in den Armen der Enkelin zu ſterben und wenigſtens deren Verzeihung 11 W zu nehmen an den Thron des hoͤchſten ichters. 5 Still war es in dem Krankenzimmer der n Wagen durch die Straße? Hielt er nicht ſeht ploh der Refidenz bei dem Herabfpringen vom Trittbrett. Gräfin. Obſchon es ſerſt 4 Uhr Abends war, 90 die Wärterin doch ſchon die Lampe angeſteckt, de gedämpfter Schein hinüber drang auf das Kranken lager und an den Wänden allerlei geſpenſtiſche guren wiedergabz. Die Vorhänge waren zurücckge ſchlagen, damit die Gräfin den Zeiger der Uhr ge obachten konnte, unruhig glitt ihr Auge 9e einem Gegenſtande zum andern, denn es warſeh ſich ſchlecht, wann der Tod an der Thlülre klopft. Die Zeit verging, kreiſchend ſchlug die i fünf Mal und die abgezehrten Finger der Kranke riſſen nervös an der ſeidenen Steppdecke. 8 „Sie kommt nicht, ſie müßte längſt hier geil, ſeufzte ſte ungedultig, „der Zug kam ſchog vor ein Stunde.“ a Aber horch was war das! Rollte da nicht e lich bor dem Hauſe! Ja, ſie kom doch noch, f wollte die Gräfin nicht allein ſterben laſſen! Aus dem vor der Villa ſtill haltenden Wag ſtieg ein Herr und half einer jungen Dam „Arnold, ich danke Dir,“ ſagte Ruth, welt die Ankommende war, leiſe drückte ſeine Hand „Du verwöhnſt mich durch Güte und Liebe, w ich es Dir nie vergelten kann! „Ja Arnold hätte wohl gewußt, womit fie! ihm am beſten vergelten konnte, aber er ſchwieh und ſeine Ippen preßten fich feſter zuſammen. „Sende mir Nachricht, Ruth, antwortete“ er nach einer Pauſe, wenn Du etwas von mir beda ſo komme ich zu jeder Stunde.“ 8 Fortſ. folgt 5 5 9 85