blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Nedaktion verantwortlich: Karl Molitor, rſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 7 5 Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Allgemeiner Anzeizer für Kadenburg und Amgegend. en Alneizen: die 1. fpaltige Corpus-Jeile oder deren Raum Ladenburg. Milkwoch den 28. 5 Nr. 8. 9 * Politiſches. adenburg, 27. Jan. Mit Freude, Daak⸗ barkeit und ſchönen, herrlichen Hoffnungen nehmen alle Patrioten Deutſchlands an der Gebuttsfeier des jugendlich kraftvollen Herrſchers, Kaiſer Wilhelm II. der am heutigen Tage ſein zwei und dreiſigſtes Lebensjahr bollendet, Theil. Hat doch das noch nicht einmal vollendete 8. Regierungsjahr des Kai⸗ ſers abermals die herrlichen Beweiſe dafür gebracht, daß ein mit Herrſchertugenden begabter Monarch an Preußens und Deutſchlands Spie ſteht, und hat es ſich abermals in dem vetfloſſenen Jahre gezeigt, wie groß und mutig der Kaiſer Wilhelm ſeine hohe Miſſton auffaßt, und wie gründlich der erlauchte Herrſcher ſeine Zeit und ihre Aufgaben verſteht. Den Frieden nach Außen und Innen mit klarem Blick und feſter Hand zu federn, ein Mehrer des keit zu ſchirmen und dringende Reformen auf ver⸗ schiedenen Gebieten des ſtäatlichen und öffentlichen Wirken gipfelte des Kaiſers hohes Herrſcheramt und Herzen kann ſich die deutſche Nation freuen, einen ſehen. Blickt man zurück auf Kaiſer Wilhelms II. kurze Regierungszeit, erinnert man ſich der traurigen trüben Monat⸗, welche der Tod Kaiſer Wilhelms I. und das tragiſche Geſchick des edlen Kaiſers Fried⸗ Auge die Entweckelung der Regierung unſeres hoch⸗ begabten jungen Kaiſers, ſo kann man nur zu der Beobachtung gelangen, daß Preußen und das Reich unter dem neuen Herrſcher ſich in einer Epoche glücklichen Vorwörtsſtrebens befinden. In der für das Völkerleben kurzen Spanne, welche die bisherige Im Banne des Blutes Roman von H. von Ziegler. 20. Kaum war Arnold gegangen, ſo ſank Egon von Hohenſtein wie verzweifelt in einen Stuhl und verbarg das Antl tz in den Händen. Jenes Mädchen, für das er in Wahrheit heiße Liebe empfunden, war ihm ebenbürtig und eine Verwandte der Gräfin! O, weßhalb hatte er nicht ſie gewählt ſtatt der hoch⸗ mütigen ſpöttiſchen Olga, de alle Tage etwas anders anderen Damen auch den Hof gemacht! Er mochte eine Weile ſo dageſeſſen haben, ols ihm ein Gedanke jäh durch den Kopf ſchoß, dann plötzlich ſprang er in die Höhe und eilte zum Schrei btiſch. „Noch iſt es vielleicht nicht zu ſpät,“ mur⸗ melte er etregt, „Mädchen ſind leicht verſoͤhnt, beſonders wenn man ſie bei der Eitelkeit erfaßt — frei ſein. Eine Stunde ſpäter trug der Burſche des Lieutenants von Hohenſtein einen Brief auf roſafar⸗ benem Papier zur Poſt. Der Brief war an Ruth adteſſirt, er erhielt eine demütige Abbitte natürlich verſchiedene Reformwerke Jahre ſo ſichtlich auf dem Kaiſer und ſeiner er⸗ rigen Tage ſtattgefundene Taufe dis jüngſten Peinzen Reiches an friedlichen Gütern zu ſein, die Gerechtig⸗ wurde, an der Spitz: der deutſchen Nation zu Lebens die Bahnen zu ebenen in dieſem ſegensreichen auch im verfloſſenen Lebensjahre aus vollen ſolchen Herrſcher und Führer an ihrer Spitze zu rich kennzeichnete, und verfolgt dann mit ſchendem — — übel nahm und ihm nicht vergeſſen konnte, daß er und Ruth dürfte von dieſer Eigenſchaft auch nicht Regierungszeit Kaiſer Wilhelms II. ausfüllt konnten noch nicht zu Ende geführt werden, aber wir ſehen auf ſo vielen Gebieten die gute Anhänge zeitgemäßer Reformen, daß wenn nicht ganz unerwartete Ereigniſſe die friedliche Culturarbeit des Reiches hemmen, wir uns ohne Zweifel allmählich einem neuen Aufſchwunge des geiſtigen und wirtſchaftlichen Lebens nähren müſſen, in welchem Aufſchwunge dann wohl auch am leichteſten die Mittel gefunden werden, welche die ſozialen Gebrechen unſeres Volkes heilen helfen. Den Segen des Höchſten, der auch im letzten lauchten Familie ruhte und auch durch die am geſt⸗ des kaiserlichen und königlichen Hauſes ſo weihevoll manifeſtirt wird, flehen wir deshalb abermals auf den Herrſcher herab, der von der Vorſehung berufen ſtehen. f Berlin, 24. Jan. Sitzung des Abgeordneten⸗ hauſes. Vor Beginn der erſten Leſung des Sperr⸗ geldgeſetzes nimmt der Miniſterpräftdent v. Caprivi das Wort. Er beginnt mit einem Hinweis auf das vorjährige Gesetz, deſſen Ablehnung die Regierung Sie haben die Vorſtellungen des und deſſen Caprivi bedauert habe. preußiſchen Episcopats berückſichtigt, ent iprechend die neue Vorlage eingebracht. ſtellt auch die Befriedigung der Forderungen der evangeliſchen Kirche in Ausſicht und beſtre itet nach⸗ drücklich die Behauptungen der Preſſe, als ob durch Gewährung der katholiſchen Anſplüche irgendwie ein Tauſchgeſchäft mit dem Centrum ſtattgefunden habe. So lange er, Coprivi an der Spitze der Regierung ſtehe, ſei mit keiner einzigen Perſon irgend ein Wort Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg anuar Lokale Geſchüfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. bodauert ſchließlich, daß die Regierung ihre Abficht ausführen können. kiechlichen Frieden herſtellen werde. den Entwurf ſich gemeldet. v. Auni (ul.) ſpricht gegen die Vorlage. Miniſter Dr. v. Goßler ver⸗ keidigt in längerer die Rede Vorlage und betont, deren Hauptzweck ſei die Befriedigung berechtigter An⸗ ſprüche der katholiſche Kirche und die Vorbeugung eines weiteren heftigen Kulturkampfes. Der Miniſter dagegen: Graf Limburg⸗Stirum (de.) will dem Ge⸗ ſetz bei Abänderung des 8 2 zuſtimmen; Stöcker (de.) ſpricht gegen das Geſetz; von Jazdzewki (Pole) dafür; Dr. Arendt (f.) dagegen; a für. Schließlich wird die Vorlage an eine Commiſ⸗ ſion von 21 Mitgliedern verwieſen. 5 Brüſſel. 23. Jan. Prinz des Grafen von Flandern, iſt vergangene Nacht um Thronfolger, war der älteſte Sohn des Prinzen Philipp, Grafen von Flandern, Bruder des Koͤnigs Leopold II. Der bald 22jährige Prinz war Haupt⸗ mann im Karabiner⸗Regiment und kgl. preußiſcher Rittmeiſter a la suite des 2. hannoverſchen Dra⸗ goner⸗Regiments Nr. 6. Seine Mutter Maria iſt eine geborene Prinzeſſin von Hohenzollern. Seine Stelle in der Anwartſchaft auf den belgiſchen Thron wird nunmehr ſein 16jähriger Bruder Prinz Albert über das Sperrgeſetz geſprochen worden. Caprivi einnehmen. — und eine feurige Liebeserklärung und folgenden Schluß: b „Wenn Sie auch an mir und meiner Liebe zweifeln mußten, teure Ruth, ſo werden wohl dieſe Zeilen Ihnen die Verſicherung ö geben, daß ich es treu meinte. Können Sie auch verzeihen und mir ſagen, daß alles wieder zwiſchen uns iſt, wie damals in den köͤſtlichen Manoͤvertagen, wo die ſchönſte Ama⸗ zone an meiner Seite ritt. Senden Sie mir nur eine Zeile, ein gutes Wort und ich eile zu ihren Füßen. Das Band, welches die bloße Konvenienz um Olga ſollte, will ich dann löſen, ö allein Ihnen anzugehören. Ihr ergebener Diener ſein zu dürfen. Sie Gnade üben? Egon von Hohenſtein.“ 82 Am nächſten Morgen ſtanden ſich die Duel⸗ lanten gegenüber; Egon, nach Abſendung des roſa⸗ farbenen Briefes ſehr übermütig und fiegeskeck, Ar⸗ nold ernſt und vollbewußt des feierlichen Augen⸗ blickes zwiſchen Tod und Leben. Er hatte Ruths Notizbuch auf den Herzen, in ſeiner Brieftasche lagen noch außerdem 2 Briefe an ſie und den Großvater. Wenn er fiele, ſollte ſie wenigſtens wiſſen, wie ſehr er ſie geliebt und daß er auch für und mich ſchlingen um einzig und Ruth, einzige Ruth, lönnen ſie geſtorben ſei! Die Sekundanten ihre Thätigkeit, ſchritten die Entfernungen ab, zählten und gaben endlich das Zeichen zum Feuern. 2 Schüſſe fielen faſt zur ſelben Zeit und die Herren ſprangen vor; beide Gegner flanden noch auf den Füßen, nur Arnold hing den linken Arm ſchlaff herab und dicke Blutstropfen fickerten aus dem Aermel her nieder. f „Ich bin verwundet,“ ſagte er, ohne mit der Wimper zu zucken, „Herr Doktor, ich glaube, daß ich Ihre Bemühungen in Anſpruch nehmen muß. Bitte, verbinden Sie mich und bringen Sie mich nach dem Lazeret.“ Leutenant von Hohenſtein ſtand wie verſteinert und erſt als Arnold ſich entfernen wollte, kam er zu ihm, um nach altem Brauch Verſöhnung mit dem Gegner zu ſchließen. Arnold ſagte ernſt: Sie haben mich kampfunfähig gemacht, Herr von Hohenſtein,“ aber ich vergebe Ihnen dies und die Urſache, die uns hierher geführt hat, denn der Menſch iſt unvollkommen! Wenn wir uns einſt⸗ mals wiederſehen ſollten, wollen wir dieſe Stunde vergeſſen.“ Mit der Binde andern Tage ab. Die finſtre Falte auf Egons Stirn vertiefte ſich aber ſehr, als man ihm am nächſten Tage einen Brief übergab, dem bei dem Oeffnen am Arm reiſte Ainold am den Entwurf zuerſt dem H rrenhauſe vorzulegen, 5 wegen der finanziellen Seite der Vorlage nicht habe Er hoffe, daß das Geſetz den Zur Debatte haben 10 Redner für, 11 gegen erklärt, daß zur Befriedigung der An prüche der evangeliſchen Kirche eine Vorlage im nächſten Jahr erſcheinen werde. Reichensperger (Centt.) ſpeicht für die Vorlage; von Cynern (nl.) dagegen; Dr. Wedthorſt dafür; Fehr von Zedlitz Rickart (df. da⸗ 55 Balduin, Sohn 8 18911 2 Uhr geſtorben. Prinz Balduin, der künftige 1