W tan 1 tete 1 cui elan wachte blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Fur die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. —— Aeuſcheint jeden Dienztag und Freitag Abend. 5 reis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Samstag den 24. Januar Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. 1891 Nr. 7. Politiſches. — Ladenburg, 21. Jan. Kaiſer Wilhelm liebt bekanntlich Ueberraſchungen militäriſcher Natur und eine ſolche hat er jetzt auch der Garnifon Han⸗ nover bereitek, der Befuch der erlauchten Monarchen in der Stadt war allerdings ſchon vorher angekün⸗ digt worden, aber die Ankunft daſelbſt wurde — erſt für Dienſtag Nachmittag erwartet, ſtatt deſſen traf der Kaiſer bereits früh um 8 Uhr des genannten Tages in Hannover ein. Der hohe Herr ließ ſofort die geſamte Garniſon allarmiren und rückte mit ihrdannzu einer Gefechtsübnng bei Kirchode aus. — Seit Montag widmet ſich der Reichstag dem wichtigen Geſchäfte des Reichsetats, doch bot ungsgeſetz würde er von den Leuten, je mehr ſie ſich in dasſelbe vertieften, immer „ſchmackhafter“ gefunden werden. In ſeinen ferneren Ausführungen machte der Herr Staatsſekretär der deutſchen Preſſe den wohl kaum verdienten Vorwurf, ſte habe nicht perſucht, in ihrem Leſerkreiſe genügendes Verſtändz nis für das neue Gesetz zu erwecken. Beim Cap tel „Auswanderungsweſen“ wurden hauptſächlich von ſozialdemokratiſcher Seite verſchiedene Klagen über die Behandlung der Zöiſchendeckspaſſagiere auf den Bremer Lloyddampfern vorgebracht, denen jedoch der Bundesbevollmächtegte für Bremen, Senator, Dr. weder der Beginn der zweiten Etatsleſung noch deren Fortſetzung der Dienſtagsſitzung etwas be⸗ ſonders Bemerkenswertes dar. Letztere Sitzu ig wurde pollſtündig durch die Erörterungen des umfangreichen Etats des Reichsamtes des Innern ausgefüllt, von welchem am genannten Tage die Pofitionen: „All⸗ gemeiner Fond“, „Förderung der Hochſerfiſcherei“, „Zuſchuß des Reiches zu den auf Grund des In⸗ validitäts⸗ und Altetsverſicherungsgeſetzes zu zahlen⸗ den Renten (6,213,510 M.), „Auswanderungs⸗ weſen“, „Statiſtiſches Amt“ und „Normal⸗Eichungs⸗ amt“ zur Erledigung und unverkürzten Annahme gelangten. Bei der Beſprechung des Reichszuſchuſſes zu den Invaliditäts⸗ und Altersrenten meinte der freiſ. Abg. Schrader, die von der Einführung des Geſetz's befülchteten, Schwirigkeiten hätten ſich in der That herausgeſtellt und ſei es namentlich erwieſen, daß das Geſetz in Arbeiterkreiſen auf unüberwind⸗ liche Abneigung ſtoße. Staatsſekretär v. Bötticher wiederſprach dieſer Anſchauung auf Grund der ihm zugegangenen Berichte der preußiſchen Behörden und betſicherte er, das Invaliditäts und Altersverſicher⸗ N Im Banne des Blutes Roman von H. von Ziegler. Tlef, tief im Grunde von Arnolds Seele er⸗ dabei ein ſchwacher Hoffnungsſtrahl, er fühlte ihr Herz an dem ſeinen pochen, das dunkle Lockenköpfchen fich gegen ſeine Schulter preſſen! Ja, das war ein Uebermaß des ernſten Schmerzes ge⸗ weſen; wenn ſie erſt denſelben beherrſchen gelernt, würde dann die Empfindung unumſchränlten Ver⸗ trauens warmer Hingebung zu ihm auch noch in ihrem Herzen bleiben? Ja, er wollte ſort, wollte ſeine neue Stellung in der Reſidenz antreten; vielleicht, d aß gerade die Trennung ſein Bild in der Seele Ruths feſter ein⸗ prägte und ſie ihn dann lieben lernte! d Bei dieſen Gedanken atmete der ernſte Mann tiefer auf, ein glückſeliges Leuchten flammte in ſei⸗ nen Augen, er ſprang emporz und durchmaß wieder und wieder das Gemach, denn es war ihm un⸗ möglich, ſtill zu bleiben. Sein Sonnenſtrahl war Ruth von Jugend an und vielleicht einſt noch ſein treugeliebtes Weib, daß er auf Händen durch das das Leben tragen dürfte! Markus wiederſprach. Die weitere Diskuſſton vom Dienſtag war nicht von allgemeinerem Intereſſe. Am Mittwoch pauficte der Reichstag. — Die Ernennung des Staatsſekretcks im Reichsjuſtizamte, Dr. v. Oelſchläger's, zum Reichs⸗ gerichtspräftdenten hat die Neube⸗ ſetzung des genannten Staatsſekrekariats notwendig gemacht. Wie nun die „K. Z.“ zu melden weiß, foll Wirkl. Geheimrat Dr. Boſſe, bisher Unterſtaats⸗ ſekretür im Reichsamte des Innern, zum Staatsſekretär im Reichsjuſtizamte ernannt worden ſein. — In Frankreich fleht fich die Regierung zu umfaſſendem Eingreifen für die von der ungewöhn lichen Kälte am meiſten heimgeſuchten Landesteile veranlaßt. Zur Linderung der dringendſten Not ver⸗ langt die Regierung 6 Millonen Fros., welche Summe von beiden Häuſern des Parlaments ohne jede Weitſchwe figkeit einſtimmig bewilligt worden iſt. In einem am Dienſtag abgehaltenen Miiſterate wurden fernere Maßregeln zur Linderung der durch die Kälte veranlaßten Notbſtandes beraten. Verſchiedenes — Ladenburg, 53. Jan. Geſtern wur⸗ den hier mehrere Perſonen von der Staatsanwalt“ ſchaft virhört in dem Reffert'ſchen Falle. Die Schuldbeweiſe find ſoweit erbracht, daß an der Thäterſchaft, das Geld ſelbſt bei dem Poſtdiebſtahl an ſich gebracht zu haben, nicht mehr zu zweifeln iſt. Heute wurde mit den Eisſprengungen auf dem Neckar begonnen und waren hiermit ca. 20 Pionire thätig. Die Sprengungen machten einen impoſanten Anblick und waren auch den ganzen Tag eine Menge Zuſchauer da. — Hute wurde in Schriesheim das Mädchen M. von 21 Jahren beerdigt, welches in anderen Umſtänden, ſich durch eine Schuſtersſ rau W. ein Mittel verabreichen ließ welches ihre Fehler unge⸗ ſchehen machen ſollte, aber infolge deſſen unter gräß⸗ lichen Schmerzen ums Leben kam. — Aus Baden 22. Jan. Geſtern Vor⸗ mittag wurde in Mannheim auf der Straße ein Mann wegen Bettelns verhaftet. Im Gefängniß⸗ hof zog derſelbe einen Revolver aus der Taſche und ſchoß ſich in den Unterleib. Die Verletzung ſoll nicht lebensgefährlich ſein. — In der Nähmaſchinen⸗ fabrik zu Durlach wurde vorgeſtern ein von Grötz⸗ ingen gebüctigtes Mädchen von einem herabfallenden Rohr der Dampfheizung ſchwer getroffen und zwar ſo unglücklich auf den Kopf, daß die Unglückliche tot auf dem Platze blieb. — In Freiburg ſtellte ein Kaufmannslehrling einen mit glühenden Kohlen gefüllten Hafen in ſein Schlafzimmer, um dieſes zu erwärmen, und legte ſich dann ſchlafen, um nicht mihr zu erwachen. Der Kohlendunſt hatte das junge Leben getoͤdtet. — Im Groß berzogthum Baden erwartet man für das laufende erſte Geltungsjahr das Insleben⸗ — treten von etwa 4000 Alters verficherungen; der da⸗ Am nächſten Morgen blickte Friedrich Berger ſehr verwundert auf, als er ſeinen Enkel reiſefertig vor fich hintreten ſah. „Arnold, wo willſt Du hin? Junge, ich er⸗ kenne Dich kaum wieder, Du biſt noch ernſter und und ſchweigſamer als ſonſt!“ „Ich reiſe ab, um mich in H. mit Egon von Ho henſtein zu ſchlagen; er ſoll nicht denken, daß er ein Madchen wie Ruth ungeſtraſt beleidigen und elend machen darf!“ „Aber Arnold, wie heißt das? Zu welchem Zwick willſt Du Dein Leben für ein Wahngebilde opfern?“ „Ehre iſt kein Wahngebilde, Großvater. Zu⸗ dem will ich ihm ein einziges Wörtchen ſagen, näm⸗ lich Ruths wahren Namen — und das wird ihm eine ſchärfere Strafe ſein als der beſtgezielte Schuß!“ „Arnold, und zu welchem Zweck ſoll dieſe That geſcheh n? Mein Junge, halte Frieden!“ „Großvater, nur dies eine Mal kann ich Dir nicht gehorchen! Laß mich reiſen; von da aus gehe ich in die Reſidenz, um meine neue Stellung anzutreten.“ „Gott behüte Dich, mein teurer Arnold; ſo gehe denn, ich kann Dich nicht halten. Möge der Himmel! noch ſo lange ich lebe meinen heißeſten Wunſch erfüllen — und Euch beide, Dich und Ruth, zuſammen führen!“ „Darf ich — von ihr Abſchied nehmen?“ frug Arnold. „Sicherlich. Vielleicht führt dieſe Verirrung ihr Herz um ſo ſicherer Dir entgegen!“ Als dann Arnold vor dem jungen Mädchen ſtand, um ihr Lebewohl zu ſagen, blickte ſie angſt⸗ voll zu ihm auf. „Was willſt Du thun, Vetter? Wohin rei⸗ ſeſt Du? Verbirg es mir nicht, ich habe eine Ahnung, daß Du einen verhängnißvollen Entſchluß gefaßt haſt.“ „Die Dich auch wohl nicht täucht, Ruth. Ich gehe, um Liz utnant von Hohenſtein zu fordern!“ „Arnold,“ ſchrie da Ruth jäh auf und fuhr mit der Hand nach dem Herzen, während alles Blut aus ihren Wangen wich, Arnold Du wollteſt —“ ö „Für die Ehre meiner Coufine eintreten,“ f ſagte einfach, „ganz ſelbſtverſtändlich! Oder fühlſt Du noch Mitleid für jenen?“ „Nein,“ gab ſie ruhig zurück, „mir bangt um etwas anderes. —“ „Und Du meinſt ?“ „Daß Dein Leben gefährdet ſein könnte um meinetwillen,“ ſagte ſie, voll und innig zu ihm aufſehend, „Arnold, wie ſollte ich Dir danken für ſolch ein Opfer?“ „Danke mir gar nicht, Ruth,“ ö Arnold und ſein Auge umdüſterte ſich, antwortete „ich trage ſeit Jahren einen Talisman mit mir, der mich in