ptimm g. 8 5 Sch, eerſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. * ern. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ . an Neg. blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Allgemeiner Anzeiger fü Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. 5 2 1891 Volitiſches. Berlin, 10. Januar. Wie wir vernehmen, berrſcht in Fachkreiſen die Meinung vor, daß der Vernichtung Helgolands infolge der Verſpülung des Beſteines durch die Meereswogen wohl kaum Ein⸗ halt geboten werden kann. Der Verwitterungsproz ß iſt ſchon ſehr vorgeſchritten und unter englischer Verwaltung nichts geschehen, um die Inſel davor zu ſchützen. Schützende Maßnahmen die etwa ge⸗ troffen werden konnen, ſind ſchwierig und überaus koſtſpielig. Nicht ohne Wehmut beobachtet ſchon das Auge des Laien, daß bei der Rückergießuug der CACäb pad Lud 1 Fluth in das offene Meer die Woge emen meilen⸗ langen rothen Streifen mit ſich führt. Der roman⸗ uh fel tiſche Anblick, der ſo viel Tauſende Deutſcher er⸗ 4 freut hat, verwandelt ſich, wenn man ihm näher felbaat tritt, in das traurige Bild des allmähligen Unter⸗ ganges des neuerworbenen „letzten“ Stückchens 1 deutſcher Erde. N. Berlin, 11. Jan. Reichsgerichtspröfldent Dr dee von Simſon iſt, wenn auch noch nicht form l, ſo d bie doch thatſächlich von ſeinem hohen Amte zur lückge⸗ unh treten und bereits von Leipzig nach Berlin über⸗ ban in 1 ſtedelt. Die allſeitig erörterte Frage bezüglich ſeines . del Nachfolgers wird ſich daher wohl baldigſt zu ent⸗ gc ſcheiden haben und iſt darum der Juſtizausſchuß fllt Kn des Bundesrates vom Plenum beauftragt worden, 1 l dem Raiſer einen Vorſchlag für die Wiederbeſetzung ite ge des Reichsgerichtspräſtdenten zu unterbeeiten. Wen naht z der Juſtizaus chuß hierzu in erſter Stelle vorſchlagen „ hct? wlll, iſt jedoch noch nicht bekannt. 11 — Der Centralvorſtand des Afrikavereins der deulſchen Katholiken hat für Miſſions⸗ und öhnliche Zwecke in Deutſch⸗Oſtafrika die bedeutende Summe von insgeſamt 75,000 Mark und für den Wß⸗ ſelbſt dem und dal l brücht mannsdampfer auf dem Viktoriaſee 25,000 Mark bewilligt. Berlin, 10. Jan. Die erſten hochintereſ⸗ ſanten Verſuche an tubereulöſen Rindern mit Koch' ſcher Lymphe find brreits im Dorpater Veterinair⸗ Inſtitut angeſtellt worden. Der Docent W. Gut⸗ mann berichtet über die ſehr bedeutſamen Erfolge ſoeben in der baltiſchen Wochenſchrift für Land⸗ wirtſchaft. Die Verſuche an jener Anſtalt, welche die Lympe durch die hieftge ruſſiſche Botſchaft er⸗ halten hatte, erſtreckten ſich zunächſt auf drei tuber⸗ culöſe Kühe. Aus den mitg⸗teilten Tabellen iſt er⸗ fichtlich, daß das Mittel auch bei tuberculöſen Rin⸗ dern eine Steigerung der Körpertemp eratur ver⸗ anlaßt. Ein Zufall iſt hier ausgeſchloſſen, da die Steigerung der Temparatur bei allen Verſuchstieren zu gleicher Zeit nach etwa 11 Stunden, eintrat. Die Stärke und Dauer der Reaktion entſprach der Menge bis inj cirten Mittels. Bei allen Ver⸗ fuchstieren war während des Fieberanfalls das At⸗ men etwas beſchleunigt und erſchwert, der Appetit weniger rege, aber nächſten Tage zeigte ſich guter Zur Kontrolle der Verſuche dienten 2 geſunde Stiere der livlän⸗ Appetit und lebhaftes Wiederkäuen. diſchen Landrac⸗, von denen der eine (Gewicht 360 kg.) zwei Jahre und der andere 399 kg) dritthalb Jahre alt war. Die Stiere erhalten 0,3 cem. der Lymphe. Toeotz der ſorgfältigen, ſtünd⸗ lich vorgenommenen M ſſungen ließ ſich keine Tem⸗ peraturſteigerung bei dieſen Tieren nachweiſen. 24 Stunden nach der Einſpritzung wurden die Tiere geſchlachtet und bei der Obduction alle Organe voll- ſtändig normal gefunden. Aus dieſen Verſuch'en, ſo klein die Zahl auch iſt, glaubt Herr Docent Gut⸗ mann folgern zu müſſen, daß die Koch'ſche Flüſ⸗ figkeit ein ausgezeichnetes diagnoſtiſches Mittel bei der Tubereuloſe des Rindes ißt und als ſolches der Veterinaiermediein und der Landwirtſchaft von dem größten Werte ſein wird. Madrid, 19. Jan. Der Mörder des ruſſi⸗ ſchen Generals Sel verstow, Padlewski, iſt heute in Olot verhaftet worden. Olot liegt im Verwaltungs⸗ diſttik Gerona, in Catalonien; nach der Karte etwa 20 Kilometer vom Hauptort Gerona entfernt. An dem Fluſſe Fluvia. Olot liegt nicht an der Bahn. Anfcheinend hat ſich Padlewski von Sicilien nach Barcelona eingeſchifft und iſt von dort mit der Bahn nach Gerona gefahren, um die Berge zu ſchlagen. Verſchiedenes — Ladenburg, 12. Jan. frage, ob es ſtatthaft iſt, daß der Arbeiter durch Vertrag mit dem Arbeitgeber die Zahlung der Beiträge zur Alters⸗ und Invalitenverſicherung auf ſich allein übernimmt, erwidert die „Konſt. Ztg.“ „Nein! derartige Verträge haben nicht blos keine rechtliche Wirkung, ſondern find zu dem noch ſtraf⸗ bar. Arbeitgeber oder deren Angeſtellte, welche der⸗ artige Verträge geſchloſſen haben, werden mit Geld⸗ ſtrafe bis zu 300 M. oder mit Haft beſtraft. Auch jede andere Ueberwälzung der auf den Arbeitgeber fallenden Beitragshälfte oder eines Teils derſelben auf die Arbeiter — z. B. unter der Form einer Lohnkürzung — iſt unzuläffig. (88 147 u. 148 des Inv.⸗ und Alters⸗Verſ.⸗Geſetzes). — Ein wei⸗ terer Irrthum, der noch in vielen Kreiſen vorzu⸗ herrſchen ſcheint, iſt der, daß der Arbeitgeber die Beiträge des Arbeiters alle Monat oder alle Viertel⸗ jahr vom Lohn zurückerhalten dürfe. Es iſt dies durchaus unſtatthaft. Der Arbeitgeber hat vielmehr dieſe Beiträge allwöchentlich einzuziehen; eine nach⸗ andel bett 1 berditnet arbiemitel „Mail n nacht u Im Vanne des Blutes 1 Haifa 16 Ft chat 0 5 Ruth ſtand ganz ſtarr vor Erſtaunen, an ein Malk 955 ſolches Anerbieten hatte ſie nicht im entfernteſten 115 1 gedacht und auch ſogleich beſchloſſen es abzulehnen 1 9 „Gnädige Gräfin,“ ſtotterte ſie befangen, „Sie 101 find außerordentlich gütig, aber ich weiß doch nicht U ob Großpapa die Erlaubniß zu einem ſolchen Vor⸗ all haben meinerſeits geben wird.“ „Darf ich ihn fragen, Kind? Ich ſchreibe Haul heute, er muß mir ſeinen Sonnenſtrahl für eine Alen kurze Zeit abtreten.“ 1 ahh „Und Arnold geht auch nach der Reſidenz. 49 55 Nein, ich kann und darf es nicht.“ dungen l . „Ihr Vetter Arnold 2“ frug die Gräfin ſcharf, haben: „was hat er zu ſagen, wenn Großpapa es er⸗ Merlel b. laubt? Nein,“ fügte ſie hinzu, „ich will meinen 60 Mill. Sonnenſtrahl auch einmal genießen und Prinzeß⸗ 75 eln chen entführen —“ g g. Kun „Sie find ſehr gütig —“ ö 1 ding Tante,“ rief Olga hereintretend, „Exe f 0 Jufet Halden will aufbrechen und ſucht Dich.“ Ohne Ruth anzuſehen, eilte ſie, der Gräfin voraus in den Salon und Ruth ſchritt langſam tiäumend in das ziemlich leere Glashaus, um auf einer Bank ſich niederzulaſſen. Wie ſtill war es hier, wie konnte man den Gedanken gut nachhängen nach dem lärmenden, an⸗ greifenden Tage! Und immer und überall leuchteten dazwiſchen ſeine Augen auf, börte ſie Egons bezau⸗ bernde Stimme; ſi⸗ mußte die Hand über ihr Ge⸗ ſicht decken, ihr ſchwindelte bei dem Gedanken, vor den Großpapa zu trelen und ihm zu ſagen: „Sieh, her iſt der Mann, dem ich fürs Leben angehörte mit dem ich Leid und Glück tragen will, denn ich liebe ihn.“ „Schneewittchen,“ flüſterte es an ihrer Seite, und der, an welchen ſie gedacht, ſtand vor ihr mit heißem Liebesblicke die jungfräuliche Erſcheinung überſchauend, „warum ſo einſam? Ich ſuchte Sie durch den ganzen Garten.“ „Ich — war ſo müde und von Betiys Ab⸗ ſchied noch erregt,“ antwortete ſie befangen. „Darf ich Sie tröſten, holde Ruth,“ bat er gedämpft. „Sie haben eine Freundin verloren, aber da⸗ für einen Sklaven gewonnen.“ „Wollen wir nicht in den Salon zurückkehren ſagte das ſchöne Mädchen elwas unſicher, „Sie haben mich überraſcht und ich bin Ihnen ſehr dank⸗ bar, daß Sie mich hinein begleiten wollen.“ „Nein,“ rief er halblaut voll kaum bezähmter Leidenſchaft, „Sie ſollen nicht zu Jenen zurück, ich allein will Sie bewundern, auf den Knieen Ihrer Schönheit huldigen. Ruth, haben Sie Erbarmen, bleiben Sie!“ Sie hatten beide das Rauſchen eines Damen⸗ kleides überhört und fuhren jäh zuſammen als plotzlich ein ſchrilles, hartes Lachen an ihr Ohr drang. „Ach, welch trauliches Stelldichein hier im ſtillen Treibhaus! Sie einmal an, Vetter Egon und Sie, Fräulein — Berger, das hatten ehren⸗ hafte Menſchen nicht für moglich gehalten!“ rief Ol gas böſe Zunge. Ruth war erblichen, aber ſie raffte ſich wieder zuſammen und entgegnete kühl: „Sie irren, Fräu⸗ lein von Hobenſtein; Ihr Herr Vitter ſuchte mich ohne mein Wien und Wänſchen hier auf und ich habe ſorben die Abſicht ausgeſprochen zur G⸗ſellſchaft zurückzukehren. Alſo, laſſen Sie uns gehen!“ „Nicht ſo raſch, Fräulein! In unſrem alt⸗ feudalen Kreiſe iſt es einfach unmöglich, ſo aller guten Sitte ins G ſicht zu ſchlagen und — einem verlobten Manne Schlingeu zu legen.“ Wie vom Butze getroffen fuhr Ruth zurück und Egon ballte heimlich die Fauſt, ſeiner Coufine einen wütenden Blick zuſchleudernd.