Paris, 8. Januar. Herzog Nikolaus von Leuchtenberg iſt geſtern Nachmittag geſtorben. Verſchiedeues Ladenburg. 9. Januar. Am 17. Januar v. J. wurde Abends auf dem Wege nach der Bahn der Poſtbote Georg Reffert, welcher die Poſtſachen zur Bahn bringen ſollte angeblich rück linas überfallen und demſelben der Poſtbeutel mit 2700 M. Inhalt und 2 Packete geraubt. Mehrere Perſonen wurden unter dem Verdachte den Raub ausgeführt zu haben verhaftet, aber wieder freige⸗ loſſen, da deren Schuld nicht erwieſen werden konnte. Bald noch dem Falle lenkte ſich der Verdacht auf die Angehörigen des R ffert und ihn ſelbſt und richerchſtte die Geheimpolizei ſtäudig nach den Aus⸗ gaben der Reffert'ſchen Familie. Geſtern erfolgte nun die Verhaftung der ganzen Reffert'ſchen Familie und wurde Hausſuchung unter Leitung des Herrn Staatsanwalts Duffner vorge⸗ nommen, wodei verschiedene verdächtige Gegenſtände ſowie der Inhalt eines bei dem Ueberfall abhanden gekommenen Packets aufgefunden worden ſein ſoll. Die Ueberführung der 5 Perſonen, nämlich der Poftbote Gtorg Reffert und Frau ſowie die Mutter und 2 Geſchwiſter desſelben verurſachten hier eine nicht geringe Aufregung. 0 5 e 5. Jan. Das Reichs⸗ walſenhaus in Lahr iſt bekanntlich faſt ousſchließ⸗ lich durch das ſeiner Zeit mit großem Beifall auf⸗ genommene Fechtfyſtem in ſeinen verſchiedenen Ab⸗ ſtufungen zur Ausführung gelangt und zu einer ſegensvollen Einrichtung geworden. Inzwiſchen iſt der Reiz dieſer eigenartigen Erfindung einigermaßen erlahmt und es iſt notwendig, dem Waiſenhaus in anderer Weiſe zu Hilfe zu kommen. Von Seiten des Miniſteriums des Innern wurde denn auch, wie gemeldet wird, die Veranſtaltung einer Lotterie genehmigt und die Preiſe (kunſt⸗ und kunſtgewerb⸗ liche Gegenſtände) ſollen 70 Prozent des auszu⸗ gebenden Loswertes betragen. Man darf wohl auf die weiteſte Teilnahme für dieſe im ganzen Reiche bekannte und beliebte Anſtalt rechnen. — Konſtanz, Die Leiche des auf dem Unterſee verunglückten Architekten Holzmann iſt vom Fiſchermeiſter Koch geſtern aufgefunden und hier⸗ her verbracht worden. — Engers, (Reg.-Bez. Koblenz.), 2. Jan. Eine junge, ſeit Kurzem zum Beſuche hier weilende Amerikanerin beſuchte geſtern mit ihren Verwandten einen Ball. Dabei kam die Rede auf amerkanifche einen Einzel. Tänze und das Mädchen 19 1 die erſten tanz vorzufübren. Kaum hatte ſte Schritte gemacht, ais ſie entſeet zu Boden ſtürzte, Kiel, 8. Januar. Der 1 e ufolge fand ein Zuſammenſtoß zweier Per onen⸗ 8 heute Morgen in der Nähe von Sügeberg bei der Weiche vor dem Bahnhofe bon Segeberg alt; ein Bremſer iſt ſchwer, ein Poſtſchaffner und 50 Reiſender find 11 0 1 Lokomotiven ein Poſtwagen ſind zertrümmert. 115 5 55 0 ur g, . Januar. Ueber zwan⸗ zig Seeſch ffe, darunter mehrere Poſtdampfer, trei⸗ ben heute auf der Unterelbe hilflos bei ſehr ſchwe⸗ rem Eisgange umher. Die nach Harburg beſtimmte auf die Klippen geworfene „Anna Margareth⸗ wurde total zum Wrack. Der Dampfer „Argo“, von Riga nach Hull beſtimmt, iſt im Schneeſturm bei Allinge geſtrandet. Drei Mann von der Be“ ſatzung kamen dabei ums Leben. Lübeck, 6. Jan. ſturmes iſt der Bahnverkehr zwiſchen Travemünde und Mecklenburg gänzlich eingeſtellt. Auch herrſcht Beſorgniß über das Schekſal des ſeewärts einge⸗ frorenen Dampfers „Caprivi“ — Bremen, 8. Jan. Der geſtern Abend 10 Ubr von Geeſtemünde fällige Perſonenzug lief vor dem Güterbahnhof auf den eben falls in der Fahrt nach Bremen befindlichen Güterzug auf. Die Lokomotive entgleſste und wurde nebſt zwei Wagen zertcümmert. Menſchenleben find nicht zu beklagen, es kamen nur leichte Verletzungen vor, als Urſache des Unfalls wird die zu frühe Ab⸗ —— lafſung des Perſonenzuges von Oslebshauſen bis zeichnet. — Wien, 7. Januar Der Direkter der deutschen Seewarte, Geheimrat Neumayer berichtete auf Anſuchen der öſt' rreichiſchen Marine aus den Jornalen der vom Cop Horn nach Hamburg heim⸗ getehrten Schiffe über das Wetter von Mitte Juli ds Ende Auguſt vorigen Jahres, öſtlich und weſt⸗ lich von Cap Horn. Dies geſchah, um Aufſchluß zu erhalten, wo und unter welchen Umſtän den Jo⸗ hann Orth mit der „Santa Margherita“ verun⸗ glückt iſt. Geheimrat Nrumaher ſpricht in einem Begleitſchreiben die Anſicht aus, der „Santa Marg⸗ herita“ ſei bei der Umſegelung des Cop Deſire ein Unfall ſchwerſter Art zugeſtoßen, da am 20 Juli, ſieben Toge nachdem das Schiff von Laplata aus⸗ gelaufen, dort ein organartiger Sturm aus Oſt und Südoſt in jener Gegend wütete. Es ſei In Folge des Schnee⸗ möglich, daß Spuren des Schiffes und der Menn ſchaſt an der Küſte bon Patagonien zu le ren und ein dobin entſendetes Sch ff Aufllten über Octh's Schickfal erhalten könnte. Der Fe richt und das Gutachten Neumahers wurde den Kaiſer vorgelegt, „ Z (leber die Bedeutung der 9 deulſchen Induſtrie gegenüber der franzöſiſchen noch für 1875 Millionen Fr. Waaren ausgefüh, während zu jener Zeit Frankreich ſchon für 227 Mill. ausführte. Großbritannien aber für 340 Mill. Ein Jahrzehnt, ſpäter führte Frankreich iz 2804 Mill., Deutſchland füt 2750 Mill. ah 1888 aber führte Deutſchland für 4191 Miß, Frankreich für 3246 Mill, Großbritanien ih 5 6410 Mill. Fr. aus. In Prozenten ergib dig darnach folgende Skala, wenn man die Ausſuhz von 1860, alſo vor 28 Jahren gleich 100 sech Deutſchland 100. 223 5, Frankreich 100 153 Großbritannien 100. 88.5. Mit andern Worten Während Frankreich kaum um das 1½ ⸗ſache de 1860 in der Ausfuhr geſtiegen iſt, auch das ge, waltige Großbritanien nur auf das 19/10 ⸗fache ge kommen iſt, hat Deutſchland in der gleichen Zeh es fertig gebracht, ſeine Ausfuhr auf das 2 Nec zu erheben, — Gemeinnütziges iſt gegenwärtig der Hiuwel auf das Lederkonſervirmittel „Schußſett More Büffelhaut“ Naß gewordene Stiefel, damit einge fettet, bleiben geſchmeidig und können ſchon nach wenigen Stunden wieder glänzend gewichſt werden Wöchentlich 1 bis mal damſt eingefettete Stieſeh bleiben ſteis waſſerdicht und weſch, ſo daß ſich die kleine Auslage ſchnell bezahlt macht. Verkaufsſtellen ſiebe Inſerat. f Ganz ſtid. geruckte Foulards Mk. 1.90 bis 7.25 p. Ma, — eg, 480 verſch. D spofit.) verſ. roben⸗ und ſtückweſſe porte⸗ u. zollfrei in's Haus das Fabril⸗ Debot G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Mute umgehend. Doppelkes Briefeporto nach der Schweiz ...... — — Sie können doch nie an eine Verbindung mit dem ürgerlichen Mädchen denken und — ich bin zu olz um mit mir ſpielen zu laſſen!“ entgegnete Ruth. Wie ein unwilliges Zucken flog es über Egons ſchönes Geſicht, dann aber bat er von Neuem: „Ruth, ſagen Sie mir nur das Eine, wonach ich ſchmachte — und dann ſtoßen Sie mich von ſich: lieben Sie mich, konnen Sie mich lieben?“ Es war zu viel für das junge unerfahrene zum erſten Male heftig pochende Mädchenherz! Und wenn es ihr Tod geweſen wäre, ſie mußte auf⸗ ſehen in ſeine ſchöͤnen flammenden Augen, die ſich zu ihr nie derneigten. Die roſigen Lippen öffneten, ſich halb, dunkler Purpur überzog die zarten Wangen und der Blick ſchimmertr feucht, als ſie halb weinend, halb lachend h rvorſtammelte: „Ja — ich — liebe Sie auch! „Schneewittchen!“ triumphierte er und zog blitzſchnell Ruths Hand an ſeine Lippen, „o wie glückſelig machen Sie mich durch dies Wort. Wiſſen Sie, daß ich ſeit jenem Moment, wo ich die rei⸗ zende Amazone zu Pferde erblickt, nicht mehr von ihr laſſen konnte?“ Ernſt und feierlich erklangen jetzt die Kirchen⸗ glocken, der Wagen hielt uno Ruth atm te erleich⸗ tert auf, als man ausſtieg; die Leidenſchaft Egons betäubte und erſchreckte ſie, und wie ein Gedanke 5 1 durch ihre Seele: „Wäre Arnold doch ier!“ Und doch kam auch Ruth ein ganz anderer Gedanke! Als ſie gleich darauf an Egons Seite durch die Kirche ſchritt, als ſie den leiſen Druck ſeines Armes fühlte und den Hauch ſeiner Worte vernahm: „Konnten wir beide doch voranſchreiten,“ da durchſchauerte süßes Glück das liebliche Mädchen und ſie blickte ſtrahlend empor zum Himmel. Es war eine feierliche Stunde! Gräfin Pelſch ſaß ſo, daß ſie die Braut und auch Ruth genau ſehen konnte und man überraſchte ſie immer wieder dabei, daß ihr Blick von Betiy hin zu Ruth glitt und zärtlich an dem dunklen Locken⸗ löͤpfchen hing. Ja, ſie liebte die reizende Enkelin und immer von neuem begann bei deren Anblick der alte Wiederſteeit in ihr. Wie gerne hätte ſie vor der Welt ihr Anrecht bekannt auf Ruth — und doch ſchrack ſie auch wieder zurück vor d m Enthüllen der trüben Vergangenheit. Wie lieblich Ruth heute ausſah, welche bewundernden Blöcke Egon auf ſie richtete; es wäre ein ſchöͤnes Paar geweſen! Seufzend raffte ſie ſich zuſammen; ach nein, es konnte ja nicht alles ſo ſein, wie man wünſchte. Was würde die Welt dazu ſagen ? Uẽnd dann — jener ſchoſſe Mann, der wieder heimge⸗ kehit war, er ſtand zwiſchen ihr und Ruth mit dem 5 1 5 Worte: „Sie hal keine Großmutter m. r 14 Gegenüber von Ruth ſaß Olga, blaß und fiuſter und wandte kein Auge von ihr; ein dunkles Gefühl der Elferſucht nagte an ihrer Seele, ſie beobachtet? geſpannt das schöne Paar, ob is in Blick oder Miene ein Einverſtändniß verrate. O, wie ſie dleſe Ruth mit dem eingebildeten Prinzeſſin⸗ namen haßte; ſchon als Kind war ſie ihr ſatal 3 und 1 das ſtrenge Gebot der Tante atte ſie vermocht, wenigſtens äußerlich f gegen Ruth zu ſein. eee hielt ſie in Händen, es mußte von ihm ſein, kein Zweifel! Olga hörte nicht auf des Predigers Worte, ſah nicht die Nruvermählten am Aitare Wilch' ein Peachthouquft knien und erſt als die Orgel zum Schlußderz einſ tzte, ſchrack ſie empor wie aus tiefem Traum Das Diner war vorüber, die Neubermäßlles kehrten noch einmal zum Abſchiednehmen in den Salon zurück, und Bekth hielt zum bien Malz die Freundin umſchlungen. a „Gott ſei mit Dir und mache Dich glächig flüſterte Ruth ergriffen, „ich ſchreibe Dir bald e „Und ich, mein Herz, hoffe, Die flüſterte Betiy. „Lebewohl, Ruth.“ a Der Wagen rollte mit den Neudermäßlen davon, und Ruth wandte ſich, Thränen in den Augen, ab, als die Gräfin plotzlich der iht ſtand. „Kommen Sie mit mir, Kind,“ bat ſie ſo weich we noch nie, „ich habe Ihnen eine Bitte mitzuteilen.“ Ich ſtehe zu Dienſten, Frau G afig,“ lächelte das junge Mädchen, dankbar, „beſehlen Sie bet mich!“ „O, Kind, das wäre nicht ſo leicht, den meine Bitte iſt eine große. Ich beabſichtige dalle lich, den Wuter im ſolichen Frankreich zuzubeiſe gen und, da Olga bei ihtem Vater bleiben muß, ſo dachte ich, ob Sie wohl die große Güte htte, mich — als liebes Töchterchen dahin zu de 17 1 Fortſetzung folgt. „ 25 5 T Feinfühlig. N Marta: Kommſt Du mit ſpazieren ““ Ella: Nein, der Himmel iſt ſo gras grau ſteht mir nicht!“ und und bis tiſchen) finden wie in dem L'econo miste fran vom 3. Januar 1891 eine ſehr erfreulſche Zu. ſammenſtellung. Darnach hätte Deutſchland 1800 bald die bräutlche Myithe ins Haar drücken zu können,“ 1 L 5 8 l