blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. erſcheint jeden Dienttag und Freitag Abend. eis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg, Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 2 . Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. 8 25 Berlin, 9. Jan. Am Mittwoch, den 7. Januar war ein Jahr verfloſſen, daß Kaſſerin Auguſta, des neuen deutſchen Reiches erſte Kaiſerin, ihrem unvergeßlichen Gemahl in die Ewigkeit nach⸗ folgte, tiefbetrauert vom geſamten deutſchen Volke. Fortan gehört daher der 7. Januar zu den ernſten Gedenktagen in der vaterläudiſchen Geſchichte und ſelbſtverſtändlich wird man vor Allem im deutſchen Kaiſerhauſe dieſes ſchmerzlichen Erinnerungstages nimmer vergeſſen. Dem Gedanken der heimgegangenen edlen Fürſtin galt darum auch die Trauerfeier, welche am veifloſſenen Mittwoch im Mauſolum zu Charlottenburg das Kaiſerhaus am Sarge der Kaiſerin Auguſta vereinigte. Die Feier, zu welcher auch die Großherzogin von Baden trotz der rauben Jahreszeit herbeigeeilt war, verlief in erhebendſter und zugleich ergreifender Weise. ö 1 Berlin. 7. Jan. Zur Uebergabe der Pa⸗ thenſtelle bei dem neugeborenen Prinzen find u. A. der König von Ital ien, die Königin⸗Regentin der Niederlande Emma und der Generalfeldmarſchall Moltke eingeladen; die Taufe findet vorausfichtlich am 25. Januar ſtatt. — Dem Staatsſekretär v. Stephan wurden an ſeinem heutigen 60. Geburts⸗ tag zahlreiche Zeichen der Verehrung dargebracht; meiſtens Blumen. Eine off zielle Feier hatte fich v. Stephan verbet en. — Berlin, 7. Januar. Ja der heutigen Sitzung der medieiniſchen Geſellſchaft hielt Virchow einen Vortrag über 21 Sektionen von Leichen . ſolcher Perſonen, die nach Anwendung der Koch'ſchen Injeltion geſtorben waren. Es ging daraus lt. Fe. Ztg. haupt ächlich hervor, daß alle innern Organe nach der Koch'ſchen Injektion Hype rämte (Blutfülle mit Eutzündungsneigung (von ganz ungewöhnlichem — e treten wäre. infolge Koch'ſcher Injektion zerſtörten Tuberkeln zu tuberkuld er alten Kavernen und friſche Wucherungen an den Rändern der Tuberkelherde ſowie) an den bi⸗ nachbarten Lymphorüſen wahrgenommen wurden. Beſonders inteceſſant war das Lungenpräparat einer ſchwindſüchtigen Perſon, deren Zuſtand nach 6 Jajektionen keine weiteren mehr zuließ und die 4 Wochen päter ſtarb. Obwohl im Lebzeiten nur Juflitratton der Lungen pitzen diognoſt zirt war, zeigte ſich ein unterer Lungenlappen in hoͤchſten Grade tuberkulös erkrankt, ſo daß Virchow die Möglichkeit ann mmt, daß dieſe friſche Jabaſton eine Folge der Jajektion ſei. Das Gehirn eines an Knochentuberkuloſe geſtorbenen Kindes wies ſtarke Hyperämie der Gehirnhaut auf, wie Virchow ſie ſelten geſehen zu haben erklärte. Ein Präparat von Darmtuberkuloſe zeigte infolge der Koch'ſchen Jijekt on ſo ſtarken Z rfall der Geſchwüte, daß in kürzeſter Zit Durch ö herung der Darmwand einge⸗ Virchow hält es für moglich, daß die Infizirung neuer Stellen oder andere Organe führen. — Berlin, 9. Jan. Die Neuordnung der geſamten Verhältniſſe in Deutſch⸗Oſtafrika hat auch die Feſtſetzung des Amtsſitzes für den künftigen Gouverneur notwendig gemacht. Hafenſtadt Dar⸗ es⸗ Salaam erkoren worden, letztere wird alſo in Zukunft den polſtiſchen Mittelpunkt Deutſch⸗Oſtafrikas bilden. Die Arbeiten für die Errichtung des Gouvernements gebäudes, ſo⸗ wie der anderen Regierungsgebäude in Dar⸗ es⸗ Salaam find bereits in Aagreff genommen worden. — Verl in, 8. Jan. Die vor einigen Roman von H. von Ziegler. 15, 8 Armer Arnold! In dieſer Stunde, da ihr eigenes zuckendes Herz erkannte, daß es jenem ſchönen, glänzenden Off ziere gehö ce, wußte ſie auch um des Veters G:heimniß, welches er doch ſo tief vor allen Menſchen verbergen wollte. Ob ſie ihn geliebt hätte, wenn ſie Egon nicht gekannt? Er⸗ glühend barg ſie das ſüße G ſichtchen in den duf⸗ tenden Orangeblaten, dann ſprang ſie auf wie ein übermütiges Kind und breitete beide Arme aus: „Er liebt mich! Egon — ich liebe Dich wieder!“ — Betiy hatte gewünſcht, daß Ruth, ihre liebſte Freundin, ihr den Kranz auffetzen möge und, als ſie mit ihrer Toilette fertig war, eilte ſie hinüber. zu der ſtrahlenden Braut, um ihr dieſen Liebes⸗ dienſt zu erweiſen. Wie eine Elfe flog ſie über die Corridor“; in den dunklen Locken lag ein Halb⸗ kränzchen von Roſen nnd gleich: Blüten ſchmückten den Ausſchnitt des Kleides. Se hatte eine ſchoͤne weiße Hülle um die Schultern gelegt, Bouqet nnd Fächer hielt ſie in der Hand, um gleich mit Bette zur Geſellſchaft gehen zu können. Das ſchön —— letzterer im Vogeſen⸗Depart⸗ment gewählt. einets Wohl iſt in ſofern bedeutungsvoll, als durch Samstag den 10. Januar 1891 Politiſches. Grade aufweiſen, daß ferner friſche Blutungen in Tagen in Frankreich vollzogenen Senatswahlen verdienen eine beſondere Beachtung auch in Deutſch⸗ land. Das bemerkenswerteſte dabei iſt die Wahl des Keiegsminiſters Freyeinet und des von der politiſchen Bildfläſche ſeit längerer Zeit ſchon ver⸗ ſchwundenen, ehemals ſo einflußreichen Staats⸗ mannes Jules Ferry; erſterer wurde in Paris Frey⸗ ſte der Regierung ein nicht zu unterſchätzendes ver⸗ trauensvotum ausgeſtellt wird. Die Wiederein⸗ ſtellung Feriy's in die politiſche Thätigkeit durch dir Wähler der Vogeſen bedeutet für den vielge⸗ diente Genugthuung. 3 marks. ſchmähten und verdächtigen Staatsmann eine ver⸗ Kaum einem zweiten Poli⸗ tiker wurde ein: größere Zahl von Schmähnamen zuteil, als ihm; den „Sklaven und Schleppt räger Bismarcks“, den „Tonkineſen“ nannte man ihn. Der letzte Titel entſprang dem Mißerfolg ſeiner kolonialen Unternehmung in Tonkin, den erſteren verdankt er ſeiner Friedenspolitik im Sinne Bis⸗ Ferry's Wahl und Rückkehr ins politiſche Leben berechtigt daher zu der Hoffnung, daß maß⸗ vollere, friedlichere Anſchauungen beim franzöſiſchen Volk, wenn auch nur allmählich, die Oberhand ge⸗ winn en. Zu dem elben iſt nach reiflichen Eröcterungen die raſch aufblühende einer Bäſte beſtehen und in geſtellt Koblenz, 8. Im. Die Stadtverordneten bei ſchloſſen, lt. Köln. Z1g., der Kaiſerin⸗Auguſta in den Rheinaulagen ein Denkmal zu errichten und be⸗ willigten hierfür 30,000 M. Weitere Mittel ſollen in den hieſigen Bürgerkreiſen aufgebracht werden. Das Denkmal ſoll auf Wunſch der Großherzog in von Baden nicht in einem Standbild, ſondern in einem Tempel auf⸗ werden. Die Rheinanlagen erhalten von heut ab die Bezeichnung Kaiſerin⸗Auguſta⸗Anlagen. Geſicht leuchtete und ſchimmerte ſo ganz beſonders zauberiſch, über Nacht ſchien ein Engel es berührt zu haben, dieſer ſelige Ausdruck konnte von der Erde ſtammen. nimmer grüßte nun gleichfalls alle die ihr Es war Ruth, als müſſe ſie jeden Menſchen lieben, jedem tief ins Auge blicken, jenem Himmelsſtrahl zu forſchen, den ſie ſelbſt trug. Betty ſtand, bereits im vollen bräutlichen Schmuck, inmitten des Gemaches und ſtreckte der Eintretenden beibe Hände entgegen. „Gott lohne Dir Deine Liebe, mein Herz,“ ſagte ſie bewegt, „ich bin ſo glücklich in dieſer Stunde!“ „Moͤchteſt Du ſo glücklich werden, als Du es verdienſt, Betiy,“ erwiderte Ruth und, ſchweigend vor tiefinnerſter Bewegung, hielten ſich beide Freun⸗ dinen lange, lange umſchloſſen. „Es wird Zeit,“ mahnte Betiy endlich, ſich aufrichtend, „aber, laß Dich anſehen, Liebling! Wie reizend ſiehſt Du aus!“ Keine Schmeicheleien, liebes Bräutchen; nun laß Dich ſchmücken!“ Ernſt und doch glückſelig derließ Betiy von Hohen⸗ ſtein, Hand in Hand mit Ruth ihr Mäcdchenzim⸗ mer und begab ſich nach dem Salon, an deſſen Thüre der Landrat ſeine Verlobte erwartete; ſie tauschten einen treuen Liebesblick und warmen um nach Händedruck, dann aber traten ſie zur Geſellſchaft, die ſich ſogleich um ſie drängte. Ruth hatte ihren Umhang abgelegt und be⸗ bereits vom Polterabend her bekannten Herren und Dam en; auch Lieutnant von Hohenſtein trat mit tiefer Verneigung zu ihr, ſich nach ihrem Befinden erkun⸗ digend. Heiß erröthend ſtammelte ſie einige Worte des Dankes für das Boquet, ſchlug jedoch raſch den Blick zu Boden, als ſie ſeinem auflammenden begegnete. Der Hochzeitszug ordnete ſich zu Paaren und die Wagen fuhren dor. Als Ruth ihre Hand auf Egons Arm legte, zitterte dieſe merk ich und beim Hmausgehen frug er leiſe, haſtig: „Ruth, meine angebetete Ruth haben Sie meine Zeilen ungütig aufgenommen?“ „Ich hätte ſie zurückweiſen ſollen,“ ſagte fie ſanft, eine ſolche Sprache ziemt mir nicht anzuhören und Ihnen nicht, einer Dame jungen gegenüber zu äußern.“ „So herb kann Schneewittchen urteilen?“ frug er mit feiner klangvoll weicher Stimmme, ha⸗ ben Sie denn gar kein Mitleid mit dem armen Schmetterling, der ſich an ihrem Strahle die Flü⸗ gel verbrannte?“ Man ſtieg ein, der Wagenſchlag fiel zu und Egon griff nach des Mädchens zitternder Hand. „Haben Sie Erbarmen, Herr von Hohenſtein