blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. AErſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Mabel Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg, Druck und Verlag von Karl Molitor, Jadenburg. Nitwoch den 7. Januar Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 15 Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. 1891 Nr. 2. Politiſches. Berl in, 6. Jon. Die deutſch⸗oſtafrlkaniſche die vom Reichskomm ſſär Major v. Wißmann an gangen. Seit dem 1. Januar dieſes Jahres bildet unmittelbare Colonie des Reiches, in welcher nun⸗ mehr laut der hierüber erlaſſenen kaiſerlichen Ver⸗ fügung die für alle übrigen Schutzgebiete Deutſch⸗ lands geltenden Verordnungen und Beſtimmungen nuar ab in Deutſch⸗Oſtafrika die Steuererhebung für Rechnung des Reiches begonnen. Bis zur Ueber⸗ nahme der Verwaltung der nunmehrigen oſtafri⸗ kaniſchen Kronkolonie am kommenden 1. April durch den neuernannten Gouverneur von Soden werden v. Wißmann wahrgenommen. — Die Hoffnungen auf ein baldiges und be⸗ friedigendes Ergebnis der Handelsvertragsve'rhand⸗ lungen zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich⸗Ungarn find durch die bezüglichen Aeußerungen des ungari⸗ ſchen Miniſterpräſidenten, Grafen Szapary, beim den. In unzweideutigſter Weiſe hat der leitende Staatsmann Ungarns das Zuſtandekommen des er⸗ ſtrebten Vertrages als im hohen Intereſſen beider beteiligten Parteien liegend bezeichnet, eine An⸗ und Wien ebenfalls vollkommen geteilt wird. Die am nächſten Donnerſtag erfolgende Wiederaufnahme der zollpolitiſchen Verhandlungen in Wien vollzieht ſich alſo unter ſehr günſtigen Anzeichen und die zu erwartende zollpolitiſche Verſtändigung zwiſchen Rüſte iſt, wie ſchon vorher deren Hinterland, durch f den Hauptpunkten vollzogene Hiſſung der deutſchen Flagge endgiltig in den Befitz des Reichs überge⸗ Deutſchland und Oeſterreich⸗Ungarn wird ſicherlich zu einem neuen Eckſtein für das engepolitiſche Bünd⸗ nis beider Staaten werden. Verſchiedenes — Ladenburg, 5. Jan. Ueber die Ver⸗ hältnſſſe der unſtändig Beſchäftigten, d. h. der nicht zu einem beſtimmten Arbeitgeber in einem regel⸗ alſo das geſamte deutſch⸗oſtafrikaniſche Gebiet eine in Kraft getreten find. Außerdem hat vom 1. Ja⸗ deſſen geſamten Befugniſſe noch vom Reichskommiſſär mäßigen Arbeits⸗ oder Dienſtverhältniß ſtehenden Perſonen nach dem Inval.⸗Verſicherungs⸗Geſetz bringt die Karlsruher Zeitung eine ausführliche Zuſam⸗ menſtellung, aus welcher wir Folgendes hervorheben wollen. Die erſte Frage, welche unſtändig beſchäftigten Perſonen unter daß Geſetz fallen, iſt durch eine neuerliche Beſtimmung des Bundesrats in ſofern weiter geklärt worden, als vorübergehende Dienſt⸗ leiſtungen in gewiſſen Fällen von der Verficherungs⸗ pflicht ausgeſchloſſen werden. Als verficherungspflichtig find anzusehen, die landwirtſchaftlichen Hülfs⸗ und die Megearbeiter ferner Waſchfrauen, Büglerinnen, Schneiderinnen, Nähe rinnen, die ihre Arbeiten in den Häuſern ihrer Kunden verrichten und nicht wenigſtens einen Lohn ⸗ arbeiter ſelbſt beſchäftigen. Als nicht verſicherungs⸗ pflchtig find durch obige bundesrätliche Beſtimmung Neujahrsempfang in Peſt bedeutend geſteigert wor⸗ ausgeſchieden die Aufwärter, Aufwärterinnen, Mo⸗ natsfrauen, Lohndiener, ſerner Perſonen, die zur Unterſtützung der Dienſtboten aushilfsweiſe zum ſchauung, die in den Regierungskreiſen von Berlin Reinigen der Zimmer, zum Straßenkehren, Schnee⸗ wegſchaffen eie verwendet werden. Den unſtändig Beſchäftigten, ſofern ſie unter das Geſetz fallen, find durch die Gemeindebehörden (Kactenausgabeſt len) im Januar 1891 Quittungs⸗ karten zuzuſtellen, auch wenn ſie augenbicklich ohne Beſchäftigung find. Der die Beſchäf ügte 9 1 205 Quit⸗ Im Vanne des Blutes Roman von H. von Ziegler. Ein glänzender Polterabend ging der Hochzeit voran. Herr von Hohenſtein hatte zu dem Polter⸗ abende ſämmtliche Bekannte geladen und einen Ball arrangiert, um der Jugend Gelegenheit zum Tanzen zu bieten. Gräfin Neltſch in ſchwerſeidener, filbergrauer Robe machte die Honneurs, wobei das Brautpaar ihr half uad alle drei athmeten erleichtert auf, als die Gäſte ſämmtlich eingetroffen waren. „Und Sie haben mich nicht vergeſſen, Fräu⸗ lein Ruth?“ frug Lieutenant von Hohenſtein leiden⸗ ſchaftlich, als er vor der ſchlanken Mädchengeſtalt in fliederfarbnem Kleide ſtand und ſich in ihre Tanzkarte einzeichnete. „Seit jenem Mandverballe trage ich Tag und Nacht nur ein Bild im Herzen 10 allein wiſſen wer es iſt!“ fläſterte er dann tiſe. „Herr von Hohenſtein, welche Sprache,“ zürnte Ruth, welche ſehr bleich wurde. „Vergeſſen Sie nicht, daß ich mich hier unter dem Schutze ihrer 4 befi⸗ ide und durch 8 ke e ſolche Sche rze „Fräulein Ruth ſieht nicht aus, als ob „Sollte es Ihnen dann als 8 Neltdigung erſcheinen, zu wiſſen, daß ich fie verehre, a.. Haſtig griff die junge Dame nach dem Elfen beintäfelchen und wande ſich von dem jungen Of⸗ fiziert ab; ihr Herz bebte und doch konnte ſie nicht anders handeln, denn Olgas ſcharf ſpähendes Auge ruhte ſorſchend auf ihr. Hohenſtein unterdrückte tungskarte am zweckmäßigſten in eigener Verwahr⸗ ung, beſchafft ſich Marken ſeiner Lohnklaſſe, und klebt in jeder Woche, in welcher er Beſchäftigung findet, eine Marke ein, die er mittellſt Durchſtrichs und Beiſetzung des Datums zu en werten hat. Die Hälfte des Markenbetrags hat ihm der Ar⸗ beitgeber, der ihn in der Woche zuerſt beſchäftigt hat, zu erſetz 'n, derſelbe ſoll aber auch über die vollzogene Markeneinklebung fich verläſſigen, und, wenn die Entwertung noch nicht ſtattgefunden haben ſollte, dieſe ſelbſt nachholen, wenn er nicht Gefahr laufen will, nochmals um den Beitrag angeſprochen zu werden. Will der unſtändige Arbeiter die Beiträge nicht ſelbſt wochenweiſe entrichten ſo haben die Einzugsſtellen jeweils bei den Einzugsterminen die Beſchäftigungszeiten und die beitragspflichtigen Ar⸗ beitgeber zu ermitteln, und die Beiträge einzu⸗ ziehen. Darüber, ob der unſtändig Beſchäftigte ſeine Marken ſelbſt einkleben, oder den Einzug der Krankenkaſſe überlaſſen will, haben die Bürger⸗ meiſter jeden Betreffenden zur Erklärung aufzu⸗ fordern. Zur Erwirkung der Arbeiterbeſcheinigungen für die letzten drei oder fünf Jahre werden die unſtändigen Arbeiter mehr als Ande re der Mitwir⸗ kung der Gemeindebehörden bedürfen. Die Arbeiter⸗ beſcheinigung kann auf Grund genauer Erhebungen vom Bürgermeiſter beiſpielsweiſe für die gemäß § 157 Geſ. verlangten 141 Arbeitswochen der letzten drei Wochen ausgeſtellt, dabei muß aber eine genaue Beſchreibung der WV rhältm ſſe eine leiſe Verwünſchung und wandte ſich dann zuß Gräfin Pelſch, welche mit den Worten herantrat: Nun, Egon, haben Sie ſich ſchon Tänzerin⸗ nen geſichert? Es find nicht viele da und die Herren müſſen ſich dazu halten. Mit wem tanzen Sie Cotillon?“ Mit Olga natürlich, liebe Tante. Sie wiſſen doch am beſten, wem mein Herz gehort!“ „Schmetterling! Ruth nicht auchdrinnen ſpuckt.“ „Hm, ſte iſt auch recht niedlich,“ meinte er kühl, „aber das bürgerliche Blut bildet doch eine zu große Scheidewand zwiſchen uns.“ Wer weiß, ob die ſchöne f beigelegt werden, welche erörtert, ob der betr. Ver⸗ ſtcherte eigene Landwirtſchaft oder Gewerbe beffitzt, ob er lediglich von 8 8 8 8 und von welcher ge⸗ — — — nen n Ruths ſich blötzlich aufhellen ſah. „Sie muß einen geheimen Grund haben, das Mädchen ſo zu protegieren,“ dachte er finnend und redete gleich Coufine Olga an, welche ziemlich un⸗ mutig dareinſah. Nun, meine teuere Olga, warum ſo übel⸗ gelaunt? Denkſt Du an unſeren Cotillon, Herz 20 „Egon, bitte ſei doch in Deinem Benehmen etwas volſichtiger,“ zürnte aber Olga, „man merkt uns ſogleich an, daß wir —“ „Nicht einig find,“ lachte Egon ironiſch. „Denn mein Schatz, Deinem Gefichte ſieht Niemand eine glückliche Vraut an.“ Ich ärgere mich über Betty und Tante,“ fuhr Oiga fort, ſie haben wirklich an der Ruth ihren Narren gefunden und ziehen ſie auf ganz un⸗ „Nun, lieber Egon, da muß man nicht zu vorſchnell urteilen,“ fiel die Gräfin ſcharf ein. ſie einer niedrigen Familie entſtamme; unſere Damen hier könnten alleſamt froh ſein, ihr zu ähneln.“ Der junge Offizier blickte die Tante ſehr er⸗ ſtaunt an. Eine ſolche Zurechtweiſung war von ihr noch nie wiederfahren, und ſeine Verwun⸗ ihm derung wuchs, als er ihr Antlitz bei dem Erſchei⸗ f erhörte Weiſe allen Anderen vor. ſie morgen als Brautjungfer führen mußt, ich geradezu empörend.“ „Nun, nun, mein Lieb, ich mache eben gute Miene zum boͤſen Spiel.“ meinte Lieutnant von Hohenſtein gelaſſen, „da ich Dich nicht führen darf find mir die anderen alle ſehr gleichgiltig.“ Ein coquetter Dankesblick Olgas lohnte ihn dafür und ihr Liebhaber murmelte gelangweilt: „Tod und Teufel! Mit Coufine Olga ſchmachten, iſt eigentlich ganz abſcheulich, aber was bleibt mir übrig? Sie beerbt einmal die teure Auch daß Du find