unterwegs. f Liſſabon, 30. Nov. Der Ktaiſer von Bra⸗ ſilien telegraphirte von Sankt⸗Vincent an den Kö⸗ nig von Portugal, daß er in Oſſabon wie gewöhn⸗ lich im Hotel Braganza abſteigen werde und die ihm angebotene Wohnung im koͤniglichen Schloſſe dankend ablehne. An Bord ſei alles wohl. 8 Berſchie zencs. — Mannheim, 2. Dez. Haute nahmen hierſelbſt unter dem Vorſitze des Herrn Landgerichts⸗ direktors Kadenbach die Schwurgerichtsverhandlungen für das vierte Vierteljahr ihren Anfang. Zuerſt erſchien auf der Anklagebank der 31 Jahr alte ver⸗ heiratete Müller und Kirchen echner Georg Phil pp⸗ Stadler von Wilhelmsfeld gegenwärtig in Zegel⸗ hauſen wohnhaft, unter der Anklage der Urkunden⸗ fälſchung und des Betrugs. Derſelbe hat eine Ei⸗ ſenbahnkarte, welche auf die Strecke Schlierbach⸗ Heidelberg Karlsthor lautete das Wort Karlsthor irt. Mit dieſer gefälſchten Karte fuhr An⸗ eklagter ſodann von Schlierbach bis nach dem Heidelberger Hauptbahnhof, während ſie nur bis zum Karlsthor giltig war. Dem Angeklagten ent⸗ ſtand hierdurch ein Vermoͤgensvorteil von 10 Pf. Stadler erhielt 3 Wochen Gefängniß. 5 — Heppenheim, v. d. Bergſtr., 1. Dez. In uuſeren Nachbargemarkungen Mitlechtern und Keummbach wurden neuerdings ſehr ergiebige Ci⸗ ſenerzbergwerke entdeckt. Die Ober⸗Bergbehörde zu Darmſtadt belieh die Firma Gottfried Fiſcher zu Frankfurt a. M. mit der Ausbeutung der beiden dies Bezeichnung „Fudwig“ und „Friedrich führen⸗ den Gruben. — Ettlingen, 30. Nov. Freitag Nacht zwiſchen 8 und 9 Uhr ereignete ſich hier auf dem Hauptbahnhofe ein trauriger Unglücksfall. Zwei Eiſenbahnarbeiter waren domit beſchäftigt, den Schnee wegzuräumen, als der Schnellzug von Karlsruhe der 20 Minuten Verſpätung hatte, daherbrauſte und beide Arbeiter ſchrecklich zurichtete, ſo daß der Tod erſelben ſofort eintrat. Bei dem furchtbaren Schnee⸗ urme, der um dieſe Zeit herrſchte, ſcheinen die Leute das Nahen des Juges nicht vernommen zu haben und ereilte fie ſo das Unglück. Der Weichen⸗ wärter, der an der Unglücksſtätte etwas zu thun hatte, ſoll die Leute darauf aufmerkſam gemacht haben, daß der Zug 20 Minuten Verſpätung habe worauf die Acbeiter erwiederten: wir wiſſen es ſchon eide Verunglückte, Leopold Zimmer und Fridolin ünther find aus dem nahen Sulzbach; ſie werden von der hieſtgen Giſenbahnderwaltung als fleißige brabe, nüchterne Acheiter bezeichnet, denen in Bee ziehung auf den Dienſt das beſte Zeugnis gegeben wird. Jeder der Verſtorbenen hinterläßt eine Familie mit je 4 unverſorgten Kindern, di. nun ihreß Er⸗ nähreis bereubt find 5 nun einer traurigen Weihnachtsz⸗it entg⸗genſehen. 0 29. Nov. Das hieſige Schwurgericht verhandelte in ſeiner geſtrigen Siß⸗ ung gegen den 39 Jahre alten Tüncher Adam Beck von Ladenburg wegen Mords. Wie wir ſ. Zt. berichteten wurde am Freitag den 9. Auguſt Vormittags /11 Uhr die in der Zähringer Straße wohnhaft geweſene Wittwe Feſer in ihrem Zimmer auf dem Boden liegend tot aufgefunden. Anfangs glaubte man, daß die Frau ſich durch Vergiftung ſelbſt das Leben genommen. Die Ge⸗ richtskommiſſion konſtatirte j'doch daß der Tod durch Ecdroſſelung und zwar durch dritte Hand herbei geführt worden iſt. Der Vertreter der Großh. Staatsbehörde ſtellte es dem Ermeſſen der Ge⸗ ſchworenen anheim, entweder auf Mord oder nur auf Totſchlag zu erkennen. Die Geſchworenen be⸗ jahten dann auch nur die Frage des Totſchlags 8 Jahren und 10 Jahre Ehr verluſt. — Stuttgart, 28. Nov. Gegen ein hie⸗ Wein zu trinken. — Patient; und erhielt der Angeklagte eine Zuchthausſtrafe von figes Hlirats⸗Vermittlungsbureau iſt dem Vernehmen nach auf Antrag eines geprellten Kunden gerichtlich eingeſchtitten worden. Sämmtliche Bücher und Briefſchaften „Reſerve“ de., die in dem Bureau ſich vorfanden, wurden beſchlagnahmt. Das Bureau ſoll zeine große Kundfchaft gehabt haben. Eine große Anzahl der heiratsluſtigen Damen und Herren, welche mit dem Bureau in Beziehung getreten find, werden vorausſichtlich zu der gerichtlichen Ver⸗ handlung als Zeugen zugezogen werden. — Landau, 29. Nov. Ein grauenerregen⸗ der Vorfall ereignete ſich heute Vormittag in näch⸗ ſter Umgebung der Stadt Landau. 7 Mau⸗ rer waren mit dem Schächtebauen eines Btier⸗ kellers beſchäftigt, als plötzlich die bir. Schächte 10 Meter hoch in ſich zuſammenbrachen und die Ar⸗ beitern unter den Trümmern vergraben wurden. Drei derſelben wurden nach längerer Zeit als Lei⸗ chen unter den Trümmern hervorgezogen, während die 4 anderen Arbeiter ſchwerere und leichtere Ver⸗ letzungen davontrugen. Den Maurermeiſter ſoll die Schuld tteffen, indem derſelbe die erforderlichen Stützen nicht anbringen ließ. — Cine erſchütternde Stene at dh Strande des Seebades Blankenberghe ereigne, de Sturm tobte; ein von England kommender, m Erdpich beladener Dreimaſter erſchien in der Nähe der Küſte; ein Spiel der Wellen, wu er hin und her geworfen und drohte zu zerſchelle Um die Beſotzung des Schiffes zu reiten wuerd ein mit 12 Matroken bemanntes Rettungsbot gh. gelaſſen. Obwohl die Wogen darüber hinweginge erreichte es den Dreimaſter, fand ihn aber verlaff und bald darauf ſank dieſes Schiff das Rettung boot kehrte nach dem Strande um, doch noch ehe es ihn erreichte, wurde es von dem Sture e, griffen und verſank. Um die zwölf in das Merz geſtürzten Matroſen zu retten, wurde ein geueg Rettungsboot abgeſendet. Nach unſäͤglichen An⸗ ſtrengungen gelang es neun Matrosen an das Land zu ſchaffen; alle waren leblos, einer der⸗ ſelben ſtarb ſofort, ſo daß vier Opfer zu beklagen find. Der geſuakene Dreimaſter iſt ein franzöfſches Schiff aus Nantes. — (Quellenforſchung.) Arzt: Von jetzt ab er⸗ laube ich Ihnen, ſtark mit Waſſer vermſſchlen In welcher Wein⸗ handlung würde ich den wohl am beſten belom⸗ men. Verfälschte schwarze Seide, 9 Man verbrenne ein Müſterchen des Stoffes von dem man kaufen will, und die etwaige Ver⸗ fälſchung tritt ſofort zu Tage: Aechte, rein gefärdie Seide kräuſelt ſofort zuſammen, verlöſcht bald und hinterläßt wenig Aſche von ganz hellbräunicher Farbe. — Verfälſchte Seide (die leicht ſpeckig wird und bricht) brennt langſam fort, namentlich glimmeg die „Schlußfädeen“ weiter (wenn ſehr mit Fordffoff erſchwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Acche, die ſich im Gegenſatz zur ächten Seide nicht kräufelt ſondern krümmt. Zerdrückt man die Aſche der achten Seide, ſo zerſtäubt ſie, die der verfälſchten nicht, Das Seidenfabrik⸗Depot von G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich verſendet gern Muſſer von ſeinen ächten Seidenſtoffen an Iidermanm, und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porko⸗ und zollfrei ins Haus. ſter nochmals die Hand. s Vergeſſen Sie die Briefe nicht, mein Freund, und grüßen Sie Margarethe von mir, wenn ich fallen ſollte,“ ſagte der Majorats herr bewegt. Jetzt zählten die Sekundanten, eins, zwei und drei, zwei Schüſſe blitzten auf, Pulverdampf hüllte Geſicht ins Gras! anweſende Arzt erklärte jede Hilfe ſür zwecklos. 5 Das leichenbloſſe Geſicht des Majorats⸗ heren ſah ernſt, aber ruhig aus, aller Groll und Haß ſchien an demſelben fort gelöſcht. i Lieutnant von Zedlitz war vollſtändig erſtartt von der grauſigen Wirkung ſeines Schuſſes, nur mühſam konnte ihm ſein Sekundant die Waffe entreißen mit welcher der junge Off zier ſich gleich⸗ falls töten wollte. . Still und ernſt traf man darauf Anſtalten, die Leiche des Majoratsherrn in die Stadt zurück Gräfin Melanie lag wie eine Verzweifeite auf inem Sofa ihres Boudoirs, als Rittmeiſter von Wendgen in der Villa eintraf. Wie ein Kind hatte ſich die ſchöne Gräfin nun der Verzweiflung die Gegner ein; da erſcholl ein einziger Schrei — Graf Kuno wankte und fiel dann vornüber aufs Er war tot. Die Kugel ſeines Feindes hatte n mitten hinein ins Herz getroffen, und dem Getroffenen einen langen Todeskampf erſpart. Der Rittmeiſter zu melden. „Erlaucht werden verzeihen, wenn ich ſtö re, aber draußen ſteht der Herr Rittmeiſter von Wend⸗ gen und wünſchen Frau Gräfin zu öprechen,“ ſagte das Mädchen. „Rittmeiſter von Weug den,“ ſchrie die junge Frau entſetzt, „ſo iſt alſo doch ein Unglück g⸗ſchehen! muß den Rittmeiſter ſofort ſprechen!“ Wenige Minuten ſpäter ſtand die Grafin dem Rittmeiſteiſter gegenüber und wenn Wengden flüür dahin, als er einſam im Bahnkoupee ſaß und die weite Reiſe nach Morenau zurücklegte. Bild auf Bild aus der Vergangenheit zog an ſeiner Seele vorüber und ſein Herz pochte ungeſtüm. Heu ſollte er die Geliebte wiederſehen, die er ſo ktlef im Herzen trug, aber nur, um ihr und der Gräfin Mutter eine furchtbare Nachricht mitzuteilen Hilf mir raſch Toilette machen, Hannah, ich Der ſonſt ſo mutige Rittmeiſter erbebte wieder⸗ holt bei dem Gedanken an die traurige Miſſion die f die ſchöͤn⸗ Frau, diedurch ihren Leichtſinn dasUnheil ver⸗ ſchuldet, auch weder Achtung noch Mitleid hatte, ſo fiel es ihm dennoch ſchwer, mit der vollen ent⸗ ſetzlichen Wahrheit Duells zu berichten. hingegeben, und 185 Zuſtand hielt ihr Gemü 3 0 g Gatte tot, Herr Rittmeiſter? Gräfin Melanie mochte indeß erraten, was preßte ſie plotzlich die Hände vor das Geſicht und rief mit entſetzlicher Stimme: „Iſt er tot, iſt mein Sagen Sie mir die Wahrheit, — ich will ſie hören.“ „Ja, Frau Gräfin,“ klang es dumpf zurück, ihr Gemahl iſt im Du ll erſchoſſen worden, man bringt den Todten ſoeben in ſein Haus.“ Vom Hofe herauf hörte man die Rä⸗ der des herbeikommenden Wagens, der Rittmeiſter fing die bewußtlos umſinkende Frau in ſeinen Armen auf und rief ſodann die Jungfer herbei um ihr die Sorge für die Gräfin aufzutragen. Wengden ſelbſt mußte eilen, um dem Willen des Todten ge⸗ mäß, ſo raſch als möglich nach Schloß Morenau zu reiſen; dort ſollte ja auch Graf Kuno im Erb⸗ begräbniß beigeſetzt werden. angſam ſchlichen dem Rittmelſter die Stunden den unglücklichen Ausgang des ihm geworden war. Endlich am ſpäten Nachmittage traf Wengden auf der Schloß Morenau zunächſt gelegenen Ee ſenbahnſtation ein und nahm ſofort einen Wagen um nach dem Schloſſe zu fahren. Der Schnee, welcher geſtern gefallen wan, thaute heute wieder, es war naßkaltes unangenehmes Wetter und fröſtelnd zog Wengden den Pelskragen in ihm vorging, denn mit einem lauten Aufſchrei ſeines Paletots in die Höhe. Jitzt tauchte Schloß Morenau vor Wengdens Blicken auf, jetzt bog der Wagen in den Park ein und hielt er an der Rampe. Ein Diener öffnete ſogleich den Wagenſchlag und der Rittmeiſter sprang heraus. g i „Melden. Sie mich bei der Frau Gräfin,“ ſagle er haſtig mit verſchleierder Stimme, Geaͤfin Morenau befand ſich allein in ihrem Zimmer und trat wohl erſtaunt aber ahnungslos und heiter lächelnd dem eben Ankommenden ent⸗ gegen. . 8 f „Willkommen, Herr von Wengden! Sie find ein ſeltener Gaſt und faſt möchte ich fragen, was Sie zu uns führt —“ 1 Fortſetzung folgt. 95 1 her 1 10 he . —