Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. die e Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. piectelfährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ ö blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. i die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. skag den 30. November Her, ſchwarze Erdteil“ im Lichte der Stanley'ſchen Expedition. Mie ein Wunder hat es die geſamte Cultur⸗ dell vernommen, daß Stanley's Expedition nach Aequartorjalprovinz im Herzen Afrikas zur Be⸗ gung des beldenmütigen Emin Paſcha trotz der losen Befürchtungen dennoch geglückt iſt und daß e todesmütige Helden nunmehr glücklich in Deutſch⸗ fafrikg angekommen find. Aber nicht nur die Hunderbare Errettung Emin Poſcha's und der glück⸗ e Zug Stanley's durch die unb'ekannteſten Ge⸗ ten des „schwarzen Erdteiles“ erweckten im hohen rade unſer Intereſſe, ſondern auch die Forſchungs⸗ ebniſſe, welche die große Erpedition Stanleh's Aurgemäß haben mußte, erregen unſere Aufmerkſam⸗ und geben uns ein ſehr wertvolles Material, e bolonfalpolttiſchen Ausſichten in Oſt⸗ und Cen⸗ ofeike kritiſch zu prüfen. Ein Paradies find nach Srfahrungen der Stanley ſchen Erpedition die ubnechforſchten Regionen Afrikas allerdings nicht. n wenn man vernünftig urteilt, ſo tragen faſt I gene gewaltigen Länderſtrecken die Bedingungen iich recht einträgliche Culturländer zu werden, eum ſich Guropäer dort niederlaſſen, und Kultur h Heftttung dort verbreiten. Schon was Klima l Bodengeſtaltung anbetrifft, ſo hat Stanley's Ipedſtion mit einer Reihe der einſeitigſten Vorſtell⸗ Ihen aufgeräumt. Der öſtliche Teil Centralafrikas boch Stanley's Berichten keineswegs eine glüh⸗ ii Sandwüfte oder eine endloſe dürre Hochebene, bern äußerſt fruchtbare koloſale Grasflachen, ge⸗ hallige Urwälder, Hügelländer und Bergregionen in maleriſcher Schönheit wechſeln in jenen Gebieten Ichwarzen Erdteiles“ mit einander ab, ſogar den Stanley'ſchen Briefen Erwähnung gethan. Wie kann man da von öden, unwirtbaren Gebieten Afrikas noch einſeitig reden! Die Art des Landes wechſelt im ſchwarzen Erdteile ab wie in Europa und Amerika, aber wie es ſcheint in größeren Ge⸗ genſätzen. Für die kolonialen Beſtrebungen in Afrika liegt in dieſen Forſchungsreſultaten aber gerade ein großer Gewinn. Die Calamitäten, vor denen man glaubte, waren die tropiſche Hitze, der Waſſermangel und der Sumpfboden, weil gegen ſolche Uebelſtände nicht wirkſam angekämpft werden konnte. Stanley's Expedition aber hat klar gelegt, daß tropiſche Hitze, Waſſermangel und Sumpfboden keineswegs die Sig⸗ natur des öͤſtlichen Centralafr ikas find, ſondern daß es dort auch große Läaderſtrecken giebt, die ein mäßiges Klima, fruchtbaren Boden und ſchätzereiche Urwälder und G birge ausweiſen. Die Hauptkalami⸗ täten des „ſchwarzen Erdteiles“ find alſo nur die Uakultur ſeines Bodens und die Barbarei ſeiner Bewohner, dieſe Calanitäten aber kann der Europäer aber beſeitigen, wenn er allmählich die Kultur dahin trägt. Was ein JHäuflien muthiger und gebildeter Männer in Afrika vermag, das haben ja auch Stanley, Emin Paſcha und Wißmann mit ihren wenigen europäiſchen Begleitern bewieſen. Nach den Erfolgen Stanley's und Wißmann's wird das un⸗ kternehmungsluſtige Europa, wird zumal auch das kraftvolle Deutſchland nicht ruhen, um Oſt⸗ und Centralafrika der Cultur Dienſtbar zu machen. Die Pioniere der europäiſchen Kultur werden allerdings nicht ſo bald im Stande ſein, die lohnenden Früchte ihrer Thaten einzuheimſen, dazu ſteckt Afrika noch viel zu tief in der Barbarei, aber es wird ſicher die Zeit kommen, wo man die Teile Afrikas für ſo ſich bisher in Afrika am meiſten fürchten zu müſſen 1 ö eines 18000 Fuß hohen Schneegebirges wird in wertvoll hält, als manche fruchtbare Länder Ame ri⸗ kas und Indiens, Pol iliſches. Karlsruhe, 27. Noy. Das Budget für 1890 % 1 weiſt bei der allgemeinen Staatsverwal⸗ tung 50 227 386 Mark ordentliche Einnahmen und 49 517029 Mark ordentliche Ausgaben auf, mit⸗ hin eine Vermind⸗rung des Ueberſchuſſes gegen das Vorjahr um 575 543 Mark. Der außerordentliche Etat verzeichnet 8449 Mk. Ausgaben u 1460 175 Mk. Einnahmen. Die ordentlichen Einnahmen be⸗⸗ laufen ſich auf 100 454 652 Mk., mithin eine Ver minderung des Ueberſchluſſes gegen das Vorjahr um 976 414 Mk. Berlin, 27. Novbr. Die Sszialiſtengeſetz Kommiſſion des Reichstages nahm am Dienſtag in zweiter Leſung die 88 1— 23 der Vorlage nach den Beſchlüſſen erſter Leſung an. Dagegen wurde die Beratung über den wichtigſten 8 24, welcher dan der Ausweiſungsbefugnis der Regierung handelt, bis zum 4. Dezember vertagt, damit den Fraktionen Gelegenheit gegeben werden ſoll, ſich in der Zwi⸗ ſchenzeit über dieſe prinzipielle Frage zu ver⸗ ſtändigen. Dieſer Verlegenheitsbeſchluß der Kommif⸗ fion läßt deutlich erkennen, daß die Schwierigkeiten wegen der Ausweiſungsbefugnis noch lange nicht überwunden find und erſcheint daher das Schicksal des Geſetzes nach wie vor als ungewiß. Die nächſte Sitzung der Commiſſion findet am Mittwoch, den 4. Dezember, ſtatt, und ſtehen alsdann die Frag en der Ausweiſung ſowie der Dauer des Geſetzes zur Entſcheidung; ob eine ſolche überhaupt in der Kom⸗ miſſion fallen wird, muß indeſſen noch dah ingeſtellt bleiben. Der Majoratsherr. Nobelle von F. von Limpurg. 5 Nachdruckverboten. Fortſ. 15. Graf Kuno von Morenau, welcher der Ankömm⸗ ug in der Villa war, warf im Vorzimmer haſtig Mantel ab, hing den Hut auf und ſchritt ann, immer mit derſelben drohenden Miene hinauf ach den Gemächern ſein er Gemahlin. Das Glück des jungen Paares hatte eine ie Wendung erfahren. Ein halbes Jahr nach Azogener Hochzeit ſtanden ſich die Gatten ſo feind⸗ i gegenüber wie zwei erbitterte Gegner. Als der Majoratsherr in das mit luxuriböſe⸗ im Geſchmack ausgeſtattete Boudoir ſeiner Ge⸗ Ahlin trat, lag diefe nachläſſig auf der Chaiſen⸗ ongue und gähnte. „Ach Kuno, Du biſt da und ſchon ſo frühe? Das führt Dich zu mir?“ Eine unangenehme Nachricht, die mir von laubwürdigſter Seite indeß als wahr mitgeteilt lte. Wenn es der Fall iſt und die Sache in 0 That ſo iſt, dann — Gnade Gott den Schul⸗ . en.“ Funkelnden Auges wie ein gereiztes Raubtier Alle Graf Morenau die Hand, dann ſtand er plötzlich dicht vor Melanie und ſagte unheimlich ruhig: „Weißt Du auch, Melanie, daß es ſich dies ⸗ mal um Dich und ein gewiſſes Geheimniß von Dir handelt?“ Von mir 9“ Die junge Frau zuckte ſpöttiſch die Achſeln, doch ein genauer Beobachter hätte ſehen können, wie ſie erblaßte. „Mein Himmel, Kuno, Du ſcheinſt wirklich große Anlage zum Othello zu haben,“ rief ſie dann mit ſcherzhaften Pathaos und ſuchte darunter ihre Verlegenheit zu verbergen. „Keinen Scherz jetzt,“ unterbrach Graf Kuno ſeine Gemahlin rauh. Ich bin hier um genau zu erfahren, wie Du mit Herr von Zedlitz ſtehſt. Mit dem kleinen Lieutenant? Bah, lieber Morenau, Du ſcherzeſt.“ „Ich wollte, es wär in der That ein Scherz, doch er befitzt ein Billet von Dir, worin Du ihm mitteilt, wann und wohin Du allein ſpazieren gehen willſt.“ „Aha, ich kenne jetzt auch die Quelle, woher dieſe Neuigkeit flammt. Dein Buſenfreund, Herr von Wengden, hat ſie Dir für wahr beigebracht. Du könnteſt auf ihn gleichfalls eiferſüchtig ſein, denn er machte mir den vorigen Sommer ſtark den Hof. Alſo, nicht wahr, Kuno, Du wirſt dies un⸗ finnige Klatſchthema zur Ruhe bringen?“ „Nein, daran denke ich nicht, ſoudern, daß Zedlitz das angebliche Billet von Deiner Hand ge⸗ ſtern am Offizierstiſch gezeigt hat, ſo werde ich ihn heute noch durch meinen Sekundanten fordern laſſen. Ich will weder der betrogene noch der Ge⸗ foppte als Ehemann ſein.“ Gräfin Melanie ſchnellte jetzt blitzſchnell aus ihrer trägen Ruhe empor und flog auf ihren Gatten zu. Doch diesmal half keine Schmeichelei, kein Bit⸗ ten ſeiner Gattin, Graf Morenau blieb feſt in ſei⸗ nem Entſchluſſe, ſeine Ehre mar befleckt, und er mußte ſich als Gatte und Ariſtokrat wieder rein waſch en. „Du wirſt die Folgen Deines Leichtfinnes um nicht zu ſagen, Deiner Treuloſigkeit zu tragen haben, Melanie,“ ſagte er kalt und wandte ſich zur Thür. „Fällt Zedlitz von meiner Hand, ſo laſſe ich mich ſcheiden, falle ich — nun ſo iſt Deine Rolle ebenfalls ausgeſpielt, denn Albrecht wird Majorats⸗ herr.“ „Albrecht!“ rief ſie durch des Gatten kalte Ab⸗ weiſung gereizt, oh, hätte ich ihn voriges Jahr gewählt, als er mich bat, die ſeinige zu werden. Albrecht iſt zehnmal edler und beſſer als Du, und ich ließ mich nur durch die Reichthümer des Ma⸗ jo rats bethören.“ Graf Kuno, der ſchon die Thürklinge in den Händen hielt, blieb bei dieſem offenen Geſtändniß ſeiner Gemahlin einen Momeat wie vernichtet ſtehen dann ſchrie er keuchend wie ein getroffenes Wild: