Azußige Traumbilder qualten ſie, die Sonne flim⸗ Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis viecteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich; Karl Molitor, Nr. 88. Polit iſ es Kerls ruhe, 30. Okt. Gutem Vernehmen doch iſt der Geſundheitszuſtand des Erbgroßherzogs Friedrich wieder ſo vollſtändig gekräftigt, daß der⸗ ſelbe in den erſten Tagen des November ſeinen Dienſt als Commandeur des 5. Badiſchen Infan⸗ erle⸗eegiments in Freiburg wieder antreten wird. Dleſe Nachricht wird im ganzen badiſchen Lande und derber hinaus, wo man die Ereigniſſe in unſerem Färſtenhauſe eifrig verfolgt, mit freudiger Teil⸗ nahme begrüßt. Berlin, 29. Okt. Der Reichstag trat heute n die erſte Leſung des Etats. Staatsſekretär Fehr. Maltzahn hebt in ſeiner einleidenten Rede die Pöhe der Abſchlußziffern und der neuen Ausgaben kerbor, wobei die Schätzungen noch vielfach unficher feen, weil die Aufſtellung des Etats um 4 Wochen Atte beſchleunigt werden müſſen. Was den Etat des laufenden Jahres anlange, ſo ſeien mehrfach, gamentlich bei der Heeresverwaltung, Mehrausgaben zu exwarten. Die Zölle würden 20—40 Mill. er⸗ geben, namentlich trügen dazu die] ſogenannten Nornzöle bei, obſchon die Kornpreiſe immer noch Niedriger als früher ſeien. Anlangend die großen Erforderniſſe des neuen Etats für die Landes ver⸗ l heidigung, ſo ſeien bei aller Friedenszuverſicht die Mittel zur Erhaltung des Friedens nicht außer Acht u laſſen. Abg. Dr. Rickert ſpricht gegen die fort. dauernden Rüſtungen, gegen die Mehrausgaben für Golonialpolitik und gegen die beſtehenden Zölle. Er berlangt die Einführung einer Reichs⸗Einkommen⸗ 7 und wendet ſich ſcharf gegen die off ciöſe reſſe. Berlin, 30. Okt. In der heutigen Sitzung des Reichstags weiſt der Kriegsminiſter General Berdy du Vernois die Behauptung des Abgeord⸗ 22. ͤ TTT Ladenburg. für Ladenburg und Amgegend. 10 5 Pfg., Loka Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum le Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. die Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Samstag den 2. November e neten Bebel zurück, Rußland ſei unſer Erbfeind und erklärte, die deutſchen Fürſten ſeien mit dem Volke eins in der Erhaltung des Friedens. Die Beſtre⸗ ungen des Kaiſers führten hoffentlich zu dieſem Ergebniſſe. Abg. v. Benigſen erklärt, unſere Lage in Europa nötige uns ſchwere Rüſtungen auf. Wir müſſen alles daranſetzen, einen etwaigen Krieg ſieg⸗ reich durchzuführen. Redner wünſcht einen einheit⸗ lich verantwortlichen Reichsfinanzminiſter. Abg. v. Kardorff befürwortet eine eingehende Prüfung des Etats und ſpricht der Politik des Reichskanzlers ſeine Billigung aus. — Athen, 31. Okt. Der Kaiſer und die Kaiſerin ſchifften ſich heute Mittag mit Gefolge im Piräus nach Konſtantinopel ein. Die königliche Fa⸗ milie und die fürſtlichen Gäſte, welche der Vermäh⸗ lungsfeier beiwohnten, gaben den Majeſtäten bis zur Abfahrt das Geleite. Bei dem ſehr herzlichen Abſchiede drückten die Majeſtäten ihre vollſte Ge⸗ nugthuung über den ihnen zu Teil gewordenen Empfang aus. Dhursdayisland (Nardqueensland, 30. Okt. Am 29. iſt hier die Nachricht eingegangen, daß der anglicaniſche Paſtor Savage, die ihm un⸗ terſtellten eingeborenen Lehrer und die Mannſchaft des Schiffes „Mary“ ſämtlich der Londoner Miſ⸗ ſionsgeſellſchaft zugehörig, von den Eingeborenen des ſüdöſtlichen Neuguniea ermordert worden ſeien. Der der Regierung von Queensland gehörige Dampfer „Albatroß“ iſt nach dem Thatort abge⸗ gangen. Berſchiedenes — Laudenbach an der Bergſtraße, 28. Olt. Vor einigen Tagen wurde aus dem Güter⸗ ſchuppen des hieſigen Bahnhofs Zucker und Kaffee mittelſt Einbruchs entwendet. Als heute die Gen⸗ damerie Hausſuchung bei verdächtigen Perſonen vor⸗ nahm und die geſtohlenen Dinge in einem Zimmer des Müllers Adam Leipf auffand ſprang dieſer, der bei der Hausſuchung anweſend war, davon und ſchoß ſich im Hofe mit einem Revolver durch die Stirn in den Kopf. Er war ſofort tot. Adam Leipf war erſt 36 Jahee alt, verheiratet und hin⸗ terläßt vier unmündige Kinder. Man glaubt, daß die früher im hiefigen Orte vorgekommenen Dieb⸗ ſtähle, deren Thäter ſtets unbekannt blieb, demſelben ebenfalls zugeſchrieben find. — Sinsheim, 30. Okt. Die hiefige neu errichtete Anſtalt für verwahrloſte Kinder wird nun⸗ mihr beſtimmt am 10. November eröffnet. Zu⸗ nächſt ſollen in dieſer Anſtalt ca. 30 Kinder unter⸗ gebracht werden; jedoch beſteht die Abſicht, dieſe Zahl ſpäter zu verdoppeln. — Karlsruhe, 30. Okt. Ja den jungen Saaten macht dieſen Herbſt die graue Ackerſſchnecke großen Schaden, indem ſie die jungen Pflänzchen bis auf die Wurzeln herab abfrißt. vollſtändig kahlgefreſſen waren. Syfortiges Ein⸗ ſchreiten iſt dringend geboten und zwar hat ſich das Beſtreuen der Saatfelder mit gepuſvertem abgelöſch⸗ tem Kalk ſehr gut bewährt. (Gebrannter Kalk wird einige Minuten in's Waſſer gehalten, herausgenom⸗ men zerfällt er zu feinem Pulver, in welcher Form er ſofort angewandt werden kann.) Er wird ausge⸗ ſtreut wie Gyps auf die Kleefelder und zwar in der Frühe vor Sonnenaufgang, wo alle Schnecken über der Erde ſich befinden, während ſie ſich be⸗ kanntermaßen bei Tag unter Erdſchollen oder in Erdlöcher verkriechen. — Bruch ſal, 31. Okt. Geſtern Nachmittag hat ſich ein Soldat (Gefreiter) vom hieſigen Dra⸗ Der Majoratsherr. Nobelle von F. von Limpurg. Nachdruck verboten Fortf. 7. „Mein Liebling,“ ſagte Graf Morenau, leiſe lachelnd, „das ſoll Dir ein Andenken ſein, an den fenen Mann, welcher Dein Bild im Herzen trägt. Sie wünſchte ſich neulich einen ſolchen Fächer, und ich denle, ſie wird ihn von meiner Hand nicht zu⸗ rückweiſen.“ Er ſetzte ſich, nahm die wappengeſchmückte Viſttenkarte, die ſeinen Namen trug und ſchrieb nur die wenigen Worte darauf: „Ein kleines An⸗ denken von demjenigen, der nach ſechs Wochen vor ſie treten wird mit einer ernſtrn Bitte, von der ſein ganzes Lebensglück abhängt!“ Dann preßte Albrecht noch einmal die Lippen auf den Fächer, legte die Karte dazu und packte ihn sorgfältig ein; am nächſten Morgen ſollte der Diener das Packet Fräulein Melanie von Föͤrſter Übermitteln. —— Sehr zeitig für ihre Verhältniſſe war Melanie am nächſten Morgen mit ihrer Toilette fix und e Bette. Mit koquetter Sorgfalt ordnete die junge Dame ihre blonden Locken unter einem Morgen⸗ häubchen mit lichtblauen Schleifen; ſie war ſich nicht recht klar, für wenn dies geſchah, ob für den ſchei⸗ denden Offizier deſſen Anblick ihr das Blut in die Wangen jagte und deſſen Stimme ihr Herz hoher ſchlagen ließ, oder für den Majoratsherrn, der ihr perſönlich noch keinerlei Sympathie einfloͤßte, aber als reicher Graf ihr Intereſſe erweckte. O, Graf Kuno von Morenau, der Majſorats⸗ herr, war dem ſchönen Fräulein von Förſter nicht nur unſympathiſch, ja ſogar unangenehm; ſeine be⸗ wundernde Vertraulichkeit, ſein Necken und Werben berührte ſte peinlich und dennoch wies ſie ihn nicht ernſtlich zurück. Sinnend blickte die junge Dame in den Park hinab. Wie eine Welt, die ſie noch nicht geſehen, lag der Park an dieſem frühen Morgen vor ihr, und immer von neuem kreiſten die Ge⸗ danken hinter ihrer weißen Stirn und hämmerten in den Schläfen. Seufzend wendete ſie ſich endlich ins Zimmer, ließ ſich am Schreibtiſch nieder und zog einen begonnenen Brief hervor; die innerſten Gedanken ſtanden bald mit erſchreckender Deutlich⸗ kat auf dem Papier, den es hieß in dem Brief an die Tante: fertig; fie wollte noch einen Brief an die Tante bollenden, auch hatte fie nicht schlafen können; un⸗ ö „Allerdings iſt die neue Wendung welche mein Schickſal zu nehmen ſcheint, nicht nach meiner innerſten Herzensneigung, dazu iſt Graf Kuno von merte zum Fenſter herein, kurz es litt ſie nicht im Morenau weder ſchön, noch ſympathiſch genug, doch er ſcheint ſich ſtark für mich zu intereſſteren und ſucht mir dies auf jede Art zu beweiſen. Sollte es alſo ſo weit kommen, um meine Hand zu werben, ſo bin ich feſt entſchloſſen, ja zu ſagen, den eine ſtandesgemäße Ehe ohne Liebe iſt doch zehnmal beſſer, als eine unſichere Exiſtens wie die meinige, welche einzig auf Deine Unterſtützung angewieſen iſt, Tante, die Morenaus find vermöoͤgend, doch nur der Majoratshe rr iſt wirklich reich und würde wenig danach fragen, ob ich ihm Reichthümer zu⸗ bringe oder nicht. Du fiehſt nun alſo genau, beſte Tante, wie die Abſichten find und witſt dieſelben jedenfalls auch gut heißen, denn Dein erſtes Erzie⸗ ungsprineip war ja ſtets: „Suche Dich glänzend zu verheiraten!“ Und nach derſelben richtet fich wie Du fiehſt Deine gehorſame Nichte Melanie.“ Der Brief wor couvertiert, adreſſirt und zur Vorficht auch noch geſiegelt; noch einen Blick warf das ſchöͤne Mädchen in den Spiegel, dann verließ ſie das Zimmer und ging hinab, nachläſſig die Schleppe ihres dunkelroten Morgenkleids mit der Hand empornehmend. Sie hoffte insgeheim auf einen günſtigen Zu⸗ fall. Aber würde ſich derſelbe auch wirklich finden 2 Etwas zaghaft öffnete ſie die Thür zum Speiſezimmer; ein voller Strahl der Morgensſonne 1889 Wir haben Fluren geſehen, wo mehrere Morgen große Flächen