— Ladenburg, 29. Okt. Die diessäßrigen Herbſt⸗Controlberſammlungen für die Reſerviſten, Dis⸗ oſttions⸗Urlauber und die zur Dispofition der Er⸗ atzbebörden entloſſenen Mannſchaften von der Stadt Ladenbu“g und den Ortſchaften Schriesheim und Neckarhauſen finden am 7 November nachmittags 3 Uhr im Schulbofe hier ſtatt. — Karlsruhe, 28. Okt. Das königl. Pro⸗ viantamt macht folgendes bekannt: „Die Herren Landwirte werden hierdurch benachrichtigt, daß die Ankäufe von Roggen, Hafer, Heu und Kornſtroh für die hiefigen königlichen Magazine begonnen haben. Man beabſichtigt, den Produzenten eine Abſatzſtelle der genannten Mat rialien zu eröffnen, und werden auch die kleinſten Mengen angenommen und, nach Güte, zu den Tagespreiſen ſofort gegen Ouittung bezahlt. Den Vorſtänden der landwirtſchaftlichen Konſumvereine dürfte hierdurch Gel⸗genheit geboten ſein, den Verkauf der gennanten Erzeuaniſſe ihrer Mitglieder bei uns zu übernehmen. Wir erſuch n um unmittelbare Angebote nebſt Zuſendung von Körner⸗Proben und find zu jeder weiteren Auskunft in unſeren Dienſträumen, Kriegsſtraße Nr. 116, gerne bereit.“ — Obrrach, 27. Okt. Der Herr Unter⸗ ſuchungsrichter zu Freiburg fordert in Nr. 259 des Oberländer Boten alle Diejenigen auf, ſich an die nächſte Gendarmerleſtatien unter Darſtellung des Sachverhalts zu wenden, welche durch betrügliche Vorſpiegelungen beim Kaufe von Ratenloſen durch den Agenten Albert Baumſtark von hier geſchädigt zu ſein glauben. Baumſtark wurde nämlich in München verhaftet und nach hier ins Amtsgefäng⸗ nis verbracht; derſelbe hat derartige Loſe in ganz Süddeutſchland verkauft. — Fechen beim, 26. Okt. Ein ſchänd⸗ liches Verbrechen iſt geſtern Nacht hier verübt wor⸗ den. Man ſollte es nicht für möglich balten, daß eine Mutter eine ſolche That verüben konnte; das Dienſtmädchen des Landwirtes Friedrich Fix hat ihr neugeborenes Kind den Schweinen vorgeworfen. Ein Geräuſch im Schweineſtall veranlaßte die Leute im Hauſe dort nachzuſehen und ſie fanden zu ihrem Entſetzen das Kind, deſſen Kopf ſchon angefteſſen war, noch zuckend vor; bald darauf ſlarb es. Die Polizei wurde ſofort von dem Thatbeſtand be⸗ nachrichtigt und die Mörderin, die ſich rubig ins Bett gelegt hatte, als ob nichts geſchehen wäre, vor⸗ läufig unter Auſſicht geſtellt, da ſie zur Zeit nicht transportabel iſt. Der Name der unnatürlichen Mutter iſt Inkie Gromm; ſie ſſt gebürtig aus Wal⸗ daſchaff bei Aſchoffenburg. — (Zur Warnung für Oßbſteſſer) möge fol⸗ gender Fall dienen: Bei einem Berliner Arzt er⸗ ſchien eine Frau, die über Magenbeſchwerde klagte und dies dem Genuſſe von Obſt zuſchrieb. Der Arzt konnte feſtſtellen, daß ſich die Krankheitserſcheinung in der That eingeſtellt hat, weil die Frau unge⸗ ſchältes Obſt genoſſen hatte, an deſſen Schale ſich rauhe ſchwarze Flecken befanden. Vekanntlich haben mikroſkopſſche Unterſuchungen ergeben, daß ſolche Flecke Pilzwucherungen find, welche auf das Ver⸗ dauungsſyſtem ſehr ſchädlich wirken. Es iſt deshalb ſehr zu empfehlen, fleckiges Obſt ſtets zu ſchälen. — Ludwigsburg, 26. Okt. Die Unter⸗ ſuchung hat die geiſtige Umnachtung des Attenkäters erwieſen. Die Ueberführung in eine Irrenanſtolt ſteht demnächſt bevor. Die gerichtliche Unterſuchung nimmt ſelbſtverſtändlich ibren Fortgang bis zum vollſtändigen Abſchluſſe Erſt wenn dieſes geſchehen werden die Acten nach Stuttgart an das Landgericht ab⸗ geſchickt, worauf die dortige Strafkammer über die eventuelle Einſtellung des Verfahrens Beſchluß faſſen wird. Der Kammerdiener Hanſelmann in Ludwigsburg, welcher den Miller zuerſt ergriff, er⸗ hielt von Prinzeſfin Katharine in Anerkennung der Entſchloſſenheit und Unerſchrockenbeit, die er bei dem Attentat ewieſen hat mit einem höchſt ſchmeichelhaften Schreiben ein Ehrengeſchenk von 200 Mark. Nach dem „Schw. Merkur“ war die Familie in letzter Zeit entſchloſſen, den Martin Müller entmündigen zu laſſen und hat darüber mit Oberamtsarzt Krauß von Kirchheim bereits verhand⸗lt, Die Entmündigung ſtand unmittelbar bevor, als Müller ſich durch ſeine Entweichung weiterem entzog. — Zürich, 28. Okt. Vor dem Schwurge⸗ richt in Winterthur ſtanden geſtern und vorgeſtern der Buchhalter Strickler, welcher geſtändig war, Be⸗ träge bis über 500,000 Franken unterſchlagen zu haben, und vier Mitang⸗ klagte, namlich zwei Brü⸗ der Strickler's und eine Familie Einberg. Dieſe hatten zuſammen eingeſtandenermaßen von Strickler, den ſie für reich hielten, über eine Viertel Million erhalten und waren deshalb der Hehlerei angeklagt. Die Geſchworenen ſprachen aber dieſe vier Mitbe⸗ klagten nach vierſtündiger Beratung frel. Der ge⸗ ſtändige Strickler wurde zu 7 Jahren Zuchthaus verurteilt. — Bezie rs, 26 Okt. (Dreifacher Mord.) In dem benachbarten Dorfe Bojan hatte der Spa⸗ nier Joey Ricard 25 Joßre ot um dle Hand 10 der 16 jährigen Roftne Bu⸗ſtas angehalten, wurde aber von deren Eltern wegen zu großer Jugend dez Mädchens auf ſpätere Zelt verwieſen. Rieard, wel⸗ cber dies als eine Abwei ung anſah, begab ſich ge⸗ ſtern Abend in die Wohnung des Bueſtas unter 1 dem Vorg' ben, keine Feindſchaft gegen die Fami 11 b. vuthtl. zu benen. Als der Vater ſich entfernt hatte, um al eine Flaſch: Wein aus dem Keller zu holen, fiürzte un ft. Finzt ſich Ricard plötzlich mit einem langen Dolchmeſſer 104 i öh auf das Mädchen und ſtreckte die Mutter, welche ibrem Kinde zu Hilfe eilte, tot zu Boden, das Mädchen verfolgend, traf er auf den zurückk⸗hrenden Vater, dem er das Meſſer in die Bruſt ſtieß, um gleich darauf auch das Mädchen mit einem Stiche zu töten. Der Mörder wurde verhaftet. — (Ganz beſonders hartnäckig vom Ungläc berfolat) war die Mannſchaft der mit Holz von Quebek nach Sunderland beſtimmten Bark Zulette, An der Küſte von Schottland wurde ſie in ffürmi⸗ ſchem Wekter leck und das Schiff ſank: die Mann⸗ ſchaft rettete ſich in das Tauwerk, wo mehrere von ihnen, darunter der Kapitän, von den Wellen fort⸗ aeſpielt wurden. Hilfe brachte ibnen endlich die Bark „Minnie Swift“ aus Neu⸗ Schottland, welche mit unſäglicher Mühe bei ſtürmiſcher See die Schiff⸗ brüchigen aufnahm. Elf Tage waren ſie an Bord dieſes Fahrzeuges als daſſebe von dem franzöfichen Dampfer „Geoarapbique“ ang rannt und zum Sinken gebracht wurde. Die Mannſchaften ſprangen an Bord des Dampfboots; dieſes ſelbſt aber hatte bei dem Zuſammenſtoß ſo ſchwere Schäden dabon⸗ getragen, daß es drei Stunden ſpäter unterging. Die von den drei verunglücklen Schiffen geretteten Seeleute wurden nach längerer Bootfahrt von einem vierten Schiffe, dem „Pietieodive“, gerettet und endlich glücklich gelandet. Ut pics Lage FFPVTTTTVTVTVTTTT 55 n Weiße Seidenſtoffe von 95 Pfge. N 0 Kaan, bis 18 20 p. Met. — glatt, gestreift und ge⸗ ſtückw'iſe porto- u. zollfrei das Fabrik⸗Debot G. 5 Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich, Muſter umgehend. Briefe koſten 20 Pf. Porto. un Jeg, CFCCCCCCCCCCCCCTTTTVTbTTTT Tro 6055 ſam abwehrend, ſie konnte nicht mehr fingen, ihr Herz war übervoll, und ſie ſah zu ihrer größten Erleichterung wie die Gäſte ſich entfernten. „Darf ich morgen Nachmittag kommen, um mit den Herrſchaften auszureiten?“ hatte Wendgen gefragt, als er Abſchied nehmend vor Margarethen ſtand und wie traumverloren ihre kleine Hand feſt in die ſeine preßte, und leiſe hat er hinzugefügt, ich möchte Ihnen draußen im Walde für dies Lied danken, gnädige Comteß.“ Sie blickte ihn an mit ſo reizender Verwir⸗ rung, daß er ſein Herz raſcher klopfen füblte und nichts von jener kalten Zurückhaltung prägte ſich in ihrem Weſen aus, durch die ſie ihn ſo oft zu⸗ rückgewieſen hatte. „Wir werden gegen 5 Uhr ausreiten,“ entgeg⸗ nete ſie ſtockend, „und — es iſt ſehr freundlich — wenn Sie uns begleiten wollen.“ Rofiger Sonnenſchein war in Margarethens Seele gefallen, aber nur für kurze Zeit. Als Comteß Margarethe und Melanie von Förſter ſpäter ihre Zimmer aufſuchten, hing ſich Melanie vertraulich an Margarehens Arm und flü⸗ ſterte lächelnd: 5 „Ach, Gretchen, Rittmeiſter von Wendgen iſt abſcheulſch. Er hat das Vielliebchen gewonnen und mir faſt eine Liebeserklärung gemacht; aber wenn er denkt, daß er auch mit mir spielen kann, wie mit Anderen, dann irrt er fich gewaltig, ich werde ihm die Wahrheit ſagen.“ „Ach laß Dich nicht irre machen, Melanie, der Rittmeiſter iſt ein beränderlicher Mann, und ich glaube kaum, daß er wirklich zu lieben vermag,“ erwiderte Margarethe. Dieſe Worte kamen ſeltſam hell und klar aus dem Munde der Comteß, ihr Herz pochte laut und die Stimme drohte zu verſagen; nicht deſtoweniger beherrſchte ſie ſich und küßte, bei ihrem Zimmer angelangt die Freundin auf die Stirn. „Gute Nacht, Melanie, träume von Albrecht und ſeiner Liebe zu Dir, ſie iſt echt und wahr, ihr kannſt Du Dich vertrauen — nicht jenem —“ Die Thür flog zu, verwundert blickte Fräulein von Foͤrſter auf. f „Ah, ich verſtehe,“ murmelte ſie dann, „mein ſtilles Gretchen liebt dieſen leichtfüßigen trotz aller ſeiner Flatterhaftigkeit und vielleicht iſt ſein Spiel mit mir dazu berechnet. ihre Neigung zu ihm raſcher zu entfalten. Wenn ich nicht mit meinen eigenen Angelegenbeiten ſoviel zu thun hätte, könnte es mir Spaß machen, beide zuſammen zu bringen —“ Drinnen aber in Zimmee lag Gretchen auf den Knſeen, das blaſſe, kalte Geficht in den Händen vergraben und kämpfte ſchwer mit dem eigenen blutenden Herzen. O Gott, ſie hatte vor einigen Minuten wirklich geglaubt, Wendgen liebte ſie. Alle Zweifel waren von ihr gewichen, als ſie nach dem Geſange ſeinen innigen Blick in den ihrigen verſunken ſah, und nun kam Melanie und zerflörte rückſichtslos den ſchönen Glauben an Wendgens Liebe. Und ſie, Mar⸗ garethe hatte ſich täuſchen laſſen. Vielleicht zuckte er lachend die Achſeln über ihr Erröten, ihre Befan⸗ genheit! O was hälte ſie darum gegeben, weit, weit fort allein, zu dürfen, um dem Geliebten, der ſo wankelmüthig war, nicht mehr zu ſehen, ſeine Stim⸗ me nicht mehr horen zu brauchen; die Qual war zu groß, ſie überſtieg faſt des Mädchens phy · ſiſche und moraliſche Kräfte. ihrem reichausgeſtatteten blaue Meer über die Maaßen, und dennoch ſeufzte „Wengden,“ murmelten die blaſſen Lippen, ich liebe Dich ſo unſäglich und dennoch ſpielſt Du mit jener Coquette. Gott behüte Dich und mache Dich glücklicher — als ich es je ohne Dich zu werden vermag. „Auch in Albrechts Zimmer brannte bis tief in die Nacht hinein das Licht, ruhelos wanderte der Schatten des Bewohners hin und her, daß ein et⸗ waiger Beobachter vom Park aus an eine geſpen⸗ ſtiſche Erſcheinung hätte glauben können. Morgen mußte der ſchöne Marineoff zier fort, auf ſechs lange Wochen fort!“ Noch nie war ihm eine Abweſenheit, auch wenn ſte, wie die letzte, Jahre dauern ſollte, ſo ewig lang erſchienen, wie dieſe ſechs Wochen. Und wes⸗ halb? Das Commando war ein ehrenbolles, heſtere Kameraden fand er in großer Anzahl, er liebte daz er ſchwer beim Gedanken an die Abrelſe und — Heimkehr. Jene blauen, nixenhaften Mädchenaugen hatten ſein Herz bezaubert, die goldblonden Locken Me⸗ lanies ihn gefeſſelt und ſein innigſter Wunſch war der, die ſchöne kleine Fee für immer feſthalten zu dürfen, ſie zum Talisman ſeines Lebens zu machen. „Melanie“ flüſterte er zärtlich in die dunkle Nacht hinaus, „theueres Mädchen! Werde ich nach dieſen langen ſechs Wochen das heißerſehnte Work von Deinen Lippen hören: „Ich liebe Dich!“ Langſom trat er zum Schreibtiſch und nahm einen verhüllten Gegenſtand von demſelben auf; als die Paplerhülle fiel, kam ein eleganter, großer Da⸗ menfächer in chineſiſchem Geſchmack zum Vorſchein. , Fortſetzung folgt. An