Allgemeiner Auzeiger für Ladenbur Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 8 . Peelk viectelzährlich Mark 1.—, mit illuftriertem Unterhaltungs.⸗ Nn Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Nau 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. di blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Far die Redaktion verantwortlich; Karl Molitor, — Nr. 87. Polit if ges Laden burg, 39. Okt. Am Sonntag hat in der Hauptſtadt Griechenlands der Herzensbund des Kronprinzen Konſtantin und der Prinzeſſin Sophie on Preußen die Weihe für's Leben erhalten und dle innigſten Segenswünſche der Völker Deutſch⸗ lands und Griechenlands geleiten das hohe Paar auf dem nun beſchrittenen gemeinſamen Lebenspfade. Fhhlt man doch auf beiden Seiten, daß die Ver⸗ Müblung des griechiſchen Königsſohnes und der Schloſſe wurde die hohe Braut von den aufgeſtellten mehrfache Abänderungen erlitten, während ander Ni 3 deutschen Kaſſerkochter beſtimmt iſt, ein enges Band Menſchenmaſſen mit ſtürmiſchen Jubelrufen begrüßt, Punkte mehr formaler Natur find. Hervorzuhebe gicht nur um die beiderſeitigen Herrſcherhäuſer, ſon⸗ welche ſich wiederholten, als ſie auf dem Schloß⸗ iſt dagegen noch die in Art. 1 enthaltene Beſtimm dern auch um ihre Völker zu ſchlingen und um ſo balkon erſchien und der freudig erregten Menge ungen, wonach die Beſchränkung der Geltungsdaue herzlicher find die Wünſche, welche dieſelben dem durch Wehen mit dem Taſchentuche dankte. des neuen Geſetzes hinwegfällt. den künftigen Herrſcherpaare von Griechenland zu ſeiner ö — Am Sonnabend Nachmittag war auch das — In der erwähnten Plenarfitzung erledigt 1 Bereinigung darbringen. Die Vermählungsfeier voll- de utſche Geſchwader mit dem Kaiser und die Kal der Bundesrat noch eine Reihe anderer Gegenſtände, an l og ſich unter Entfaltung großen äußerlichen Prunkes ſerin an Bord im Piräus eingetroffen und wurde wobei erwähnenswert iſt, daß der Bundesrat dem — dd in Gegenwart einer überaus glänzenden Ver⸗ dem kaiſerlichen Paare bei der Landung wie bei der im Reichstage beantragten und mit großer Mehrheit 1 Al sammlung, deren Mittelpunkt das deutſche Kaiſer⸗ Ankunft in Athen ſelbſt ein ſehr feſtlicher Empfang angenommenen Geſetzentwurfe, betr. die Entſchädigung 1 paar bildete. Der kirchliche Akt wurde zwei Mal bereitet. unſchuldig Verurteilter, ſeine Zuſtimmung verſagte. Moll vorgenommen. Das eine Mal in der Athener Me⸗ — Der vom Bundesrate in ſeiner Wochenplenar⸗ Berſchiedenes lichen Kapelle des königlichen Schloſſes, da Prinzeß Sophie bekanntlich der proteſtantiſchen Konfeſſion angehört. — Zwei Tage vor dem Vermählungsakte war die Prinze ſſen⸗Braut nebſt ihren ſie begleitenden An⸗ gehörigen auf griechiſchem Boden, in Korinth, ge⸗ landet. Von hier aus erfolgte programmgemüß die Eiſenbahnfahrt der hohen Herrſchaften nach Kala⸗ mali, wo ſich die Ueberfahrt nach Athen anſchloß. Freitag Nachmittag halb 3 Uhr erfolgte die An⸗ ſunft im Piräus, woſelbſt die Prinzeſſin Sophie vom Miniſterpräftdenten Tricupis und dem Bürger⸗ meiſter vom Piräus begrüßt wurde. Halb 4 traf kopolitankirche nach griechiſch⸗orthodorm Ritus, das andere Mal im Anſchluſſe hieran in der proteſtan⸗ Ladenburg, 1 5 8 Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. 1889 Mikkwoch den 30. Oätober der Extrazug mit den deutſchen und den ihnen entgegengefahrenen griechiſchen Herrſchaften auf dem Athener Bahnhofe ein und hier fand großer cere⸗ monieller Empfang der Prinzeſſin⸗Braut ſtatt. Hier⸗ an reihte ſich der feierliche Einzug in die Stadt; im erſten Wagen ſaßen die Prinzeſſin Sophie und werden. Ferner erleidet die jetzige Zuſammenſetzun Socialiſtengeſetz entſcheidet, dahin eine Abänderung, die Königin Olga von Griechenland, während der g König und der Kronprinz Konſtantin neben dem Wagen ritten. Auf der ganzen Fahrt nach dem fitzung vom 24. d. M. genehmigte Entwurf des neuen Socialiſtengeſetzes beſteht aus 6 Arkikeln und enthält folgende Hauptbeſtimmungen: Die bisherige Beſtimmung, daß Beſchwerden gegen die Ausführ⸗ ung des Geſetzes nur an die Aufſichtsbehörden ge⸗ richtet werden konnten, wird beſeitigt und würde demnach in ſolchen Fällen künftig der ordentliche Beſchwerde⸗Weg eröffnet werden. tiengeſellſchaft errichtet worden. Eine Aktien⸗Emiſſ Ebenſo wird die Befugnis zur Ausweiſung von Perſonen, die auf Grund des Socialiſtengeſetzes verurteilt worden find, aufgehoben und können derartige Ausweiſungen 5 Diebſtahl verübt. Der Dieb erbrach jedenfalls mit Weiter darf das 5 künftig überall erfolgen, auch wo der „kleine Be⸗ lagerungszuſtand“ nicht herrſcht. fernere Erſcheinen einer periodiſchen Druckſchrift erſt nach dem Verbote einer zweiten Nummer unterſagt ſigen Hofapotheke wurde in der Nacht von Freita der Kommiſſion, welche über Beſchwerden gegen das daß die Kommiſſion von itzt ab aus dem vom Kaiſer zu ernennenden Vorſitzenden und 11 Mi gliedern beſtehen ſoll, die vom Bundesrat aus de Mitgliedern der höchſten Gerichtshöfe und Verwal tungsgerichte zu wählen find. Auch die Beſtimm ungen über den „kleinen Belagerungszuſtand“ habe — Edingen 25 Okt. Unter der Firm Edinger Actienbrauerei, vorm. Gräfl. von Obern dorff'ſche Brauerei, iſt mit dem Sitz hier eine A findet nicht ſtatt. Der Auffichtsrat beſteht aus de Herren Grafen Friedrich, Karl und Franz. v. Obern⸗ dorff, ferner den Herren Dr. Felix Hecht, Conſul Karl Reiß und Ferd. Scipio. 5 — Heidelberg, 28 Okt. In der hie⸗ auf Samſtag ein frecher und zugleich bedeutender einem Meiſel die Kaſſe und entwendete daraus di Summe von über 2200 Mark. Die Po lizei fahndet energiſch auf den Thäter. i . 1 85 „Alſo ich bitte, Melanie —“ Nun gut,“ ſie ſchien ganz zu überhören, daß Graf diesmal feine Anrede noch einfacher ab⸗ faßte, „Ich will Ihren Wunſch erfüllen und Graf Kuno ſagen; find Sie zufrieden?“ zufällig zu den Beiden hinüber, ſah wie der Majo⸗ katsherr ſich zu dem blonden Mädchen neigte und * daß der Ton ihr bis ins Herz hinein uhr. leſſe vor ſich hin, Melanie iſt und bleibt eine Co⸗ guete, welche jetzt auf Kuno Jagd macht, denn Gräfin Morenau ſah in dieſem Augenblicke dasſelbe mit tiefem, leuchtendem Auge zu ihm em porſah: auch die Gläſer hörte ſie hell an einander⸗ „Mein armer, armer Albrecht,“ murmelte ſie „Comteß Margarethe hatte faſt die ganze Nacht, welche auf die Abſchiedsfeier zu Ehren ihres ſtürmte ſo Vieles anf dieſe reine, harmoniſche Mäd⸗ chenſeele ein, was erſt durchgekämpft und durchrungen werden mußte. Die bittere Wahrheit in den Worten des Dichters: „Die ſchlimmſten Schmerzen find auf Erden,“ „Die ausgeweint und ausgeſchwiegen werden“ mußte die Comteß an ſich erfahren. f Als man ſich von der Tafel erhoben, hatte Rittmeiſter von Wendgen neben der Tochter des Hauſes geſtanden und in leidenſchaftlichem Tone gefragt: „Haben ſie mich denn ſo ganz in Acht nächt einen einzigen, flüchtigen Blick gegönnt haben die ganze Zeit über?“ Sie mochte wohl kühler geantwortet haben, als 1 ö freilich beſſer wer zuerſt dieſen Wunſch ſoufflie Bruders Albrecht folgte, ſchlaflos zugebracht, es pröludierenden Akkorde ein und dann brauſte Ma zu künden gewünscht. Margarethe die entzückende es der heißblütige und verwöhnte Offtzier gewünſcht, ö ö genug er biß ſich auf die Lippen und trat zurück ö innerlich ſeuſzend, am Pianino niedergelaſſen; ein Stimme bat um ein Lied von Chamiſſo, ſie wußt und deshalb war ſie ſchwach genug ihn zu erfülle Sie ſchlug di⸗ Noten auf, machtvoll ſetzten d garethens wundervolle, von tiefer Erregung durch⸗ zitterte Altſtimme auf: Seit ich ihn geſehen, Glaub ich blind zu ſein —“ Ja, ſolchen Ohren hat der Dichter ſein Lied Sängerin, war das keuche, liebende Mädchen, welches voll namenloſem Entzücken und wunderbarer Scheu ihr Herz erkannt hatte und ich dem teuren Manne zu eigen geben wollte für Glück und Weh und für und Bann erklärt, Gräfin Margarethe, daß ſie mir alle Zeiten. Drüben am Fenſterpfeiler lehnte Wendgen mit verſchränkten Armen, von ſeinen ſchönen Zügen war jeglicher Spott gewichen, er hatte alle Damen rings⸗ um vergeſſen, und ſah nur eine vor ſich: Die ſchöͤne Eomteſſe mit den dunklen ernſten Augen, welche ſo wundervoll ſang. Meinte fie ihn mit dieſer 1 ts ſſt der Maforatserbe. Die gräflich Morenau'ſche gerade zu der ſehr erhitzt und erheitert in einen w. a 1 fl. Grafenkrone 1155 wenn 9 05 nicht auf meine Seſſel geſunkenen Melanie, welche es gar nicht Sprache des Dichters?! 51 Mahnung hört, bald in dieſen blonden Locken übel zu nehmen ſchien, daß der Rittmeiſter ſich Als die letzten Worte des Liedes zitternd ver⸗ f ſchimmern, aber, Gott ſei Dank, daß Melanie zu ihr niedet beugte, um einen Scherz zu machen. hallt und de Schlußakkorde verklungen waren, trafen meinen braven Albrecht nicht elend gemacht hat. Sie Dann war einer der älteren Herten gekommen, ſich beider Augen ſekundenlang im underſchleierdem 1150 . befitzt kein Herz, und iſt nicht im Stande, ſeine Treue um Gräfin Margarethe zum Vortrag eines Liedes 5 Empfinden — und Margarethe erhob ſich, den zu erwidern.“ f abzuholen, und ſie hatte ſich lächelnd, wenn ſchon Sturm von Bitten um ein zweites Lied, nur müh⸗