15 8 850 8 8 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Nr. 86. Polti iſ ges Ladenburg, 25. Oktbr. Das deutſche Raſſerpaar hat am Dienstag Vormittag von Genua aus den zur See zurückzulegenden Teil ſeine r Reiſe nuch Athen angetreten, der Kaiſer auf dem Panzer⸗ ff „Kaiser,“ die Kaiſerin auf der acht „Hoben⸗ ſellern“. Den beiden Schiffen zur Seite befand ſich die dom Prinzen Heinrich von Preußen geführte Areuzerkotvette „Irene“. Geſchützſalven des italieni⸗ chen Geſchwaders und der Forts donnerten den ktlauchten Reiſenden den Abſchiedsgruß nach, welchen e „Kaiſer“ durch 21 Kanonenſchüſſe erwiederte, düßerdem ſalutirten die deutſchen Kriegsſchiffe das fl. Ralieniſche Geſchwader, wäbrend die Schiffe des dag b fezteren und die Handelsſchiffe die Flaggen zu Ehren des deutſchen Geſchwaders gehißt hatten. Der Kaiſer IU dand auf der Kommandobrücke und grüßte mit dem Pute, die Kalſerin wehte von der „Hohenzollern“ nb d e it dem Taſchentuche. Eine ungeheuere Menſchen⸗ en Jubi enge erfüllte anläßlich der Abfahrt der kaiſer⸗ mt ſrzr f 5 * die Quais. Das Meer war ſehr T iam f ug weg. 5 f Nit 11 — Mit einer im Allgemeinen ſtreng geſchäft⸗ gehaltenen und durch den Staatsſekretär v. Bölliſcher verleſenen Thronrede iſt am Dienstag die fünfte und letzte Seſſion des gegenwärtigen Reichs⸗ kages eingeleitet worden. Die Thronrede begnügt 1 . ern ſche Funn Hatt dan e hun Kal bein unncht 1 gen eröffnete Sitzungsperiode aufzuzählen, ohne ſich bel den meiſten derſelben auf eine nähere Erläuter⸗ ung elnzulaſſen. Nur die Vorlage über die Errich⸗ tung der geplanten beſonderen Kolonialbehörde im Auswärtigen Amte erfährt eine etwas eingehendere lage äußerſt ſich die Thronrede wenigſtens dahin, daß hierdurch eine größere Gleichmäßigkeit in der Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Peels vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ n die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. 10 Pfg., 9 Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile od Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. S deren Naum Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. die Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Samstag den 26. Olikober 1889 deutſchen Heeresorganiſation und zugleich eine fernere Erhöhung der Schlagfertigkeit der Armee erzielt werden ſolle. Dagegen ſchweigt die Rede vollſtändig über die ſehr beträchtlichen einmaligen neuen Aus⸗ gaben, welche der Heeres⸗ und Marine⸗Etat dies⸗ mal aufweiſt und ſomit über die Zwecke, für welche die großen Militärausgaben beſtimmt find. Auch die Auslaſſungen der Thronrede hinſichtlich des neuen Sozlaliſtengeſetzes und des neuen Bankgeſetzes be⸗ ſchränken ſich faſt nur auf die formelle Ankündi⸗ gung der betreffenden Vorlagen und es dürften da⸗ her erſt die parlamentariſchen Verhandlungen ſelbſt die in der Thronrede vermißte nähere Aufklärung über all' die erwähnten Punkte bringen. freulicher Beſtimmtheit, wenn auch in knappſter Form äußert ſich die Thronrede dagegen über die allgemeine Lage und fpricht fie da unter Hervor⸗ hebung der diesjährigen Monarchenbeſuche in Berlin die entſchiedene Hoffnung aus, daß der europäiſche Friede auch im kommenden Jahre erhalten bleiben werde, eine Hoffnung, welcher die gegenwärtige all⸗ gemeine politiſche Lage glücklicherweiſe auch vollkom⸗ men entſpricht. f — Der Reichsetat pro 1890/1 deſſen Be⸗ ratung den Reichstag zunächſt beſchäftigen wird, balancirt in Ausgaben und Einahmen mit der noch niemals erreichten Summe von 1, 208,664,739 ch, die ſchon vorher bekannten Vorlagen für die Begründung und hinſichtlich der neuen Militärvor⸗ der Thronrede nicht enthalt enen bezüglichen näheren Mk. Von den Ausgaben entfallen ca 849,500, 000 Mk. auf die Fortdauernden und 81,349,597 Mk. auf die einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats 277,700 k. auf die einmaligen Ausgaben des außerordentlichen Etats. Unter den Ausgaben inte⸗ riſſiren in erſter Linie diejenigen für Reichsheer und Marine und hier ſiaden ſich auch zum Teil die in Angaben. Die Verwal tung des Reichsheeres parti⸗ Mit er⸗ — eipirt an den fortdauernden Ausgaben des ordent⸗ lichen Etats mit 576,800,813 Mk., alſo 9,6 Mil ⸗ lionen mehr als dem vorigen Etatsjahr, welches Mehrerforderniß hauptſächlich durch die militäriſchen Neuorganiſationen bedingt wird. Infolge der Auf⸗ ſtellung der zwei neuen Armeecorps und der hier⸗ mit verbundenen militäriſchen Veränderungen find in den fortdauernden Ausgaben 1,500,000 Mk. mebr ausgeworfen, dem indeſſen verſchiedene Erſparniſſe durch Fortfall von 2 Landwehrinſpecti⸗ onen u. ſ. w. gegenüberſtehen. An einmaligen Aus⸗ gaben des ordentlichen Etats werden angeführt ca. 40 Millionen Mk. 19,500,000 Mk. mehr als im vorigen Etatsjahr, während an einmaligen Aus⸗ gaben des außerordentlichen Etats die gewaltig Summe von 203,834.25 7 Mk. fiaurirt, mehr gegen das Vorjahr 139,500,000 Mill. Mk., wobei die her⸗ vorragenden Poſten ca. 61. Mill. für artilleriſtiſche Zwecke (1. Rate), und 45,800,000 Mk. ſür Aus⸗ gaben infolge der Aenderungen der Wehrpflicht bilden. Die Ausgaben für die Marine im ordent⸗ lichen Etat, zuſammen ca. 86 Mill. Mk. im au⸗ ßerordentlichen 35 Mill. Mk., wovon jedoch ca 35 Mill. als Zuſchuß zu den einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats zu betrachtenſind. Matricular⸗ beiträge der Einzelſtaaten find auf 269,685,831 oder auf 41,553, 140 Mk. mehr als im Vorfahr angeſetzt. 5 f Berlin, 22. Okt. Der „Reichsanzeiger brin folgende Bekanntmachung: Das an der oſtafrikaniſchen Küſte zwiſchen der Nordgrenze von Witu und der Südgrenze der dem Sultan von Witu gehörigen Station von Kis⸗ maju belegene Gebiet iſt auf Grund der mit den dortigen Sultanen und Häuptlingen geſchloſſenen Verträge und vorbehaltlich wohlerworbener Rechte d a „ . as 1 Ne 1 Der Majorsherr. Novelle von F. von Limpurg. N Nachdruck verboten Forts. 5. Auch die Gäſte kamen nach und nach, einer kerſelben, ein ſchlanker ſchöner Offizier mit blondem Schnurrbart und einem klein wenig ſpöttiſchen Aus⸗ 7 garetha. i N i ute „Wie freue ich mich, gnädigſte Komteß, Sie 12 dach ſo lang m Zwiſchenraum wiederzuſehen. Sie iche ind lange nicht in den Wald gerritten?“ a —— „Nein, Herr von Wendgen, doch wollen wir das Verſäumte bald einmal nachholen.“ „Darf ich und mein Rappe alsdann die Ehre haben, uns anzuschließen?“ „O gerne, aber ſie müſſen dann zu Mittag herauskommen und über Abend bleiben; wir reiten immer gegen fünf Uhr aus.“ Unverwandt hing des Rittmeiſters Blick an dem ſchönen Mädchen, die Worte waren geſell⸗ ſchaftlich oberflächlich doch, ſein Auge sprach eine beredtere Sprache. Lachend kam Melanie heran zu den Beiden, und Herr von Wendgen verneigte ſich auch vor ihr, Margarethens eiferſüchtiger Blick meinte genau mit druck im Antlitz trat aufleuchtenden Auges zu Mar⸗ derſelben Galanterie wie vorher, doch ein ſcharfer Pfychologe hätte ſogleich erkannt, daß bei der zwelten Verneigung des ſtattlichen Offtziers vollſtändig die zarte ritterliche Huldigung von vorhin fehlte. „Ah, gnädiges Fräulein,“ lachte er ganz un⸗ geniert, „Sie kommen, um uuſer Vielliebchen endllich zum Austrag zu bringen! Ich bin auf meiner Hut, nehmen ſie ſich in Acht.“ Melanies blaue Augen leuchteten, ihr roter Mund lachte ſo koquett, und ſie ſchlug Wendgen leicht mit dem Fächer auf den Arm. „Gehen Sie, Herr Rittmeiſter, ich mag ſie gar nicht mehr ſehen, wenn ſie ſo ungalant find, mich verlieren zu laſſen,“ ſagte ſie ſcherzend. Margarethe wandt ſich haſtig ab, ſie konnte die Szene nicht weiter mit anſehen, die Thränen ſtiegen ihr in die Augen; war es denn möglich, daß er, denn ſie ſo innig liebte und der auch ihr ſo fein und ritterlich huldigte, dies koquette Spiel mit einer anderen unter ihren Augen treiben konnte?“ „Sehen ſie nur, liebe Frau von Berka, wie Rittmeiſter von Wendgen der kleinen Foͤſter wieder die Kour macht; das Mädchen iſt unverbeſſerlich gefallfichtig, einmal zieht ſie Graf Morenau in ihr Netz und gleich darauf tändelt ſie mit einem andern,“ bemerkte ein Herr. Ja, daß ſich der Rittmeiſter für Fräulen Me⸗ lanie intereſſirt, iſt doch anerkannt; er küßte ihr neulich beim Abſchied ſehr auffällig die Hand, und ſie blickte ihn ganz verklärt an,“ antwortete die An⸗ geredete. Die arme Margarethe flüchtete weiter, die unwillkürlich mitangehörte Zwiegeſpräch hatte d Wunde in ihrem Herzen noch mehr ſchmerzen ge macht; es war ihr eine Qual, ſich jetzt hier m lächelnder Miene inmitten all dieſer Menſchen be⸗ wegen zu müſſen, anſtatt droben in ihrem Stüb chen den Thränen freien Lauf zu laſſen. Sie ſa nicht, wie Wendgen ſich ſehr raſch von Melani frei gemacht hatte und unverwandt der ſchlanke vornehmen Geſtalt im amethyſtfarbenen Seidenge wandte nachblickte; er hatte das Zucken in Mar⸗ garethens ſchönem Antlitz bemerkt und fühlte ſich beunruhigt darüber. 5 Langſam und ſcheinbar abſichtslos ſchritt Mar⸗ garethe hinüber nach dem Speiſeſaal und als fie ſich in demſelben allein ſah, eilte ſie haſtig an einen Platz am unteren Ende der Tafel. Margarethen weiße, feine Finger ergriffen leicht zitternd zwei der 5 goldgeränderten Karten welche die Platze der Gäſt bezeichneten, und tauſchten ſie mit jwei andren, dann atmete das junge Mädchen tief auf. 5 „Wir werden uns ſehr fern ſitzen, und es iſt nicht möglich ſich von da aus zu ſehen,“ lispelte fie. Als die Thür des Speiſeſaales ſich öffnete und die Herren ſich zu ihren Damen verfügten