drohenden Worten gegen den Verbrecher kund. Monza, 21. Oktbr. Das Kaiſerpaar iſt heute Morgen 9 Uhr nach Genua abngereiſt. Der Herzog von Genua traf um 8 Uhr 40 Min. von Mailand zur Verabechiedung ein. Das Kaiſerpaar mit dem Grafen Biamarck, braleitet von dem ita⸗ lieniſchen Königspaar, dem Prinzen von Neopel und Eriſpi traf auf dem Bahnhof um 8 Uhr 50 Min. ein, wo die herzlichſte Verabſchiedung unter wiederholter Umarmung ſtattfand. Die Straßen und der Bahnhof waren fiſtlich geſchmückt. König Humbert und Criſpi reisten im kaiſerlichen Wagen mit. ö Liſſabon, 20. Okt. Um 1 Uhr nachmittags verkündeten geſtern Kanonenſchüſſe von den Kriegs⸗ ſchiffen und der Feſtung, ſowie Glockengeläute der Hauptſtadt das Ableben des Königs. Sämmtliche Läden und Magezine wurden ſofort geſchloſſen, überall erſcheinen Trauerzeichen. Die Miniſter, welche ſämmtliche in Cascaes weilen, der Nuntius, der Patriarch und andere hohe Würdenträger umgaben das Todtenbett des Königs. Die Königin, welche die letzten 12 Stunden das Sterbezimmer nicht verlaſſen hatte, hielt die Hände ihres Gemahls zwiſchen den ihrigen bis zu diſſen letztem Atemzuge. Berſchiedenes — Ladenburg. 22. Okt. Auch die La⸗ denburger Töͤchterſchülerinen tragen jitzt Klaſſen⸗ mützen, indem fich dieſelben ganz kleidſame wollene Käppchen anfertigten. — Weinheim, 21. Okt. Heute Nachmit⸗ tag hat ſich ein verheirateter Arbeiter, Vater von 2 Kindern, auf der Straße beim v. Berkheim'ſchen Schloſſe erſchoſſen. Er lebte ſeit einiger Zeit von ſeiner Frau getrennt, hatte die Schwiegermutter mit Erſchießen bedroht und erſchoß ſich dann ſelbſt, als ſeine Verhaftung ſtattfinden ſollte. Während die Kunde di. Stadt durchlief, börte man, daß heute in Großſachſen ein am Schulhausbau beſchäf⸗ 11 Maurer von Leutershauſen abſtürzte und tot el. Bretten, 19. Okt. Man macht ſich einen Begriff von der Ausdehnung des Zichorienbaues in unſerer Gegend und von den Vorteilen, die unſern Landwirten durch die günſtige, ſchon bei der Ausſaat des Zichorienſammens geregelte Verkaufsgelegenbeit der Wurzeln gegenüber andern Bodenerzeugniſſen entſtehen, wenn man weiß, daß die Ablieferung an einem Tag der letzten Woche auf 420 Wagen 660,000 Kilo betragen hat und hierfür, zu 3 M. 20 Pf. für 100 Kito, über 21,000 M. ſofort be⸗ zahlt wurden; im Ganzen ſind ſeit Mitte Sep ember über 2600 Tonen abgeliefert. — Durlach, 21. Okt. In der Nähe der Station Weingarten wurde heute Nacht ein Mann von einem Zuge überfahren. Da auf der betreffenden Strecke kein Nachtdienſt ſtattfindet, ſo konnte die Zet des Unglücks nicht feſtgeſtellt werden. Der Verunglückte iſt vollſtändig zerriſſen und konnte deſſen Name bis jetzt noch nicht feſtgeſtellt werden. — Offenburg, 18. Okt. Der diesjährige Verluſt an Löhne⸗ und Materialienaufwand für Reb⸗ bau im Amtsbezirk Offenburg wird vom Sachver- ſtändigen Edmund Basler in Feſſenbach auf 900,100 Mark beziffert, wozu noch die verlorenen Zinſen aus 8 Millionen Grundſtockkapital kommen. Das 1889 r Erträgniß wird auf 14,100 Hektoliter bei einem Areal von 3800 Morgen geſchätzt, was auf den Morgen einen Ertrag von 3,7 Hektoliter im Werte von etwa 70 Mark ausmacht. Im Jahre 1888 waren 94,100 Hektoliter für 2,124,000 Mk. erzielt worden, für den Morgen 25 Hektoliter zu 559 Mk. Die beiden Hagelſchläge vom 6. Juli und 11. Auguſt, ſowie insbeſondere der Sauer⸗ wurm verurſachte den Ausfall von 80,000 Hektoliter und 1.379, 000 Mark. Aehnliche Fehljahre ſind ſeit 1879 leider ſchon drei dageweſen. (1879, 1880, 1882) Die Stimmung laͤßt ſich darnach ermeſſen. — Eiſenach, 18. Okt. (Todesurteil.) Das Schwurgericht verurteilte den w'gen des Knaben⸗ mordes auf dem Horner Moor angeklagten 21jähr. Luſtmörder Schuhmacher Benthien, genannt Ahrens, wegen Mord zum Tode. — Ludwigshafen, 21. Oktober. Geſtern Abend 8 Uhr hat der Arbeiter Nilly den Schuhmachergeſellen Hahnemann nach kurzem Wort⸗ wechſel auf dem Hemshof mit einem Meſſer nie⸗ derſtochen. Der Mörder wurde verhaftet und die Leiche des Ermordeten in's Leiche nhaus verbracht. — Düſſeldorf, 17. Okt. (Ein Menſchen⸗ freund) Der in Düſſeldorf verſtorbene Landgerichts⸗ direktor a. D. Oskar Aders hat zur Geſamterbin ſeines 4.550,000 Mark betragenden Vermögens die Stadt Düfſeldorf ernannt. Von dieſen 2½ Mil⸗ lionen find zu Legaten beſtimmt 252,000 M. U. A. iſt die Düſſeldorfer evangeliſche Gemeinde mit 20,000 M, das evangeliſche Krankenhaus mit 10,000 M., die Kaiſer⸗Wilhelm⸗Stiftung für Be⸗ amtentöchtern mit 20,000 M., der Künſtler⸗Unter⸗ flützungsberein mit 10 000 M. u. J. is. bedacht, Von den nach Abzug aller Legate der Stadt ber⸗ bleibenden 2 Millionen Mark ſoll 1 Million zum Bau von Arbeiterwohnungen verwendet werden, mit der Beſtimmung, daß aus den Mietserträgniſſen wieder neue Häuſer gebaut werden ſollen. Die an⸗ dere M lion ſoll zu Stipendien für talentvolle un⸗ bemittelte junge Leute dienen, derart, daß die Zin⸗ ſen an dieſe zu ihrer Ausbildung an Univerfitäten oder anderen Hochſchulen verwendet werden. Bef gleicher Würdigkeit ſollen junge Leute evangeliſchen Glaubens den Vorzug erhalten, ſonſt ſoll ohne Anſehung des Glaubensbekenntniſſes verfügt werden, ö — Wien, 20. Okt. (Gräßliches Unglüch Der 5 1jährige Lackirermeiſter Joſef Brenda wollte geſtern Abend in ſeiner Küche Lack ſieden, wobel das Gefäß ins Feuer überlief und ſodann in Flam⸗ men ſtand. Dieſe ergriffen ſauch die Kleider des Brenda und, als ſeine Frau ſie mit Tüchern er ſticken wollte, auch die ihrigen. Während Breuda ſeine Fran auf dem Boden der Küche umherwälzte, um die Flamen zu erſticken, hatte der brennende Lack ich auch dorthin ergoſſen, ſodaß der Mann ſich flüchten mußte. Inzwiſchen raffte ſich die Frau auf, lief durch den Hausgang auf ein offenes Fen⸗ ſter zu und ſtürzte fich, laut um Hilfe rufend durch dasſelbe in den Hof, wo ſie ſchwerverlizt, bewußt⸗ los aufgehoben wurde und nebſt ihrem ebenfalls verlitzten Manne ins Spital verbracht wurde. 7 (Aberglaube.) Deine Stiefel knarren ja ſo, Du haſt ſie g'wiß noch nicht bezahlt. — Welcher Aberglaube! Da müßt ich am ganzen Leibe knarren. + (Die Weisheitszähne.) Sie wiſſen auch wohl nicht, gnädige Frau, daß man die ſogenannten Weisheitszähne erſt in den zwanziger Jahren e⸗ kommt. Kleiner Karl: Ach, da hat Mama ja den ganzen Mund voll Weisheitszähne, die hat ſie ja alle erſt im vorigen Jahre bekommen. Weiße Seidenſtoffe von 95 Pfge. bis 18.20 p. Met. — glatt, geſtreift und ge⸗ muſtert (150 verſch. Qual) — verſ, roben⸗ und ſtückweiſe pocto⸗ u. zollfrei das Fabrik⸗Debot G, Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muſter umgehend. Briefe koſten 20 Pf. Porto. „Sie hätten ihre Ablehnung nicht ſo ſchroff ausdrücken ſollen,“ erwiederte der junge Graf. „Meinten ſie vielleicht, Graf Albrecht, ich hätte mit einem tiefen Knix ſagen müſſen: Erlaucht find ſehr gnädig, ich werde mit tiefempfundener Ehr⸗ furcht und Dankbarkeit Ihre Nachbarin ſein.“ Mit neckiſcher Miene kreuzte ſie demütig bel den Worten die Arme über der Bruſt und verneigte ſich tief vor dem jungen Off zier, daß demſelben eine heiße Blutwelle in die Wangen ſtieg und er das reizende Mädchen am liebſten ſogleich in die Arme geſchloſſen hätte. Nein, Melanie, ſo wer's nicht nötig, aber Sie müſſen mir verſprechen mit Kuno freundlich zu ſein — ſonſt ſorge ich mich während meiner Abweſenheit um Sie.“ Melanie wandte ſich haſtig zu der naher kom⸗ menden Margarethe und nahm deren Arm, ſodaß Albrecht nicht genau wußte, ob ſie ſeine letzten lie⸗ benden Worte vernommen habe oder nicht. „Aber, Melanie,“ lachte Comteß Margarethe, „Du warſt wieder gegen Kuno ſo unfreundlich. Es wird dem⸗ nächſt ein kleiner Krieg zwiſchen Euch beiden aus⸗ brechen.“ ö „Ich kann es nicht ändern,“ lautete die trotzige Antwort Melanies. „Dein Herr Bruder Kuno behandelt mich wie ein Kind, welches jedem ſeiner Worte gehorſamſt folgen muß.“ „Jetzt haſt Du aber die Lage für Dich verſchlim⸗ mert, Herz, denn nun wirſt Du erſt recht Kunos Nachbarin bei Tafel, wie ich ihn kenne, wird er es durchſetzen. Er iſt ſicher auch furchtbar böſe auf mich, denn bei ſeinem Argwohne denkt Kuno ſchließ⸗ 10, 5 e ii Dir gute einer Drake, um pn it „% zu ärgern.“ „Hm, da muß ich ſuchen, ihn wieder zu ver ⸗ föhnen,“ lachte Melanie mit einem koquetten Sei⸗ tenblick auf Albrecht. Am näͤchſten Tage waren die Geſellſchaftsräͤume des Schloſſes Morenau aufs Schönſte geſchmückt, wozu die in reichſter Fülle blühenden Blumen des Schloßgartens den größten Teil beigetragen hatten. Im Salon befanden ſich Gräfin Morenau und Margarethe; Melanie ſowie die beiden Herren fehlten noch. Die Comteß ſah ganz beſonders vorteilhaft aus, das amethüſtfarbne, duftige Kleid, ſowie der feine Fliederzweig an der Bruſt und im Haar ſtanden vortrefflich zu dem zarten, regelmäßig ſchöͤnen Ant⸗ litz und den kaſtanienbraunen Haarflechten; auch um ⸗ gab die ganze Erfcheinung ein Hauch vornehmer und doch ungemein anmutiger Weiblichkeit, der ſich wohl lein Menſch ihrer Umgebung entziehen konnte. „Gretchen“, ſagte die Gräfin herzlich und ſtrich ihrer Tochter über die Wange, „weißt Du, daß ich gerne eine Beichte von Dir haben möchte ? Ich habe längſt bemerkt, daß es jemand giebt, der Dir durchaus nicht gleichgültig iſt und daher wünſch ich ſehnlich zu wiſſen, wie Du mein Kind darüber denkſt ?“ 5 Das junge Mädchen wurde glühend rot, aber frei und offen blickte ſie die Mutter an. „Mama“ erwiederte ſie leiſe und bewegt, „noch weiß ich nicht ob ſeine Liebe ſo treu und echt iſt wie die meine, ich hätte Dir ſonſt ſchon längſt gebeichtet, aber ich will, wenn Gott mir das unendliche Glück geben ſollte, daß — er mich liebt; ihn und mich erſt prüfen, weil ich zu ernſte Anſichten über die Ehe hege, um eine ſolche leichtſinnig einzugehen.“ „Mein geliebtes Kind,“ ſagte tief ergriffen die Dame, der Himmel ſegne Dich und gebe allen ſit He. ſo edle, goldreine Grundſätze, wie Du felbſt haſt. Um m n Ueber Deine Zukunft kann ich ruhig ſein, wenn ich hn Lecſ⸗ dasſelbe nur auch von Albrecht ſagen könnte —“ Margarethe ſeufzte, auch über ihre Stirn flog eine Wolke. „Ich weiß, er liebt Melanie und doch meine ich, ſie paßt nicht für ihn. Sieh, Mama, es iſt ſolch eigenes Ding um ein Mädchenherz ! In der Penfion konnten wir ohne einander nicht leben, und jtzt finde ich täglich wie himmelweit unſre Anſichten auseinander gehen. Ah, da kommt Me⸗ lanie und ſogar mit Kuno!“ N Die Thür flog auf und wie ein duftiges Schneeglöckchen wirbelte die junge Dame in den Salon; das Kleid von weißer, filber flimmernder Seidengaze war überall von Schneeglöckchen gehalten und geſchmückt, auch im Haare lag ein gleicher Zweig. Melanie ſah zum Entzücken aus, ſo meinte auch Graf Albrecht, welcher ſoeben aus einem Nee benboudoirs langſam näher trat; er ſah nicht den triumphirend flammenden Blick Kunos, hörte nicht deſſen halblautes Wort: 5 „Sie muß die meine werden, ich ſah noch nie ein ſchöneres Weſen und der Zeupunkt iſt günſtig für mich, denn mir will es ſcheinen, als ob mein ſtattlicher Herr Bruder in dieſen goldblonden Locken ſich gefangen hätte. Hm, ſechs Wochen find eine lange Zeit!“ 5 Fortſetzung folgt.