95 2 für Jad 1 . 75 Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zelle oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. die 8 Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. . Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 1 Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. 4 15 den die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenbucg. 14 0 7 n f 0 Nr. 85. Mittwoch den 23. Oktober 1889 h e An d Folitiſches Zeit in ſtiller Andacht am Sarge Kaiſer Fried⸗ J erwünſchte authentische Aufklärun ö a ded⸗ g bringen, denn ran 0 Leden burg, 22. Oltbr. Das deutſch. richs. was man bis jetzt hierüber gehöhrk hat, charakteri⸗ anner ſlſerpaar hat auf ſeiner gegenwärtigen Reiſe nach — An heutigem Dienſtag tritt der deutſche firte ſich doch nur als Gerüchte; indeſſen iſt nicht Athen in Monza, dem Sommeraufenthaltsorte der ſlolieniſchen Königsfamilie, die erſte größere Unter⸗ wegsſtation gemacht. Die Ankunft des erlauchten Mares in Monza erfolgte Sonnabend Vormittag II Uhr und wurde dasſelbe von den italieniſchen Majeſtäten ſowie sämtlichen anweſenden Prinzen und Peinzen des italieniſchen Köniashauſes herzlichſt be⸗ grüßt, auch der Miniſterpräfident Criſpi war bei dem Empfange zugegen. Für Sonntag Nachmittag war ein Ausflug der allerhöchſten Herrſchaften nach Reichstag zur letzten Seſſion der gegenwärtigen Legislaturperiode zuſammen. Wie üblich, vollzieht ſich der Eröffnungsakt wiederum in dem hiſtoriſchen weißen Saale des Berliner Refidenzſchloſſes, er wird ſich aber diesmal infolge des Fernſeins des Kaiſers in einfacheren Formen als ſonſt bewegen; Herr b. Bötticher, der Staatsſekretär im Reichsamte des Innern, wird in Vertretung des Reichskanzlers Fürſten Bismarck das Parlament eröffnen. Das Arbeitsprogramm für die neubeginnende Seſſion iſt zu bezweifeln, daß der Etat pro 1890/91 nament⸗ lich in Anbetracht der g⸗planten abermaligen Heeres berſtärkung, ganz beträchtliche Mehrforderungen ent⸗ halt. — Der Großherzog von Baden empfing am Freitag Vormittag zu Baden⸗Baden die Geſandt⸗ ſchaft des Sultans von Zanzibar in feierlicher Audienz. Nach derſelben machte die Geſandtſchaft anch der Großherzogin, der Kronprinzeſſin von Schweden, ſowie dem erbgroßherzoglichen Paare ihre kn 6 dem Comerſee in Ausſicht genommen. Am Montag im Weſentlichen ſchon bekannt und weiſt den Etat Aufwartuug. 0 n früh gedachten die kaiſerlichen Majeſtäten die Wei⸗ nebſt dem Anleihegeſetz, die mit dem Etat zuſam⸗ Ludwigsburg, 20. Okt. Heute früh 9 Ohl . lerreiſe nach Genua anzutreten, woſelbſt ſich die menhängenden neuen Vorlagen militäriſcher und ko: Uhr gab ein Individium, das ſich in unmittelbarer n falſerin an Bord der „Hohenzollern“ einſchifft, lonialpolitiſcher Natur, ferner das Bankgeſetz und das] Nähe von Marienthal aufgeſtellt hatte, auf S. K. H. während ſich der Kaiſer auf dem Flaggſchiff „Kaiſer“ 5 N Begleitgeſchwaders, einſchifft. Die Ankunft des neue Sozialiſtengeſetz auf; ob den Reichstag noch den Prinzen Wilhelm, welcher ſich mit Prinz'ſſin ae a f anderweitige Geſetzentwürfe beſchäftigen werden, dürfte Pauline zu Wagen in die Kirche begab, einen 3 0 . Kalferbaares in Athen wird am Vormittag des] man ja aus der Thronrede erfahren. Jedenfalls ſieht ſcharfen Revolverſchuß ab, glücklicherweiſe ohne zu 1 e d 28. Oklober erwartet, die Weitereiſe nach Konſtan⸗ ſich das Haus auch in der neuen Seſſion vor wich⸗ treffen. Der Mann wurde von der Schildwache — Alnopel ſoll am 81. Oktober erfolgen. tige Entſcheidungen geſtellt, die einerſeſts die aber⸗ ſofort ergriffen und zunächſt auf die Schloßwache 14 6 — Auch die Kaiſerin Friedrich befindet ſich mit] malige Heeresverſtärkung, anderſeits die Verlänger⸗ verbracht. Seiner Angabe nach iſt er ein ſtellen⸗ Aren Töchtern auf dem Wege nach Athen, woſelbſt bekanntlich am 27. Oktober die Vermählung ihrer delten Tochter, der Prinzeſſin Sophie, mit dem Kronpeinzen Konſtantin von Griechenland ſtattfin⸗ itertſchan rü. kin. 1 * Trol nach Venedig, woſelbſt ſie ſich am Sonntag Nachmittag auf dem Lloyddampfer „Imperatrix“ inſchifften; die Ankunft in Athen ſoll am 25. Okt. kfolgen. — Vor ihrer Abreiſe don Berlin beſuchte de Raiſerin nebſt den Prinz ſſnnen⸗Töchtern am Freitag, als dem Geburtstage ihres hochſeligen kai⸗ ſerlichen Gemahls, noch das Mauſoleum in der Frie⸗ denskirche zu Potsdom und verweilte hier längere del. Die hohen Herrschaften reiſten üher Bayern und ung des Sozialiſtengeſetzes betreffen und in beiden bedeutungsvollen Fragen ſind harte parlamentarische Kämpfe zu erwarten, von denen man nur hoffen und wünſchen kann, daß ſie zu einer ſchließlichen Verſtändigung führen mögen. Von den ſeiner harr⸗ enden Vorlagen wird der Reichstag beim Zuſam⸗ mentritte mindeſtens den Reichs⸗Etat für 1890/1 ſchon vorfinden, nachdem der Bundesrat denſelben in den am 17. d. M. abgehaltenen Plenarſfitzungen in ſeinen wichtigeren Teilen angenommen hat. Auch über die Ziffern des neuen Etats, welche diesmal ausnahmsweiſe geheim gehalten worden find, wird der Zuſammentritt des Reichstages nunmehr die loſer Sattler Namens Hermann Klaiber aus Ulm, 31 Jahre alt; wie er weiter angiebt, iſt er eigens zu dieſem Zwecke bierhergereiſt um S. K. H. zu ermorden. S. K. Hoheit haben, ohne ſich durch dieſes Attentat aufhalten zu laſſen, die Fahrt fort⸗ geſetzt und den Go tesdienſt beſucht. Die Aufregung in ollen Schichten der Bevölkerung iſt eine ſehr große und als der Attentäter um 10 ½ Uhr gefeſſelt von der Schloßwache aus durch den Stationscom⸗ mandanten und einem Landjäger nach dem Amts⸗ gerichtsgeſängniß verbracht wurde, that ſich der Ab⸗ ſcheu über die Unthat unter dem raſch vor der Schlozwache angeſammelten zahlreichen Publikum in * 1 Der Mazorsherr. cl Novelle von F. von Limpurg. 1 Nachdruck verboten Fortſ. 4. Ein falſcher Blick aus ihren blauen Augen traf In, daß Licht flackerte noch einmal hell auf, dann krloſch es, und die Thür des Speiſeſaals ging auf. brecht allein war erſt anweſend, er wandte ſich den Eintretenden zu und gedankenſchnell, eben ſo kaſch wieder fortgehend wie gekommen, durchzuckte ihn ein Unbehagen, beinahe ein Schmerz, als er die Gellebte neben dem Bruder ſah. Freilich fiel ihm ſogleich wieder ein, daß Graf Kunos Zimmer 1 + 1% , ha dbbenfalls in der erſten Etage des Schloſſ's ebenſo Melanies nicht geſehen, ſondern nur die kühl ab⸗ Köpfchen an ſeine Schulter gebettet und das hei wie die Fremdenſtuben lagen und beide ſich ohne lehnende Worte vernommen und bemerken, wie der erſehnte „Ja“ geflüſtert. ü will Zwelfel zufällig auf der Treppe getroffen hatten; Majoratsherr unmutig die Lippen zuſammenpreßte; „Und was könnten ſie von mir begehren, Graf fedenfalls hatten ſie Frieden geſchloſſen, und das mit den verſchiedenſten Gefühlen hörten ſie zu, eine Albrecht?“ frug ſie freundlich, „Ich bin bereit, 9. E, war gut, ſo konnte er ruhiger abreiſen, denn Kuno ernſtliche Abneigung ſchien ſich zwiſchen Melanie und Ihren Wunſch zu erfüllen, alſo ſprechen 5 1 als Gegner Melanies zu wiſſen, wäre ihm ſehr un⸗ dem Majoratsherrn anzubahnen. f . „Weshalb ſind ſie gegen meinen Bruder ſo 1 angenehm geweſen. ö Margarethe empfand es ſchmerzlich, der junge feindlich gefinnt, Melanie 7 Es thut mir ſehr, ſehr „Wir haben morgen ein kleines Abſchiedsdiner für Albrecht, lieber Kuno.“ ſagte Gräfin Morenau während des Eſſens, „hoffentlich iſt es Dir recht; es find nur fünfzehn Perſonen.“ „Gewiß, liebe Mama, es freut mich ſehr, daß I noch rechtzeitig dazu kam, und ſo will ich mir auch gleich meine Tiſchnachbarin ſichern. Gnädigſtes Fräulein,“ wandte er ſich ſehr formell und kühl an Melanie, „Wollen Sie mir die Ehre erweiſen, Sie morgen zu Tiſche führen zu dürfen?“ Fräulein von Föoͤrſter warf, über den Protek⸗ torten des Majoratsherrn empört das ſtolze Haupt zurück und entgegnete ziemlich kurz: „Ich bedaure darüber heut noch keine Zuſage geben zu konnen, ich horte, daß Frau Gräfin die Tiſchordnung ſchon gemacht hat.“ Der blitzartige Blick, welcher die Worte Me⸗ lanies begleitete und von dem Majoratsherrn auf⸗ gefangen wurde, ſchien mehr noch als ihre Abweiſung zu ſagen: „Kämpfe um mich, ſo leicht läßt ſich ein Mädchen nicht gewinnen!“ Die andern Anweſenden hatten den Blick Marineoffizier bedauerte es gleichfalls, war j. doch im Geheimen ſtolz auf das ihm teuere Mädchen, welches dem verwöhnten, eigenwilligen Bruder die Stirn zu bieten ſchien. Auch Gräfin Morenau at⸗ mete erleichtet, hatte ſie doch gefürchtet das Herz des ältſten Sohnes der kouquetten Melanie gegen⸗ über vertheidigen zu müſſen. Als man nach dem Abendbrot in den Park hinab⸗ ging, um den herrlichen Abend zu genießen, ſtand Graf Kuno plötzlich neben Melanie und ſagte: „Sie werden morgen doch meine Tiſchnachbarin, gnädiges Fräulein, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!“ ü Ihr Herz pochte heftig über dieſe ſtolzen Worte des Maforatsherrn, aber als ſie ſich zu ihm wenden wollte, ſchritt er ſchon wieder neben der Gräfin her. „Fräulein Melanie,“ klang jetzt Graf Albrechts Stimme, neben dem jungen Mädchen, „ich habe eine Bitte an Sie — hier im Mondſcheine.“ i Sie blickte lächelnd zu dem ſchönen ſtattlichen Manne auf nnd ein ſüßes Emhfinden erfüllte ihre Seele; ja, ſie liebte ihn, und wenn er das Majo⸗ rat beſeſſen, hätte ſie noch in dieſer Stunde ihr leid, denn Kuno vermochte viel, wenn wir —“ „O nicht doch, Graf Morenau,“ unterbrach ſie ihn haſtig, „ich hege gar keine Abneigung gegen ihren Herrn Bruder, doch muß er ein wenig in die Grenzen gewieſen werden, welche Herren den Da⸗ men gegenüber ſtets inne halten ſollten.“ e N