Emmendingen, 9. Okt. In der die⸗ zerſchmetterk. ſigen Landes⸗Irrenanſtalt ſind nunmehr über 200 Geiſtesktanke untergebracht. Die Ueberführung wei⸗ terer Kranken dauert fort. Die Anſtalt wird durch weitere Neubauten vergrößert. Seit dem 1. Oktbr. hat die Heil⸗ und Pflegeanſtalt eine eigene Halte⸗ ſtelle für Lolalzüge erhalten. — Waldhilsbach, 9. Okt. Heute Vor⸗ mittag erſchoß ſich hier auf dem Grabe ſeiner auf hieſtegem Friedhof ruhenden Frau der 81 jährige Schmied Gg. Fath. Der unglückliche Mann war in Wilhelmsfeld geboren und hatte als Schußwaffe eine Piſtole gewählt, mit welcher er ſich in den Mund ſchoß, ſo daß ſein Tod alsbald eintrat. „Treue Liebe bis zum Grabe“ kann man auch hier ſagen und gewiß nicht ohne ein Gefühl des tiefſten Mitleids. Konſtanz, 10. Okt. Unſere „höheren 0 Töchter“ haben ſich in ganz netter Weiſe emanici⸗ pirt: ſie machen es ihren Kommilitonen vom Gymna⸗ ſium nach und tragen —Klaſſ nmützen, hübſche, meiſt geſtrickte Kappen in geſchmackvollen Formen, je nach der Klaſſe in grau, ſchwarz, rot, blau oder auch verſchieden geſtreift. Wenigſtens eine ganz hübſche Idee und für die Börſen der Väter ungleich bil⸗ liger, als die entſetzlichen Hüte, die in dieſem Som⸗ mer Souffleurkaſtenform annahmen. — Schweidnitz, 10 Ott. Im Schwurge⸗ richtsprozeſſe gegen die Teilnehmer an den am 14. Mai begangenen Ausſchreitungen, auf der Glückhilfs⸗ und Friedenshoffnungsgrube wurde Nachts das Ur⸗ teil gefällt, wegen ſchweren Landfriedensbruches wurden Poppe zu 21, Grüttner und Tölz zu 2¼½ Jahren Zuchthaus und 3 Jahren Ehrenverluſt ver⸗ urteilt. 2 Angeklagten wurden mildernde Umſtände zugebilligt und zu Gefängnisſtrafen von 1 ½ bis 8 Jahren verurteilt. Wegen einfachen Landfrie⸗ densbruches wurden 14 Angeklagte zu Gefängnis von 1 Jahr bis 1 Jahr und 6 Monaten ver⸗ urteilt. Mailand, 8. Okt. Aus Lanciano (am Oſt⸗ abhang der Abruzzen) wird telegraphirt: Geſtern vernahm man ihn der Stadt plötzlich eine heftige Detonation, welche alle Einwohner alarmirte. Die Villa des Herzogs Zucchetti, in der Nähe von Lanciane gelegen zwar in die Luft geflogen! Ein großes Quantum daſelbſt aufbewahrtes Jagdpulver war explodirt und hatte die Kataſtrophe herbeigeführt. Der Herzog und ſeine vier Soͤhne find tot, der Herzogin und der Gouvernannte wurden die Beine — Leipzig, 9. Okt. Ein zwölffähriges Mädchen erſchlug die eigene ſchlafende Mutter mit einem Beil. — Die Eifelthurm⸗Geſellſchaft hat bis zum 17. September nicht weniger als 4 754 347 Fies. vereinnahmt; am 20 Auguſt hatten die Einnahmen die Höhe von 3 345 364 Fres. erreicht und be⸗ trugen in der darauf folgenden Woche 318 570 F es., in der Woche vom 28. Auguſt bis 3 Sep⸗ tember 335 458, in der folgenden 372 879, in ö der Woche vom 11. bis 17. September 382 076 Fies. 5 0 — Ein kraſſes Beiſpiel von Aberglauben liefert folgende Begebenheit, die ſich in Strasburg (Weſt⸗ preußen) zugetragen hat. Einer polniſchen Bauers⸗ frau aus einem benachbakten Dorfe wurde auf dem Wochenmarkte die Geldtaſche mit 18 Mark Inhalt aus der Taſche geſtohlen. Statt nun den Diebſtahl polizeilich anzumelden, ging ſie ſofort, nachdem ſtie ihren Verluſt bemerkt hatte, nach Hauſe um dort, eine „kluge Frau“ zu konſultieren. Die verſicherte nachdem ſi von dem vorgefallenen verſtändigt war, ohne Bedenken, den Dieb ſicher ausfindig zu machen, Sie erbat ſich nun die Herzen dreier Enten und die Leber einer Gans, um die Recherchen nach dem Spitzbuben wirkſam aufnehmen zu können. Es wurden alſo diei Enten und eine Gans geſchlachtet. Die Herzen und die Leber legte nun die „kluge Frau“ auf ein Stück Eiſenblech, welches darauf über ein Küchenfeuer geſtellt wurde, Die Aſche, welche zurückblieb, nahm das geheimnißvolle Weib ſammt dem geſchlachteten Federvieh nach ihrer Wohnung, wo ſie aus der Aſche den Dieb ſicher erkennen wollte. Am nächſten Tag kam ſie wieder zu der Bauersfrau mi der Mitteilung, ſie wiſſe nun, wer ſte beſtohlen habe, aber ſie dürfte es nicht ſagen. Der Dieb werde jedoch nicht lange mehr ſtehlen, denn er werde nun bald ſterben. Und mit dieſer Erklärung gab ſich die beſtohlene Bäuerin zu⸗ frieden! Der „klugen Frau“ haben aber natürlich die Braten ſehr gut gemundet. a — Waldesdorf Weſtfalen), 9. Oktober. Ein ſeit vorgeſtern vermißtes 13jähriges Mädchen wurde im Felde mit aufgeſchlitztem Leibe todt auf⸗ gefunden. — London, 10. Okt. Am Sonntag und Montag wüteten an den Küſten Großbritaniens und Irlands heftige A-quinoktialſtürme, welche an ver- ö ſchiedenen Otten zu Orkanen ausarteten. Zwiſchen Holhhead und Iiperpool derunglüczte elne Pheng Schiffe. Eine große Barke ſank an der leiſchen Küſte mit der ganzen Mannſchaft. Der Wellenbrecher in Holiheas iſt faſt gänzlich fortgeſpült, der Leucht⸗ thurm überſchwemmt, die Wärter ſchweben in Le⸗ bensgefahr. Bei Mancheſter ſind am Schiffskanal die Dämme ſchwer beſchädigt. Am Heftigſten haute der Sturm in Dublin, wo Telegraphenpfähle um⸗ geweht wurden. Im Phönixpark ſind Hundete von Bäumen entwu rzelt, ein großes Truppenzeltlager niedergeweht, Der Sturm richtete auch in London, Liverpool und Blackpool und guf der Inſel Man große Verheerungen an. Der Schaden ſſt ſehr be⸗ deutend, Lebensverluſt jedoch, ſoweit gemeldet, un⸗ erheblich. — Im Sebaſtopoler Kriegshafen hat der Dampfer „Moskwa“ einen Kutter mit 43 Mann, welche ſich zu Schießübungen begaben, in den Grund ge⸗ bohrt. 31 Soldaten wurden gerettet 12 ertranken, - (Erkältung,) Es dürfte manchem Leſer er⸗ wünſcht ſein, durch dieſe Zeilen auf ein gutes Hausmittel bei Erkältungen aufmerkſam gemacht zu werden. Es iſt eine einfache Einreibung, bekannt unter dem Namen Anker⸗Pain⸗Expeller.“ Seit mehr als zwanzig Jahren iſt das Mittel bereits im Verkehr, was jedenfalls der beſte Beweis für die Brauchbarkeit desſelben iſt. Die meiſten Leſer dürften den Anker⸗Pain⸗Expeller ſchon kennen; der Preis iſt billig zu nennen, denn eine Flaſche koſtet nur 50 Pfg. Neueſte Nachrichten. Kiel, 11. Okt. Der Czar und der Großfürst, Georg fuhren um 11 Uhr 25 Min. mit den Ge⸗ neraladjutanten und dem Ehrendienſt auf der Dampfbarkaſſe von der Derſhawa nach der Jenſen⸗ brücke und gingen zu Fuß durch das Spalier bild⸗ ende Militär nach dem Bahnhof. Der Czar nahm die Parade unter den Klängen der ruſſiſchen National⸗ hymne ab und wurde von dem zahlreichen Publi⸗ kum erfurchtsvollſt begrüßt. Um 12 Uhr 3 Min, fuhr der Hofzug nach Berlin ab. [New⸗ Mork, 11. Oktober. Der Dampfer der Inmanlinie, City of New ork, ſtieß geſtern in der Nahe von Sandyhook auf den Grund und ſißt feſt. Zur Aufnahme der Paſſagiere iſt ein Bügfir⸗ dam pfer abgeſandt. 5 — Hand und auf ſeiner hohen Stirn lag eine Falte des Unmutes, welche Gräfin Morenau ſogleich be⸗ merkte. „Was fehlt Dir, mein Sohn?“ frug ſie er⸗ ſtaunt, „Du ſcheinſt unangenehme Nachrichten er⸗ haltten zu haben.“ „Nicht gerade unangenehme, Mutter,“ erwie⸗ derte er langſam, „mein Kapitän übergiebt mir für ſechs Wochen ein hoͤchſt ehrenhaftes Komando auf ein Kadettenſchiff.“ „Welche Auszeichnung! Du biſt einer ſeiner jüngſten Offiziere. Wann ſollteſt Du abreiſen?“ „Heute über 8 Tage beginnt das Komando, der Teufel ſoll es holen. Die jungen Mäßchen lachten über den kerni⸗ gen Seemannsfluch, doch Melanie errötete unwoll⸗ kürlich, als ſie das Auge des jungen Mannes traurig auf ſich gerichtet fühlte. Ahnte ſie, wie ſchwer es ihm wurde, gerade jetzt von hier zu ſcheiden, wo er jede Minute, jeden Atemzug ſo gerne länger ge⸗ weilt hätte! Sechs Wochen war eine lange Zeit für heißblütige Gemüter, was konnte nicht alles in denſelben ſich ereignen! „Kunno kommt Morgen von ſeiner Badereiſe wieder heim,“ erzählte die Gräfin, deren ſcharfes Mutterauge Albrechts Blick aufgefangen hatte, ob⸗ ſchon ihr Herz dabei erbebte, weshalb empfand ſie keine Sympathie für die blonde, roſige Inſtituts⸗ freundin Margarethens 2 Wie kam es, daß ſie den Gedanken nicht faſſen konnte, Melanie einſt als Schwiegertochter zu umarmen? Sie wußte es nicht und ſchalt ſich einſeitig und thöricht, wenn ſie beim Anblick der eleganten Blondine eine innere Stimme vernahm. „Sie liebt den unbeglterten Albrecht nicht, ſie wird ihn nur elend machen.“ „Ah,“ rief Margarethe heiter, ſo werden wir wenigſtens nicht ganz allein ſein, wenn Albrecht uns bald verläßt, obſchon unſer lieber Kuno bei weitem nicht ſolch guter Geſellſchafter iſt.“ „Kleine Schmeichlerin,“ lachte der junge Offi⸗ zier, „Du hängſt alſo doch ein wenig an dem ungalanten Seebären, das freut mich!“ „Ein Seebär, Graf Morenau“ frug Melanie neckend, „wollen Sie der elegant⸗ſte Cadalier auf viele Meilen im Umkreiſe, ein Kompliment von uns Damen hören? „Ja ſie hat recht,“ meinte auch Margaretha, Du biſt, wo immer Du hin kommſt, ein gern geſehener Gaſt.“ „Höre nur, Mama, wie die Damen mich eitel machen wollen,“ ſcherzte Albrecht und erhob ſich, dem Beiſpiel der Mutter folgend, es giebt nur ein Mittel gegen dieſe, mir drohender Gefahr und das iſt ſchleunige Flucht. Ich empfehle mich ganz unter⸗ thänigſt.“ ö „Albrecht, kommſt Du nicht hernach in den Park zu uns?“ ſrug Margarethe, „Du wollteſt uns doch aus dem Roman, „Die Irrlichter“ vorleſen. Bitte, thue es doch.“ „Ich werde ſogleich nachkommen, erſt muß ich jedoch mit Mama reden.“ Albrecht bot ſeiner Mutter den Arm, ſie in ihr Boudoir geleitend. Hier blieb er vor ihrem Lähn⸗ ſtuhle ſtehen, zog die feine Hand der Dame bewegt an die Lippen und ſagte: „Mitte chen, in drei Tagen muß ich fort von Morenau und vorher — wollte ich mit Dir über etwas reden, was mich beſchäftigt, über — mein Glück. Sie verſtand, was er meinte, nickte ihm liebevoll zu und doch entſchlüpfte ein leiſer Seufzer ihrer Bruſt. „Ich weiß, was Du mir ſagen willſt, Albrecht. Ich las es längſt in Deinem Antlitz, das ich genau kenne ſeit der Stunde Deiner Geburt; ſo genau, daß ich kein Wölkchen, keine Falte darin nicht zu deuten wüßte.“ 5 „Meine theuere Mutter, wie habe ich je ſolche Liebe verdient? Sie macht mich glücklich und ſtolz, aber weßhalb hörte ich den Seufzer ſoeben?“ „O Albrecht, iſt es nicht begreiflich, daß eine Mutter zagt, wenn die Zeit kommt, wo ſte des Sohnes Schickſal in die Haͤnde — eines anderen Weſens legen ſoll? Wird ſie Dich ſo glücklich machen als Du es verdienſt? O Albrecht, Du kennſt ſſe ſo kurze Zeit.“ „Und dennoch liebe ich ſie, Mutter, ſo treu und innig, wie ich es nie mehr wieder bermochte. Ihr Beſiz kann allein mich vollſtändig glücklich machen, ich könnte nicht glücklich werden ohne Melanie. 5 „Albrecht, vergieb Deiner Mutter ein ernſtes Warnungswort — ich halte Melanie von Förſter für eine ſchlaue berechnende Koquette. „Mama, das iſt nicht Dein Ernſt, ich fühle im Gegenteil die volle Zuverſicht, daß Melanie mich liebt. Fortſ. folgt. 1 Es macht ſich. Anſtreicher: „Die Bank iſt gerad' friſch angeſtrichen, worauf Sie ſich da ge⸗ ſetzt haben!“ Dame: Um Himmelswillen .. Anſtreicher: „Na, es macht nichts; i hab noch grad' ſo viel Farb' bei mir, daß i die Stell noch mal ſtreichen kann6/TU/ e z lane 90 nn U