Det 1 i ißt 1 Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Pels vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Ir die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg, B —— Nr. 82. Pokitiſcheg Ladenburg, 11. Ohh. Kaiſer Wilhelm hat del ſeinem abermaligen Beſuche in Kiel ſeitens der dorkigen Bevölkerung wiederum einen enthufiaſtiſchen Empfang gefunden. Die Ankunft des kaiſerlichen Apkeazuges in Kiel erfolgte Dienſtag früh 8 Uhr und wurde der Kaiſer auf dem Bahnhofe u. A. dom kommandirenden Admiral v. d. Goltz, vom Chef der Marineſtation der Oſtſee, Knorr, ſowie dom Staatsſekretär im Reichsmarineamt, Contre⸗ Abmfral Heusner begrüßt. Dem Bürgermeiſter Fuß gegenüber erkundigte ſich der Monarch namentlich Farnach, wie der Bau des Nordoſtſee⸗Kanals auf die bauliche Entwickelung der Stadt Keel einwirke und ob der Einfluß des Kanalbaues auf die Er⸗ Werbsverhältniſſe der Stadt ein großer ſei. Augen⸗ einlich befriedigt zeigte ſich der hohe Herr durch die Berficherung des Bürgermeiſters, daß das Ver⸗ galten der zahlreichen Canalarbeiter zu Klagen keinen Anlaß gebe. Am Vormittag des Ankunftstages hohm der Kaſſer im Kieler Schloſſe den Vortrag des Staatsſekretärs Heusner entgegen und am Mit⸗ 4a deehrte er das Marineoff ziers⸗Kaftno mit ſeinem Beſuche, während er Nachmittags die kaiſerliche Werft, ſowie das auf der Germaniawerft erbaute neue Panzerſchiff „Siegfried“ beſichtigte. Inzwiſchen war das englische Kanalgeſchwader, von Kopenhagen kommend, an den Bojen des Kriegshafens angelangt; guf dem Admiralitätsſchiff „Northumberland“ em⸗ pfing der Oberbefehlshaber des Geſchwaders, Ad⸗ miral Baird, alsbald die Beſuche des Viceadmirals Nnorr, des engliſchen Konſuls Keuſe und des Mi⸗ litärattachss Domvile. Nach Beſichtigung der Werf⸗ ten umfuhr der Kaiſer auf einer Dampfbarkaſſe das engliſche Geſchwader, ſpäter empfing der Kaiſer im Schloſſe den Admiral Baird. Das Geſchwader wird adenburg und Amgegend. Samstag den 12. Oktober Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile ode 19 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. — — — 1889 am 15. d. M. Kiel wieder verlaſſen und nach Karlskrona (Schweden) ſegeln. Während der An⸗ weſenheit der engliſchen Offiziere in Kiel ſind ver⸗ ſchiedene Feſtlichkeiten geplant, welche mit einer zu Ehren der engliſchen Gäſte im Kieler Schloſſe am Dienſtag Abend veranſtalteten Galatafel ihre Ein⸗ leitung gefunden haben. — Die Rückkehr anſeres Kaiſers von Kiel nach Berlin wurde für Donnerſtag Abend erwartet und ſollte dieſelbe nach allgemeiner Annahme in Geſellſchaft des Czaren erfolgen, der von ſeinem zweiten Sohne, dem Großfürſten Georg, begleitet iſt. Die ruſſiſchen Herrſchaften nehmen im ruſſiſchen Botſchaft sgebäude in Berlin, welches für die Czaren⸗ familie eigene Wohnräume birgt, Abſteige quartier. Für Freitag iſt zu Ehren des Kaiſers Alexander ein Galadiner im Königlichen Schloſſe geplant, nach welchem im Opernhauſe eine Galavorſtellung folgen ſoll. Am Sonnabend dürfte der Czar einer Einladung des Offtzierkorps des Alexander⸗Garde⸗ Grenadierregiments zum Diner entſprechen. — Der italien iſche Miniſterpräſtdent Ceiſpi traf am Dienſtag Nachmittag, von ſeiner Verwun⸗ dung völlig wiederhergeſtellt, von Neapel wieder in Rom ein. Auf dem Bahnhofe wurde Criſpi von ſeinen Miniſter⸗Kollegen, ſowie von befreundeten Parlamentsmitgliedern empfangen; die Bevölkerung der Hauptſtadt begrüßte den Zurückgekehrten ſehr ſympatiſch. Berlin, 10. Okt. Der Reichskanzler iſt geſtern Abend 9 Uhr 20 Min. mit ſeiner Gemahlin hier eingetroffen, vom Grafen Herbert am Bahn⸗ hofe empfangen und vom zahlreichen Publikum herzlichſt begrüßt worden. Berlin, 9 Okt. Zu Ehren des Czaren bildet bei deſſen Ankunft die Berliner Garniſon Reihen; die Kavallerie von dem Lehrter Bahnhof über den Königsplatz bis zur Charlottenburger Landſtraße, die Infanterie bis zur ruſſiſchen Botſchaft. Den Ehrendienſt übernehmen die Generäle v. Werder v. Kaltenborn und von Stachau und die Ober ſten von Rauchhaupt und von Roſen. Kopenhagen, 10 Okt. Der Czar iſt, von der Czarin, den Großfürſten, dem däniſchen Königs⸗ paare und dem Prinzen von Wales an den Bahn⸗ hof geleiteitet, von Fredenborg 11½ Nachts nach Kopenhagen gereist, wo er ſich an Bord der Pacht Derſhawa begab. Friedrichsort, 10. Okt. Die ruſſiſche Yacht Derſhawa mit der kaiserlichen Flagge am Großmaſt paſſierte ſoeben unter Salat und dem Donner der Batterien die Feſtung. Die Zarewna folgte unmittelbar. Berſchiedenes * JZadenburg, 11. Oktbr. Die am 9. Oktober ſtattgehabten Wahlmänner⸗Wahlen zur Wahl der Abgeordneten zum Landtag haben in ihrem Er. gebnis keine Verſchiebung des übisherigen Verhält⸗ niſſes zurfolge undwerden die Nationalliberalen wie⸗ derum die Mehrheit haben. An Sitzen verliert die Nationalliberale Partei wahrſcheinlich Offenburg, Ueberlingen Villingen, Triberg, Ettenheim und Frei⸗ burg an die Ultramantanen und Demokraten. In Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe, Pforzheim und in den anderen von den Liberalen innegehabten Be⸗ zirken find die Ausſichten gut. — Villingen, 8. Oktober. In dem un⸗ weit von hier gelegenen Dorfe Villingen zündetete ein Knabe von 10 Jahren die Wohnung ſeiner Pflegeeltern an. Dem Feuer fiel das Haus 255 dem angrenzenden Oekonomiegebäude zum pfer. Der Majorsherr. Nopelle von F. von Lim purg. Nachdruck verboten. Fortſ. 1. Auch Gräfin Margarethe hatte beim Glätten ihres Haarrs und dem Ordnen ihres Anzuges ei⸗ gene Gedanken gehabt; ihr ſchönes, feingeformtes Geficht erglühte, ihre großen Augen leuchteten tief und innig, als ſie leiſe, ganz leiſe vor ſich hin 9 f ſe, ganz ſchlagenheit umgeſtimmt wurde. Er fah, was ſelbſt noch dem zärtlichen Mutterauge entging, in den murmelte: „Wenn es wahr wäre, und — er — mich liebtt! Aber nein, nein, es iſt ein Traum, es kann nicht ſein, und wenn ich aus dem Traume le e Funken tiefheiliger Frauenliebe leuchten und, als er erwachte, wäre ich vielleicht ſehr, ſehr elend dadurch. Melani wollte mich nur necken, ſie tändelt eben mit jedem und ahnt nicht, wie mein Herz pocht bei dem Namen: Hans, Friedrich von Wendgen! Leiſe, faſt unhörbar hatte die junge Gräfin die Worte gehaucht und dennoch ſchaute ſie ſich ſcheu um; das koſtbarſte Geheimaiß ihrer Mäbchen⸗ ſeele durfte niemand auch nur ahnen. Ja, hätte ſie nur eines gewußt ob auch er ſte liebe, wie ſie ihn, aber er war eben der elegante Cavalier, der für jede Dame ein beſonderes Wort feinſter Galanterie wußte, aber kaum fähig ſchien, eine einzige wahr⸗ haft zu lieben. Wie pochte Margarethens Herz, wenn ſie dann ſah, daß er zu dem nächſtehenden jungen Mädchen genau ebenſo vertraulich zu ſein ſchien, da zog ſich ihr Herz krampfhaft zuſammen und ſie vermochte nur mühſam die Thränen zurückzuhalten. Wie weit, wie unendlich weit ſchien er ihr dann ent⸗ rückt, und ſie vermochte ſich dann die Zukunft nicht im roſigen Licht auszumalen. Graf Albrecht war nicht ſo ſehr in ſeine ei⸗ gene Herzensangelegenheit vertieft, um nicht den wahren Grund zu entdecken, weshalb ſein ſchönes Schweſterchen ſo häufig die Farbe wechſelte und ſo oft von reinſter Heiterkeit zur größten Niederge⸗ ſchönen, dunklen Augen der Schweſter den ernſten neulich allein neben ihr auf dem Balkon ſtand, ſchlang er den Arm um ihre Schultern und ſagte ich dein innerſtes Geheimniß kenne?“ Sie fuhr erſchrocken herum. „Albrecht, um Gottes Willen ſcherze nicht, ich —“ „Leugne nicht, Margarethe, ich bin es ja, Dein Bruder, und wir ſtehen ganz allein unter Gottes freiem Himmel. Deine Augen haben Dich verraten, denn Du weißt doch, daß man darin ſtets leſen kann, was das Herz erfüllt und in Deinen Augen ſteht die alte urewig neue Wahrheit: Ich liebe!“ Schweigend lehnte ſie das Köpfen an ſeine Schulter, Worte wurden nicht gewechſelt, aber als ſie endlich von einander gingen, drückten ſie ſich die Hände wie zwei getreue Kameraden, welche ſich kennen und vertrauen, bis in das Innerſte ihrer Seele. Seit Melanie von Förſter da war, wirbelte foͤrmlich ein geſelliger Strudel über Schloß Morenau, welcher ſelbſt der ſanften Gräfin Mutter oft zuviel wurde, doch ſie fügte ſich, wenn ſie ſah, welche Freude dies rege Leben ihren Kindern machte. „Mamachen,“ pflegte der ſtattliche Marinen ⸗ offitzier zu ſcherzen, „macht Dir Dein Seebär das Leben ſauer? Du wirſt wohl froh ſein, wenn er endlich nach Indien und Japan wieder abſegelt.“ Leuchtenden Blickes ſchaute die Dame dann zu dem Sohne auf, ihre Hand legte ſie auf ſeinen Arm und voll innigſter Mutterliebe flüſterte ſie ihm zärtlich: „Mein geliebtes Gretchen, weißt Du, daß zu: Mein geliebter Albrecht! Bliebſt Du doch endlich hier, Du ahnſt nicht, wie ſchwer ich Dich vermiſſe.“ „Q, Mutter, es wird mir diesmal anch ſchwerer zu ſcheiden, denn je zuvor, aber — es iſt vielleicht beſſer für mich und uns alle.“ — Beim Klang der Tiſchglocke fanden fich die Familienmitglieder nebſt Fräulein von Förſter im Speiſeſaal zuſammen; Graf Albrecht war der letzte, welcher eintrat, er hielt einen offenen Brief in der