Preſſe erworben wurden, gab der Einladung des Vereins Folge und beſuchte das Abturnen. Das Tanzkränzchen im Gaſthaus zum Schiff war äußerſt gut beſucht und nahm in jeder Be⸗ ziehung einen ſchöͤnen Verlauf. — Ladenburg. 1. Oktober. Nüchſten Donnerſtag, den 3. Oktober wird der Rö citator Guſtav Becker aus Leipzig Goͤthe's „Faust“ im Gaſthaus „zum Scheff“ dahier recitiren. Ueber die Tüchtigkeit des genannten Herrn entnehmen wir der Weimariſchen Zeitung folgende Zeilen: „Die Fauſt⸗ Recitation des Herrn Becker aus Leipzig, welche geſtern Abend im „Stadthaus“ hierſelbſt ſtattfand, entſprach vollig den Erwartungen, zu denen wir auf Grund der uns vorgelegten Empfehlungen hin⸗ ſichtlich der Leiſtungsfähigkeit des Herrn Becker bi⸗ rechtigt waren. Der Raocitator überwand die Schwierigk'iten, welche die Wiedergabe der unſterb⸗ lichen Dichtung bietet, Dank der reichen Mitt l ſeiner ſchönen Kunſt mit Leichtigkeit und wußte die Charaktere des Fauſt und des Mephiſtopheles in feſſelnder und packender Weiſe darzuſtellen. Die Z- hörer lohnten ihm am Schluß mit reichem Beifall.“ Hoffen und wünſchen wir, daß auch in unſerer kunſtfinnigen Stadt die Teilnahme eine recht rege wird. Mannheim 30. Sept. (Schwurgericht pro III. Quartal.) Votſitzender: Herr Landgerichts⸗ Direktor Baumſtark. Vertreter der Gr. Staats- behoͤrde: Herr Staatsanwalt Duffner. 1) Barbara Weihrauch, 20 Jahre alt, ledig, Dienſtmädchen von Aſchbach, wegen Kindestödtung. Die Angeklagte hatte ihr am 16. Apeil d. J. un⸗ ehelich geborenes Kind, männlichen G ſchlechts, / Stunde nach der Geburt in die Dunggrube der Wirtſchaft „Zum wilden Mann“ geworfen, wo das⸗ ſelbe erſtickte. Die den Geſchworenen geſtellte Schuld⸗ frage wird unter Verneinung der Frage nach dem Vorhandenenſein mildernder Umſtande b jaht und die Angeklagte zu einer Zuchthausſtrafe von vier Jahren, worauf die Unterſuchungshaft in Anrech⸗ nung kommt, verurteilt. 2) Adam Hopp 22 Jahre alt, ledig, Fabrik- arbeiter von Laudenbach, wegen Verbrechens gegen ö § 177 des R.⸗St.⸗G.⸗B. Die den Geſchworenen ö geſtellte Schuldfrage wird unter Verneinung der Frage nach dem Vorhandenſein mildender Umſtände bejaht und der Angeklagt⸗, welcher wegen Notſuchs⸗ verſuchs ſchon vorbeſtraft iſt, hierauf zu einer Zucht⸗ hausſtrafe von 2 Jahren verurteilt, abzüglich der ue Vaterſtadt am Neckarſtrand, Stärkung willſt Du dem verleihen, Den die Liebe zieht in's teuere Vaterland. Noch einen letzten Blick auf Deine Thürme, Deine Gräben, deine Mauern, Die ſo manche harte Stürme In dem Drang der Zeiten überdauern Land der Sehnſucht, Land der Liebe, Holdes, ſüßes Vaterland Heil'ger Freundſchaft, treuer Liebe, 11 Mein pfälziſch Lieb, noch einen Kuß, noch 5 einen Druck der Hand! — Und nun leb' wohl, leb' wohl mein theures Heimatland!“ 5 Noch ein herzliches Umarmen und der Nachen trug ihn hinaus in die rabenſchwarze Nacht, in die noch dunklere Zukunft. i N VI. Die Folgen der badiſchen Erhebung m Jahre 1849 find noch manchen im Gedächtnis, ſind wohl allen bekannt: Die gegen Ende desſelben auftreten⸗ den Symptome eines unwürdigen Kampfes, entiproſ⸗ ſen aus den in jenen Decenien allgem inen Gäͤh⸗ rungen, war es wohl nichts weiter, als eine ver⸗ ſpätete Fortsetzung der franzöfiſchen Revolution. Die bielen geradezu idealiſtiſchen Anſchauungen der je⸗ weiligen Spitzen des Aufſtandes konnten ſich für die Dauer der Zeit keineswegs erweiſen und hatten demgemäß nicht die erforderliche Kraft, ſich als reale Principien für die Feſtigung und das Wohl und Gedeihen einer Nation verwenden und verwerten u laſſen. Blut war gefloſſen; Unglück und ver⸗ fehlten Exiſtenzen ſchlugen dem Volke tiefe, ſchwere Wunden! 5 Schon manchesmal hatte ſeit der nächtlichen erlittenen Unterfuchungshaft. N In Käferthal vieſucht⸗ vorg'ſtern eine Wittwe, die ihrer baldigen Niederkunft entgegenfieht zuerſt mittelſt Erhängens und dann durch Ertrinken ihrem Leben ein Ende zu machen. Beide Male wurde jedoch die Libensmüde an der Ausübung ihres Vor⸗ habens behindert. f Karlsruhe, 30 September. Amtlicher Be⸗ konntmachung zufolge werden vom 1. Oſtober d. J. an im Reichspoſtgebiet neue Poſtwertzeichen einge⸗ führt Die neuen Marken unterſcheiden ſich von den jtzt giltigen im Weſentlichen dadurch, daß der ihnen aufgedruckte Reichsadler und die Reichskrone der durch den allerhöchſten Erlaß vom 6. Dezember 1888 feſtgellten Form ent 'peechend abg⸗ ändert worden ſind. Was die Farben der neuen Wirtz ichen betafft, ſo werden die Marken zu 3 Pf. in braun, zu 5 Pf. in grüa, zu 25 in orange und zu 50 Pf, in rotbraun hergeſt lt, während bei den Maken zu 10 Pf. und 20. Pf., wie bisher, die rote, bezw. blaue Farbe zur Verwendung kommen werd. Durch die Einführung der neuen Wertzeichen wird auch eine Neuausgabe der geſtempelten Briefumſchläge und Streifbänder, ſowie der g ſtempelten Formu⸗ klare zu Poſtkarten, Poſtanweiſungen u. ſ. w. be⸗ dingt. Eat prechend der veränderten Farbe der neuen ö Marken zu 8 Pf. und 5 Pf. erhalten die Streif⸗ bänder einen Aufdruck in brauner die Poſtkarten für den innern Berkehr einen Aufdruck in grüner Farbe. Außerdem kommt bei dem Aufdruck der be⸗ zeichneten Poſtkarten die deutſche, anſtatt der latei⸗ niſchen Schrift in Anwendung Mt der Ausgabe der neuen Wertzeichen, bzw. einer Gattung der⸗ ſelben an das Publikum dürfen die Verkehrsan⸗ ſtalten erſt dann beginnen, wenn die vorhandenen Beſtände an alten Wertzeichen derſelben Gattung verkauft ſein werben. Die Beſtimmung des Zieit⸗ punkt 8, von welchem ab die jetz gen Freimarken de. ihre Giltigkeit verlieren, wird ſpäter erfolgen. — In Roſenheim brach geſt ern Abend eine Feuerbrunſt aus, welche 10 Wohahäuſer in Aſche legte; viel Vieh und groß: Futtervorräte ſind vernichtet. — München, 29. Sept. Der Liden des Juweliers Schaller am P tersbergl, wo bereits vor 4 Jahren eingebrochen worden jiſt, wurde, lt. Frkf. J., heute Nacht vollſtändig ausgeraubt. — Spandau, 28. S pt mber. Im hie⸗ ſigen mil täciſchen Feuerwerkslaboratorium fand eine Exploſion eines Kaſtens mit Zündhütchen ſtatt' Flucht Walters, hatte die Sonne die Neckarebene, die Pfalz am ſagenreichen Rheine wieder belächelt. Ein Morgen graute: düſter war der Himmel umwölkt — er mochte wohl wiſſen oder ahnen den traurigen Verlauf des eben erwachenden Tages, der ſo manches junge, ſtürmiſch pochende Herz ſo früh ſo jäh ausſchlagen laſſen ſollte, des Tages, an dem Thränen des Schmerzes — Scheidethränen — ſo reichlich fließen ſollten. wobpurch meßtere Frauen und Möͤdchen und deggeh chen ein Werkmeiſter und ein Feuerwerlei ey Em würdiger Geiſtlicher weilte bei Jean hin⸗ ter den ſtarken Eiſengittern, wohin er als Rvolu⸗ tionar, als Landesaufwiegler verbracht worden war. Niemand von den Geliebten hatte er ſeit ſeiner Ge⸗ fangenſchaft ſehen dürfen, von niemand ein liebes tröſtendes Wort vernommen, die Wlt ſchien für ihn wörtlich ausgeſtorben zu ſein, er war von ihr auf immer und ewig getrennt und abgeſchloſſen. Er hatte manches leiden, manches erdulden und über ſich ergehen loſſen müſſen; wäre er doch tot ge⸗ blieben auf dem Felde der Freiheit, hätte doch der Hieb, der ſeine Schulter traf, tiefer geſchnitten und ihm das Herz geſpalten, das nun doch blutete, denn heute ſollte er mit den g fangenen Kameraden er⸗ ſchoſſen werden. Er war faſt ſchmächtig geworden, eine Bläſſe bedeckte ſein Geſicht, als ob ihm der Todesengel ſchon auf die duldende Stirn geküßt hätte, als ob ihm das Blut all nach dem Herzen geſteömt ſei, um der grauſamen Todeskugel zuvorzukommen, um es zu zerſprengen. Er hörte nicht die tebſten⸗ den und aufmunterden Worte des Geiſtlichen, der mit ihm beten wollte; ſeine Gedanken weilten wo anders, fern über dem Neckar drüben, dort, wo ihm die ſterbende Mutter, wo ihm die liebende Schwe⸗ ſter der treue Freund das letzte Lebewohl den oder minder verletzt wurden. Ueber die Entzündung wird noch bekannt: In einem Arbeſtsraume au dem Eiswerder, einer in der Oberhavel gelegenen Inſel, in welchem unter Auſſicht eines Meſſterz und eines Oberfeuerwerkers etwa 50 Frauen und Mädchen mit der Nachprüfung von Arkillerie⸗ Zänd⸗ hütch en beſchäftigt wurden, fand eine Explofſon von furchtbarer Wirkung ſtatt. Der ganze Raum ſtand, da ſich ſofort ſämmtliche Zündhitchen entzündeleg mit einem Male in Flammen. Die Mehrzahl der darin befindlichen Leute iſt verunglückt; 12 haben ſchwere Verletzungen, meiſt Brandwunden davonge⸗ tragen. An dem Aufkommen mehrerer Verwundeelg werd gezweifelt. Die Zahl der leichter Verletlen biteägt etwa 20. Mit dem Dampfer des Inſtiiug werden die ſchwerverwundeten Arbeiterinnen nach dez Stadt und dann in Tragkörben nach dem fladſi⸗ ſchen Krankenhauſe gebracht. Die Leichtverwundelen wurden an Ort und Stelle verbunden und dann in Kähnen an das ſtadtſeitige Ufer übergeſetzt, wo⸗ rauf ſie ſich in hre Wohnungen begaben. Auch der Meiſter und der Oberfeuerwerker haben Brand⸗ wunden im Geſicht davongetragen. Der Knall war ein furchtbarer; die Erde erzitterte im weſten Um⸗ kreiſe. Im Arbeiterraum iſt das Dach hochgetrieben, eiſerne Träger wurden verbogen, fümmtliche Fen⸗ ſterſcheiben zertrümmert Die Bevölkerung iſt in un⸗ geheuerer Aufregung. Die Urſache des Unglücks it noch nicht feſtgeſtellt. f — Avellino, 30. Sept. In vergangener Nacht fand in einem Tunnel zwiſchen Ariand und Pianekottolo ein Zuſammenſtoß zweier Perſonenzüge ſtatt. Der eine kam von Neapel, der andere pon Foggia. Eine größere Anzahl Wagen wurden zer⸗ trümmert. Die Zahl der Verunglückten iſt unbekanm; Die Behörden begaben ſich unverzüglich auf den Schauplatz des Unfalls. Die Uebe rlandspoſt muß ihren Abgang verzögern. Weiße Seidenſtoffe von 95 Pfge. bis 18 20 p. Met. — glatt, geſtreift und ges muſtert (150 verſch. Qual) — verſ. roben⸗ und ſtückweiſe porto⸗ u. zollfrei das Fabrik⸗Debol g. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Mur umgehend. Briefe koſten 20 Pf. Porto. FFT letzten Scheidegruß entgegenſchluchzten. Er ſah ing Geiſt die alten, ſchlanken Kirchtürme in der Sonne blincken, die trauten Mauern, die Thore der Stadt; ſie winkten ihm alle ſo vertraut und freundlich zu, nahmen alle von ihm ſo herzlichen Abschied und wirbelten in ihm Gedanken auf, die ſich zu Welle bildeten. Die Geſtalten ſeiner krankhaft erregten Phan⸗ taſie nahmen Leben an, er ſah die f ſſelnden, an⸗ mutigen Bilder ſeiner uaſchuldigen, gold'nen Jugend⸗ zeit an ſich vorüberziehen, fühlte, wie das zündende Wort, Freiheit ſich in ſeine Seele krampfhaft ein. grub, um als Gott darin zu heerſchen, durchlebte noch einmal im Geiſte die Weiheſtunde n, die ihn mit ſeinem Walter auf der Hochſchule über ſo manche: Trübſale hinweggeſetzt, drückte noch eimal ſeine Mutter, ſeine Schweſter an's Herz, denn ez mußte geſchieden ſein, die Freiheit fordete die Thal ihrer begeiſterten Jünger und Wiederſehen ? O grauſames Geſchtck! Mit welchem Schmerz und unſagbarem Weh Emma die Schreckenskunde vernommen hatte daß, ihr Bruder nun in Mannheim erſchoſſen werden ſollte, iſt die Feder nicht im Stande, zu ſchildern, es wiedergeben zu lönnen. Sie hatte keine Thränen mehr, die ihrem totkcanken Herzen Linderung und Erleichterung, wenn auch nur in beſcheid⸗nem Maße, hätten bringen können. In ſtummer Verzweiflung warf ſie ſich in die liebevollen Armen der alten Not⸗ burga, und heute war ſie mit ihe in einem Wagen nach Mannheim gefahren, um zum letzten, aller⸗ letzten Male dem geraubten Bruder als arme, be⸗ jammerns werte Schweſter um den Ha dürfen. 5 0 . kunt fir Eile