Feichter, außerdem harrten vor dem genannten Gaſt⸗ hof ein zahlreiches Publikumgauf die Ankunft des hier ſo ſehr verehrten Fürſten und begrüßte den⸗ ſelben auf das Herzlichſte durch Hochrufen. Trotz des ſchlechten Wetters begab ſich S. K. H. der Großherzog in Begleitung ſein:s Adjudanten, Mojors Müller, beute Nachmitkog zu dem Pferderennen auf der Sporeninſel, wo derſelbe vom Staatsſekretär v. Puttkamer, Unterſtaatsſekretär v Schraut, Be⸗ zirkspräſidenten Freiherr v. Freyberg und dem Poli⸗ zeidireltor Feichter empfangen wurde. Kurz vor der Wegfahrt vom Reunplatze ließ ſich der Großherzog das Rennkomitee vorſtellen. H ute Abend beaiebt ſich derſelbe mit dem Schnellzuge um 5 Uhr 47 Min⸗ nuten nach Saarburg und von dort nach Bolchen, um den Manövern der 30. Diviſion beizuwohnen Am 28 d. M. wird der Großherzog auf ſeiner Rückkehr nach Karlsruhe nochmals unſere Stadt berühren. — Paris, 23. S pt. Nach einer Mitteilung des Miniſteriums des Janern find von 576 vor⸗ zunehmenden Neuwahlen 560 bekannt. Gewählt find 224 Republikaner, darunter 167 gemäßigte, und 57 Radikale; ferner 159 Oppoſſtionelle, nämlich 86 Royaliſten, 51 Bonapartiſten, 22 Boulangiſten, 177 Stichwahlen find erforderlich, wov on man bei 135 einen für die Republikaner güaſtigen Ausgang erwartet. Die Mitteilung ſchließt: Die neue Kammer werde etwa 369 Republikaner und 201 Oppoſiti⸗ onelle zählen. Von 10 Wahlen in den Kolonien ſind 6 noch unbekannt. WSeeſchiede nes. — Mannheim, 23. Sept. Die national⸗ liberale Partei hielt geſtern Nachmittag im Saale des Gaſthauſes zur Eintracht in Weinheim eine zahlreiche Verſammlung ab. Von Mannheim waren lungsraume begleitet wurden. Die Verſammlung wurde von Herrn Apother Klein⸗Weinheim eröffnet. Hiernach ergriff Herr Reichtagsabgeordneter Diff ene das Wort, um in längerer Rede über die Gedreide⸗ zoͤlle, den Tabakszoll, die Kolonialpolitik, das Alters⸗ und Indaliditäts⸗Geſetz und das Reichsbudget zu ſprechen. Durch reichen Beifall gelohnt, ſchloß Red⸗ ner mit einem begeiſtert aufgenommenen Hoch auf Kaiſer Wilhelm II. Herr Fabrikant Freudenberg ⸗ Weinheimi ſprach dem aus. Herr Bankdirektor Eckard wendete ſich gegen ihn mir nehmen . ihr!. auf und ſtarrte in's Leere. „Ihr ſeid ja nicht Walters Freunde .. . o, ſie zerren Dich mit fort! Mein Walter! Mein Walter! O. wenn ihr ihn auch nehmt, er gebört doch mir, er bleibt bei mit ö zurück!“ Kraftlos ſank ſie in's Kiſſen zurück; die letzten Worte waren in einer ſolchen Aufregung ge⸗ ſprochen, daß ie nun erſchlafft und entkräftet, in einen tiefen, ſtärkenden Schlaf verfiel. ö Aber wir wollen nun kehren zu den Uebrigen. Jean wich faſt nicht vom Lager ſeines Freundes, der immer noch in einem feſten Schlafe lag, Sie hatten ihn gewaſchen, mit warmen Tüchern gerieben. Das mußte ihm wohl gethan haben, denn er holte tief und regelmäßig Atem, und die auffallende Bläſſe war faſt gänzlich geſchwunden. Jean hielt den Kopf in die Hand geſtützt und betrachtete mit Rührung ſeinen Freund, eine Thräne ſtahl ſich ihm in die Augen — lang⸗ ſam rollte ſie ihm auf die Hand. Den ganzen Tag verharrte er an Walter' Emma's und ſeiner Mutter Krankenlager. Die letztere hatte ſich einiger⸗ maßen von ihrem Schrecken erholt, aber ſie, die alte, kranke Frau ſollte einen ſolchen Schlag, eine derartige Heimſuchung für die Dauer ertragen? Nein! Sie legte die Hände zuſammen und ſchluchzte: „Herr, Dein Wille geſchehe.“ Sie war eine wahr⸗ haft fromme Frau und ließ geduldig das Leid ruhig und ohne Murren über ſich ergehen. „Gott ſendet gar oft gerade den guten Menſchen eine Heimsuchung, um ſie nicht nur auf ihr frommes Herz zu prüfen, sondern, um es für neue Ver⸗ ſuchungen zu ſtählen,“ hatte fie gar oft zu Emma ge prochen, und was ſie ſagte, das dachte ſie auch ich, und ihr Handeln war deshalb ſtets ein Sie riß die Augen auch wieder zurück⸗ ungefähr 150 Parteimitglieder erſchienen, welche am iſt aber dann auf Seiten der Händler, die ſich auf Bahnhof mit Muftk empfangen und zum Verſamm⸗ Koſten des Produzenten ſchadlos zu halten wiſſen. f Buchen, 23. Sept. — — —— ſein Kſſſen gelegt hatte. Sie erzählten und fragten und ſich zu ſtäßlen mit den feindlichen Truppen; Itan ging noch ein⸗ die Beſtrebungen der ultramontanen Partef, welche der katholiſchen Kirche die Oberherrschaft über den Staat erkämpfen wolle. Ein mit vielen Trinkſprü⸗ chen gewürztes Bankett bildete den Tagesſchluß. — Mannheim, 24. Sept. Heute früh ließ ſich in der Nähe des Neckarauer Überganges ein bis jetzt noch unbekannter Mann vom Zuge überſahren. Der Unglückliche wurde gräßlich ber⸗ ſtümmelt und war alsbald eine Leiche. — Bruchſal, 22. September. Geſtern Nach⸗ mittag erhängte ſich on einem Garterzaun in der Tunnelſtraße der 57 Jahre alte Müller Kretzer von Etchelberg. Welche Gründe denſelben hiezu bewogen haben, iſt bis jetzt unbekannt. De Leiche wurde ſofort in die Leichenhalle verbracht. — Zu zen hauſen, 22. Septbr. Geſtern wurden in unſerer Gemeinde, welche nächſt Mauer und Hoffenheim zu denjenigen des El'enzthales zählt wo der meiſte Tabak gebaut wird, die erſten Tabaks⸗ verkäufe abgeſchloſſen. Der Preis bewegte ſich zwiſchen 34—37 Mark per Zentner, ein ſehr an⸗ nehmbares Gebot und in dieſem Jahre auch ſehr lohnend in Anbetracht der großen Zentnerzahl. Eine andere Frage iſt allerdings, ob unſere Tabaksbauer nicht biſſer daran thäten, mit ihrer Waare erſt dann Bei dem loszuſchlagen, wenn dieſelbe dachreif iß, ſogenannten Verkauf „unter dem Dach“ muß der Verkäufer faſt jedes Mal erleben, daß ihm von Seiten des Händlers ſpäter bei der Abgabe allerlei kritiſche Bemerkungen und, was das Empfindliche für den Geldbeutel iſt, ſehr weſentliche Abzüge von der urſprünglichen Angebotsſumme gemacht werden. Allein gerade bei dem Tabaksverkauf zeigt ſich die Macht des Beispiels. Sobald nur einige losgeſchlagen haben, wollen die Andern, die ſchon glauben zu kurz zu kommen nicht mehr zurückhalten. Der Vorteil Bei den Arbeiten, die während der Ferien an der Bürgerſchule vorge⸗ nommen wurden, zog ſich der hiefig? Tüncher Jo⸗ hann Manger am Arme eine leichte Verletzung durch einen Nagel zu. Erſt nachdem der Arm voll⸗ ſtändig geſchwollen war, ließ ſich M. vom Arzte unterſuchen, es war jedoch zu ſpät. Geſtern früh ſtarb der Unglückliche an Blutvergiftung. Eppingen, 23. Sept. Ein aufregender Herrn Redner für ſeine treff. Vorfall ſpielte ſich auf dem hieſigen Rathauſe ab. lichen Ausführungen den Dank der Verſammlung Ein ſchon mehrfach beſtrafter Stromer, Tage bei einem hieſigen Kaufmann landwirtſchaft⸗ — liche Arbelten verricht⸗t hatte, verlangte in der gh verſchämteſten Weiſe Verpflegung, da er krank ſel. Dabei erging er ſich in den gemeinſten Schimpfereſen gegenüder dem Bürgermeſſter und der Gensdarmere ſo daß er ſchließlich vor die Thüre geſct wurde Hier riß er ſich, während die Gendarmerie gehog wurde, die Kleider buchſtäblich vom Leibe. Im Adamkoffüm wurde er nun, mit Hoſe und Zwangsjacke begleitet, und da er das Gehen her⸗ weigerte die Treppe hinuntergetragen und guf el⸗ nem Karren in das Amtsg⸗fängniß verbroch, — Bochum. 22. Sept. Der Bergmann Weber, ehemaliger Vorſitzender des Bochumer Steel komitees, iſt geſtern zu einer ſiebenmongllichen Fe füngnißſtrafe verurtellt worden wegen Vergehen, gegen die Gewerbeordnung, Aufreizung zum Keig⸗ ſenhaß, Majeſtätsbeleidigung und Verleſfung zum Ungehorſam gegen das Berggeſetz. Die erlfttene Ain terſuchungshaft wird ihm angerechnet Es wird gl feſtgeſtellt angeſehen, daß Weber in keiner Verba dung mit der Sozialdemokratie geſtanden, Eine merkwürdige Rechtssache hat kürz ich ein ſchwediſches Gerücht beſchäftigt. Ein Studen war klägeriſch gegen einen Arzt auge treten, weil er ihn ſeinen Willen bypnotifrt ud unter der Hypnoſe unausſprechliche Serlengholeh und körperliche Schmerzvorſtellungen beigebracht habe. Als dem Arzt hinterbracht worden ſei, daß dee Student ihn verklagen wolle, habe der Arzt ihn wiederum auf hypnotischen Wege in ſeine Gewalt gebracht und ihn durch Drohungen und Schu, vorſtellungen von der Anſtrengung der Klage abzu⸗ halten verſucht. Bei der Gerichtsverhandlung war es für die Richter aus dem ſeltſamen Grunde un⸗ möglich, zu irgend einem Reſultat zu gelangen, weil es fich anſcheinend ergab, daß der derklagte Arzt Dr. Kallenberg aus der Nähe von Helfing⸗ borg die Zeugen durch hypnotiſche Einflüſſe zu den wiederfinnigſten Ausſagen zu bringen berſtanden hatte. — Jedem Freund von Wald, Wild und Natur ſendet auf Beſtellung der Verlag der „Jan⸗ ſtrirten Jagdzeitung,“ Leipzig, Lindenstraße, den eben erſchienenen Quido Hammer'ſchen Jagd⸗WMand⸗ Kalender für 1890 gratis und franko zu. — Münſter, 23. Sept. Großes Auffehen er⸗ regt hier der Selbſtmordverſuch des Negiſtrators — der zwei beim 7. Armeekorps, Bürgels, der Vater von 8 Kinder iſt, hat ſich eine tödtliche Schußwunde bei gebracht. tadelloſes, ein echt chriſtliches. Walter holte tief aus, noch einen feſten Atem⸗ zug der ſo recht die ſchwindende Müdigkeit kenn⸗ zeichnete, und er ſchlug erſtaunt die Augen auf. Jean fiel ihm um den Hals und küßte ihn. Alſo, nun durften ſie ſich wieder haben! So reizend und ſonnig ſchien auf einmal Walter die verjüngte Welt, wie die duftende Roſenknoſpe, die ihm Ikan auf fich, plauderten noch einmal über alles, was die bergangene Nacht für Unglück und Sorgen und Kummer gebracht. Walter umſpielte ein Lächeln, wenn er an den ſchönen, ach, ſo ſüßen Traum dachte, den er gehabt. — Es war Abend geworden, und ſie mußten ſich trennen, Walter, um die nötige Ruhe zu pflegen für den bevorſtehenden Kampf mal zur Mutter, die mit ihm betete, und dann zu Emma, die immer noch ein Fieberſchauer ſchüttelte, ſodaß der Arzt ſchon mehrmals den Tag über herbeigerufen werden mußte. Jean drückte der Schwe⸗ ſter einen Kuß auf die brennenden Oippen und legte ſich dann auf einige Stunden nieder — wußte er doch ſeine Lieben in guten, zuberläſſigen und treuen Händen. Wiederum kam der Tag. Zwitſchernd und jubilie⸗ rend begrüßten die beſchwingten Sänger den heitern wonnigen Junimorgen; friſcher Thau bedeckte die tauſend duſtenden Blümlein, eine milde Luft durch⸗ zog die Natur, alles neu belebend b zaubernd und verjüngernd. Walter erwachte von geſundem, erquickenden Schlaſe und traf ſeinen Freund, der vor ſeinem hergeſchlichen zu dem, der ihm ſeine Freundesliehe ſo unendlich reichlich entgegenbrachte, zu dem Rellet der geliebten Schweſter. Es dauerte nicht lange ſo wandelten beide Arm in Arm hinaus, um die erſten Stunden des Tages in der Stille der enl⸗ zückenden Natur, ganz ſich ſelbſt gebend, zu ber⸗ bringen. So gingen ſie eine Zeit lang, lebhaft ſich unterhaltend über die heranrückenden Truppen des Feindes. Jean war wieder der alte — er redete ſich in Eifer, während Walter dann ſchweigend neben ihm herging, ernſt und ruhig einige Roſen qus des Nachbars Garten pflückend. So waren ſie bold wieder heimgekehrt, und nun ſollte er im nächſten Augenblick der gegenüber ſtehen, die er als ſſeben Eugel im Traum? vor ſich geſehen, ihn kaffend⸗ ihn zärtlich umfaſſend! Er war ein ſtarker junger Mann, aber ſein Herz pochte laut, als ihn ſein Freund über die Schwelle führte, wo. , dort, dort liegt ſie, ſanft ihm zulächelnd, und ihr holdes Geſichtchen, das noch eben von fahler Todesbläſſe bedeckt war, erhielt auf einmal einen ſanften Apfläg von Rot. Er trat faſt ſchüchtern auf ſie zu und reichte ihr eine duftende Roſe, Sie nahm ſie und preßte ihm ſtumm die Hand. 5 Es war ſtill, furchtbar ſtill geworden in dem Slübe⸗ chen, die alte Notburga ſchluchzte nur ganz leise bei dem rührenden Anblick, die Schwarzwälder Kukuksuhr dort an der Wand ſchwang mit ſo einförmigem Tick Tack den Perpendickel — was hätte auch noch gefehlt zu einer ſo, ausdrucksvolle Scene des Dankes. Fortſetzung folgt. Bette wachte. Er hatte ſich in früher Stunde hier⸗