oh A N Sener n 0 Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Prels vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. —— 0 — Nr. 75. Einladung. Das IV. Quartal dieſes Blattes beginnt mit dem 1. Oktober und laden zu Neubeſtellungen hierauf ergebenſt ein; der Preis iſt am Kopfe des Blattes etſichtlich. i Gleichzeitig machen wir auf das „Illuſtrirte Unterhaltungsblatt“ aufmerkſam, welches ſich ſtets der größten Beliebheit erfreut. Für die uns zu teil gewordene Unterſtützung unſeres Unternehmens danken wir beſtens und bitten auch um fernere Gewogenheit. Beſtellungen beliebe man in der Expedition, oder auch bei den Z'itungsträgern machen zu wollen. Ladenburg, im September 1889. Die Redaction & Expedition. Alle vor dem 1 Oktober neu eintretenden Abonnenten erhalten das Blatt bis dahin frei ge⸗ liefert. Polttiſches Ladenburg, 16. Sept. Am Freitag nahm der Kaiſer in Hannover die Parade Über das 10. Armeekorps ab und nahm das impoſante mili⸗ käriſche Schauspiel einen äußerſt glänzenden Verlauf. Prinz Albrecht von Preußen, ols General⸗Jaſpekteur der erſten Armeeinſp ktion, cotoyirte das ganz ⸗ Co ps und führte hierbei das hannöverſche Füſtlier⸗Regiment Nr. 78, das braunſchweigiſche Infanterie⸗Regiment Nr. 93, und das braunſchweigiſche Huſarenregiment Re. 17 dem Kaiſer vor. Auch die übrigen der Parade beiwohnenden Fürſtlichkeiten, welche Regi⸗ mentsinhaber im 10. Arme korps ſind, der Groß⸗ herzog von Oldenburg, der Prinz Georg von Sachſen und der Prinz Balduin von Flandern, führten ihre Mittwoch den 18. September Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. die Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg Regimenter dem Kaſſer perſönlich vor. Nach Been⸗ digung der Parade ſprach der Kaſſer dem comman⸗ direnden Genereal, v. Caprivi, ſeine hohe Zufrieden⸗ heit mit dem Parademarſch der Truppen und ihren geſamten Leiſtungen, namentlich, was auch die acht Kavallerie-Regimenter anbelangt, aus und kehrte gegen 3 Uhr Nachmittags, ſtets von dichten Volks⸗ maſſen umjubelt, zu Pferde nach der Stadt zutück, Noch am Paradetage zeichnete der oberſte Kriegsherr das erſte hannöverſche Ulanen⸗Regiment Nr. 13 da⸗ durch aus, daß er ſich ſelbſt zum Inhaber desſelben ernannte; dem Füſilier⸗Regiment Nr. 73 verlieh der Kaiſer den Namen „Prinz Albrecht von Preu⸗ ßen“. Nachmittags 5 Uhr fand im Reſidenzſchloſſe das große Paradediner ſtatt, zu welch m im Ganzen 220 Einladungen ergangen waren und bei dem der Kaiſer die Prinz ſſin Albrecht von Preußen, der mit groß m Gefolge und umgeben von den Fürſt⸗ lichkeiten, ſowie den fremdherrlichen Offizieren, den Corpzmanövern des 10. Armeckorps in der Gegend g von Wülfel bei. Das Befinden des kaiſerlichen Herrn iſt trotz der verſchiedenen Anſtren zungen der el tzien Tage ein ganz vorzügliches. — In Deutſchoſtafrika iſt den aufſtändigen Arabern von der Polizeitruppe des Reichskomm ſſairs Hauptmann Wößmann eine empfiadliche Lektion er⸗ teilt worden. Die Truppe nahm größere Recognos⸗ cirungen in den Küſtenſtrichen zwiſchen Bagamoyo und Dar⸗es⸗Salaam vor, wobei der Hafenort Kon⸗ dueſchi, deſſen Bewohner die Aufſtändiſchen mit ö tentäter will ein ehemaliger Architektenzögling Na⸗ mens Emi Coporali ſein, über die Motide ſeiner That verlautet noch nicht Näheres. Munition und Lebensmitteln verſahen, eingenommen und zerſtört wurde. — Die franzöͤſiſchen Wähler werden jetzt, nach⸗ dem die letzte Woche vor dem entſcheidenden Wahl⸗ —— tage angebrochen iſt, von allen Seiten mit Wahl manifeſten und politiſchen Programmen bombadirt Auch Boulanger iſt jetzt wieder mit einem neuen Manifeſte auf der Bildfläche erſchienen, nur daß er ſich diesmal nicht an die Geſamtheit der Wäbler⸗ ſchaft, ſondern ſp ciell an diejenige der Arbeit rvor⸗ ſtadt Montmartre von Paris, wo der brav' general candidirt, wendet. In dieſer neueſten Kundgebung Boulanger's heißt. es, er wolle die Reviſton der Ver⸗ faſſung, da die opportuniſtiſchen Politiker Frankreich on den Rand des Abgrundes gebracht hätten, was die Boulangiſten verhindern wollten. Boulanger, heißt es weiter, verlange die Stimmen für ſich, weil er keine durch Verleumdungen und Verfolgungen in den Vordergrund gezogene Perſönlichkeit ſei (9, ſondern das Nationalgefühl darſtelle, das endlich die f ſchweren Laſten der wachſenden Staatsſchulden ſowie Großfticſt⸗Thronfolg er von Rußland die Kaiſerin zu j Tiſch führte. Am Sonnabend wohnten der Kaiſer die unerträglichen Ungerechtigkeiten und die Ernied⸗ rigung des Vaterlandes abzuſchütteln ſtrebte. — Um Phbraſen iſt der wackere Boulanger ollerdings niemals verlegen. Uebrigens wurde das Manifeſt nebſt andern gedruckten Kundgebungen Boulangers von der Montmartre-Vorſtadt behördlich ⸗iſeits baldigſt entfernt, während Wahlmanifeſte Rochefort's des Genoſſen Boulangers, in der Vorſtadt Belleville un⸗ behelligt bleiben. — Ein Attentat auf den italieniſchen Miniſter⸗ präfident Criſpi wurde am Freitag Abend in Ne⸗ apel verübt. Ein Individuum ſchleuderte auf Cricpi welcher mit ſeiner Tochter durch die Straße Ea⸗ ſacclolo fuhr, zwei Steine, von denen einer Crispi am Kinn verwundete. Der ſofort verhaftete At⸗ Ccispi brachte die Nacht ſteberfrei zu und iſt der Fieberverlauf Treu bis zum Tod Erzählung von Pfälzertreu. 2. Fortf. a Der Alte erhob ſich, nahm Walter's und Jean's Hände und ſprach mit Wärme: „Ihr ſeid noch junge Eichen in dem Wald der Freiheit, ſeit beide treue Freunde, ganz beſeelt von einem Gedanken, Noch habt ihr den echten Beweggrund unſ'rer Er⸗ genwärtig in ſeinen Grundfeſten erſchüttert, hin⸗ hebung vor ench; den haltet ſtets feſt vor Augen gezogen mit aller Macht, mit unwiederſtehlicher G walt zu den Kämpfern. Wohl find ſie gerechtfertigt die Gründe und Urſachen, die den Anſtoß gaben zur Erhebung zum gewaltſamen Auftreten unſ'ces Volkes, edel kann man ſie nennen, die eintreten für ſtuhle des Hoͤchſten verantworten konnt. Das Volk iſt wie das Meer, wie Ebbe und Flut wechſeln gar einem gleichen Streben, das das badiſche Volk ge⸗ das geraubte Recht, die wiſſen, worum ſie kämpfen, für was ſie mit Opferwilligkeit ihr Herzblut ver⸗ gußen, denn wenn die Klagen und das Seufzen d i ehrt, für den es ſich begeiſtert! eines geknechteten Volkes nicht zu des Fücſten Ohr klingt, bricht es ſich von ſelbſt gewalt au Bahn, und das Aufcuhrsg ſchrei iſt ſicher, einen Thron winken zu machen. Liebe Freunde, ich ſtehe am Abend meiner Ta ge; nur wenig vermag ich foͤr⸗ dernd mit einzugreifen in die Durchführung der guten Absichten unſ'rer einmütigen Erhebung, ich etlebe es vielleicht nicht mehr, den Ausgang dieſes Kampfes zu erfahren, — die Zukunft liegt verſchleiert vor uns! Ihr aber, Ihr ſeid noch jung, euch be⸗ ſeelt noch jugendlicher raſcher, ungeſtümer Mut, der gar oft, zu oft mit ſelbſtverl ugnender Energie in ſeinen Grenzen zurückgedrängt werden muß; kann ich auch euch mit dem Schwerte in der Hand nicht mehr zur Seite ſteh'n ſo erhört doch den wohlge⸗ meinten Rot eines erfahrenen, vielgeprüften Mannes: Ihr ſteht ein für des Vaterlandes Freiheit — für ſein Glück; ein edles Handeln zwar, aber auch zu⸗ aleich ein gefahrvolles, ſchwieriges Unternehmen. und bewahrt in euch den guten Keim menſchenfreund⸗ licher Geſittung und Bildung. Laſſet eure Seelen rein und unb fleckt, handelt nur ſo, was ihr vor eurem Gewiſſen, was ihr einſt vor dem Richter⸗ oft ſeine Anſichten und Geſinnungen, leider ebenſo oſt der Gegenſtand, den es als einen Abgott ver⸗ einſt auch vielleicht des Pöͤbels So wird (Stimme donnern: „Freiheit und Gleichheit!“ alle edeln, reinen Beweggründe ſchwinden und werden vergeſſen, an die Stelle des Heiligen tritt rohe und brutale Gewalt, Selbſtſucht, Neid und Mordgier entfeſſeln die Gemüter, Ungerechtigkeit reiht ſich an die Gier nach fremdem Gut, lüſterne Gedanken an Mord; wie losgelaſſene Furien durchtobt die frevelnde Schaar das Land, alles vernichtend, was hemmend ihr entg⸗gentritt, breite Spuren von Gräuelthat und Uamenſchlichkeit hinter ſich zurücklaſſend. Das waren dann die ehemals ſo eifrigen Freiheitsſchagren 2 ! Das war der heilige Bund, der ſich freies, edles Handeln zum Ziele geſetzt, der ſich einſt das rächende Heer der Sclaverei nannte 2 1 Nein dieſe würgende entmenſchten Volksmaſſen belogen ſich ſelbſt, find die Verdammnis ſelber, find ihre eigenen Sklaven, die Knechte ihrer ungezügelten, unbeherrſchten Leiden⸗ ſchaft! Wolle doch Gott ſolches ſchauerliche Gemälde ſich nicht erfüllen loſſen, wie ich es euch ſchilderte in den grellſten, wechſelreichſten Farben, er moge dem Volk, das ſeine Augen geöffnet, ſeine Rechte geſchnälert glaubt, den wahren Edelmut, die echte Standhaftigkeit ſtets laſſen und mit uns Nach⸗ ſicht haben, die wir gezwungen zum Schwerte greifen. Wollt ihr mir in die Hand verſprechen, meine Worte zu beherzigen, nur der Unſchuld, nur dem bedrängten Volke eure Kraft, euern Mut und euer Blut zu weihen? Wollt ihr mir geloben, euch dann fern zu halten, wenn eure Freiheitsſchaaren, die noch mit Begeiſterung und voller Hingabe ihren Führern zujauchzen, wenn dieſe Schaaren die Fahne der Humanität und des freien Geiſtes in den Kot zerren, ſie verunglimpfen durch niedertröächtiges frivoles Handeln und als Looſungswort die Unwiſ⸗ ſenheit und Rohheit erwählen? Schmäht ihr dann