adenb Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Far die Redaktion verantwortlich; Karl Molitor, — — Nr. 73. Folitiſches Laden bur.g, 10. Sept. in Sachſen nehmen fortgeſetzt einen zenden Verlauf und geſtaltete Vormittag ſtattgefundene große Parade des ſäͤchfiſchen Armeekorps bei Naunhof bor Kaſſer Wilhelm und König Albert zu einem beſonderen Glanzpunkte im Programme des Kaiſerbeſuches. Dem impoſanten milſtäriſchen Schauspiele wohnten auch die Kaiſerin die Königin Carola und die Prinzeſſin Mathilde bon Sachſen bei. Nach ihrem Eintreffen auf dem Paradefelde ritten die beiden Monarchen, welche bei der Ankunft von den übrigen Fürftlichkeiten und einer aus zahlreichen Generalen und den fremdherrlichen Offizieren beſtehenden großen Suite umgeben waren, die Front det in zwei Treffen aufgeſtellten Armee⸗ leps ab, König Albert und Prinz Georg von Sochſen, welcher die Parade ſelbſt kommandirte, zur Rechten des Kaiſers. Alsdann ließen der Kaiſer und der König, neben ihnen die Kalſerin und die Königin, die Truppen in Parademarſch an ſich vor⸗ überziehen. Kaiſer Wilhelm führte hierbei ſein Re⸗ Die Kaiſertage lberaus glän⸗ ſich die am Freitag lan giment Nr. 101 dem König von Sachſen vor, 2 während dieſer dem Kaiſer das Grenadier⸗Regiment f Nr. 100, das Gordereiter⸗Regiment und das Ar⸗ ö killerle⸗Regiment Nr. 12 dem Kaiſer vorführte; U. benſo führte Generalfeldmarſchall Prinz Georg ſeine i Regimenter Nr. 106 und 108 dem kaiſerlichen Kriegsherrn perſönlich vor. Säͤmtliche Söhne des Prinzen Georg, die Prinzen Friedrich Auguſt, Jo⸗ hann Georg, Max und Albert ſtanden in der Front bei ihren Regimentern. Die Parade, an welcher ins⸗ geſamt 38 Bataillone Fußtruppen, 30 Eskadrons Ravallerie, 8 Abteilungen Artillerie und ein Train⸗ Allgemeiner Anzeiger für Sadenßurg und Amgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 170 N rger Ladenburg. iktwoch den l. Sep d Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchuͤfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. die Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 5 Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. wurden von den vielen Tauſenden von Zuſchauern welche die ganze Umgebung des Paradefeldes dicht⸗ beſetzt hielten, immer wieder mit ſtürmiſchen Zurufen begrüßt. Freitag Nachmittag halb 3 Uhr trafen die beiden Herrſcherpaare nebſt den übrigen Fürſtlich⸗ keiten von Naunhof wieder in Dresden ein. Nach⸗ mittags 5 Uhr fand im Reſtd enzſchloſſe Galatafel zu 120 Gedecken ſtatt. Am Abend brachte die Dresdner Bürgſchaft dem Kaiſerpaar eine großar⸗ tige Huldigung in Geſtalt eines Überaus eff etvollen Fackel⸗ und Lampionzuges mit daranſchließender Serenade der vereinigten Dresdner Geſangvereine dar. An dem einen wunderbaren Anblick gewähren⸗ den Zuge beteiligten ſich 12000 Perſonen, darunter etwa 8000 Lampions⸗ und ca. 2000 Fockelträger. Das Kaiſerpaar, umgeben von der geſamten ſuͤch⸗ ſiſchen Königsfamilie, weilten während des ganzen Vorbeimarſches des Zugks am Schloſſe auf dem Schloßbalkon über dem Georgenthor, indeß die im Schloßhofe dargebrachte Serenade von den Maje⸗ ſtäten von einem Zimmer der zweiten Schloßetage aus entgegengenommen wurde. — Der Kaiſer berlängerte ſeinen Aufenthalt am Dresdner Hofe bis Dienstag, den 10. Sep⸗ tember, an welchem Tage er zunächſt nach Min⸗ den abzureiſen gedenkt, um hier die Parade über das 7. (weſtfäliſche) Armercorps abzunehmen. f — Auch die bislang noch auf Somoa zurück⸗ gebliebenen Mannſchaften, der vor Apla unterge⸗ gangenen deutſchen Kriegsſchiffe „Adler“ und „Eber“ find nunmehr wieder nach der deutſchen Heimat zurückgekehrt. Sie wurden am Freitag bei der Land⸗ ung in Bremerhafen vom Viceadmiral Paſchen mit bataillon Teil genommen hatten, nahm von Anfang bis Ende den glänzendſten Verlauf. Die Majeſtäten einer Anſprache begrüßt, die mit einem Hoch auf den Kaiſer ſchloß, worauf den Mannſchaften ſeitens der Kriegervereine von Bremerhafen ein Lorbeerkranz mit einer Gedenkſchrift überreicht wurde. K pitain Lieutenant Arendt, bisheriger erſter Offizier vom „Adler“ dankte im Namen der Mannſchaften, di nachdem ſie in der Halle des „Lloyd“ bewirtet worden waren, nach Kiel weiterreiſten, woſelbſt ſie von der Bevölkerung herzlich und feftlich empfangen wurden. — Eine furchtbare Unglückskunde kommt aus Belgien. In einer unweit des Hafes in Antwerpen gelegenen Patronenfabrik fand eine Dinamit⸗Explo⸗ ſton ſtatt, durch welche die ſämtlichen zur Zeit in der Fabrik beſchäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen 120 an der Zahl, um's Leben kamen; außerdem wurden ſehr viele andere Perſonen infolge der Ka⸗ taſtrophe mehr oder weniger ſchwer verwundet. Durch die Erſchütterung erhielten viele Häuſer ſtarke Be⸗ ſchädigungen, mehrere in der Nähe der Unglücksſtelle befindliche Warenlager gerieten durch die umher⸗ fliegenden brennenden Patronenſtücke gleichfalls in Brand. Hilfe war raſch zur Stelle, die Behörden die geſamte Polizei, die Gensdarmerie und die Gar⸗ niſon eilten nach dem Platze der Kataſtrophe, wo⸗ ſelbſt Prieſter und barmherzige Schweſtern im Ver⸗ eine mit Aerzten für die Verwundeten ſorgten; die Toden wurden nach dem Leichenhauſe geſchafft Nach Antwerpener Privatmeldungen beträgt die Zahl der bei der Exploſton getödeten Perſonen insgeſamt ca. 120, diejenige der Verwundeten wird auf 200 geſchätzt. Durch die Exploſton der Patronenfabrik find auch 2 benachbarte große Petroleumbaſſins in Brand geraten und macht die Löſchung des Bran⸗ des große Schwierigkeiten. Der materielle Schaden der durch das erſchütternde Unglück ange ichte worden iſt, entzieht ſich noch jeder Berechnung. Berſch . 5 * Ladenburg, 10. Sept. Das 63. Ge⸗ Treu bis zum Tod. Erzählung von Pfälzertreu. Am trauten Neckarſtrande lag im ſtillen Frie⸗ den das uralte, ehrwürdige Ladenburg, das ehemals ſo belebte Lupodunum der waffenkundigen Römer, die einſt ſo gefürchtete Pfälzer Feſte, der vor allen andern der Vorrang gebührte, und die braben Ladenburger waren von jeher nicht wenig ſtolz auf ihr liebes Städtlein. Nan iſt leider jene Pracht geſchwunden; zer⸗ allenes Mau'rwerk, verſchüttete Gräben, und manch hebarts Giebelhaus erinnern uns noch an die ftühere Bedeutung, aber die Heimatliebe, das bren⸗ ende Sehnen nach dem traulichen Geburtsorte iſt dem echten Ladenburger noch ſo eigen, wie damals, d in fernen Landen denkt er nur mit Liebe und Wehmut zurück an die heimatlichen Türme und Mauern, er wahrt das Charakteriſtiſche eines Namens: die Pfälzertreue! f Es war in den letzten Tagen des Monats Februar Noch waren wenige Anzeichen des herannah⸗ nden Lenzes in der Natur draußen erſichtlich, die letzer Zeit mit den erſchütternden, weltlichen 5 und Unruhen gleichen Schritt zu halten ö ſchien. ö Auf der Höhe des nahen Odenwalds lag in l Maſſen noch der Schnee, während die ſich am Sau⸗ me hinziehende Bergſtraße und die Neckarebene von einem feinem Nebel belagert war, wie ihn der nor⸗ diſche kalte Fürſt als letztes Angedenken bei ſeinem Scheiden hinterließ. Ueberall noch Spuren eines kaum überſtandenen harten garſtigen Winters, und doch weckte eine milderwehende zartere Frühlinsluft jenes ſo lang verſchloſſene Empfinden in der Brut, nun bald, recht bald, wieder hinauseilen zu können in die ſchöne, freie Gottesnatur, wo doch jeder Zug, jedes Säuſeln an die Allmacht und die erhabene Güte und Größe des Schöpfers erinnerte. — O, wie ſehnt ſich doch gewiß dieſes junge Mädchen hinter jenem Eckfenſter hinaus in den un⸗ erſchöpflich reichen Freudentempel der Natur, gewiß durchſtrömt ſie jenes unausſprechliche Verlangen nun endlich wieder die wont rliche Hülle abwerfen, hinausfliehen zu können, wo die ſtarren Feſſeln der Natur geborſten und ein friſcher freier Frühlings⸗ hauch die Luft durchzieht. Das Paradies, die jung emporblühende fröhliche Pfalz war aus ihrem langen Winteſchlafe erwacht; wer ſollte ſich nicht auch im Geiſte die jubilſerenden Engelſchaaren hineindenken in dieſen Freudenkreis ? Iſt es doch die Pfalz, das zweite Eden! Hier, dieſes zarte, bleiche Marmorge⸗ ſicht mit den ſchwärmeriſchen Augen, dem ſchwarz gewundenen Haar, paßte ſo recht, harmonirte ſo gut mit der fröhlichen Stimmung, dem Jubelton, der fach wie die Weiſen eines Volksliedes war ihre Kleidung, aber um ſo packender und voller Liebreiz dem zarten Gliederbaue angepaßt; eine einfache Schürze legte ſich um die mattrote ſchlanke Taille, und eine kleine, feine Spftzenkrauſe die ſich nach vorn umbog, ließ einen ſchwanengleichen Hals zum Vorſchein kommen. Ja, führwahr, ein Engel muß ſie ſein die kleine Emina; genoß ſie doch don der ganzen Nachbarſchaft nicht allein, ſondern von allen im Städtlein jene Beliebtheit, die ſie ſich durch ihr zartes, kindliches Weſen errungen, jene Liebe wie ſte in einem ſo alten traulichen Neckarſtädlein wie Ladenburg im engern Familienleben knoſpen kann. Ja, ſie war herzensgut und engelsſchön. Mancher junge Burſche hatte ihr beim Kirchgang ſchon in die Augen geſchaut und war gebannt; aber ſie hatte nur Blicke für die kranke Mutter. Ihr und dem teuern Bruder Jean gehörte ganz ihr Herz. — Gedankenvoll und in Träumen verſunken, blickte ſie durch die keinen Fenſterſcheiben hiuaus auf den menſchenleeren Marktplatz. — Schon fing es an, Abend zu werden. Ueber dem kleinen Stüb⸗ chen lag ein geheimnißvolles Dunkel. Da fing das Abendglöcklein an zu läuten, um zum Gebet zu mahnen in dieſen ſchweren Zeiten, den erſt heute morgen war eine große Maſſe gutbewaffneter Freiſchaaren durch das ruhige Städtlein gezogen, voran ein ſtämmiger junger Mann hoch zu Roß; o, er war der Pfalz in allen Landen nachgerühmt wird, denn, ein⸗ es, der beim Vorüberziehen an dem vielſtöckigen