blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 1 Prels vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltung Für die Redaktion verantwortlich; Karl Molitor, Ladenburg. * ——ů ů Nr. 71. Unſere Hähere Bürgerſchule. Mit Beginn des künftigen Schuljahres erhält ö. die Anſtalt einen ſechſten Jahreskurs und wird durch „ Denſelden zu einer vollſtändigen öklaſſigen Höheren 90 Bürgerſchule erweitert. Durch Errichtung einer voll⸗ fländigen öklaſſigen Höh. Bürgerſchule tritt die Stadt Ladenburg ebenbürtig ein in die Reihe jener Kreishaupt⸗ und Amtsſtädte, wie Villingen, Walds⸗ gut, Müllheim, Schopfheim, Ueberlingen, die öklaſſige Mun Höh. Bürgerſchulen bereits beſitzen. Mit der Er⸗ 19 weiterung der Anſtalt wird zugleich die Umwandlung 1 80 der Anſtalt in eine Realſchule begonnen werden. Bereits mit Beginn des neuen Schuljahres werden die beiden unteren Jahreskurſe den Lehrplan der lateinloſen Realſchule annehmen und ſtatt bisheriger St. Latein und 3 Stunden Deutſch wöchentlich 6 St. Franzöſiſch und 5 St. Dentſch erhalten. Im nächſten Schuljahre wird der 8. Jahreskurs um⸗ gewandelt werden, und ſo wird Jahr um Jahr ein welterer Jahreskurs umgewandelt werden, daß bis 5 zum Ende des Schuljahres 1893/04 die Umwand⸗ lung der Schule in eine Anſtalt mit dem Lehr⸗ . plan der lateinloſen Realſchule vollendet ſein wird. Durch Errichtung des ſechſten Jahreskurſes kann vom Schuljahre 1889 0 an die Nerechtignug 1 zum einzäßrig-freiwilligen Dieuſt an der An⸗ l falt erworben werden. 1 Nach Durchführung des neuen Lehrplans wird N Ladenburg an einer öklaſſigen Höh. Bürgerſchule 1% eine Anſtalt befitzen, die hauptſächlich dazu beſtimmt 1 it, den künftigen Gewerbetteibenden, Kaufleuten und 10 Landwirten die nötige und zweckmäßige höhere t Schulbildung zu ermöglichen, die auch für verſchie⸗ 1 dene andere Berufsarten vorbereiten und durch Er⸗ 2 kellung von Lateinunterricht an freiwillige Teilnehmer Wiktwoch den 4. September Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Loka le Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. die Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. den Uebergang an ein Realgymnaftum oder Ghm⸗ naſium vermitteln wird. Die Berechtigungen, welche der Beſuch der Anſtalt verleiht, find folgende: I) Der erfolgreiche Beſuch von 4 Klaſſen: Eintritt in die Fachſchule 1 der Bauge⸗ werbeſchule. 2) Der erfolgreiche Beſuch von 5 Klaſſen: . Aufnahme als Poſt⸗ und Telegraphen⸗ gehilfe nach beſtandener Prüfung. b. Aufnahme als Actuariatsine pient. 3) Der erfolgreiche Beſuch von 6 Klaſſen: a) Zeugnis über die wiſſenſchaftliche Befähigung für den ein willigen Militärdienſt. b) Eintritt in die Techniſche Hochſchule in Karlsruhe. c) Aufnahme in den Reichsbankdienſt. d) Aufnahme in den niedern Eiſenbahn⸗ dienſt. e) Ablegung der Prüfung als Zeichnenlehrer an höheren Lehranſtalten. 1) Ablegung der Prüfung als Gewerbe⸗ ſchullehrer. g) Aufnahme ohne Prüfung als Poſt⸗ oder Telegraphengchilfe. Politiſches Laden burg, 3. Sept. Der deutſche Na⸗ tionalfeſttag, die Sedaufeier iſt auch heuer wiederum in allen Gauen des deutſchen Vaterlandes de⸗ gangen worden und konnte hierbei die Beobachtung gemacht werden, daß an vielen Orten die Beteili⸗ gung der Feier eine noch regere war als ſonſt. Es liegt hierin wohl das beſte Dementi für die Be⸗ hauptung, die Teilnahme in unſerem Volke am Se⸗ jährig · frei⸗ ——ů— danfeſte ſchwäche ſich mehr und mehr ab und laſſe dies die alljährige feſtliche Begehung des Jahresta⸗ ges der Sedanſchlacht als nicht mehr gerechtferti erſcheinen. Wenn dieſer große Erinnerungstag fü Deutſchland nach faſt zwei Deecennien fo freudig un begeiſtert gefeſert werden kann, wie es auch heuer wiederum in allen deutſchen Landen geſch⸗hen iſt ſo bekundet dies hinlänglich, wie wenig Urſach⸗ di Nörgler an unſerem Nationalfeſtihaben, daſſelbe al überlebt hinzuſtellen. Das deutſche Volk aber bew durch die rege Teilnahme, welche es in allen Kre ſen der Feier des 2. September fortgeſetzt widme wie ſehr die Bedeutung dieſes Tages in der nationale Einigungsgeſchichte Deutſchlands zu würdigen wei und hieraus erwächſt die zuverfichtige Hoffnung daß das Sedansfeſt auch noch in fernen Jahren ge gebührend gefeiert werden wird. — Im preußiſchen Kriegsminiſterium ſoll ma gegenwärtig mit den Vorbereitungen zu einem voll ſtändig neuen Wehrgeſetze beschäftigt ſein. Dem Ver⸗ nehmen nach handelt es ſich bierbei nicht nur u einzelne Veränderungen und Verſtärkungen, ſonder überhaupt um eine gründliche und einheitliche Reor garniſation des deutſchen Heeresweſens. Sollte fl dieſe wichtige Nachricht beſtätigen, ſo iſt kaum z bezweifeln, daß das neue franzöſiche Heeresgeſe 13 5 höhung und Verbeſſerung der Wehrkorps Frankreich auf die Entſchlüſſe unſerer leitenden Kreiſe hinſicht lich eines neuen Wehrgeſetzes auch für Deutſchlan mit maßgebend geweſen iſt. f — Ueber den Aufenthalts des Czarenpaare am däniſchen Hofe bringt der Telegraph nur hoch dürftige Berichte und ſcheint der Czar ſich vorer ganz in der Stille des Fredensborger Schloſſes zu rückziehen zu wollen. Ueber den Gegenbeſuch de — Seelen - Adel. Nodelle von Th. Hempel. Fortſ. 11. Mit verbindlichem Gruß ſchwand der Baron raſch wie ein Schatten aus dem Zimmer und in der nächſten Minute hörte man das Rollen des ſich entfern⸗ enten Wagens. Einige Zit verſtrich, ehe die Erregung im Kreiſe der Damen durch Worte ſich Bahn brach. Alſo dahin war es gekommen, dies hatte das Fräu⸗ lein Helene erreicht, oder ſuchte ſte der Baron zu 8 — * Generalin zum Schluß: „Was wir vernommen, muß unſer Geheimnis bleiben, es wäre beſchämend für unſeren Stand, be⸗ ſonders für unſere Familie, wenn es bekannt würde, daß einer ſeiner treuſten Vertreter auf Abwegen ge⸗ taten. Der Baron wird hoffentlich, von dieſer Krankheit geheilt zurückkehren, auch der Tante müf⸗ ſen wir den Grund ſeiner Abreiſe verſchweigen.“ Im Stillen aber dachte die Generalin: „Der⸗ einſt wird er mir dieſe Diskretion danken und dies Gefühl wird den erwünſchten Schwiegerſohn in die Arme meiner Tochter führen. Muſchen? Nach langem Hin⸗ und Herreden kam die Stirn an eins der offenen Fenſter und blickte ſehn⸗ ſüchtig hinaus in die graue Dämerung, ob der ge⸗ liebte Gatte noch nicht zurückkehrte, denn ſie fühlte ſich vereinſamt in dem Kreiſe. All die harten ver⸗ dammenden Urteile machten der jungen Frau das Herz ſchwer. Wie freundlich lächelte ihr das Leben und wie ernſt war der Weg, den das junge, ſchöne Mädchen in der Fremde gehen mußte! Was mochte ſie bewogen haben, die Hand zurüzu⸗ weiſen welche der vielumworbene Baron ihr geboten und zugleich mit ſeiner Hand eine bevorzugte Stellung, eine ſchöne Heimat und einen feſten Halt im Leben. Noch beſchäſtigten ſich die Gedanken der jungen Frau mit Helene, als dieſe ihr entgegentrat. Schnell ergriff Frau von Werthern ihre Hand und ſagte freundlich: „Fräulein Helene, Sie dürfen mir jetzt nicht entfl ehen, man hat ſie mir ans Herz gelegt und wie gern nehme ich, Ihnen gegenüber, die Reue meiner Freundin in Anſpruch.“ „Sie find ſehr gütig, gnädige Frau.“ Sie ſehen bleich aus, Fräulein, und Ihre Augen blicken ernſt, eben ſah ich Einen, dem auch ein bitterer Schmerz ausgeprägt war auf ſeinem ſonſt ſo ſtolz und mutig in's Leben blickenden Ge⸗ ſicht. Baron Kronau war hier, um Abſchied zu neh⸗ 1 Frau von Werthern hatte ſich unbemerkt ent⸗ men für lange, lange Zeit.“ fernt, draußen im Vorzimmer lehnte ſie ihre heiße Vergebens bemühte ſich Helene ihre zitternde Hand aus derjenigen der Frau von Werthern z löͤſen. Dieſe gab ſie nicht frei und fuhr fort: „Noch geſtern ſah ich des Barons Blicke f. ſtrahlend auf Ihnen ruhen, Helene warum habe Sie ihm das gethan. Weil ſch — —, ach es iſt ja unmoglich.“ „Sie können ihn nicht lieben?“ „Ach, quälen ſie mich nicht, es kann nich 1 ſein „Und warum kann es nicht ſein?“ „Weil nicht nur mein einfacher Stand, ſonder auch ein dunkles Verhängniß mich von ihm ſcheidet, weil eine Stunde kommen könnte, da er es bereut!“ rief Helene erregt aus. „Aber woher wiſſen ſie et⸗ was von der traurigen Angelegenheit.“ f „Von dem Baron ſelbſt. Er verſichert Si ſeiner vollkommenſten Hochachtung, trotz des Kum mers, welchen Sie ihm bereiten“ Nahende Schritte unterbrachen das Geſpräch. Noch lange ſtand Helene und blickte hin aus in die Dunkelheit. Durch Sturm und Wetter floh er um ihretwillen aus der Heimat, ſie fahen ihn vielleich nie wieder. Denn würde ihre Stellung hier haltba ſein, nachdem er ſelbt die Zurückweiſung von ihrer Seite offen bekannt hatte. Er hatte laut ausgeſpro chen, daß er ſie hochachte, damit war jene dunkle Stunde ausgelöſcht aus ihrem Leben, ſie konnte fre aufathmen, ob auch ihr Herz ſchmerzlich klopfte, ſie ö 1