Prels vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Nr. 68. Erſcheint jeden Dienstag und Freiigg Abend. Unterhaltungs⸗ Dar die Redaktion berantwortlſch; Karl Molityr, Ladenburg, Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. die Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. 1889. 9 5 f Volitiſches — Ladenburg, 2 Aug. Der Aufenthalt un⸗ offen 1 5 Kaſerpaarez in Karlsruhe hat zwei bedeut⸗ 0 ame, an festlicher Tafel zwiſchen Kaifer Wilhelm und dem Großherzog von Baden gewechſelte Kund⸗ le gebungen gezeitigt. Bei der am Montag Abend im Karlsruher Reſftdenzſchloſſe ſtattg'fundenen Galatafel chen brachte Großberzog Friedrich einen Toaſt auf ſeine ö N lalſerlichen Gäſte aus, in welchem der erlauchte nh Redner dem Kaiſerpaare Namens des ganzen badi⸗ ſchen Landes für die Auszeichnung dankte, welche Ae Baden für den Beſuch der kaiferlichen Majeſtäten auf deren Hin reiſe nach dem Reichs⸗ lande zu Teil geworden ſei. Der Großherzog wies auf die dem Kaiſerpaare im Schloßhofe von den Nriegervereinen des Landes dargebrachte Huldigung bin und betonte, wie ſich unter den Huldigenden auch die alten Soldaten, welche 1870/1 die Reichs⸗ lande mit errangen, befunden hätten und dieſe Aten Krieger ſeien bereit, im Notfalle noch als Landfkurm für die Ehre des Reiches und das Heil des Kaiſers einzutreten. Schließlich dankte der Groß hetzog auch Namens ſeines Hauſes dem Kaiſer für den Beſuch in Karlsruhe. Alsbald erhob ſich Kaiſer g Wilhelm zu einer längeren Erwiederung, in welcher kr zu nächſten ſeinen Dank für die Huldigung der dadiſchen Kriegervereine dann aber ſeine Freude aus⸗ ſprach, in den für ihn ſo erinnerungsreichen Hallen des Karlsruher Schloſſes wiederum weilen zu dürfen. Im weiteren Verlaufe ſeiner Rede gedachte der 0 d Raiſer der hohen Verdienſte, welche ſich der Groß⸗ Aa herzog Friedrich um die Einigung Deutſchlands und hen den Sieg des Reichsgedankes erworben und bezeich⸗ 1 nete der hochfürſtliche Redner den badiſchen Herr⸗ cer als den erſten Deutſchen, welcher das erſte Hoch auf das neue deutſche Reich ausgebracht habe. E; :¼TT—T—ͤ—ᷓ:— Samstag den 24. Ruguſt . ⁵— Zum Schluſſe trank der Kaiſer auf das Wohl des Großherzogs und der Großherzogin ſowie ihres ganzen Hauſes. Sind die Worte des Großherzogs, daß die alten Krieger, welche vor nun faſt zwei Jahrzehnten Elſaß⸗Lothringen dem deutſchen Vater⸗ lande zurückerkämpften, auch als Landſturm noch zur Wahrung des Errungenen eintreten würden, ſicher von Bedeutung, ſo gilt dies nicht minder von dem Hinweiſe des Kaiſers auf die patriotiſchen Ver⸗ dienſte des badiſchen Monarchen und die im Karls ⸗ ruher Schloſſe gewechſelten fürſtlichen Reden wer⸗ den darum in ganz Deutſchland ein lebhaftes Echo finden. i Zu dem Beſuche des Kaiſerpaares in Karls⸗ ruhe iſt noch nachzutragen, daß der Kaiſer am Dienstag Morgen auf Hirſche pürſchte und im wei⸗ teren Verlaufe des Vormittags einer Gefechtsübung der Karlsruher Garniſon bei Joehlingen beiwohnte; unterdeſſen beſuchte die Kaiſerin, begleitet von der Großherzogin, den Karlsruher Wohlthätigkeitsverein Am Nachmittag fand im Refidenzſchloſſe Dejeuner ſtatt, worauf in der vierten Nachmittagsſtunde die Majeſtäten und der Großherzog nach Straßburg ab⸗ reiſten, vorher hatten ſich der Kriegsminiſter Verdy du Vernois, der Generalſtabschef Graf Walderſee und der Chef des Militärkabinets v. Hahnke dem kaiſer⸗ lichen Gefolge angeſchloſſen. i — Die Ankunft des Kaiſerpaares auf dem Hauptbahnhofe in Straßburg erfolgte Dienſtag Nach⸗ mittags 5¼½ Uhr, während die Geſchützen donner⸗ ten und die Glocken läuteten. Auf dem Bahnhofe war eine kombinirte Ehrenkompagnie aus Sachſen (105. Reg.) und Württenbergern (126. Reg) auf⸗ geſtellt, die Generalität fand auf dem rechten Flügel. Der Statthalter Fürſt Hohenlohe nebſt ſeiner Ge⸗ mahlin, ſeiner Tochter Eliſabeth und ſeinen drei Söhnen war ebenfalls auf dem Peron zugegen. Die Majeſtäten begrüßten die Anweſenden Huldvollſt, worauf der Kaiſer, geleitet vom Großherzog von Baden, die Front der Ehrenkompagnie abſchritt. Als⸗ dann fuhren die Mafeſtäten in Aſpännigem, von Ulanen escortirtem Wagen durch die herrlich ge⸗ ſchmückten Straßen nach dem Kaſſerpalaſt, von den dichtg⸗ drängten Nolksmaſſen auf dem ganzen Wege enthuftaſtiſch begrüßt. 80 Vereine mit 4000 Mit⸗ gliedern, die Schulen und die Feuerwehr bildeten Spalier. Auf dem Broglieplatz hatten die Bürger⸗ meiſter aus dem ganzen Elſaß, 400 Landmädchen in elſäff iſcher Tracht und die ſtraßburger Studenten⸗ ſchaft Aufſtellung genommen. Nachdem der Kaiſer die Kaiſerin in den Palaſt geleitet, trat er wieder heraus und nahm die Parade über die Ehrenkom⸗ pagnie des 19. Infanterie⸗Regiments und die mit aufgestellte Eskadron des Ulanenregiments Nr. 15 ab. Alsdann verweilte der Kaiſer unter nicht enden wollenden Zurufen der zahlloſen Menge noch längere Zeit auf der Rampe des Palaſtes. Berſchiedenes. Ladenburg, 23. Aug. Am letzten Diens⸗ tag Abend traf Herr Stadtpfarrer Profeſſor Haas hier ein. Ein officieller Empfang fand auf beſonderen Wunſch des Herrn Proftſſor Haas nicht ſtatt. Die Inveſtitur fand geſtern vormittag in der St. Galluskirche ſtatt, woran ſich die Herren Geiſtlichen des Decanats Weinheim,⸗ Ladenburg zahlreich be⸗ teiligten; auch der „Cäcilien⸗Verein“ trug durch ſeine guten Vorträge zur Erhöhung der Feier bei. Am Abend wurde Herrn Haas von dem Cäcllien⸗ Verein ein Ständchen gebracht. Die ganze Einwohnerſchaft, ohne Ausnahme der Confeſſion, freute ſich auf die Ankunft des Herrn Profeſſor Haas, da man auf ihn alles Novelle von Th. Hem pe 5 Fortſ. 8. ö „Hat ſie, um vom Künſtler doch etwas, nämlich die Eitelkeit zu befitzen, ihre Vermittlung angerufen, ich bemerkte wohl, daß dem Fräulein die wohlge⸗ meinte Einmiſchung meiner Tochter nicht paßte.“ „Glauben ſie mir, gnädige Frau, daß ich der Atte ſein würde, welchen Fräulein Helene um ſeine Bermittlung anginge, im Gegenteil, auf meinen dusgeſprochenen Wunſch, gab ſie mit ganzer Ent⸗ ſchiedenheit die Abſicht kund, das Muſter unverän⸗ dert zu vollenden.“ 5 daß es Ihnen eine Decke ohne Blumen bringt,“ — wandte ſich Marka an den Baron, in der Hoff⸗ In ſo geſtalten würde, daß es ihr geſtattet ſei, ihn mit Geſchenken zu erfreuen. i 5 urch die in der ftatlfindenden Manöver ſah ſich Frau von Raben 70 ihrer Tochter zurückzukehren, um ihr auferlegte „Und ich werde beim Chriſtkind befürworten, 1 Pflichten der Geſelligkeit zu erftällen. Im October wollten die Damen noch auf einige Tage zurück⸗ kehren um einer Feſtlichkeit beizuwohnen, welche die Gräfin zu Ehren eines jungen Ehepaares in der Familie geben wollte. Es begannen nun ſtille Tage für die Schloß ⸗ bewohner, die Gräfin ſehnte ſich nach Ruhe, nur ab und zu ein Beſuch aus der Nachbarſchaft und der von ihr ſtets mit Freuden begrüßte Neffe brachte einige Abwechslungen in die Einſamkeit des Lebens im Schloſſe. Die heißen Sommertage waren der erfriſch⸗ enden Kühle des Herbſtes gewichen, noch einmal entfaltete die Natur ihre reichſte Pracht, ehe ſie zur winterlichen Ruhe ging unter der weißen Hülle. Feine Marienfäden zogen durch die Luft, ihren geheimnißvollen Weg, Schickſalsfäden gleich, alles umſchlingend, was ihnen in den Weg trat, nur nung, daß ihr Verhältniß zu Kronau ſich bis da- Nähe der Haeniſon ihres Gemahls a beranlaßt, einige Tage ſpäter nach der Heimat mit leichter als dieſe abzuſchütteln. Helene erfreute ſich des ſtillen Friedens in der Natur und im Schloſſe, deſſen Segen auch ihr wohl that. Ihr Verhältniß zu ihrer Gebieterin geſtaltete ſich freundlicher und vertraulicher, ſeit ſie mehr auf einander angewieſen waren. Helenens Vorleſetalent habe ich dem Verwalter geſagt, daß ich vor der war der Gräfin ſehr angenehm und ſo fanden Herrin und Dienerin bei dem Leſen guter Bücher und dem Gedankenaustauſch darüber die angenehmſte Anre⸗ gung. 1 Nur etwas trat immer ftörend in Helenens Leben, daß waren die häufigen Beſuche des Barons Kronau. Im größeren Kreiſe wäre es leicht ge⸗ weſen, jeden Verkehr zu meiden, jetzt mußte ſie fich aber entſchließen, ſich an der Unterhaltung zu betei⸗ ligen, um ſo mehr, da ſie bemerkte, daß es den Wünſchen der Gräſin entſprach. Der Baron hatte eine vielſeitige Bildung und verſtand es eine inter⸗ eſſante Unterhaltung in Gang zu bringen, bei welcher Helene auf kurze Zeit vergaß, was zwiſchen ihnen wie eine unausfüllbare Kluft lag. „Wie ſchön find die Herbſttage auf dem Lande!“ So rief die Gräfin ihrem Neffen zu, als er ihr eines Tages ſeine Freude aussprach, ſie noch im Freien zu finden, der kühlen Temperatur zuut Trotz. „Man muß die ſchöne Luft genießen, Zeit zum Einſperren giebt es noch genug, ich habe auch beſchloſſen, hier zu bleiben, bis Eis und Schnee uns verteiben und freue mich, daß Fräulein Helene meine Liebhaberei teilt und tapfer mit mir aus⸗ halten will,“ Der Baron fügte fröhlich hinzu: „Ich bin der dritte im Bunde. Heute Morgen Hand meine Befitzung nicht verlaſſe, ich fühle mich wohl hier in dem ländlichen Stillleben, widme mich meinem Lieblingsſtudium treibe meine Kunſt und bin ich des Einfiedlerlebens müde, ſo weiß ich ja