Als der Zug hielt, erſchien Ihre Koͤn. Hoh. di Großherzogin und ging der Kaiſerin entgegen. Die beiden Fürſtinen begrüßten ſich durch mehrmalige Umarmung, indem ſie einander küßten. Der Kaiſer entſtieg mit leichtem Sprunge vom Wagen und tilte auf den Großherzog zu; es folgte eine innige, herzliche Begrüßung zwiſchen den beiden hohen gin, der Großherzog die Kaiſerin mit verwandſchaft⸗ licher Wärme. Die Kaiſerin begab ſich mit den Da⸗ men ſofort in die Salons der Wartehalle, wo hier auch Se. Maj. der Kaiſer kurze Zeit folgte. Da⸗ touf erſchienen der Kaiſer und Großherzog wieder und ſchritten die Front der Ehrenkompagnie ab. Bei der Rückkehr begrüßte der Kaiſer, welcher ſchnellen ſtroffen Schritts einherging, einzelne der Generäle durch freundliches Neigen des Hauptes, ſchüttelte dem Grafen Walderſee flüchtig die Hand und begab ſich dann, von Sr. Kgl. Hoheit dem Großherzog ge⸗ folgt, in den Warteſaal. Kurz nach 41 Uhr fuhr der Galawagen vor, nachdem zuvor in einem offenen Zweiſpänner der Oberhofmarſchall nebſt einem Ad⸗ jutanten Platz genommen hatte, Als der Kaiſer die Außentreppe des Bahnge⸗ bäudes betrat, brauſte ein vieltauſendſtimmiges Hoch durch die Lüfte. Der Kaiſer beſtieg zuerſt den Wagen zu ſeiner linken Seite nahm der Großherzog Platz. Se. Maj. der Kaiſer ſah ungemein blühend und kräftig aus und trotz des über ſeine Züge gelegten Eenſtes waren Se. Maj, ſichtlich erfreut über den herzlichen Empfang. Ein Triumphzug, wie in Karlsruhe noch nicht geſehen, durchfuhr nun die Feſtſtraße. Aus vielen, vielen tauſend Kehlen erſchollen ohne Unterbrechung donnernde Hochrufe, von den Fenſtern, Balkonen, von den Dächern wehten die Tücher, flogen Bou⸗ quets und Blumen auf den kaiſerlichen Zug herab und wo der Kaiſer und ſeine hohe Gemahlin ſicht⸗ brauſendes, jubelndes Hochrufen. — Ein prächtiges Bild gewährte die mit an⸗ Handwerker⸗ Fach⸗ und Sportsvereinen gar nicht zu reden. dehnten ſich die Militärvereine aus; dieſelben hatten Doppelaufſtellung genommen, in der Mitte Raum ſchtbor. Herren, ſodann begrüßte der Kaiſer die Großherzo⸗ bar wurden, erhob ſich immer und immer wieder von der in drangvoller Enge eingepreßten Menge nähernd 40,000 Mann aufmarſchirten Kriegervereine und Feuerwehren, von den zahlloſen übrigen Geſang⸗ Rings um den Schloßplatz in endloſen Reihen Burch fa flatterten luſtig im Winde, 10 Mufikkap llen hatten in der gewaltigen Runde Stellung genommen und die freien Zwiſchenräume wurden vom Publikum das in hellen Schaaren ohne Aufhören herbeiſtrömte dicht ausgefüllt. S. M. der Kaiſer war vor das Schloß gefahren und unternahm nunin dem Pracht⸗ wagen mit Sr. K. H. dem Großherzog, ſowie der Kaiſerin und der Großherzogin eine Rundfahrt durch die Vereinsaufſtellungen, überall mit donnernden, begeiſterten Hurrahrufen empfangen. Kurz vor 5 Uhr war die Rundfahrt beendigt und die allerhöchſten Herrſchaften begaben ſich in das Reſidenzſchloß, auf welchem inzwiſchen die Kaiſer⸗ ſtandarte aufgezogen war. Berſchiedenes. — Feudenheim, 17. Aug. Der Ein⸗ weihung unſerer neuerbauten evang. Kirche wird, wie von zuſtändiger Seite mitgeteilt, auch unſer Großherzog beiwohnen. Auf Wunſch Sr. Königl. Hoh. find die Einweihungsfeſtlichkeiten auf Samſtag, 24. Auguſt, verlegt. Urſprünglich ſollte die Feſtlich⸗ keit bekanntlich am Dienſtag, 27. Auguſt ſtattfinden. Die Einwohnerſchaft rüſtet ſich ſchon jetzt zum feſt⸗ lichen Empfange des allverehrten Landesherrn, um ſich der hohen Ehre, die dem Ott zu Teil wird, würdig zu erweiſen. (Die Vorarbeiten zum Bau der Nebenbahn Heidelberg⸗Weinheim) find zur Zeit im Stadium des Grunderwerbes begriffen und die bezüglichen Ver⸗ handlungen am Anfangs⸗ und Endepunkt der Li⸗ nie: in Heidelberg — Neuenheim und in Weinheim zum Abſchluſſe gediehen. Dagegen ſchweben ſolche uoch in den dazwiſchen liegenden Orten und zeigen fich als beſonders ſchwierig in der Gemeinde Hand⸗ ſchuhsheim. Es ſcheint hier vielfach eine dem Unter⸗ nehmen abgeneigte Stimmung vorzuherrſchen, welche beſonders darin ihren Grund haben mag, daß man ſich wegen der Bahnhofanlage bezw. über die Leit⸗ ung der Bahn durch oder um den Ort nicht eini⸗ rt koſſend. Hunderte don Berelnsbonnern gen kann und deshalb zu der einen oder andern Linie die Abtretung des Geländes verweigert, oder wenigſtens ſchwierig macht. Im Allg meinen werden für das zur Bahn erforderliche Gelände auf der ganzen Linie fehr hohe Preiſe verlangt und verteuert der Grunderwerb, ſowie die Entſchädigung für die vielen zu entfernenden Obſtbäume die Anlage der Bahn weſentlich. Hoffentich gelingt es, in Bälde die noch vorhandenen Schwierigkeiten zu bewältigen, damit endlich mit dem Bahnbau begonnnen werden 1 7 1 l — Cine originelle Trauung fand im Dome zu Tobolks vor lurzem ſtatt bei der alle Zuſchauer zu Thränen gerührt wurden. „Er“ war ein ehe⸗ maliger Offizier, der als gefährlicher Nihiliſt zum Tode verurteilt und vom Kaiſer zur ewigen“ Zwangsarbeit in den Bergwerken Sibiriens „be⸗ gnadigt“ wurde. Die Braut war ein junges, bild⸗ ſchönes und ſehr reiches Mädch en, das ſeinem Brau ⸗ tigam in die Verbannung gefolgt iſt. Es war ein trauriges Bild, das ſich den Blicken der Zuſchauer darbot. Das mit einem großen viereckigen, häßlichen gelben Flecken gezeichnete Sträflingskleid des Bräu⸗ tigams ſtach peinlich gegen das reiche, geſchmackvolle Brautkleid des ſchönen blaſſen Mädchens ab und ſchauerlich klirten die ſchweren Ketten, als der un⸗ glückliche junge Ehemann die Arme emporhob, um ſich, bevor er aus der Kirche zurück ins Gefängnis abgeführt, von ſeiner treuen Gattin zu verab⸗ ſchieden. Aus dem Geſchäfts leben. Noch ſelten war ein Handelsartißel ſolchen heftigen Preisſchwankungen unterworfen, wie ig letzten Jahren Koffe. Anlaß dazu gab in erſtet Linie die Spekukation, welche in der bald gän⸗ ſtigen bald ungünſtigen Ernteſchätzungen ihre eigentliche Stütze fand. Soviel aber ſteht feſt daß die vorige Ernte klein, die jetzige wohl groß, aber ſehr gering in Qualität und die nächſtkommende wiederum klein ſein wird. Unter ſolchen Ausſichten werden weitere Schwankun⸗ lbrennerei & ! ladenb gen nicht ausbleiben und ſind billige Preiſe, — Fazilen diemit unſere wie 0 früher, bei e guten Nee wa⸗ A md rat: ren, — kaum zu erwarten. Die jetzigen Notirungen, Zattltruntpein — nicht übertrieben hoch, — find aber immerhin 5 15 U noch 30 —40 Pfg. höher als vor einigen Jahren. Seine Eiue ſparſame practiſche Hans frau wird i i 228 zer deshalb — um ſelbſt bei hohem Preisſtande dennoch 5 er 8 d einen guten preiswürdigen Kaffee zu erhalten, 1 — auf gute Qualität und richtige rationelle Brenn⸗ g brtzen und! art bedacht ſein. Die Kaffe der Holländiſchen Meeislität: Haffee- Brennerei H. Disgue & Co. (Schuß⸗ marke Elephant) werden nach einer beſonderen Me⸗ lelenbran thode — wodurch das Verflüchten des Aro⸗ 1 n a ma's uumöglich iſt — gebrannt und finden we⸗ Im N. 1— „ gen ihrer Billigkeit und gehaltvollem Geſchmack im⸗ * zun girreil mer größere Annerkennung. (Verkaufsſtellen ſind Erez verden frei i durch Annoncen ds. Bl. bekannt. Terkaufenied e häthabefenbrannt von guter Herkunft ſein und eine vorzügliche Er⸗ Etziehung genoſſen haben, aber zum Teufel was flüyrt ſte zu meinem leichtfinnigen Vetter. Wie war es moͤglich, daß ſie bei ſeiner Geburtsfeier erſchien, welche durch den dort herrſchenden, mehr als freien ö Ton, ſtadtbekannt war? Ob ihr Entſetzen, welches ich für eine guteinſtudirte Rolle hielt, doch Wahrheit war? So hätte ich mich, ihr gegenüber, ſchmählich benommen und den Zorn, der dem Vetter Arwed galt über ſie ausgegoſſen. Wer löſt mir das Rätſel. Arwed möcht ich nicht fragen, auch wenn er als Buße für ſeine ſchlechten Streiche für immer den Ocean zwiſchen uns gelegt hätte und wer weiß in welcher Ecke Amerikas manchmal über die Pflichten eines Edelmanns nachdenkt. Und ſie, nein es gelü⸗ ſtet mich nicht, ihr nocheinmol gegenüberzuſtehen, wie der ertappte Schulbube. Was geht mich über⸗ haupt die Geſellſchafterin meiner Tante an, ich be⸗ leidigte ſie einſt, ſie machte mir heute Vorwürfe, nun find wir alſo quitt.“ f Er brannte ſich eine Eigarre an und ſetzte in gemäßigterem Tempo ſeine Wanderung fort, aber die teueren Havannacigarren ſchienen ihrem Preis nicht zu entſprechen, eine nach der andern wurde entzündet, um bald auf den Sand geſchleudert zu werden, bis der Vorrat erſchöͤpft war, und ärgerlich ſagte der Baron: „Ich habe wie es ſcheint, keinen glücklichen Tag heute, auch dieſes elende Kraut muß mir die Laune verderben, ich thue am biſten dem Diener meine Karte für die Damen zu geben und die kühler werdende Luft zum Heimweg zu benutzen, das Fräulein könnte ſonſt wirklich denken, ich trüge Verlangen nach einer zweiten Strafpredigt, wenn ich, wie ein girrender Schäfer, noch länger um das Schloß herumſchleiche.“ Eben im Begriff dieſen Vorſatz auszuführen, ſchwebte dem Baron plötzlich leichten Schrittes Fräu⸗ lein von Raben entgegen, mit ſchmachtender Stimme ihm zurufend: „Herr Baron, find ſte es ſelbſt oder ihr Geiſt, was hat den ungetreuen Ritter ſo unverhofft ſchnell für eine Dilettantin!“ zu uns zurückgeführt?“ „Eine raſchere Erledigung meiner Geſchäfte,“ klingende Antwort des Barons. Unbeirrt fuhr Ba⸗ roneſſe fort: „Wie ſchade, daß wir gerade heute den Aus⸗ flug unternahmen und ſie hier der Einſamkeit über⸗ ließen. Dafür werden ſie uns hoffentlich den ganzen Abend ſchenken?“ Die Antwort auf dieſe, nicht ganz des Barons Wünſchen entſprechende Aufforderung wurde ihm er⸗ ſpart, weil im ſelben Augenblick die älteren Da⸗ men näher kamen und er ihnen nach freundlicher Begrüßung, in das Schloß folgte. Nach manchem gleichgiltlgen Worte welches ge⸗ wechſelt wurde, wendete ſich der Baron zur Gräfin. „Es iſt zwar noch zeitig, liebe Tante, aber ich möchte ſchon heute dem Chriſtkind eine Bitte vor⸗ tragen.“ „Das Chriſtkind wird ſich freuen, Du ſprichſt ſo ſelten einen Wunſch aus,“ — antwortete die Gräfin, angenehm berührt, dem Baron den ſie wie einen Sohn Uebte, eine Bitte erfüllen zu können. „Du richteſt Dir altdeuſche Zimmer ein, liebe Tante ich fand heute Gelegentheit eine Decke von großer Schönheit zu bewundern, welche für jene Zimmer beſtimmt iſt; wenn eine ähnliche für mich unter dem Chriſtbaum läge würde ich ſehr dankbar N 1 1 Verlegenheit,“ flüſterte Marka. war die nach der freudigen Begrüßung doppelt kalt 1 1 1 Wappen zu zeichnen, die Ecken künſtlerich ſchön ab⸗ men, ich glaubte gewiß zu wiſſen, daß das Fräulein meiner Tante die Zeichnerin ſei.“ ſein.“ „Ach, wie mich das freut, daß Ihnen die Zeichnung gefällt,“ — miſchte ſich die Generalſen von Raben ein, — „ich wußte ja, daß meine Tochter nicht ohne Talent ſei, aber wenn Sie, ein Kunſtkenner ſich befriedigt erklären, ſo iſt es ein großer Vorzug definden si de ben 2 . „ „ 5 „Mama, ich bitte Dich, bringe mich nicht n Ganz verwundert ſagte der Baron: „Aber, erklären ſie mir das Rätſel meine Da⸗ Nun, ja allerdings,“ entgegnete die Generalin, das Fräulein half mit an der Zeichnung, wiſſen ſie lie⸗ ber Baron, die Striche und Linien ohne beſondere Symetrie auf den Stoff zu werfen, macht wohl keine beſondere Schwierigkeiten, aber es galt, das zuſchließen, da gelang es der Bürgerlichen ſchlechk, da half mein Töchterchen der mangelhaften Aus⸗ führung nach, und ich darf wohl ſelbſt ſagen, in der gelungenſten Weiſe. Die übrige Arbei, die bun⸗ ten und goldnen Stiche kann ſchließlich jede Dienerin herſtellen.“ „Darüber fehlt mir das Urteil, aber ſelbſt auf die Gefahr hin, unfreundlich genannt zu werden, muß ich ſagen, daß ich fofort herausfand, daß die Zeichnung nicht aus einem Guſſe war, ſie wäre künſtlerich vollendeter, wenn die reichen Eckenverzier⸗ ungen wegfielen, und nur das bliebe, was das Fräulein erdacht hat“.