chctuteyt anden en Unt einm . tſc Nr. 67. blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Jar die Redaktion verantwortlich; Rarl Molitor, PFolitiſches Ladenburg, 20. Aug. Faſt unmittelbar, nachdem Kaiſer Franz Joſef von dem Beſuche am Berliner Hofe nach Iſchl zurückgekehrt iſt, hat auch Kafſer Wilhelm Berlin wieder verlaſſen, um in Be⸗ gleitung ſeiner erlauchten Gemahlin die ſchon längſt geplante Reiſe nach Süddeutſchland nunmehr aus⸗ zuführen. Am Freitag in der 10. Abendſtunde er⸗ folgte die Abreiſe der kaiſerlichen Majeſtäten, welche von großem Gefolge begleitet find, zunächſt nach Bayteuth, woſelbſt das Kaiſerpaar am andern Tage Vormittags eintraf. Hier wurden die Majeſtäten vom Prinzregenten Luitpold von Bayern, welcher bereits am Freitag Abend in Bayreuth eingetroffen war, ſowie von den Spitzen der Militär- und Ci⸗ pelbehörden auf dem Bahnhofe empfangen und von dem dichtgedrängten Publikum mit begeiſterten Hoch⸗ rufen begrüßt. Das Kaiſerpaar wurde dom Prinz⸗ Regenten nach dem Schloſſe geleitet, woſelbſt Em⸗ pfang der Künſtlerſchaft nach feierlicher Auffahrt ſtattfand. Am Sonnabend Nachmittag wohnten die allerhöchſßen Herrſchaften der Aufführung der „Mei⸗ fterfinger“, am Sonntag Nachmittag derjenigen des „Parffval“ im Richard⸗Wagner⸗Theater bei; vor den Aufführungen fand jedesmal Hoftafel im Refi⸗ denzſchloſſe ſtatt. Am Sonntag Abend nach Schluß der Botſtellungen haben die Majeſſäten Bayreuth berlaſſen um die Reiſe nach Straßburg über Karls⸗ ruhe, woſelbſt ein eintägiger Beſuch der großherzog ⸗ lich badiſchen Herrſchaften ſtattfand, fortzuſetzen. In der elſäfiſchen Hauptſtadt treffen der Kaiſer und die Kaiſerin nach dem ftſtgeſtellten Programm an heutigem Dienſtag, den 20. Auguſt, Nachmittags halb 5 Uhr ein und werden ſie hier in beſonders feſtlicher Weiſe empfangen werden. Vom Bahnhof Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. f Preis viertellährlich Mark 1.—, mit illuftriertem Unterhaltungs⸗ Ladenburg. 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. di Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. uguft Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. 1889 3 —ů— ͤ—ͤ . — den ſtraßburger Vereinen, 101 Bauernmädchen, in die Landestracht gekleidet, ſowie den 20 alteſten Bürgermeiſtern aus jedem Kreiſe Spalier gebildet, im Kaiſerpalaſt erfolgt Empfang aller Behörden. Unter den Feſtlichkeiten während des Ztägigen Auf⸗ enthaltes des Kaiſerpaares in Straßburg find zu nennen, der große Zapfenſtreich der Muftkorps aller ſtraßburger Regimenter am Abend des 20. Auguſt, die Parade der durch auswärtige Regimenter ber⸗ ſtärkten Garniſon von Straßburg am Vormittag, das Diner beim Statthalter am Nachmittog und das von der Stadt Straßburg dem Kalſerpaare angebotene und angenommene Feſt am Abend des 21. Auguſt und der Huldigungszug der ſtraßbur · ger Nereine vor den Majeſtäten am Abend des 22. Auguſt. Während dieſer Zeit wird auch der Groß⸗ herzog von Baden in Straßburg anweſend ſein. Am Freitag den 23. Auguſt wird das Kaiſerpaar auch die Stadt Metz beſuchen, jedoch von da aus am Abend des genannten Tages nach Münſter i. W. abreiſen, um hier dem Feſte der weſtfäliſchen Stände beizuwohnen. Bis längſtens den 26. Auguſt gedenken der Kaiſer und die Kaiſerin wieder in Berlin zurückzuſein und glaubt man dies als eine Beſtätigung der Meldung anſehen zu dürfen, wo⸗ noch man am Berliner Hofe dem Gegenbeſuche des Czaren für den 27. Auguſt entgegenfieht. — Zum erſten Male erſcheint alſo in dieſen Tagen Kaiſer Wilhelm II. als Herrſcher in den ſüdweſtlichen Grenzmarken des Reiches, nachdem der erlauchte Monarch noch als Prinz ſeinen kalſerlichen Großvater bei deſſen letzter Reiſe nach Elſaß⸗Lothrin⸗ gen bereits begleitet hatte. Ebenſo wie die bisherigen Reiſen des hohen Herrn nach verſchiedenen Teilen Deutſchlands keinen ſpeziellen politiſchen Zweck ver⸗ folgten ſo entbehrt auch ſein Beſuch in Elſaß⸗ Lothringen eines ausgeſprochen politiſchen Characters obwohl es vielleicht nicht an Verſuchen fehlen wird, dieſes Ereignis in einem derartigen Lichte erſcheinen zu laſſen. Aber dafür weiſt der Kalſerbeſuch in den jüngſten Grenzprovinzen Deutſchlands nach einer anderen Seite ſeine unverkennbare Bedeutung auf, es wird durch ihn die Zuſammengehöriakeit Elfaß⸗ Lothringens und Altdeutſchlands auf's Neue hell beleuchtet und wiederum in markanter Weſſe bekun⸗ det, daß jine im blutigen Kampfe zurückgewonnenen echt deutſchen Gaue mit dem Mutterlande unauflös⸗ lich verbunden find. Dieſe Thatſache kann namentlich den Franzoſen gegenüber nicht oft genug betont werden, die ja immer noch Elſaß⸗Lothrigen als nur vorübergehend zum deutſchen Reiche gehörend be⸗ trachten. Dieſen Illuſtonen gegenüber erſcheint der letze Beſuch Kaiſer Wilhelm II. in den Reichs⸗ landen als eine neue kräftige Beſtegelung der poli⸗ tiſchen wie rechtlichen und nationalen Zuſammenge⸗ hörigkeit Elſaß⸗Lothringens und Altdeutſchlands und die feſtliche Aufnahme des kaiſetlichen Beſuches, zu welcher man ſich in allen Kreiſen der Reichsländiſchen Bevölkerung gerüſtet hat, wird den Franzoſen deut⸗ lich ſagen, daß ſich die Elſaß⸗Lothringer mehr und mehr als Angehörige der deutſchen Geſamtnation fühlen. — Karlsruhe, 19. Aug. Kurz nach 4 Uhr Nachmittags trafen Ihre Majeſtäten der Kalſer und die Kaiſerin mit großem Gefolge hier ein. Zum Empfang waren am Bahnhofe J. K. Hoheit der Großherzog und die Großherzogin, die Generalikät und die Spitzen der Behörden anweſend. Als der Zug in die Halle einfuhr, brausten die Klänge der Kaiſerhymne durch die Luft, die Ehrenwache präfentirte das Gewehr und am Fenſter ſeines Sa⸗ lonwagens wurde der Kaiſer in großer Generalsuni⸗ dis zum Kaiſerpalaſt wird von der Studentenſchaft, Seelen Adel. Novelle von Th. Hempel. Fortſ. 7. . „Aber es iſt Ihnen gewiß ſchmerzlich, ſich nicht ganz der Kunſt widmen zu können ? Sie würden Großes ſchaffen, wenn Sie Muße dazu hätten!“ „Ich bin zufrieden mit meiner Lage, ich ſehne mich nicht hinaus in das Gewühl des Lebens.“ „Aber die Ihrigen, erkannten ſie nicht Ihr Talent?“ „Ich bin eltern⸗ und heimatslos,“ antwortete mit einen Seufzer Helene. „Um ſo mehr müſſen Sie ſich frei machen don der Abhängigkeit, Sie müſſen ganz der Kunſt leben, die Mittel dazu kann Ihnen unbedenklich leder Kunſtverſtändige leihen, es wäre nur ein gut angelegtes Kapital, welches Sie mit reichen Zinſen zurückerſtatten würden. g ö Der Baron hatte unterdeſſen aufmerkſam die Zeichnung betrachtet. Jetzt frug er: „Eiklären Sie mir das Eine, Fräulein. Decke iſt tadellos, aber die Ecken find verfehlt, wie konnte in dieſem einen Falle ihr Kunſtſinn irren? Dieſe ſteifen Blumen, welche das Wappen umſchlingen Die zerſtören den Geſamteindruck. Wäre es nicht moͤglich dies noch zu ändern? „Auch ich bin damit nicht einverſtanden und werde eine kleine Verbeſſerung verſuchen.“ „Nein nicht nur dies, die Blumen müſſen über⸗ haupt wegbleiben. f „Das iſt unmöglich.“ „Auch wenn ich darum bitte, dies ſchöne Werk nicht zu entſtellen.“ „Auch dann nicht!“ Eine leichte Verlegenheit prägte ſich in ſeinem Geficht aus, als er fortfuhr: „Sie verſtehen es, einen wohlgemeinten Rat kurz abzulehnen und doch liegt mir ein Wunſch am Herzen, durch deſſen Erfüllung Sie mich zu großem Dank verpflichten könnten. — Erlauben Sie mir, Ihnen die Mittel zu Ihrer Ausbildung borzuſtrecken, die Welt darf nicht betrogen werden um ein ſolches Talent. 5 Helene fuhr empor: „Sie, Sie wollen mir Geld bieten, um mich aus dem ſtillen Frieden zu vertreiben, wo ich eine zeitweilige Heimat fand. Nein, ſuchen Sie andre Wege, um mich hier los zu werden, lieber wollte ich vor den Thüren um eine Gabe betteln, lieber hungern und frieren, ehe ich aus Ihrer Hand auch nur einen Pfennig annehme, der mir zum Fluch werden müßte. Ihr Verdienſt war es nicht, daß die Hufe ihrer Pferde mich nicht zerſtampften, als ich, durch eine gaffende Menge im Lauf aufgehalten, meinen Weg nicht fortzufetzen vermochte. Sie fanden damals kein Wort des Mit⸗ leids, keinen Ausdruck des Bedauerns, für die vom Schrecken beinahe Bewußtloſe. Sie nannten mich ferner ein leichtfertiges Mädchen, während der für mich ſo furchtbaren Scene im Hauſe Ihres ehrloſen Vetters, ohne zu bedenken, ob Sie dazu ein Recht hatten, ja Sie verſagten mir, als der Jammer mich Überwältigte, jedes Mal die Rechtfertigung. Jedem Verbrecher wird ein Verteidiger gegeben, welcher ſein Vergehen prüft und Milderungsgründe aufſucht, ſie aber zerſtörten ohne Erbarmen den Frieden meines Herzens, ſo daß ich mich am liebſten verbergen möchte, im Schooße der Erde. Herzlos und grauſam brachen Sie über mich den Stab und heute machen Sie mir ein Anerbieten, welches ebenfalls verhängnisvoll für mich werden kann Doch kein Wort mehr davon!“ Sie raffte ſchnell ihre Arbeit zuſammen und verſchwand im Schloſſe. 6 Baron Kronau ſprang auf, ihr zu folgen, aber er beſann ſich anders und ging erregt in dem Sandweg des nahen Parkes auf und ab. „Wer iſt dieſes Mädchen, welches wagt mir Beleidigungen ins Geſicht zu ſchleudern, obgleich es weiß, daß ein Wort von mir genügen würde, es von hier zu entfernen,“ fragte er ſich im Innern. Meine ſchöne Freundin, den ſchöa iſt fie, eine fürſt⸗ liche Erſcheinung, es iſt mir ein Rätſel, ſie muß