abgereiſt. Kaſſer Wilhelm geleitete den Kaiſer in auf dem ganzen Wege ununterbrochen mit begeiſterten abſchiedeten fich die beiden Kaiſer herzlichſt mit wie⸗ derholter Umarmung und Kuß. Erzherzog Franz Ferdinand und das Gefolge des Kaiſers waren be⸗ reits auf dem Bahnhofe anweſend und reiſten eine * Stunde ſpäter nach Prag, bezw. nach Wien ab. Paris, 14. Aug. Der oberſte Gerichtshof verurteilte Boulange, Dillon und Rochefort zur Deportation nach einem befeſtigten Ort. Berſchiedeues. . — Heidelberg, 14. Aug. Heute Nach⸗ mittag nach 2 Uhr kamen von Schwetzingen aus unſer Großherzog und der Schah von Perſien mit Gefolge hier an, fuhren durch die Anlagen nach dem Schloß, und nach Beſichtigung deſſelben von da nach dem Schloßhotel, wo der Thee eingenommen wurde. Hierauf fuhren die hohen Herrſchaften zurück durch die Stadt nach dem Uniberſitatsgebäude, welches ebenfalls befichtigt wurde und verließen dann nach Landstraße und neue Brücke gegen 5 Uhr Abends unſere Stadt. Alle öffentliche Gebäude und zahlreiche N waren anläßlich dieſes hohen Beſuchs eflaggt. — Heidelberg, 13. Auguſt. Heute Vor⸗ mittag ereignete ſich lt. „Heidelb. Ztg.“ an einem Neubau in der Gaisbergſtraße ein großes Unglück. Aus dem Kellergewölbe wurde das Gericht entfernt; das Gewölbe brach ein und verſchüttete zwei Arbeiter. Der eine derſelben, ein Maurerpalier Barth aus Zie⸗ gelhauſen blieb tot auf dem Platze, der andere, 5 55 Kauper aus Eppelheim, erlitt einen Bein⸗ ruch. — Bretten, 13. Aug. Am heutigen 200ſten Jahrestag der Zerſtörung Brettens verkündigte Glok⸗ kengeläute von 9 bis 10 Uhr die Stunde der Brand⸗ legung und der Vertreibung der Bevölkerung durch die Franzoſen, die Volksſchule und erweiterte Mäd⸗ chenſchule find geſchloſſen, ebenſo die Läden; die Ver⸗ kaufsgeſchäfte; einzelne größere Geſchäfte haben bis 12 Uhr die Arbeit eingeſtelltt, ſo daß die Stadt ein der Bedeutung des Tages entſprechendes Aeußere zeigt, deſſen Eindruck gehoben wird durch die für die Herbſt⸗ übungen einrückenden erſten Soldaten des Regi⸗ Berl in, 18. Aug. Der Kaſſer dof Seſter⸗ ments 111. reich iſt geſtern Abend 9 Uhr über Leipzig nach Iſchl — Waibſtadl, 14. Aug. Zurufen begrüßt. Auf dem Anhalter Bahnhof ver⸗ einer Fahrt über die alte Vrücke, Neuenheimer Der Geſamt⸗ ſchaden an zerſtörten Gebäulichkeiten und verbrann⸗ offenen Vierſpänner und wurden die Monarchen ten Mobiliargegenſtänden und Erntevorräten wird auf ca. 300,000 Mk. geſchätzt; dem verheerenden Elemente fielen 29 Wohnhäuſer und 30 andere Ge⸗ baäulichkeiten zum Opfer; betroffen wurden neben den begüterten Einwohnern 15 Arme und gegen Feuersgefahr nicht verficherte Familien. Ihre KK. Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin ſpendeten für die Brandbeſchädigten eine gemein⸗ ſame Gabe von 1500 Mk., welche dem Bezirks⸗ amte Sinsheim überwieſen wurde. Außerdem haben J. K. H. die Großherzogin dem Frauenverein in Neckarbiſchofsheim eine große Partie Leibwäſche, Bett⸗ weißzeug u. drgl. für Waibſtadt zugehen laſſen. — Aus Baden, 14. Aug. Ein aus Paris heimkehrender Landsmann erzählt zur großen Ver⸗ wunderung Aller, daß auf den großartigen Pariſer Viehmärkten eine ganze Reihe ſüddeutſcher Viehändler bedeutende Einkäufe in ſchwerem Vieh gemacht hätten. Es ſcheint daß durch die Maſſenabſchlachtung von Jungpieh, welche infolge des Futtermangels und der niedrigen Preiſe in vorigen Winter ſtatt⸗ fand, der Viehbeſtand in Süddeutſchland für die Verpropiantierung der großen Städte nicht mehr ge⸗ nügend liefert, ſo daß man auf's Ausland für einen Zeitraum angwieſen bleibt. — Gon einem Abſturz in dem Schweizer Bergen) berichtet man: Die Bezirkamtmannsgattin Frau von Strauß von Sonthofen bei Oberſtdorf (Allgäu) iſt mit einer bei ihr zu Beſuche verweilenden Verwand⸗ ten, Fräulein C. Heider aus Regensburg, Tochter eines höheren Forſtbeamten, von der Freibergshoͤhe abgeſtürtzt und beide hatten den Tod gefunden. Beide Damen hatten mittelſt Bahn von Sonthofen hier her eiuen Ausflug und ſich an den Freibergerſee begeben. Hinter der niedrigen Freibergshöhe ſenken fich nordwärts Felswände etwa Kirchturmhoch hinab in das Thal der Stillach. Dort wurden die Damen noch geſehen, wie ſie am äußerſten Rande an einer hoͤchſt gefährlichen Stelle nach Beeren ſuchten. Irgend ein Weg führt uicht hinauf zu der oberen Stelle des Abſturzes. Man muß deshalb annehmen, daß die Damen fich etwas verſtiegen hatten. Obwohl der Freibergerſee ſehr gerne beſucht wird Zund ge⸗ rade geſtern ſehr frequentirt war, hat Nienand einen Hilferuf vernommen. Da die Verunglückten Abends nicht zurückkehrten kam Bezirksamtmann von Strauß heule Morgens ſelbſt hierher. Sofort wurden Mann⸗ ſchaften zur Auffuchung dee Damen dufgebeleg Nach langer Zeit gelang es, dieſſelben in dem fee genannten Ziegelbache einer mit Gerölle gefillten Waſſerrinne tot aufzuftnden. — Eine erſchütternde Scene) hat ſich am letzten Sonntag auf dem Abfahrtsperron des Nordbahnßofz zugetragen. Im Momment, da der nach Deutſchland führende Zug abgehen ſollte, ſah man einen Alle lichen Herrn an der Thür eines Koupees 2 Klaſſe im eifrigen Geſpräch mit einem jungen Manne, der fich außerhalb deſſelben auf dem Perron befand. Da plotzlich, im Augenblick da ſich der Zug bereits in Ein Schuß erfolgt, und von der Kugel durchbohrt, fank der Unglückliche ſofort tot zur Erde. Es war ein furchbares Famieliendrama, das ſich in dieſem Zeitraum abgeſpielt hatte. Der junge Selbſtmörder, Dem „war der Sohn des in dem Koupee befindlichen Reiſenden. Dieſer war zu Be ſuch von Chatres nach Brüſſell gekommen, um ſein Kind zu ſehen. Es handelt ſich um eine Summe Geldes, die Herr G.. . dem Sohne gewähren ſollte, und die er aus triftigen Gründendemſelben ber⸗ weigerte, Der unglückliche Vater wollte, als er den Selbſtmörder fallen ſah, aus dem Koupee ſpringen; nur mit äußerſter Gewalt konnten die Mitreiſenden ihn daran verhindern, bis der Zug durch ein Not⸗ zeichen anhielt. Der Tote befand ſich im 22. JLe⸗ bensjahre. f f Bologna, 16. Aug. Auf der Bahnſtreche Bologna⸗Porto Maggiore, bei Budno, fand geſtern eine Zugentgleiſung ſtatt. Eine Perſon blieb tot zwei wurden verwundet. 1. (Ein moderner Bettler) „Ich gebe nichts ich bin Mitglied des Armenvereins!“ Magenblähung verbunden mit Athemnot und habe dagegen vorſchriftmäßig die Apotheker Rich. Brand ſchen Schweizer⸗ pillen genommen und dabei folgendes Reſultat erzielt; auch Erleichterung im Magen. Ich laſſe die Schwei zerpillen in meinem Haushalt niemals ausgehen und werde dieſelben auch in meinem Bekanntenkreiſe weiter empfehlen. K. Schmitt, Maurermeiſter, obere Neckarſtraße 7. (Unterſchrift beglaubigt) — Man ſei ſtets vorſichtig, auch die ächten Apotheker Rich. 777 5 Schweizerpillen und keine Nachahmung zu em⸗ pfangen. zerpillen, à Schachtel M. 1.—, in den Apotheketn nicht vor⸗ rätig findet, wendet man ſich unter Einſendung von Bei f⸗ marken an die Apotheken in Zudwigshafen.“ Platz nehmend, fuhr er fort: f Es thut wohl, hier die erfriſchende Kühle zu genießen. Sie trafen eine gute Wahl ſich dieſen reizenden Platz zu ſuchen, anſtatt der durch Laub und Blumen eingeengten Veranda, dem Lieblingsplatz meiner Tante zu fitzen. Hier der freie Blick hinaus auf Feld und Wieſen, dort der Park mit ſeinem dunklen Laub und vor uns die weite grüne Raſen⸗ decke mit der bunten Blütenpracht verſchwenderiſch ausgeſchmückt, iſt ein herrlicher Anblick. Aber ſie ge⸗ winnen wohl keine Minute Zeit, ſich der Schönheit zu freuen, ſo vollſtändig nimmt ihre Stickerei Ihre Aufmerkſamkeit in Anſpruch.“ s Mir bleibt trotzdem Muße, mich an der Schön⸗ heit der Natur zu erfriſchen. Doch Verzeihung Herr Baron, ich vergaß meine Pflicht und will mich dafür beeilen, dafür zu ſorgen, daß der Diener Kaffe bringt.“ 5 „Bleiben ſie ruhig ſitzen, ich gehbre nicht zu jenen Kaffeeverehrern,! welche ſich weder einen Som⸗ mertag im Freien, noch einen Wintertag am Kamin, ohne den landesüblichen Mokka denken können. Ein Trunk friſches Waſſer genügt mir vollſtändig; da⸗ flür wird übrigens der Diener ſorgen, welcher ſoeben a 755 an der Thür erſcheint und meinen Wink ver⸗ 5 e 7525 a Am Fenster ihrer Wohnung ſtand Frau Foörſter, die Beiden beobachtend und begann im lleiſen Selbſtgeſpräch: s „Ein eigentümliches Zuſammentreffen, daß der Herr Baron gerade daher kam, als ich dem Früäu⸗ lein ein reiches Glück wünſchte. Wie ſte da beiſam⸗ menfttzen, er ſie mit ſeinen ſchwarzen Augen anblitzt, ſte die ihren verlegen zu Boden ſenkt, da kommt ordentlich in die Ritterzeiten verſetzt, wo die einem unwillkürlich der Gedanke: Ein ſchönes Paar ſie iſt wie geſchaffen zur Baronin, freilich er iſt adelſtolz bei aller Herzensgüte und ſie iſt ein ein⸗ faches aber ſtolzes Bürgermädchen. Sie könnte wirk⸗ lich ein wenig freundlicher gegen den Baron ſein, ohne ſich etwas zu vergeben, wie ſtumm und ſteif 1 da ſitzt, als wenn der gar nicht ihr gegenüber äße.“ Mit leiſem Seufzen, daß ſie ſo garnichts dazu thun könne die jungen Leute, die zu einander wie geſchaffen ſeien, glücklich zu machen, verließ Frau Förſter das Fenſter um ſich ihren häuslichen Ge⸗ ſchäften zu widmen. Helenens Hoffnung, daß der Baron, nachdem er ſich erholt, den Damen entgegen gehen werde, erfüllte ſich nicht, vielmehr lehnte er ſich recht be⸗ haglich in den Seſſel zurück und eröffnete bon Neuem die Unterhaltung: „Ich finde ſelten Geſchmack an feinen Hand⸗ arbeiten,“ begann er, „aber die Ihrige erweckt mein Interreſſe im hohen Grade. Wofür iſt dieſelbe be⸗ ſtimmt ?“ „Die Frau Gräfin läßt mehrere Zimmer in altdeutſchem Geſchmack einrichten, dieſe Decke iſt für einen großen Tiſch von Eichenholz beſtimmt.“ „Dazu paßt ſie vortrefflich, man fühlt ſich Burg⸗ fräulein wohl ebenſo die goldenen Fäden zu kunſt⸗ vollem Gewebe in einander ſchlangen, dazwiſchen fanden ſie aber Zeit, von hohem Söller herab dem nahendem Ritter freundlich zuzuwinken, oder ihm am Fuß der Freitreppe mit frohem Willkommen zu begrüßen. Sie müſſen ſich ſchon entſchließen, Fräu⸗ lein, mir ihre Arbeit ganz zu zeigen. Das originelle Muſter intereſfirt mich, ich zeichne ſelbſt ein wenig und beſchäftige mich mit Vorliebe mit dem deutſchen 37 12 76055 1 8 2 Helene die Decke vor ihm über den Tiſch gebreſtel hatte, „dieſes Muſter iſt vorzüglich, stilgerecht nach dem Geſchmack der Jetztzeit und dabei ſind doch mit feinem Gefühl alle Auswüchſe, alles Unatürliche vermie den. Wie leicht ſchwingen ſich die Arabeslen in einander. Dies Muſter ward von Künſtlerhand entworfen. Können Sie mir den Zeichner nennen, ich möchte mehr ſehen von ſeiner glücklichen Hand. Ein tiefes Rot flog über Helenens Geſicht und erſt nach einigem Zoͤgern entſchloß ſie ſich mit leiſer Stimme zu erwiedern: „Ich ſelbſt zeichnete das Muſter zu dieſer 2 „Sie, Sie ſelbſt? Nun ja, aber ich moͤchle den Namen des Künſtlers hören, welcher das Muſſer erſann und entwarf.“ „Sie ſcheinen mir keinen Glauben zu ſchenlen Herr Baron, ich ſelbſt erſann und entwarf diese Zeichnung. „Dann find ſie eine Künſtlerin! Was, um Alles in der Welt, konnte ſie beſtimmen, Ihr Talent zu vergraben und ſich hier in der Einſamleit zu verſtecken? Warum pflegten ſie dieſe herrliche Gottes⸗ gabe nicht?“ „Weil mir die Mittel dazu fehlten. — Jh lernte ſo viel zeichnen, um mir meinen Unterhalt zu verdienen, bis die Verhältniſſe mich zwangen, mir eine Stellung zu ſuchen. Fortſ. folgt. 7 Neue Sprachverſion) „Da ſehen ſie einmal, welch giſtige Blicke dieſe Dame jenem Herrn dort Deck in der Ecke zuwirft!“ — „Ja, ich habe es bemerkt, ſte haßäugelt ſchon längere Zeit mit ihm. 555 5 1 1 7 50 Bewegung ſetzt, reißt der letztere ein Revolber aus 4 der Taſche den er nach der Stelle des Herzens richtet, „Dürſt ich um Ihre Mitgliedskarte bitten Das beſte Hausmittel. Heidelberg. Ich litt an Guten Appetit, verbunden mit regelmüßigem Stuhlgang, Sofern man die Apotheker Rich Brands Schweſ⸗ b Stil, welchen die jetzige Mode ſo ſehr begünſtigt. Ach, wie wunderbar ſchön,, fuhr er fort, nachdem * . err uns! E O