den. Daß man auf nederländiſcher Seite don den Vorbereitungen des Feindes zum Angriff nichts ge⸗ merkt hat, iſt jedenfalls in hohem Grade auffallend, es ſei denn, daß ſich letztere durch das dazwiſchen liegende Geblſch der Beobachtung der niederländi⸗ ſchen Vorposten entzogen hätten. Am 25. Juli er⸗ oͤffnete der Feind das Feuer und am folgenden Ta⸗ ge rückten die niederländiſchen Truppen zum Angriff aus; die feindliche Verſtärkung wurde zwar genom⸗ men aber man fand in derſelben nur 30 aljehſche Todte, auch wurde nur ein einziges Geſchütz ver⸗ nagelt, während der Feind die andern mitnehmen konnte. Ob dieſes Gefecht, das beteudenſte und ver⸗ luſtreichſte, das ſeit mehreren Jahren auf dem Kriegs⸗ ſchauplatze geliefert wurde, die Einleitung zum Wie⸗ deraufleben des Angriffskriegs feitens der Atjeher bilden wird, den man nach allgemeinem Ermeſſen längſt als Erloſchen wähnte, wird die Zukunft lehren. Der Kolonialminiſter hatte den Bericht einen vollen Tag vor der Veröffentlichung desſelben empfangen, er behielt denſelben aber 24 Stunden in der Taſche, um zuerſt die Familie der gefallenen Offtziere von dem Tode ihrer Angehörigen in Kenntnis zu ſetzen und „die Feſtfreude nicht zu ſtören.“ London, 7. Aug. Nach einem Telegramm aus Athen hat auf Kreta ein blutiger Kampf zwiſchen Mohammedanern und Chriſten bei Heraclon ſtatt⸗ gefunden; auf beiden Seiten wurden 10 Perſonen getödtet. Die Truppen ſchauten unthätig zu. Letz ⸗ tere haben an die mohammedaniſche Bevölkerung Waffen ausgeteilt. Die griechiſche Regierung ſändte eine energiſche Note an die Großmächte, in welcher ſie dieſelben zur Invention auffordern, da ſonſt eine weitere Paftpität Griechenlands ungmöglich ſei. Mit Specialdampfern landen täglich Flüchtlinge und Tau⸗ ſende find bereits in den benachbarten Dörfern un⸗ tergebracht. Zur Unterſtützung derſelben find hun⸗ derttauſend Drachmen bewilligt worden. Der Marine⸗ miniſter iſt nach Salamis abgereiſt, um die Mobili⸗ ſtrung der Schiffe zu überwachen. Berſchiedenes. — Mannheim, 7. Auguſt. Die Leichen der beiden Gymnaſiaſten Rothſchild und Sammet wurden heute dahler beerdigt, den geſtrigen Befund nahm Herr Dr. Klein von Schwetzingen im Bei⸗ ſein der Gerichtskommiſſion vor. Sinsheim, 8. Aug. Schon längere Zeit iſt die Gendarmerie einer Wildererbande auf der Spur. Vor Kurzem gelang es nun der Gendarmerie, durch ihren Mut und unermüdliche Thätigkeit, die Wil⸗ derer während der Ausübung ihres frepelbaften Handwerkes in den Waldungen beim Emmelhäuſer⸗ hof zu überraſchen, kurz nachdem einer derſelben ein Reh erlegt hatte. Zwiſchen Gendarmerie und Wil⸗ derern entſpann ſich ein Kampf, wobei einer der litzteren durch einen Schuß verletzt wurde, jedoch noch ſähig war, mit ſeinen Kameraden zu entfliehen. Geſtern nun konnte die Gendarmerie die ganze Ge⸗ ſeaſchaft, etwa 7 an der Zahl, worunter ſich auch der Verwundete befand, dingfeſt machen und in das hieſige Amtsgefängnis einliefern. — Plochingen, 8. Aug. Ein entſetzliches Unglück hat ſich, lt. Schw. M., hier durch Spielen mit einem geladenen Revolver zugetragen. Zwei junge, dem Poſtfach angehörige Leute, vergnügten ſich in dem Wirtſchaftsgarten zur Sonne mit Ke⸗ gelſchieben und Schießen aus einem mitgebrachten Revolver. Nachdem der Eigentümer des letzeren, die noch in der Waffe ſteckenden Kugeln, wie er glaubte ſämmtlich entfernt hatte, ſetzte er ein gewöhnliches Käpſelelchen auf und zielte auf die mit Stricken be⸗ ſchäftigte Kellnerin und Nichte des Sonnenwirts Bauer. Ein Knall] und das Mädchen ſank, von einer Kugel in die Bruſt getroffen, zur Erde nie⸗ der. Der ſofort herbeigerufene Artzt konnte leider nur den augenblicklich erfolgten Tod feſtſtellen. In der entſtandenen Aufregung und Verwirrung gelang es den jungen Leuten, unbemerkt zu fliehen; die⸗ ſelben wurden jedoch von Landjägern mittelſt Loko⸗ motive eingeholt und geſtern vom Staatsanwalt verhört, worauf der Eine derſelben in Freiheit ge⸗ ſetzt, der Thäter aber in Gewahrſam behalten wurde. — Worth ea. d. Sauer, 6. Auguſt. Unter außerordentlich großer Teilnahme der Bevölkerung fand heute hier die Einweihung des Denkmals für die am 6. Auguſt 1870 gefallenen Baiern ſtatt. Aus Baiern und dem Reichslande waren gegen 250 Kriegerverejne erſchienen. Die Feſtrede hielt Generallieutnant a. D. Gropper aus München. Das Denkmal iſt aus Stein und Erz errichtet. Die ganze Feierlichkeit machte einen tief ergreifenden Eindruck. — Graz. 7. Aug. Geſtern Mittag ſtürtzte Herr C. Jellinghaus a. d. S. beim Abſteigen vom Dachſtein 30 Meter ab und blieb ſofort tot; der mitgeriſſene Führer wurde nnr leicht verletzt. Rom, 2. Aug. Einer der bedeutenſten Chirurgen Italiens, der Univerfttät Bologna, Graf Pietro Loreta hat durch Selbſtmord geendet. Die Nachricht hat in Bologna große Erregung her⸗ vorgetufen, ſo wie ganz Atallen die lebhaftehe * 1 nahme erweckt, Graf Loreta wurde in ſenem Bein in b. tot aufgefunden; er hatte ſich mit einem Seehrmeſſes z n den Unterleib aufgeſchnitten. Derſelbe litt ſel lan, . la gerer Zeit an Verfolgungswahnfinn und ſuchte auf dieſe ſchreckliche Weiſe ſeinem Leiden zu entgehen. * 5 — Die Vaterländiſche Vieh⸗Verſicherungs⸗ 10 G. ſellſchaft erläßt in heutiger Nummer unſerez e Blattes ein Agenten⸗ Geſuch, auf welches wir he⸗ ſonders auſmerkſam machen wollen. 1 Die von der Geſellſchaft eingeführten Neue ungen find für den Landwirt und Viehbeſſher überhaupt, von nicht zu unterſchätzendem Werte l. iſt namentlich anzuerkennen, daß die Vaterſ diſche die Entſchädigungsverbindlichkeit auch auf Be luſte durch dauernden Minderwert in Folge 9 Huf und Beinleiden bei Pferden ausgedehnt und einem lange beſtandenen Uebelſtande abgeholfen he Die Geſellſchaft entwickelt ſich anſcheinend e der, vielfachen durch Conkurrenzueid veranlaßt Angriffe recht günſtig. . 5 Nom Nüchertiſch. e de Mn ncht ved 1 ige gegeben von praktiſchen Fachmännern (Verlag 9 W. Kohlhammer in Stuttgart), rechtfertigt du ſeine neueſte Fortſetzung, das uns heute vorſſege 5. Heft der 6. Abteilung, aufs neue den g Ruf und die Beliebtheit. die es ſich im Kreſſe al Angehörigen des Tiſchlereigewerbes, ſeien es Meſſt Gehilfen oder Lehrlinge, ebenſo wie in gewerblich Fortbildungsſchulen durch ſeine immer gleich schön einfachen und doch gediegenen Vorlagen und durch ſeine Billigkeit (1 Mk. 50 Pf. pro Heft) erworbe hat. — Dieſes neueſte Heft enthält Waſchpfeſl kommode mit Spiegel, Schreibſchubladenkomode, g deutſcher (ſog. Bauern-) Tiſch nebſt Stühlen, S bank, großer Auszugtiſch; ferner zu jedem Ewu genaue Detailzeichnungen und Preisberechnung eine belehrende Abhandlung über den Stil, Neneſte Nachrichten. Portsmonth, 9. Aug. Der Raſſer geſtern Abend 8 Uhr an Bord des Hohenzell die Rückreiſe nach Dover an, wo det Hohenzoll zum deutſchen Ge ſchwader ſtoͤßt; heute früh w die Fahrt nach Antwerpen fortgeſetzt. Rom, 8. Der frühere Miniſterpräfident Ce roli iſt, lt. Fr. Zig, an einem Herzſchlage ſtorben. mit voll Thränen erſtickter Stimme fort, — „Du kannſt nun hier bleiben und Deine Studien vollen⸗ den und ich will mir eine Stelle ſuchen, ich will mein Brod verdienen und Dir nicht zur Laſt fallen!“ „Und wenn ich mein Examen beſtanden und eine Anſtellung gefunden habe, kehrſt Du zu mir zurück und findeſt bei mir ein Unterkommen,“ ſagte Paul mit feuchten Augen. „Jetzt müſſen wir erſt 50 135 eine Zeitlang fortkämpfen, verzagen wir nicht!“ Von ganzem Herzen ſchlug Helene in die ihr dargebotene Hand des Bruders. Nicht ohne Mühe fand ſie nach einigen Wochen ei⸗ ne Stelle als Geſellſchafterin bei einer Gräfin Waldenburg, welche, fern von Helenens jetziger Heimat ein Gut in einer romantich gelegenen Ge⸗ gend der Provinz bewohnte. Helene ging gern in die Ferne, brauchte fie doch dort nicht den Menſchen, die ihrer Familie Glück und Unglück geſehen, zu begegnen, und nicht die verachtenden Blicke des ihr ſo furchtbaren Man⸗ nes zu fürchten, der ihr das große Unrecht gethan. Hatte ſich Helene doch nur mit Furcht und Bangen in der letzten Zeit auf die Straße der Großſtadt gewagt. f 5 An einem ſchönen ſonnigen Julitage ſaß in den Nachmittagsſtunden die verwittwete Gräfin n einem elegant ausgeſtatteten Gartenſaal ihres Schloſſes. Trotz ihrer äußeren Einfachheit verleug⸗ nete ſie keinen Augenblick die vornehme Frau. Die ſtolze Haltung ihres Kopfes war durch ein paar anft und gütig blickende Augen gemildert. Früh des Gatten beraubt und nicht mit Kindern geſegnete war die Gräfin, die gütige Tante für eine Anzahl Nichten und Neffen, welche mit großer Vorliebe die ſchöne Jahreszeit auf der Gräfin Landſitz verlebten. Es waren dies meiſt Verwandte von ihrer Seite, während nur ein Neffe ihres verſtorbenen Gemahls, der Baron von Kronau, zugleich ihr Guts nachbar und, wie man ſich erzählte, auf Wunſch des Grafen, der einſtige Erbe des großen gräflichen Waldburgi⸗ ſchen Grundbefitzers zu ihren Gäſten zählte. Heute leiſtete der Gräfin eine Nichte, die Ge⸗ neralin von Raben mit ihrer Tochter Geſellſchaft. Ob der Wunſch, die junge Gräfin Marka von Raben mit Baron Kronau zu verheiraten ſich erfüllen würde, um dadurch auch Jemand von der Gräfin Verwand⸗ ten den reichen Beſitz zuzuwenden, ruhte noch im Schoße der Zukunft. Der Baron, obwohl mit der Tante, Gräfin Waldenburg innig befreundet, ſchien noch keine Nei⸗ gung zu haben, ſeiner goldnen Freiheit zu entſagen, er reiſte viel in der Welt umher, auch ſchien im der Preis, für welchen er ſeine Freiheit der Ehe opfern ſollte, vielleicht zu gering, denn Fräulein von Raben gehörte weder geiſtig noch koͤrperlich den be⸗ vorzugten Damen an, auch trug ihre oberflächliche Erziehung nicht gerade zu ihrer Veredlung und zur Hebung einiger ihrer guten Eigenſchaften bei. In dieſem gräflichen Hauſe lebte ſeit einigen Monaten Helene. Leicht war es ihr nicht, ſich in die völlig neuen Verhältniſſe einznleben. Die Gräfin Waldenburg war ihr wohl eine gütige Herrin, aber eben auch nur das. 17 Gewöhnt, mit den Ihrigen Freud und Leid zu teilen, fand Helene hier in dem gräflichen Hauſe keine Teilnahme an ihren Intreſſen, ſtül ſaß fie im Zimmer an einer feinen Arbeit, für ihre Gebie⸗ terin beſchäftigt, ihrer Winke gewärtig. Niemand r dachte daran, der Geſellſchafterin einen Anteſl Unterhaltung zu gewähren, aber Helene dankte d noch Gott für das Unterkommen, welches ſie g funden. Frie den kehrte wieder langſam in ihr Herz zur wenn fie auch oft mit heißer Sehnſucht des ſern Bruders gedachte, ſowie ſich mit innerm Erbel ihres ſchrecklichen Abenteuers erinnerte. Komteſſe Marka hatte beſchloſſen, mit einigen fungen Damen und Herren im Park Croquet zu ſpfelen, während die Generalin bei der Gräfin blieb. Plötzlich fiel der Generalien ein, daß Mar wieder ihren Hut vergeſſen habe und die Gräffn 0 zu geſtat ten daß Fräulein Helene ihn ringt. „Gewiß, obgleich ich unter den dichten B men den Schutz des Hutes entbehrlich finde“ en gegnete die Gräfin. 1 (Fortſetzung folgt.) — Aus Spech bach, 4. Aug, Als Selte heit dient wohl folgendes Vorkommniß verzeſchn zu werden. Am verfloßenen Freitag wurde, wie e ſcheint, ein Rehpaar auf ſeiner Morgenweſde be jagt. Anſtatt aber den gewohnten Weg in de zu nehmen, rannti dasselbe dem Dorfe zu übe Hecken und Gartenzäume und eine ſehr hohe ſteiner Gartentreppe hinunter in das Gehöft des Landwirt Schimmer. Der Rehbock durch das Geſchrei in di Enge getrieben, rannte gegen eine Stallihür fte ſich das Gehirn ein und war war ſofort tot, Di Rehgeiß wurde durch die im Hof arbeitenden Maurer gefangen und in einen Stall geſperrt wo ſtie 15 gegen Abend verblieb. 0 1