1 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Nr. 64. , log Potitiſces 1 0 Ladenburg, 8 Auguſt. Die Kaiſertage in n Cugland haben mit der am Montag Nachmittag tharint lun endlich stattgefundenen großen Flottenſchau von Spit⸗ head gewiſfenmaßen ihren Glanz⸗ und Höhr punkt er⸗ reicht, zumal ja dieſes impoſſante marſtime Schau⸗ plel gleich vornherein als die eigentliche Glanznum⸗ mer im Programm für den Beſuch Kaiſer Wilhelms auf englischem Boden bezeichnet wurde. Alle Berichte über die Flottenparade, in welcher insgeſamt 112 engliſche Kriegsſchffe teilnahmen, bekunden, daß die⸗ ſelde einen herrlichen Verlauf nahm und einen er⸗ von der Königsyacht „Vitoria and Albert“ aus ab, ger umgeben vom Prinzen von Wales und deſſen hnen, vom Prinzen Heinrich von Preußen, Prin⸗ 0 en Heinrich von Battenberg, Prinzen Chriſtian von 18 Schleswig⸗Holſtein, Marquis of Lorne und vom e. Herzog von Cambridge; außerdem wohnten an Bord l. det „Victoria and Albert“ auch Graf Herbert Vis⸗ Mork, der Premierminiſter Lord Salisbury und der deutſche Botschafter Graf Hatzfeld der Revue bei. Wöhrend der Stundenlangen Fahrt der acht durch de Reihen der britiſchen Kriegsſchiffe verließ der fall kü Kalſer keinen Augenblick das obere Verdeck. Schließ ⸗ ich ankerte die Pacht neben dem Flaggſchiff „Hove“, vohin der Kaiſer die commandirenden Offiziere des engliſchen Geſchwaders befohlen hatte und woſelbſt er Nu. er nach erfolgter Vorſtellung der Offiziere dem Prin⸗ den Wales und dem Admiral Commerell wegen des 11 orzüglichen Ausſehens der ſoeben beſichtigten Flotte 5 tatulitte. Um 5 ½ Uhr machte auch die Königin dietoria an Bord der Yacht „Alberta“ eine Rund⸗ hrt um die Flotte. Nach der Rückkehr dinirte der Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Neis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ ar die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. hebenden Eindruck machte. Kaiſer Wilhelm, in voller Umform eines britiſchen Admirals, nahm die Parade 10 Pfg., 5 Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum 5 Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. die Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Samstag den 10. Ruguſt ſondere polſtiſche Bedeutung dieſer Flottendemonſtration dedarf wohl keiner näheren Erläuterung, klar und beutlich hat der Tag von Spithead aller Welt gezeigt, daß die gewaltige engliſche Flotte ein Factor ſſt, welcher in den politiſchen Berechnungen der Staats⸗ männer Europas nicht überſehen werden darf und die Thalſache, daß das ſchwimmende Flottenmaterial Englands in den nächſten Jahren durch 80 neue Kriegsſchiffe verſtärkt werden wird, verleiht der Flottenfchau von Spithead einen bedeutſamen Hinter⸗ grund. — Die Königin Victoria empfing am Dienstag die Deputation des ihr vom Kaiſer Wilhelu ver⸗ liehenen erſten Garde⸗Dragoner⸗Regiments, welche der Königin die Glückwünſche des Regiments dar⸗ brachte. Am gleichen Tage empfing der Kaiſer eine Deputation der Bürgerſchaftvon Cowes, welche eine Begrüßungs⸗Adreſſe überreichte und begab ſich dann der erlauchte Monarch in Begleitung des Prinzen von Wales nach der Sandown Bai und dort an Bord der Yacht „Victoria and Albert“, von wo aus er der Abfahit der engliſchen Flotte zu den großen Manövern beiwohnte. Die engliſchen Krigsſchiffe ſa⸗ lutirten beim Vorüberfahren dem Kaiſer. Später wohnten der Kaiſer und der Prinz von Wales der Regatta für den Queen's Cup (Becher der Königin) bei. Ueber die Heimfahrt des Kaiſers lagen bis Mitt⸗ woch noch keine beſtimmten Meldungen vor, ſoweit indeſſen bekannt, gedachte er die Rückreiſe nach Wil⸗ helmshafen am Donnerstag Abend anzutreten. Der kommandirende Admiral Fehr. v. d. Goltz hat der deutſche Marine die Ernennung des Kaiſers zum Ehren⸗Admiral der engliſchen Flotte (Admiral of the fleet) auf allerhöchſten Befehl zur Kenntnis niſer bei der Königin in Osborne. — Die be⸗ gebracht und zwar durch Mitteilung im Marine⸗Ver⸗ ordnungsblatt. i Karlsruhe 6. Auguſt. Der Kronprinz und die Kronprinzeſſin von Schweden ſind heute Nach⸗ mittag auf der Mainau eingetroffen und bei der Ankunft von dem Großherzog und der Frau Groß⸗ herzogin begrüßt worden. Der Großherzog kehrt am Freitag nach Karlsruhe zurück, um am Sonn abend in Baden-Baden den Schah von Perſien zu empfangen. Paris. 8. Aug. Im Palaſt Luxenburg fand heute Nachmittag die erſte Sitzung des oberſten Staatsgerichtshofes ſtatt. Vor den Eingängen zum Palaſt war nur wenig Publikum verſammelt. Die Wache war durch ein Infanteriebatalion vermehrt. Die Sitzung wurde 1 ½ Uhr eröffnet, der Namens⸗ aufruf ergab 26 fehlende Senatoren. Der Gerichts⸗ ſchreiber verlaß ſodann mehrere auf den Prozeß be⸗ zügliche Aktenſtücke, worauf der Staatsanwalt die Anklage gegen Boulanger begründete. Amſterd am 5. Aug. Der Köln. Ztg., wird geſchrieben: Wie ein Blitz aus heiterm Himmel ſchlug vorgeſtern die von der Nieuwe Notterdamſche Courant durch ein Telegramm ihres Korreſponden⸗ ten in Batavia zuerſt veröffentlichte Nachricht über die namhaften Verluſte, welche die niederländiſchen Truppen in einem Gefecht mit den Atjehern erlitten mitten in die allgemeine feſtliche Stimmung der Geburtstagsfeier der Königin ein. Drei Offtziere, da⸗ runter der Hauptmann des Generalſtabs von Geu⸗ ſau, fielen, vier wurden verwundet und an Unter⸗ offizieren und Soldaten zählt man 18 Todte und 87 Verwundete. Das niederländiſche Fort Pohama liegt an der äußerſten nördlichen Grenze von Atjeh; Tjade Kedjuruan, von welchem aus erſteres beſchloſ⸗ ſen wurde, liegt demſelben fchräg gegenüber, iſt aber durch einen breiten, teilweiſe mit niedrigem Buſch⸗ werk bewachſenen großen Sumpf von ihm geſchie⸗ 5 Seelen - Adel. Novelle von Th. Hempel. 1 n le Schön, war ſie, daß iſt wahr, ſie hatte eine herrliche SBeſtalt es blitzten mich ein paar Augen von uner⸗ ahi, kündlicher Tiefe an und wunderbar reiches blondes — War fiel auf ihre hohe Stirn, als ich mich bemühte, e ir den Schleier zu lüften. Daß mein einfältiger Diener auch gerade heute die Gasflammen ſo tief herabſchrauben mußte, daß mir die ſchöne Geſtalt g nur wie Nebel erſchien. Sie war offenbar auch kein gewöhnliches Mädchen, wahrſcheinlich eine Gehen nannte oder ein gebildetes aber armes Mädchen, welche durch meine famoſe Heiratsannoce angelockt worden war. O die thöcichten Mädchen.“ ö »Ein anderes mal fange ich es ſchlauer an,“ E entgegnete lächelnd einer von Arweds Freunden E ſuche vor allen Dingen Deinen Herrn Kouſin, den Friedensſtörer fern zu halten und nun laß Dir die Stimmung nicht drüben, opfre den verlorenen Champagner und vergiß den Aerger.“ ö Währenddeſſen ſpielte ſich draußen anf dem 5 Vorſaale des Hauſes eine ſeltſame Scene ab: „Ich danke, ich kann allein gehen,“ — ſagte Helene zu ihrem Begleiter, ihre Stimme mühſam zur Feſtigkeit zwingend. ich auf ſolchem Wege finde. „Aber ich bin nicht geneigt, Sie allein gehen zu laſſen, ich wünſche nicht, daß ſie etwa zu dieſen leichtfertigen Herren zurückkehren, ſobald ſie mich be⸗ ſeitigt haben.“ „Sie urteilen grauſam und falſch, mein Herr, zu meiner Rechtfertigung muß ich Ihnen ſagen — ich will keine Erklärung von Ihnen, ich weiß alles, was ich von einem Mädchen zu halten habe, welches Wir haben uns leine Aufſchlüſſe zu geben, denn ich würde Ihnen unter keinen Umſtänden, ein Wort glauben, Sie mogen mir über die Urſache ihrer Anweſenheit in der Woh⸗ nung meines Vetters ſagen, was ſie wollen.“ Helene fühlte dieſe Worte des Fremden, der ſich hier als Richter über ſie aufwarf, wie Dolch⸗ ſtiche im Herzen. Der helle Schein einer Gasflamme fiel auf ihr trotz des Entſetzens, noch immer ſchöne Geſicht, und beinah erſchrocken blickte der fremde Herr ſie prüfend an: „So jung und ſo ſchön und auf ſo ſchlimmen Wegen, ſchade um Sie!“ ſagte er traurig mit dem Kopf ſchüttelnd und ließ ſie an der nächſten Stra⸗ ßen cke frei. 0 Wie von Furien gejagt eilte Helene heim. Auf dem Vorſaal“ trat ihr Paul entgegen. „Gut, daß Du kommſt, Mariens Zuſtand hat ſich verſchlimmert ſeit Du fort warſt, ich eile zum Arzte.“ Menſchliche Hilfe konnte aber die Kranke nicht mehr retten, die ſo innig geliebte Schweſter ruhte ſtill auf ihrem Sterbelager, von welchem die Ge⸗ ſchwiſter keinen Augenblick mehr wichen. Freundliche Phantaſien aus der Märchenwelt, mit welcher fie ſo viele Kinderherzen erfreut hatte, erfüllten Mariens Stele, und als der erſte Sonnenſtrahl ihr bleiches, abgezehrtes Geficht verklärte, holte fie noch einmal tief Athem und ihre Seele war den irdiſchen Ban⸗ den entflohen. Nachdem alle die traurigen Pflichten erfüllt, die tote unter bunt geſchmücktem Hügel ſchlief, ſatzen Helene und Paul ſtill beiſammen. Nun, nochdem die erſte Aufregung vorüber war, laſtetete der Kum⸗ mer mit doppelter Schwere auf ihnen und Helene trug noch für ſich allein die furchtbare Erinerung an jene entfetzlichen Menſchen, die ihrer Thorheit eine ſo ſchlimmen Streich geſpielt hatten. Ach wie oft hätte ſie dem Bruder die unverſchuldete tiefe Krän⸗ kung mitteilen mögen und ebenſo oft ſchauderte ſie vor dieſem Gedanken zurück. Sie erſchrack dann vor ſich ſelbſt, ſie fürchtete nie wieder Frieden zu finden. Stand es ihr auf der Stirn geſchrieben, daß ſie die Grenze des Erlaubten überſchritten? Würde die heimgegangene Schweſter ihr je verziehen haben? Und was ſollte nun in ihrer traurigen Lage geſchehen. Nach langem Nachdenken ſagte Helene zu Paul: „So ſchmerzlich wie es für uns Beide iſt, ſo bleibt uns doch keine Wahl, wir müſſen uns tren⸗ nen. Marie iſt unſern Sorgen entrückt“ — fuhr ſie