ber die ungerechtfertigt Kritik üben wollen, welt ihnen der nüchterne Blick fehlt. Feſt ſtellen wollen wir bei der Gelegenheit noch, daß die Rettung des Platz'ſchen Anweſens faſt allein nur den wenigen Hofbewohnern und der Feuerwehr von Doſſenheim zu Teil wird. Dieß zur Steuer der Wahrheit, gegenüber leichtfertiger oder auch! böswilliger Ausſtreuungen. München, 27. Juli. Bei dem Begrüßungs⸗ abend des 7. deutſchen Turnfeſtes erinnerte Prinz Ludwig an das vor 8 Jahren hier ſtattgehabte 7. deutſche Bundesſchießen, zu welchem Tauſende von Deutſchen herbeigeeilt waren. Prinz Ludwigerinnerte an die Ereigniſſe, welche ſeither in Deutſchland ein⸗ getreten. Deutſchland habe 2 Heldenkaiſer verloren und Bayern beklage den Tod eines geiſtvollen und für die deutſche Sache begeiſterten Königs. Der Prinz gab einen Rückblick auf die Zeit Jahn's, die Zeit, in welcher Deutſchland unter der Gewaltherrſchaft Napol⸗on's ſeine größte Erniedrigung erlebte. Der damalige Kronprinz von Bayern, Ludwig, empfand aufs Lebhafteſte Deutſchlands Schmach. Sein Enkel Konig Ludwig II., des Beiſpiels ſeiner Ahnen würdig, habe in dem denkwürdigen Jahre 1870 dem Kömg von Preußen ſein bayeriſches Heer un⸗ terſtellt und demſelben ſpäter Namens der deutſchen Fürſten die deutſche Kaiſerkrone angeboten. Es ſei nunmehr unſere Aufgabe, treu an Kaiſer und Reich und Deutſchlands Einheit feſtzuhalten (ſtürmiſcher Beifall), feſtzuhalten an dem freſwillig eingegangenen freiwillig gehaltenen Bunde, welcher den Einzelſtaa⸗ ten, je nach ihrer Bedeutung, ihrer Größe und Ge⸗ ſchichte verſchiedene Rechte einräumen und deſſen Zentralgewalt zur Wahrung der notwendigen Ein⸗ heitlichleit nach innen und außen genüge, andererſeits auch den Einzelſtaaten die Erſüllung der ihnen zu⸗ kommenden Kulturaufgaben ermögliche. Der Prinz ſprach ſeine beſondere Freude über die Anweſenheit der Turner aus dem befreundeten Reiche Oeſterreich⸗ Ungarn aus, mit welchem Reiche Deutſchland feſt verbündet ſei, und er rufe ihnen zu, feſtzubalten an deutſcher Sprache, an deutſcher Gefinnung (Bra⸗ voffurm). Zurückblickend auf die geſchichtliche Be⸗ deutung des Hauſes Habsburg, erinnerte der Prinz daran, daß der Kaiſer Franz Joſef an dem unglück⸗ lichen Ausgange des Krieges 1856 das Anfinnen des Kalſers Napoleon, auf Deutſchlands Koſten mit ihm einen Ausgleich zu machen, mit den Worten zurückwies: „Ich bin ein deutſcher Fürſt!“ erinnerte ferner daran, wie der jetzige, thatkräftige, unermüd⸗ 1 lche durch Vundestreue und Arbeſterfteundlichkeit ausgezeichnete deutſche Kaiſer ſeinen erſten Beſuch dem Kaiſer Franz Joſef abſtattete, daß der Kaiſer von Oeſterreich ſein Glas erhob und auf das deutſche Heer „unſere Kameraden“ trank, wie Kaiſer Wil⸗ helm ſodann auf das Wohl des öſterreichiſch⸗un⸗ gariſchen Heeres trank. Der Prinz begrüßte ſodann die andern ausländiſchen deutſchen Turner und bat ſie, überall das Deutſchtum hoch zu halten. „Wir wünſchen, mit Allen in Frieden zu leben und freuen uns des geiſtigen Verkehrs mit allen Voͤlkern.“ Der Prinz wandte ſich darauf an die nicht deutſchen Turner und hob hervor, daß ſich dem neuen Bunde zwiſchen Oeſterreich und Deutſchland auch Italien angeſchloſſen habe. Dieſer Bund ſchütze den Frieden Europas. Obſchon derſelbe über gewaltige Heeres⸗ maſſen gebiete, ſey er nur zur Erhaltung des Frie⸗ dens geſchaffen. „Wir alle wünſchen und hoffen, daß dieſer Friede lange dauern möge.“ Lebhafter Bra⸗ boſturm.) München, 29. Juli. Der Turnerfeſtzug dauerte 2 Stunden und verlief ohne Störung. Von 21,000 Turnen beteiligten ſich 12,000 daran. Es herrſchte das güntigſte Wetter. Im Zuge befanden ſich etwa 1000 Fahnen und 20 Mufſikkorps, zwei Prachtfeſtwagen, ſowie ein Altrömergeſpann und Koſtümgruppen aus der Turngeſchichte. Beim Vor⸗ beimarſch am Reſidenzſchloſſe wurde der an einem Fenſter des Erdgeſchoſſes ſtehende Prinzregent und das Geſamtkönighaus bejubelt. Die Feſtzugsſtraße entlang ſtanden Hunderttauſende von jubelnden Zu⸗ ſchauern, vielfach Blumenkränze werfend. — Peſt, 27. Juli. In Süd⸗Ungarm hat ein heftiger Orkan gewütet, der die Dächer der Häuſer hinwegtrug und andere Gebäude ganz zerſtörte. Der Hagel verwüſtete die Felder und tödete viel Vieh. Auch Kinderleichen wur⸗ den, vom Hagel erſchlagen, gefunden, viele Per⸗ ſonen werden vermißt. Aus der Provinz laufen fortwährend grauenerregende Nachrichten ein über die Verheerungen, welche durch den Orkan vom Mittwoch verurſacht wurden. — Aus zahlreichen Ortſchaften wird gemeldet, daß die meiſten Häuſer zerſtoͤrt und das geheimſte Getreide vollkommen ver⸗ nichtet wurde. In Mohacs ſtürzten Thürme der griechiſchen und katholiſchen Kirche ein und zerſtörten die Gotteshäuſer. Von 24 auf der Donau beſind⸗ lichen Mühlen blieben nur 3 ſtehen, von den an⸗ deren iſt keine Spur übrig. 5 Leichen wurden aus der Donau gezogen. In der Nähe von der Stadt ſchleuderte der Orkan eine mit 1 Juhrwerhm ut Menſchen vollbeladene Führe gegen den Schlepper. eines Dampfſchiff s; viele Menſchen, zumeiſt Weiber und Kinder, fanden in den Wellen der Dongu ihr Grab. — In Bacs⸗Almas waren Leute auf freiem Felde eben mit Dreſchen beſchäftigt und flüchteten 6 ſich vor dem Orkan unter die Dreſchmaſchine, Der 10 Naur Orkan ſtürzte dieſelbe um, wodurch 5 Arbeiter dis u 7215 ft zur Unkenntlichkeit zerguetſct wurden. In blem Orten ſchlug der Blitz in die Häuſer ein; die Ein 5 * wohner konnten nur mit Mühe verhindern, daß der d. Orkan die Flammen weiter verbreitete. Die Ming⸗ ritenkirche in Nyirbotar wurde vom Blſtßz angezün⸗ det und brannte bis zum Boden nieder, . anz vielen Gegenden kommen Berichte, daß der Verkehr unterbrochen iſt. — An die Bahndirektionen laufen Berichte ein, daß Züge auf offenem Felde hallen . . mußten, weil ſie Gefahr liefen, vom Orkan aus den Schienen geworfen zu werden. 0 Dampf Bern, 29. Juli. (4 Perſonen ertrunken, Ein Windſtoß ſtürzte geſtern ein Segelboot auf dem 4 Morat⸗See um, wodurch der Friedensrichter Dubols von La⸗Chaux⸗de⸗Fonds, 2 Lehrer, Clere und Maher N. hf und ein Reiſender Namens Felalini ertranken. 10 5 — (Prämiirt.) Die von Herrn Em a. Dine Hoͤffinghof in Barmen erfundene Patent⸗Doppelelo⸗ Jrucht viatur, welche nach dem Urteil der bedeutenſten Tonkünſtler der Gegenwart berufen iſt, die gewöhn⸗ In liche einfache Claviatur auf die Dauer gänzlich zu ihn jb! verdrängen, iſt ſoeben auf der Interationalen Aus⸗ ſtellung in Köln mit der goldnen Medaille prämülrt ö worden. Das ausgeſtellte Pianino mit dieſer Cla⸗ 8 viatur war aus der e von Herm. 80 eiſer u. Co, in Berlin. Wie wir hören, werden N mit Clapiatur bereits von perſchledenen lleſe größeren deutſchen Pianofortefabriken hergeſtellt, 11 fr Neueſte Nachrichten. Nö Wilhelmshafen, 29, Juli. Die Kalſerin 51. traf mittelſt Sonderzugs geſtern Abend 9½ Uhr 0 hier ein und begab ſich ſogleich an Bord des Hohen⸗ i zollern, Zur Begrüßung der Kalſerin batten ich wn Medic die Korporationen und Vereine mit Fackeln zu dem Wilhelmsplatz aufgeſtellt. 7 70 örtheim Par is, 30. Juli. Es find die Eigebnſſſe 12 von 1344 Generalratswahlen bekannt; gewählt find lune 764 Republikaner, 419 Konſervative, zwölfmal wurde Boulanger gewählt. Außerdem haben 146 Siich⸗ wahlen ſtattzufinden. Das Geſammtergebniß aller Wahlen wird erſt im Laufe des heutſgen Tages vorliegen. f ben auszuführen. Da tönte plötzlich der laute Schlag der elften Stunde von der nahen Thurmuhr herein 1 . Stille, welche Marie mit den Worten unter⸗ rach: „Nun genug für heute, wir wollen uns zur Ruhe begeben.“ „Laßt mich nur noch ein Stündchen hier, Marie. Ich muß zu einem Abſchluß mit meiner Arbeit kommen, die Stube iſt noch warm, die Lampe brennt hell, ich verſpreche Dir, nicht länger als bis Mitternacht aufzubleiben.“ Pauls Bitte wurde gewährt. Nach herzlichem Gutenachtwunſch zogen fich die Schweſtern in ihr Schlafſtübchen zurück. Kaum eingetreten bemerkte Helene, wie die Schweſter krampf⸗ haft eine Stuhlehne umklammerte. „Um Gottes Willen, was iſt Dir Marie?“ rief Helene erſchrocken. „Nichts zum Erſchrecken, mein Herz, eine kleine Schwäche, ein Schwindelanfall.“ „Du arbeiteſt zu viel, Du gönnſt Dir keine Ruhe! Ach wenn ich ſie Dir doch verſchaffen, dir die Mittel aufbringen könnte, daß Du eine Zeitlang in reiner, ſonniger Landluft athmen, Deine über⸗ angeſtrengten Nerven erholen dürfteſt, ich wollte mich dafür gern als Sklavin verkaufen.“ „Ich bitte Dich Helene, ſorge Dich nicht un⸗ nötig, der Schlaf wird mich herſtellen und morgen bin ich wieder friſch und geſund.“ — Bald ſanken die müden Augen der kränklichen Schweſter zu, Helene konnte aber lange leinen Schlaf finden. Die Sorge um die Schweſter, deren Aus⸗ ſehen ſie ſchon lange beunruhigte, die traurige Erin⸗ nerung an den Wendepunkt in ihrem früher ſo ſonnenhellen Leben, die Gefahr heute unter die Hufe der Pferde geriſſen zu werden, der Gedanke an den ſtolzen Mann mit den verächtlich blickenden ſchwar⸗ zen Augen und den geringſchätzenden Worten auf den Lippen, alles das zog im bunten Wirbel an Helenens Seele vorüber, bis endlich der Schlaf hre Augen ſchloß und ihre erregte Phantaſie in wirren Traumbildern weiter arbeitete. Mitternacht war vorüber, ehe Paul, der fleißige Student, ſeine Arbeit beendet hatte. Sinnend ſtand er an dem von Eisblumen bedeckten Fenſter. Aug dem eleganten Vorderhauſe, wo die Ballfeſtlichkeit ſtattfand, tönten hell die heitern Töne eines Wal⸗ zers herüber bis in die ſtille Klauſe Pauls. Er hauchte an die Fenſterſcheibe und gewann einen Ausblick auf die gegenüber liegenden Fenſter. Mie Schattenbilder flogen die Paare im raſchen Tanz vorüber. Man feierte den Geburtstag der ſchöͤnen Tochter des Hauſes, welche er oft aus ehrerbſetiger Ferne begrüßte und bewunderte. Wär er noch wie einſt der Sohn des reichen Großkaufmanns Bohl, ſo würde auch er heute dem reizenden Mädchen ſeine Glückwünſche dargebracht und gleich ihren zahlreichen Verehrern ihren Pfad mit Roſen beſtreut haben. Erinnerung auf Erinnerung trat jetzt vor die Seele des jungen Mannes, und ſein Herz drohte krampfhaft zu berſten, als er das namenloſe Un⸗ glück nochmals überſchaut hatte, welches über ſeine Famielie infolge der entſetzlichen Schurkerei eines falſchen Freundes ſeines Vaters gekommen war. Pauls Vater, der elend untergegangene Großkaufmann Bohl, hatte mit Recht noch wenige Tage vor ſeinem Untergange für einen der reichſten und angeſehenſten Kaufleute der Stadt gegolten. Da hatte ſich im un? ter der Maske einer gleißenden Freundſchaft das Ver⸗ derben genährt. Der Bohl ſeit Jahren befreundete maßen emporarbeiten können, wenn der unglückliche e Bankdirecktor Klinger hatte ihn unter Vorſpiegelungen ganz falſcher Talſachen verleitet, ſich an einem don Klinger geleitet en Bergwerke, welches der von dieſem geleiteten Bank gehörte, zu beteiligen. Die Bank machte dann plötzlich auf die ſchimpflichſte Weiſe dankroft, Klingler wurde flüchtig, und Bohl, der den Verſuch⸗ machte, wenigſtens das Bergwerk aus der Rataſtrophe zu retten verlor in Folge der abgefeimteſten Schur⸗ kereien Klingers, ſein ganzes Vermögen. Vielleicht hätte der Ehrenmaun Bohl den Schlag noch ertragen und ſich mit Hülfe einiger Freunde wieder einiger⸗ Mann nicht bereits ſeit Jahr und Tag an einem Nervenleiden gelitten hätte. Das über Bohl herein ⸗ gebrochene, unverſchuldete Unglück verſchlimmerte ſe⸗ doch ſeine Nervenkrankheit, des bedauernswerten Mannes Geiſt umnachtete ſich vor Sorge, Kummer, Gram und Krankheit. In einem plötzlichen Wahnfinnsanfalle ſtürzte ſich Bohl aus dem Fenſter und wurde als blutende Leiche den Seinen zurückgebracht. 0 Fortſetzung folgt. Auf den Sack ſchlägt man c. Uateroff zier (beim Nachſehen des Anzuges zu dem Einjährigen Baron von Rothelm): „Einjähriger von Rothelm, Ihre Knöpfe find heute schlecht gepußt — daß ſollte nicht vorkommen, und Du (ſich zum Ne⸗ benmann, einem Bauern, wendend) biſt auch ſo ne Sau!“ Ein beſcheidener Freier. 5 „Sie wollen eine meiner Töchter heiraten? Die jüngſte bekommt 15,000, die ältere 30,000 und die älteſte 45,000 Mark!“ i „Haben ſie nicht eine ganz alte? 1