Macht, das ſchöne alte evangeliſche Kirchenlled. Und noch Eines: Man hat ſchon öfters geleſen, daß Vorträge gehalten wurden über das Thema: Die Veredlung unſerer Volkserholungen. Man bat ſich darüber ſchon lange beraten, wie das Gewöhnliche unſerer offentlichen Vergnügungen beſeitigt und das Erholungsbedürfnis in edler Weiſe befriedigt werden könne. Solche Kirchengeſangfeſte find dazu in höchſtem Maße geeignet. Man muß aus ſolch gehobener Stimmung Kapital ſchlagen, damit die Leute einen relig öſen, kirchlichen Impuls mit nach Hauſe nehmen! Dann werden ſie ſchon ſelbſt am Edlen Freude be⸗ kommen und das Gemeine als ſolches erkennen und verbannen. Darum ſind ſolche Kirchengeſangfeſte auf's Freudigſte zu begrüßen und recht oft zu wiederholen; beſonders das ſangesfreudige Pfälzer Volk iſt mit großem Eifer dabei. — Schwetzingen, 6. Juli. Der 2. Bericht des Deutſchen Hopfenbau⸗Vereins ſagt über den all⸗ gemeinen Stand der Hopfenpflanze: Der Stand der Hopfenpflanzungen iſt zur Zeit in faſt allen Diſtrikten unſeres Continentes ein befriedigender. Die Pflanze iſt meiſt weit vorraus, die Frühhopfen blüht faſt überall und hat in wärmeren Lagen, be⸗ ſonders an niedrigen Gerüſten, bereitz Dolden ange⸗ ſetzt. Ungeziefer, das ſich viclenorts zeigte, iſt durch Regengüſſe meiſtens wieder abgewaſchen worden, und von bedenklichen Ungezieferſchäden kann zur Zeit nur ganz ausnahmsweiſe die Rede ſein. Auch Hopfenktankheiten find im großen Ganzen nir⸗ gens in beängſtigender Weiſe aufgetreten. Eine Vor⸗ ausſagung in Betreff der zu erwartenden Ernten wäre wohl verfrüht. Immerhin kann man ſich aller⸗ dings dem allgemeinen Eindrucke nicht verſchließen, daß wir keine reichliche Ernte zu erwarten haben, denn ſelbſt da, wo die Pflanze üppig entwickelt und gegen andere Jahrgänge noch ſoweit voran iſt, ſieht dieſelbe ſo aus, als ob ſie nicht reichlich anſetzen werde. Ein Letzteres wäre übrigens ja für die mei⸗ ſten Producenten nur erwünſcht. Wir brauchen keine reichen Erträge, ſondern vor Allem nur gute Qua⸗ litäten, und die Gewinnung ſolcher iſt zwar einſt⸗ weilen nicht mit Beſtimmtheit vorauszuſagen, wohl aber bei fortgeſetzt günſtiger Witterung zu erhoffen, und in Ausſicht zu ſtellen. Wer in dieſem Jahre gute Qualitäten erntet, wer es verſteht und ſich die Mühe nicht verdrießen läßt, ſeine Hopfen gut zu ſor⸗ tiren und überhaupt tadellos für den Verkauf vor⸗ zubereiten, wird mit dem Hopfenjahr 1889 in keinem Falle ganz unzufrieden ſein. Aus Ba den, 8. Jull. In Mannheim iſt ſchon wieder ein junger Mann wegen Vertrau⸗ ensmißbrauchs flüchtig geworden. Es iſt dies der Lehrling eines dortigen Landesprodultengeſchäftes, der etwa 5000 Mark Geſchäftsgelder unterſchlagen hat. — München, 7. Juli. Heute Morgen um 7 Uhr 25 Minuten entgleiste, lt. Ir, J., der Schnellzug Köln⸗Frankfurt⸗München bei Röhrmoos infolge falſcher Weichenſtellung. Tot ſind: Architekt Stoll Ingolſtadt; Oberzollinſpektor Junge; Ober⸗ forſtrat Bayreuter, Sachſen; Poſtdireftor Renz mit Frau und ein Kind. Schwer verwundet iſt eine und leicht verwundet find 8 Perſonen. — München 7. Juli. Ueber das große Eiſen⸗ bahnunglück bei München gehen der Frkf. Ztg. fol⸗ gende Meldung zu: der Frankfurter Nachtſchnellzug ſtieß bei Röhrmoos mit einem Perſonenzug zuſam⸗ men, Man ſpricht von mehreren Todten und 40 Verwundeten. Ein Hilfszugſiſt von hier abgegangen. Röhrmoos iſt die drittlete Station vor München und iſt von dieſem 27 Kilometer entfernt. Das Unglück geſchah in Folge falſcher Weicheſtellung. Nach der letzten amtlichen Meldung find 9 Perſonen tot und 9 ſchwer verwundet, don denen eine nicht transportabel iſt. Die Schwerverwundeten werden ſoeben hierher überführt. Auf dem Bahnhof ſind der Eiſenbahnminiſter, der Miniſter des Innern, der Polizeidirektor und Andere zum Empfang an⸗ weſend. Der Schnellzug war ſehr ſtark beſetzt. Er hatte ſchon hier, alſo in Frankfurt, 7 bayeriſche Wagen, zu denen in Aſchaffenburg noch einige Schlafwagen kamen. Auf dem Zuge befanden ſich zahlreiche Frankfurter; doch iſt keiner derſelben ver⸗ — München, 8. Juli. Die ſchwere Ka⸗ taſtrophe von Röhrmoos wird der Fikf. Ztg. zu⸗ folge leicht verſtändlich, wenn man erwägt, daß der ganze Oberbau des zerſtörten Perſonenwagens mit⸗ ſammt den Inſaſſen durch die von vorn und hinten anflaufenden Wagen geradezu zermalmt wurde. In einem Raum von wenigen Kubikmetern wurden die Beſtandteile des Wagens, Polſter Wände und die unglücklichen Opfer zuſammengepreßt. Zwei Männer fand man Bruſt an Bruſt gedrückt. Eine Frau konnte erſt nach zweiſtündigen Mühen unter den Trümm ern tot hervorgezogen werden. — Berlin, 7. Juli. Der im Norden der Stadt wohnende junge Doktor V. hat ſich geſtern Abend das Leben genommen. Er hat ſeiner in letzt. 5 Berlin wohnenden Braut geſchrieben, daß ſie ihn beſuchen moge, da er ſich nicht ganz wohl füßle, Dieſer Aufforderung war die Dame nachgekommen und V. unterhielt ſich mit ſeiner Braut inſder hei⸗ terſten und ungezwungenſten Weiſe. Als es ſput wurde und die Dame fich auf den Heimweg be⸗ geben wollte, bat er ſie zuvor, noch ſeiner Wirtin anzubefehlen, ihm eine Taſſe Kaffee zu bereiten. Die Wirtin befand ſich im Waſchkeller, dorthin be⸗ gab ſich das junge Mädchen, ihren Auftrag auszu⸗ richten und als ſie in das Zimmer ihres Bräuti⸗ gams etwa nach 5 Minuten zurückkehrte, lag der⸗ ſelbe entſeelt über ſeinem Bette, am Fußboden ſeiner Hand entfallen, ein leergetrunkenes Glas, deſſen ſcharfer Geruch darauf ſchließen ließ, daß ſein In⸗ halt Karbol geweſen war. Der Schmerz der jungen Dame, welche ſo jählingsall' ihres Glückesſfich beraubt ſah, war ein unbeſchreiblicher und mit Gewalt mußte 550 ln ſie von der Leiche ihres Verlobten entfernt werden. 1561 Tagen fe Ueber die Motive, welche den jungen Mann in 1 L dul 1889. den Tod getrieben, herrſcht noch ein vollſtändiges iu dihchultat Dunkel. Wenn er auch noch keine Prapis hatte, ſo 1 huber. war er doch durch ſeine wohlhabenden Eltern vor jeder Sorge geſchützt und noch tags zuvor hatte er t Sthur von ſeinem in der Provinz wohnenden Vater eins g 112 bedeutende Geldſumme erhalten. Es bleibt der Be⸗ A. de 5 el a weggrund um ſo rätſelhafter, als er auch mit seiner 50 fr de an Braut in glücklicher Harmonie verkehrte. an begeben wer — Wien, 7. Juli. Die zu Mauer befindliche n Mme feder Villa des deutſchen Botſchafters, Prinzen Reuß, war timer in heute Nacht der Schauplatz eines blutigen Verbrech⸗ u h. ö ens, indem der Stallmeiſter des Prinzen den Tafel⸗ * bote find bis decker in deſſen Wohnung überfallen und ihm, k. Fikf. Ztg. mit 2 bosniſchen Meſſern 10 tödliche A u 12. Juli d. Stiche verſetzt hat. Mailt ? Uhr — Ein Zollkurioſ um. Was eſnem an unt „Fertigunt der öſterreichiſchen Grenze Alles paſſiren kann zeigt n le. daher einzt folgender Vorfall. Ein Zwikauer Radfahrer beſuchte n In 1. Juli 18 voriger Woche einen Verwandten in einem böhmfe⸗ drmeiſeramt. ſchen Badeorte, und zwar machte er die Neiſe pet I haben, Zweirad. Der Plan wäre ohne Zweifel ein ſehs ſchöner und gelungener geweſen, wenn der Sporise mann ſeine Rechnung nicht ohne die öſterreſchiſchen Zollbeamten gemacht hätte. Beim Ueberſchreſten der Amhagliefern. r us Uithol. Grenze wurde nämlich der ſonſt untadelhaft legſtt⸗ Aunhu dabier k mirte Herr von Grenzjägern angehalten, aufs Zoll⸗ en hm, amt geſchleppt und dort wegen unerlaubten Ein⸗ du m. ſoll die führens von Maſchinen nach Oeſtereich mit Zahlung i känfnwge der Strafe und eines Zolls von zuſammen 120 daz Aunchote belegt. N in 2 Juli 18 waz 9 Uhr ſein Leben ſtehe allein in Gotteshand und kein Haar ſeines Hauptes könne gekrümmt werden ohne Gottes Willen. Der Marcheſe ſei dem Schreiber indeſſen dankbar für die Warnung und er werde alles aufbieten die Wahnfinnige zu verſöhnen, und von ihren Rache plänen abzubringen; er hoffe, ſeine Perſönlichkeit⸗ werde beruhigend auf ſie einwirken und alles noch endlich zum Guten wenden. Seufzend brach der Mönch das feine Briefblatt, dzuſammen, er hatte eine ſolche Antwort erwartet die del Rogas waren keine Feiglinge. Aber was wollte geſchehen, wenn die fixe Idee ſeiner Mutter, zum Verbrechen wurde! Zunächſt verſuchte er, ihr eine Pflegerin zu verſchaffen, die ihr Thun und laßſen bewachte und Pater Anſelmo von jeder ungewöhnlichen Handlung Bericht erſtatten ſollte. Doch auch das ging nicht lange. Eines Tages jagte die Geiſteskranke in einem Wutanfall die Wärterin davon und konnte durch nichts mehr be⸗⸗ ſtimmt werden, dieſelbe wieder zurückkommen izu laſſen. Anſelmo kämpfte ſchwer mit ſich; er erkannte die Notwendigkeit, ſeine Mutter in eine Anſtalt unter zubringen, doch vorerſt wollte er noch abwarten welchen Eindruck die Rückkehr der Schloßherrſchaft auf Annunciata machen werde. Leiſe öffnete Anſelmo die Thür, die vom Hauſe nach dem Gärtchen führte, in welchem er ſeine Mutter zu finden hoffte. Sein Entſchluß ſtand feſt, lieber das äußerſte zu thun als das Leben des Marcheſe und des lieb⸗ reizenden Weibes an ſeiner Seite gefährden zu laſſen. Dort ſaß die Kranke auf der Bank im Son⸗ nenſchein und ihr Blick verdüſterte ſich beim Erblik⸗ ken ihres Sohnes; er der früher ihr Stolz und ihre Freude geweſen, ſchien aus dem Mutterherzen verſtoßen ſeit er das geiſtliche Gewand trug. „Guten Morgen, Mutter,“ begann er ihr freundlich die Hand reichend, „wie geht es Euch; ich habe Euch ſeit einigen Tagen nicht beſuchen können und freue mich, das Ihr wohl ſeit.“ Ich danke ich bin ganz geſund.“ „Warum nennt Ihr mich nie mehr Euren Sohn Mutter,“ frug er ſchmerzlich, habt ihr denn leine Liebe mehr für mich übrig?“ Geheimnißvoll ſchüttelle die Kranke den Kopf und ſagte klanglos: „Du biſt ja ein Moͤnch ge⸗ worden; mein Sohn hieß einſt Lugi, und Du heißt Pater Anſelmo, denn er wollte nichts wiſſen von der heiligen Vendetta und den Mörder ſeines Naters nicht ſtrafen.“ „Wozu die alten Geſchichten von neuem noch auffriſchen Mutter,“ ſagte traurig der Moͤnſch, die Blutrache iſt ein heidniſcher Ueberreſt aus finſterer Zeit, ich aber bin und bleibe ein Chriſt, der mit ſeinem Heiland ſprechen will: „Liebet Eure Feinde und ſegnet die Euch fluchen. „Ich weiß, Pater Anſelmo, Du biſt nicht mehr mein Sohn. Aber weshalb ko mmſt Du her, meinen Frieden zu ſtören? Ich verlange nach Nie⸗ mand, außer nach den Toden und die kommen gar oft, mich zu beſuchen. Ein Gefühl des Entſetzens und der Trauer er⸗ ſüllte den Mönch; unaufhaltſam und ſchrecklich machte der Wahnſiun Fortſchritte bei ſeiner Mutter, hier mußte bald eingegriffen werden. „Mutter, bat er freundlich, „ich komme, Euch zu bitten, Ihr moͤchtet mit mir zur Stadt fahren, um die feierliche Marienprozeſſion anzuſehen, es iſt heute Feiertag und ich werde gleichfalls eine de me ö Meſſe leſen. olim „Nein Pater Anſelmo, fahre allein, denn Mah Wafer mein Leben wird nicht lange währen, und ich habe * 0. Juli 188 noch ein großes Werk vor mir. Heute Nacht habe bindet. ich meinen Kopf im Sarge liegen ſehen und — Uhiben. . Vivian del Roga kniete neben mir, um mich zu bitten, ich möge wieder zum Leben erwachen. Welch' entſetzliche Gedanken Ihr Euch macht, Mutter? Nein, nein, Ihr müßt mit mir fahren, um Euch zu zerſtreuen; ich hole Euch im Wagen hier ab.“ 0 . Ich kann nicht, es raſt und jagd durch meine Adern und mein Blut ſiedet, als müſſe es den Korper zerreißen. Der hagere Mann ſeufzte traurig, plötzlich aber wandte er lauſchend das Haupt, die bordere Hous⸗ thür hatte ſich geöffnet und leiſe Schritte ließen ſch vernehmen. Im nächſten Moment ſtand er im Hausflur prallte aber entſeßt zurück und rief mit zitterndet Stimme: 0 „Signora Marcheſe — Sie ſelbf! In der That war es Nora, die ihm freundlich entgegentrat und die Hand bot. 5 Ich freue mich, Sie hier zu treffen, hochtelre⸗ diger Pater! Finde ich wohl die arme geiſtesſchwache Annunciata Morendo hier? Ich wollte gern einiges Erquickungen —“ 5 Anſelmo ſchaute haſtig zurück noch feiner Mutter, doch ſie ſah ſcheinbar apathiſch wie zu⸗ vor auf der Baak im Sonnenſchein, er ſchloß raſch die Thür und trat dann zu der jüngen Fraun, 1 Fortſetzung folgt.