5 hatte r N F Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Prels vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. — — ö Pokitiſches Ladenburg, 9. Jull. Aus Chriſtiana wird gemeldet, daß der deutſche Kaiſer, bei prächtigem Wetter ſeine nordiſche Reſſe fortſetzt. Kaiſer Wil⸗ helm ritt am Freitage noch Buarbrä, dem intereſ⸗ ſenteſten Teil des Folgefond⸗Glätſchers, und begab ſich am Sonnabend nach Eidfford, um den groß⸗ arkigſten Waſſerfall Norwegens Vöringfos zu be⸗ beſichtigen! Am Montag traf Sr. Maßeſtät der deutſche Kaiſer in Bergen ein. — Gegenüber der Nachricht, daß dem Reichs⸗ tag ein Gesetzentwurf in Ausſicht ſtehe, durch wel⸗ chen mittelſt einer geeigneten Umarbeitung, Ergänz⸗ ung und Erweiterung der kaiſerlichen Verordnung dom 4. Januar 1875 über den Verkehr mit Arz⸗ neimitteln auf geſetzlichem Wege auch dem Geheim⸗ mittelweſen die Spitze abgebrochen werden ſolle, weird jetzt gemeldet, daß es ſich zunächſt nur um die lang erwartete Reviſſton der kaiſerlichen Verordnung von 1875, deren Erſcheinen in nicht zu langer Zeit nunmehr zu erwarten ſein dürfte, handelt. Bekannt⸗ lich erfolgt die Regelung des Verkehrs mit Arznei⸗ mitteln auf Grund des 8 6 der Gewerbeordnung durch kaiſerliche Verordnung, ohne daß der Weg der Geſetzgebung beſchritten zu werden braucht. Dies iſt auch jetzt zu erwarten. Nicht zu verwechſeln damit i ein Vorgehen gegen den Geheimmittelſchwindel. Daß nach dieſer Richtung hin Erhebungen vorge⸗ nommen und Vorberatungen geflogen werden, welche die Grundlage zu einem Einſchreiten auf geſetzge⸗ beriſchem Wege zu bilden beſtimmt ſein dürften, iſt ſeſt längerer Zeit bekann!. — Die in Apia auf den Samoa Inſeln als Wachtkommando zurückgebliebenen Beſatzungsteile des Kreuzers „Adler“ und des Kanonenboots „Eber“ ſind unter Führung des Kapitänleutenants von 10 Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. di Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 7 —.— — Mittwoch den 10. Juli Atend am 4. Juli d. J. in Sydney eingetroffen und ſetzen am 17. die Heimreſſe mit dem fäl⸗ ligen Poſtdampfer „Braunſchweig“ des Norddeutſchen Lloyd fott. Wie aus Petersburg gemeldet wird, iſt die Reiſe der kaiſerlichen Familie nach Kopenhagen zum Beſuche des däniſchen Königspaares mit Rück⸗ ſicht auf die am 28. Juli ſtattfindende Vermählung des Großfürſten Peter Nikolajewitſch mit der Prin⸗ zeſſin Militza von Montenegro auf einen etwas ſpäteren, als den urſprünglich in's Auge gefaßten Termin angeſetzt worden und dürfte dieſelbe gegen Mitte Auguſt erfolgen. Deſſau, 6. Juli. Heute Mittag 12 Uhr hielt das erbprinzliche Paar unter feierlichem Glok⸗ kenläuten und großartiger Teilnahme des Publikums ſeinen feſtlichen Einzug in die Stadt. Auf dem Bahnhofe war eine Ehrenkompagnie mit Muſfik auf⸗ geſtellt, welche beim Eintreffen des Zuges den Deſ⸗ ſauer Marſch intonirte; alle hieſigen altiven und inaktiven Officiere waren anweſend. Der Einzugs⸗ weg war reich geſchmückt, Truppen und Vereine bildeten Spalier, darunter Krieger im Koſtüm des altdeſſauiſchen Regiments. 150 Ehrenjungfrauen be⸗ grüßten die Neuvermählten. An der Schloßkirche war die Geiſtlichkeit aller Konfeſſionen aufgeſtellt und Oberhofprediger Teichmuller hielt die Anſprache, ebenſo hieß Oberbürgermeiſter Dr. Funk das Erb⸗ prinzliche Paar am Rathauſe wilkommen, wo auch die ſtädtiſchen Behörden Aufſtellung genommen hatten. Deſſau, 6. Juli. Zu Ehren des erbpeinz⸗ lichen Paares fand heute Abend ein Fackelzug ſtatt, an welchem über 2000 Perſonen teilnahmen. — Vor dem Palais brachten 150 Sänger eine Se⸗ renade dar. Die Stadt war glänzend illuminirt. Berlin, 8. Juli. Der Ausſchuß des deut ſchen Eminpaſchakomites erhielt heute ſeine Draht meldung, welche beſtätigt, daß die deutſche Emin paſchaexpedition von der Kweilobucht, noͤrdlich vo Lamu ins Innere abmaſchirt iſt. Berſchiedenes. — Ladenburg, 6. Juli. In einem an die Schulleiter gerichteten Erlaß warnt der Großh. Ober ſchulrat vor dem Zudrang zum Studium der Tier heilkunde, da nicht weniger als 43 Badener der⸗ malen Studien obliegen, während die Zahl aller Tierärzte des Landes, darunter auch diejenigen, die mit ſehr geringem Einkommen beglückt find, nur 120 beträgt und auf Jahre hinaus für Nachwuchs geſorgt iſt. — Seckenheim, 7. Juli. Heute fand da⸗ hier in der wunderſchönen Kirſche unter großer Be⸗ teilung der Gemeinde ein Kirchengeſangfeſt ſtatt, bei welchem die Vereine Ilvesheim, Neckarau, Wieb⸗ lingen und Ladenburg mitwirkten. Man muß den Veranſtaltern des Feſtes, Herrn Pfarrer Fath und Herrn Lehrer Braun, vor allem aber der Soliſtin Fräulein Fath aus Ettlingen, und Herrn Mufik⸗ direktor Hänlein zu großem Dank verpflichtet ſeyn, denn die Anweſenden bekamen Geſänge zu hören, die man ſonſt in Landgemeinden nicht erwartet. Vor allen Dingen müſſen als hinreißende Leiſtungen die Soli von Frl. Fath bezeichnet werden. Aber auch Einzelchöre, wie der von dem Verein Ilvesheim ge⸗ ſungene: „Es lag in Nacht und Graus die Erde“ dürfen ſich getroſt überall hören laſſen, denn es find künſtleriſch ausgearbeitete Vorträge. So hat denn die Feſtpredigt des Herrn Stadtpfarrer Sievert aus Ladenburg wirklich in den Herzen Anklang gefunden wenn ſie in begeiſternder Weiſe von der Macht des proteſtantifchen Kirchengeſanges redete. Ja esiſt eine Blutrache. Roman von H. von Ziegle Fortſ. 16. 1 5 Als ſie neulich beim Einzug die Böllerſchüiſſe gehört, de holte fie jene alte, halbzerfallene Granatblühte aus dem Gebetbuch hervor und hob ſie zum Schwure gen Himmel f Star, teilnamslos, wie immer, ſaß das unheim⸗ liche Weib auch jetzt wieder auf der Bank hinter dem Hauſe, das alte Legendenbuch war ihr vom Schoße ge unken, die zitternden Finger taſteten ſu⸗ chend umher. „Einen Dolch — wo finde ich einen Dolch der bis nein ins Herz dringt. Luigis Waffen legten fi: ihm in den Sarg, und als ich den Dolch mit meinen Händen herausſcharren wollte, da faßten ſie mich, um mich fortzuſchleppen.“ a Die entſetzliche Vendetta, welche ihr vorſchwebte den Geiſt der Uaglücklichen umnacht t. Aber was war aus ihrem Sohn geworden, den ſie auf dem Arme getragen, als man ihr die Leiche des Gatten damals nach Hauſe gebracht? Et, in welchem ſie die Stütze, den Troſt ihres Alters zu erblicken geglaubt, den ſie leidenſchaftlich geliebt, — er trug heute das Mönchsgewand: es Nachdruck berbot en. 1 ö war Pater Amſelmo! Schwere, furchtbare Kämpfe hatte der ernſte Anſelmo durchgekämpft, ehe die Mutter endlich ein⸗ gewilligt, ihn ins Kloſter gehen zu laſſen. Er wußte wes⸗ halb er den folgenſchweren Schritt gethan. Sein Gefühl ſein Empfinden ſträubte ſich gegen die Pflicht der Blutrache, welche die Mutter ihm auf⸗ erlegt, er kannte die Tradition ſeines Volkes nur zu gut, er wußte das er nie und nimmer ſich derſelben wiederſetzen durfte, und daß es nur ein einziges Mittel gab, davon frei zu werden ſein Eintritt ins Kloſter. Annunciata hatte zuerſt geraſt, gewütet daß ihr Sohn die heilige Blutrache nicht auf ſich nehmen und in's Kloſter gehen wollte. Tagelang durfte An⸗ ſelmo nicht zu ihr kommen, bis endlich ein heftiges Nervenfieber ſie ans Bett feſſelte. Als die Macht der Krankheit gebrochen, da war auch ihr Wiederſtand zu Ende; ſie nahm des Sohnes Hand und ſagte ganz freundlich: „Die heilige Jungfrau ſegne Dich, mein Sohn, und gebe Dir im Kloſter Himmelsfrieden. Aber Du mußt auch beten für Deine Mutter, daß ſie nicht ſtirbt, ehe die gelobte Vendetta vollzogen iſt. Ich dürfte ja nimmermehr in den Himmel, wenn ich mein Eid nicht ausführte.“ Anſelmo fühlte ſein Herz erbeben bei dem eis⸗ begleitenden irren Blick; er erkannte voll tiefem Gram, daß der Geiſt ſeiner Mutter zerrüttet war durch jahrelange Anſpannung aller Nervenkräfte und die ewige Aufregung ihres Gemütes. Fünf Jahre verfloſſen ſeitdem. Der ſtille Mönch fand Frieden in ſeinem neuerwählten Leben, er at⸗ mete auf, als er nicht mehr den Ruf nach Rache von den Lippen der Mutter vernahm oder die alten längſt vergangenen Geſchichtchen anhören mußte, ſeine Seele ward geſund in der Einſamkeit rings um ihn her. Aber auch Anſelmo konnte kein reines unge⸗ trübtes Glück genießen. Die Nachricht von der Ankunft des Marcheſe erfüllte Anſelmo mit namenloſer Angſt, er hatte geſehen, wie ſeine Mutter mit irrefunkeltem Blicke die magere Hand erhob und voll wilder Lei⸗ denſchaft ausrief: „Vendetta! Meine Stunde kommt, gelobt ſei die heilige Jungfrau!“ Es war furchtbar ſchwer für den Sohn, gegen das geplante Attentat, der Mutter zu wirken, er griff zu dem erſten Mittel, das ihm einfiel und ſchrieb an den Marcheſe ihm alles klar auseinander⸗ ſetzend und anheimſtellend, lieber einen andern Auf⸗ enthaltsort zu wählen. Die Antwort traf umgehend ein und zwar ge⸗ nau ſo, wie er geahnt. Freundlich doch beſtimmt, ſchrieb Vivian die Warnung Anſelmos vermöge ihn nicht abzuhalten, ſeinen Plan auszuführen, da er kalten, drohenden Ton dieſer Worte und dem ſie eine unbezwingliche Sehnſucht nach dem Schloſſe ſeine Väter fühle außerdem die feſte Ueberzeugung hege