rigen Stempel aufprägt und die Achtung der Mit⸗ menſchen ihm gegenüber um ein Bedeutendes herab⸗ drückt. Glücklicherweiſe iſt der Sinn für das gute in der hiefigen Bevölkerung noch lebendig, und darauf bauen wir die Hoffnung auf das fernere Gedeihen unſeres Vereins, trotzdem ſich deſſen Mitgliederzahl ſeit dem vorigen Jahre etwas vermindert hat. Die Krankenvereine dürften eigentlich demſelben keinen Eintrag thun, ſondern es nur ermöglichen, daß auch richtige Pflege für die Kranken aller Ver⸗ moͤgensverhäͤltniſſe beſchafft werde. Was an Krankengeräten die Mittel des Ver⸗ eines nicht überſteigt, ſoll nun nach und nach an⸗ gekauft werden, und wir bitten diejenigen, welche dergleichen brauchen, ſich an Frl. Firnhaber zu wenden, damit wir erfahren wonach das Bedürf⸗ niß am ſtärkſten iſt „ und damit diejenigen zur Verwendung kommen, welche ſchon vorhanden ſind. Für den Fall eines Krieges hat das Komitee das gethan, was der Vorſtand des Bad. Frauen⸗ vereines in Karlsruhe vorzuſchlagen für notwendig erachtete, nämlich es wurden eine Anzahl der vor⸗ geſchriebenen Verbandmuſter von Karlsruhe kommen laſſen, beſtehend in Spreukiſſen, verſchiedenen Größen von Verbandtüchern und mehreren Arten von Bin⸗ den, nach denen gearbeitet werden muß. Die⸗ ſeben verurſachen eine Ausgabe von 5 Mark 75Pf. Vom oben genannten Vorſtande wurde an jeden z. Z. beſtehenden Frauenverein die Anfrage geſtellt, wieviel man etwa im Stande wäre innerhalb 10 Tagen fertig zu liefern. Es wurde hierauf eine be⸗ ſtimmte Anzahl vom Komitee feſtgeſetzt, deren Be⸗ ſchaffung etwa 113 Mark koſten wird, und verſpre⸗ chen dieſelben, wenn notwendig in der angegebenen Zeit einzuſenden. Natürlich rechnen wir dabei auf die Mithilfe einzelner unſerer Mitglieder und werden im eingetretenen Falle, der jedoch lange fern bleiben möge, eine öffentliche Anfrage, dahin bezüglich ſtellen, da die im Komitee vorhandenen Arbeitskräfte nicht ganz ausreichend ſein dürften. 300 Mark vom Vereinsvermögen wurden nun entgiltig beſtimmt für die Beſtreitung der erſten Koſten im Kriegsfall. Dieſe Summe darf unter keiner Bedingung für an⸗ dere Zwecke verausgabt werden. Ich bitte nun Herrn Hauptlehrer Weitzel, als Stellvertreter unſeres Herrn Rechners, der am Er⸗ ſcheinen verhindert war, das Reſultat der Rechnungs⸗ aufſtellung vorzuleſen.“ Es iſt folgendes: In Einahmen ſtehen: an ftündigen Mitgliederßeltrügen 557,85; an außerordendlichen Einnahmen, d. i. Eingang bei Abhaltung eines Koncertes 72,79 M., Betrag einer Sammlung für die Chriſtbeſcheerung in der Kinder⸗ ſchule 110,18 M. und nicht ſtändige Beiträge bon Fr. Herz — Kaufmonn 3 M., Fr. Lebrecht 1 M., an Kapitalzinſen 39,12 M. zuſammen 783,88 M. Die Ausgaben betrugen: für Krankenunterflützung 102,32 M. für Wöchnerinnenunterſtützung durchKind⸗ zeug 21,75 M., für die Kinderſchule 182,29 M., für Unkoſten 61,97 M. zuſammen 368,03 Mark. Das Vereinsvermögen beſtand oam 30 März d. J. in 1489,41 M., welche in der hieſtgen Sparkaſſe an⸗ gelegt find und 105,50 M. Kaſſenvorat, Nachdem Herr Hauptlehrer Weitzel den Anweſenden noch in einigen ernſtgefühlten Worten das Wohl des Vereines ans Herz gelegt, fährt die Vorſteherin in ihrem Berichte fort: „Die geehrten Anweſenden werden aus dem eben Gehörten erſehen, daß das Vermoͤgen des Ver⸗ eines um ein Weſentliches geſtiegen iſt. Es war dies notwendig damit er nicht von jeder Zufälligkeit ab⸗ hängt und in Notfällen eine größere Summe zur Verfügung hat. Wir dürfen uns wohl rühmen, daß derſelbe unter den 124 ähnlichen Vereinen die das badiſche Land, laut Jahresbericht des Bad. Frauenvereins aufzuweiſen hat, keine der ſchlechteſten Stellen ein⸗ nimmt, obwohl er ſo kurz erſt beſteht; daran lnüp⸗ fen wir aber auch die Hoffnung, daß die Opfer⸗ willigkeit unſerer Mitglieder nicht erlahmen moge, trotz ſo Manchem, was Böswilligkeit oder Unverſtand gegen denſelben vorbringen. Endlich mochte ich darauf aufmerkſam machen, daß das Einſammeln der Beiträge von Seiten der Komitee damen nicht immer in eigener Perſon geſchehen muß und kann. Es fällt der einen oder anderen oft zu ſchwer ſelbſt zu gehen und iſt nur natürlich, daß an ihre Stelle auch jemand Anders geſchickt werden darf. Die Rechnungen find jeweils zu Ende des letzten Quartalsmonates an die Vorſteherin zur An⸗ weiſung einzureichen. Schließlich fordere ich die Anweſenden auf, falls Jemand irgend etwas vorzubringen hat, dies jetzt zu tbun. Wir ſind gerne bereit jede mogliche Aus⸗ kunft zu geben, oder berechtigte Einwürfe einer Beſprechung zu unterziehen.“ Da ſich Niemand mel det, wird die Verſammlung geſchloſſen. 4 Karlsruhe, 2. Juli. Heute findet hler Ie Vermählung Ihrer Großh. Hoheit ger Prinze Marie von Baden mit Sr. Hoh. dem Erbprinzen Friedrich von Anhalt ſtatt, nach einem Jahr, daß durch ſchmerzliche Verluſte und ernſte Prüfungen ſtets denkwürdig bleiben wird, wieder das erſte freudig⸗feſtliche Ereigniß in unſerer landes flüefflich en Familie. Ein erlauchter Kreis von Mitgliedern und Verwandten der beiden hohen Fürſtenhäuſer, welche durch dieſen reinſter Herzensneigung ent proſſenen Bund ſich enger verknüpfen werden, hat ſich zu dem 1 Feſte eingefunden. Berlin, 1. Juli. Ihre Majeſtät die Kaſſerin weilt ſeit Freitag in Bad Kiſſingen, wo am Sonn⸗ abend auch die 4 Söhne des Kaiſerpaares, Kron⸗ prinz Wilhelm, Prinz Eitelfritz, Prinz Adelbert und Prinz Auguſt Wilhelm eintrafen. Die Kaſſerin wird mit den 4 Prinzen 3 Wochen zur Cur in Kiſſin⸗ gen bleiben. Der jüngſte Sohn des Kaſſerpaarez Prinz Oskar, welcher am 27. Juli ſein erſtes Jahr erreicht, verbleibt mit ſeiner Umgebung im Neuen 1 70 24d . bi n. in Ae Palais bei Potsdam, wohin auch Ihre Ma fe? ui kun die Kaiſerin, nach beendetem Kurgebrauch in feiſſin⸗ a0 . 0 gen, mit den Prinzen zurückkehrt. 5 Ain der n — London, 24. Juni. Bei einer Hochzeſts⸗ 1 feier in Akbarpore (Britiſch Indien) brach ein Feuer aus, welches 150 Männer, Frauen und Kinder das Leben koſtete, da die Flammen den Ausgang en dein 175 des Hauſes verſperrten. Der Vater des Bräutigams hae K rettete das Brautpaar vom Dache des brennenden 5 Hauſes mittelſt eines Stiles, an welchem er dagen in ein Seitengäßchen hinabließ. Als er zurüälehrte 1 um ſein Geld zu retten, klammerlen ſich die Frauen an ihn und baten ihn unter herzerreißendem Jam⸗ mer ſie zu retten. Die Folge war, daß er zu Bo⸗ den geriſſen wurde. Als das Feuer ausgetobt hafte, fand man an der Stelle einen wirren Haufen ber⸗ kohlter Leichname. Die Ziehung der Wormſer CTotterie ſteht vor der Thür. Den Bemühungen der Generalagen⸗ tur iſt es gelungen“ den Ziehungstag einhalten zu können. Nächſten Dienstag den 9. Juli fiadet zu Worms die Ziehung ſtatt. Wer noch kein Wormſer Loos beſitzt, beeile ſich, da nur bei bekannten Ver⸗ kaufsſtellen Looſe zu haben find. Die Generalagen⸗ tur ſelbſt hat ſchon ſeit einigen Tagen geräumt. Alſo Glück auf zu Wormſer Looſen. Blutrache. Roman von H. von Ziegler. Nachdruck ber Fortſ. 14. Heute iſt es endlich eine rechte Braut,“ dachte Frau v. Bohlen, im ſtillen ihr Kind beobachtend, „Gott gebe, daß ſich die beiden ordentlich fürs Leben fin⸗ den! Vivians Liebe wird die kühlen Schranken der Dankbarkeit bald durchbrechen.“ Seit dem Oſterſeſt hatte ſich das Brautpaar nicht geſehen und Noras Herz pochte ungeſtüm, als jetzt der ſchrille Pfiff der Lokomative immer nͤher kam und endlich die kräuſelten Rauchwolken heranflogen. Hatte ſie den wirklich einſt den Marcheſe zurückge⸗ wieſen, weil ſie ihn nicht liebte ? Und der Marcheſe ſelbſt? 5 Am Koupefenſter lehnte der ſchöne Mann, ſein Auge leuchtete auf, als er die Geliebte vor ſich ſah, ſtrahlend und mit bräutlichem Erröten ſeinen Blick erwidernd. Es war ja heute ganz, ganz an⸗ ders wie das letzte mal, als ſie ſahen, die Schranken chienen gefallen, die fich bis jtzt zwiſchen ihnen erhoben. Innig ſchloß der Marcheſe Nora in die Arme und ſie ruhte an ſeiner Bruſt, als fühle ſie ſich da geborgen gegen alles, was ihr begegnen könnte. „Vivian,“ hauchte ſie ganz leiſe, „Gott ſei Dank — daß Du da biſt; die Trennug dauerte ſo ſehr lange!“ Ohne Noras Hand loszulaſſen, begrüßte der Marcheſe ſeine Schwiegermutter herzlich und, nach⸗ dem ein Träger das Gebäck übernommen begab — man ſich heim. Als man in der hübſchen Villa anlangte eilte Nora voran. „Wir müſſen unſern Thee im Garten trinken, Mama, daß wir die Berge ſehen und das köͤſtliche Abendrot; im Zimmer iſt es heute zu eng,“ ſagte ſie. Ein aufleuchtender Blick Vivians folgte der ſchlanken Geſtalt, dann trat er hinter Frau v. Bohlen ins Wohnzimmer. Doch bald war auch ihm das hübſche Gemach mit den hellen Vorhängen und den tiefroten Möbeln zu eng; er ſuchte und fand den Weg zum Garten und bald ſchimmerte Noras Gewandt zwiſchen dem Jasmingebüſch. Gleich darauf ſtand er vor derjeni⸗ gen, die er allein hier geſucht. „Wo bleibt den mein Liebling ?“ frug er zärt⸗ lich den Arm um ihre Schultern legend, „Du läßt mich ſo lange allein!“ „Ich habe nur den Thee bereiten wollen, Vivjan,“ ſtotterte ſie, und ſuchte ſich der Umarmun zu entziehen. ö „Bleibe noch, Geliebte,“ bat er innig, „ſage mir das Eine was ich ſo gern wiſſen moͤchte und noch nie von Deinen Lppen gehört.“ Ihr Köpfchen ſank noch tiefer, dunkle Rote färbte ihr Geſicht bis zu den Schläfen. Ich weiß, was Du meinſt, Vivian,“ hauchte ſte unhörbar, „aber — es iſt ſo ſchwer.“ „Schwer, Nora 7 So hab ich mich dennoch getäuſcht!“ 5 Sein Ton klang mit einem Mal tod estraurig und ſein Arm ſank herab, „vergiß meine Thorheit Nora, ich ließ zmich täuſchen durch eiuen freundlichen Blick Deiner lieben Aug 'n.“ Er wollte ſie verlaſſen wie damals in Wiesbaden und wie damals hielten ihn kleine weiße Händ zurück. „O nein, Vivian,“ ſchluchzte und jubelte Nora „Du kannſt ja nicht fortgehen, es iſt nicht moglich, 11 Du weißt ja doch, daß — ich — Dich liebe.“ — — „Endlich,“ ſagte zuletzt der Marcheſe felerlich und ergriffen, „heute am Vorabend unſerer Hochzeſt feiern wir erſt Verlobung, mein ſüßer Liebling.“ „Nora, Vivian,“ ertönte Frau v. Bohlens heitere Stimme plotzlich dicht hinter dem Paare, „alſo bier finde ich Euch. Ich ſuchte ſchon längſt nach Euch, doch immer vergeblich.“ 15 „Mama,“ jubelte das junge Mädchen, die Mutter zärtlich umſchlingend, „wir haben uns eben verlobt, denn Vivian liebt mich gerade ſo wie ich ihn, und wir quälten uns wie Kinder bis zu dieſer Stunde mit ewigen Zweifeln.“ „Aber nun gehoren wir uns ganz und voll fürs Leben,“ fügte del Roga hinzu, „und das „Ja“ am Altar ſoll dem Bunde unſerer Seele den Segen Gottes verleihen.“ „Gott ſegne Euch, meine Kinder, und Lob und Dank ihm, daß Ihr den Weg zu euren Herzen in der elften Stunde fandet.“ — — Das war eine Hochzeit voll echtem Glück und inniger Liebe, welche in der hübſchen Villa am See im kleinſten Bekanntenkreiſe gefeiert wurde. a Als vor dreißig Jahren ein anderer Vivian del Roga vor dem Altar des Herrn ſtand, da war weder in ſeinem noch in dem ſchönen Antlitz der Braut etwas zu leſen vonzLiebe und Seligkeit, Heute ſah es anders aus. 1 85 Fortſetzung folgt. 8