Scluſſe wies Kalnocky auf dasforkdauernde vollſtän⸗ ſtige Einvernehmen Oeſterreich⸗Ungarns mit Deutſch⸗ land wie mit Italien hin, und zuletzt verſicherte er noch, daß Oeſterreich⸗Ungarn überhaupt zu allen Staaten mit Einſchluß Rußlands in freundſchaft⸗ lichen Beziehungen ſtehe. — Wie Graf Kalnoky ſelbſt verſicherte, hat er dieſe Erklärungen hauptſäch⸗ lich abgegeben, um Klarheit und Beruhigung in die allzu peſſimiſtiſchen Auffaſſungen der allgemeinen Lage zu bringen und es ſteht zu hoffen, daß dieſer Zweck auch allzeitig erreicht worden iſt. — In Frankreich machen ſich die erſten Anzeichen der Wahlbewegung anläßlich der allge⸗ meinen Kammer⸗Neuwahlen bemerklich, welche ſchon im Auguſt ſtattfinden ſollen. Das Manifeſt, welches die vereinigten Gruppen der Rechten an ihre Wähler erlaſſen haben, kann als der Beginn der Marchiſti⸗ ſchen Wahlagitation bezeichnet werden, und die poli⸗ tiſche Bedeutung der Kundgebung iſt unverkennbar, denn aus ihr erhellt, daß die monarchiſchen Par⸗ teien geſchloſſen in den Wahlkampf eintreten werden. Auch Prinz Viktor Napoleon hat ſich in einem Schreiben an den Deputirten Mackau zuſtimmend zu dem conſervativen Manifeſt erklärt, die Einigkeit im monarchiſtiſchen Lager iſt alſo eine vollſtändige und die republikaniſchen Gruppen Frankreichs werden ſehr gut thun, ſich hieran ein Beſſpiel zu nehmen. Berlin, 27. Juni. Der Nordd. Allg. Z. zufolge irifft der Kaiſer am Montag Morgen um 8 Uhr in Kiel ein. Es findet kein offizieller Em⸗ pfang ſtatt. An Bord des Hohenzollern wohnt der Kaiſer um 5 Uhr nachmittags der Segelregatta der Mariue bei, verteilt die Preiſe und tritt ſodann ſeine Reiſe noch Norwegen an. Der Aviſo Greif begleitet den Hohenzollern behufs Auft der Poſtverbindung. 1 Berſchiedenes. — Ladenburg, 28. Juni. Am letzten Mittwoch Mittag ertrank der 12jährige Sohn des Bahnorbeſters Schreckenberger von Neckarhauſen beim Baden im Neckar. Derſelben Familie ſtürzte vor mehreren Jahren ein dreijähriges Kind in den Neckar, wo das ſelbe den Tod fand; der Patbe des Kindes, bei welchem es noch wenige Augenblicke vor⸗ her war, wollte dasſelbe retten, kam aber dabei auch um ſein Leben. Der Schmerz der ſchwerbe⸗ troffenen Eltern iſt unbeſchreiblich und machte es einen erſchütternden Eindruck den ſchwerbetroffenen Vater den ganzen Mittag den Neckar nach ſeinem tde durchfuchen ſehen, jedoch vergebens. 15 — 1 1 Seit litzten Sonn⸗ tag findet im Gaſthaus zum Bierkeller in Edingen ein Preiskegeln ſtatt, wobei folgende Preiſe zur Verteilung kommen: Kober. g. Eine filberne Remontoir⸗Uhr mit Dop⸗ pel⸗Deckel. 4. Eine Maſchmaſchine, 5 Ein Hack⸗ u. Häuf⸗Apflug. 6. Ein Hackpfluck. 7. Ein Gewehr mit Geſchoß. 8. Eine Nickel⸗Remontoir⸗Uhr. 9. Ein Spazierſtock. 5 R 25. Juni. Der Oberſt⸗ lieutnant a. D. Auguſt Schneider, der 1870 die Rheinbrücke bei Kehl ſprengte und nach ſeinem Aus⸗ tritt aus dem acliven Dienſte die neue Karte des Großherzogtbums Baden ausarbeitete, iſt geſto rben. — Offenburg, 26. Juni. Am 23. dſs. Nachmittags kurz vor 1 Uhr erſchoß fich in Colmar in ſeiner Wohnung der Reſervelieutnant Müller des dortigen 2. Bataillons Regiments Nr. 112. Der Unglückliche war Amtsrichter hier und hatte ſeine Uebungszeit faſt beendet. Ueber die Beweggründe zu dieſer That iſt bis jetzt noch nichts bekannt ge⸗ worden; feſt ſteht jedoch, daß Müller ein ſehr be liebter und geachteter Offizier war. — Freiburg, 27. Juni. Vor dem hiefigen Schoͤffengerichte erreichte vorgeſtern ein Strafprozeß ſein Ende, der auch für weitere Kreiſe von großem Intereſſe ſein dürfte: Der Pächter der dortigen Bahnhofreſtauration, Stigler, war des Ver⸗ gehens gegen das Nahrungsmittelgeſetz, angeklagt. Stiegler hat erwieſenermaßen die Bierreſte, die von den Reiſenden I. und II Klaſſeſſtehen gelaſſen wurden, im Reſtaurationsſaal III Klaſſe als friſches Bier verkauft. Seine Schweſter, die am Buffet des letzt⸗ genannten Lokals thätig war, erſchien als Mitan⸗ geklagte. Trotz geſchickter Vertheidigung wurde Stigler zu 4 Wochen Gefängniß und 300 M. Geldſtrafe ſeine Schweſter zu 200 M. Geldſtrafe verurteilt. Der Vertreter der Staatsbehörde hat nur Geldſtrafe beantragt. — Bielefeld, 25. Juni. Wegen Vergehens gegen die Sittlichkeit, begangen an einem minder⸗ jährigen Mädchen, war gegen den hier wohnhaften zum fünften mal verheirateten, 72 jähr. Oberſt⸗ ſieutenant a. D. Bre das militärgerichtliche Unter⸗ ſuchungsverfahren eingeleitet worden. Die polizeili⸗ chen Ermittelungen hatten ſchwere Belaſtungsmomente zu Tage gefördert und in den nächſten Tage ſollte vor dem Militärgericht bereits die Vernehmung der Zeugen ſtattfinden. Zur Verhandlung wird es nicht ſommen, da der angeſchuldlate Oberflleutnon ch beute hinter der Ummelmanſchen Biſſzung an ene 5 itofen. 2. Ein 5 ee dem bhieſigen Schwurgerichte der Scharfrichter Rrouz wegen Koͤrperbrrletzung mit nachgefolgtem Tode, bi erſteckt gelegenen Platze am Wal desſaume erſchoſſen 1 hat. — Verlin, 25. Jun. Heute wurde bor gangen an ſeinem Gehilfen Gummich. verhandelt, Krautz wurde von den Geſchworenen, welche wi die Erhebungen ergaben, anuahmen, daß derſelbe aus Notwehr gehandelt, freigeſprochen. Die En⸗ laſſung des Krautz erfolgte ſofort. — Vor Freude geſtorben. Der in Berlin O). wohlbekannte und allgemein belſebte Rentier und Hausbeſitzer Bernhard E. machte am geſtrigen Tage in den Anlagen vor dem Schleſiſchen Thor feinen gewohnten Spaziergang. Da trittihm ein Fremder enk⸗ gegen und ſpricht ihn mit dem Worten an Kenn Du mich nicht mehr?“ E, faßt den Sprecher ing Auge und ſtürzte ihm dann mit dem Ausruf; „Gotz Alfred, mein Bruder!“ in die Arme. Als ſie dic einige Zeit ſo umſchlungen gehalten, will ſich Alfred aus der Umarmung ſeines Bruders befreien. Do bemerkte er zu ſeinem Schrecken daß Bernhard nur mühſam nach Athem ringt und gleich darauf ohn⸗ maͤchtig zuſammen finkt. Man bringt den Bewußt loſen in ſeine Wohnung und dort berſcheſdel ez, noch ehe ärztliche Hilfe zu Stelle war. Ein Herz ſchlag hatte dem Leben des etwas korpulenten aber trotz ſeiner 60 Johre noch dußerſt rüſtigen Herrn ein jähes Ende bereitet. Die freudige Ueberkaſchung darüber, daß er ſeinen Bruder, der nach zwanzig jähriger Trennung aus fernem Lande herüberge⸗ kommen war, ganz unvermutet in den Armen lenz, hatte ihn getödtet. Als der Bruder, der don ſeiner bevorſtehenden Ankunft nichts hatte verlauten laſſen in der Wohnung vorſprach und dort vernahm, daß ſich Herr E. auf einem Spaziergange befinde, wat er in ſeiner Ungeduld demſelben nachgeeſlt, der Zufall lenkte ihn auf die richtige Führte, die beiden Brüder trafen ich und die unberhoffte Be⸗ gegnung führte die oben geſchilderte Kataſtrophe erbei. i — Lon don, 25. Juni. (Im Tufo chen Wachsfigurenkabinet) langte heute per Poſt eine ber⸗ dächtige Kiſte an, welche ſich als eine mit Ona und Pulver geladene höchſt gefährliche Höllenmaſch ine entpuppte, deren Exploſion das ganze Kabinet zer⸗ ſtört hätte. Abſender der Kiſte iſt mutmaßlich ein entlaſſener Diener. auf die niemand eine Antwort hatte; der glückliche Bräutigam erhob ſich endlich, froh, daß die Zeit gekommen war fich mit einigen nichtſagenden Worten zu empfehlen. Als die Thür hinter ihm zugefallen, wandte Nora das liebliche Geſichtchen zu dem Marcheſe; „Und Sie — Du konnteſt denken, daß ich Arthur liebe?“ „Ich danke Gott dafür, daß dem nicht iſt; Du wirſt einen Mann mit beſſerem Charakter und feſteren Grundsätzen wählen — und mit demſelben glücklich werden.“ Das Herz des jungen Mädchens zog ſich von neuem ſchmerzlich zuſammen; warum ſprach er immer von jener Zeit, würde! Hatte er, der geſtern um ihr Herz, ihre Hand geworben, den heute keine Liebe mehr für ſie ? Und doch empfand ſie ein noch nie geahntes Gefühl, wenn ſie auf ihn ſchaute, in ſeiner Gegenwart „Iſt das die Liebe?!“ — — ren deſſen Wittwe und Tochter reiſefertig, ſie wollten für den Reſt des Winters nach Genf ziehen, unn 1115 hatte ausgemacht, daß Vivian ihnen bald folgen olle. Unten vor dem Hauſe ſtand der Wagen ſchon, wel cher die drei Perſonen zur Bahn bringen ſollte der Diener trug Plaids und Handgepäck hinab, nu⸗ Frau v. Bohlen ſchien noch nicht reiſefertig denn man wartete auf fie. Drinnen im Wohnzimmer ſtanden Hand in — — — wurde das arme klopfende Herz ruhig, ſtiller Friede zog ein in daſſelbe und eine innere Stimme frug: Hand Bivian und Nora um Abſchied von einander zu nehme n. „Gott behüte Dich, Kind,“ ſagte er einfach, aber es bedurfte all ſeiner Manneskraft um ihr nicht zu zeigen, wie ſein Gemüt erregt war „und vergieb, daß ich Dir dieſe Verlobung auf⸗ legte, doch ſie war nöthig; ich hätte ſonſt nie oll die fatalen Sachen zu ordnen vermocht. Aber Du ſollſt bald wieder frei ſein, Nora, mein Wort darauf. Sie wurde ſehr blaß, eine töͤtliche Angſt er⸗ faßte ſie bei den Gedanken, ſich von ihm und auf immer trennen zu ſollen und plötzlich ergriff ſie ſeine Hand. f wenn das Wort was ſie einander heute gegeben, wieder aufgehoben ſein Vipian, ſagte ſte haſtig in gep reßtem Tone, laß mich — nicht allein — habe Geduld mit mir — und ich will Dir mein ganzes Leben hindurch den Dank abtragen, den ich Dir ſchuldig bin. Aber — geh nicht — für immer fort. Da bog er ſich nieder zu ihr und in ſeiner Stimme erklang ein Jubelton. Dich recht verſtanden, Du willſt — mein Weib werden. Drei Wochen nach dem Tode des Oberſt wa⸗ „Ja, Vivian, ich will,“ nickte ſie, groß 1 Der freudige Strahl ſeines Auges erloſch ſo plötzlich als er gekommen, ein tiefer Seufzer hob ſeine Bruſt und er ließ die kleine Hand los, die er noch immer feſthielt. „Nein, rief er faſt rauh, kein Opfer mehr!“ — Bittend faßten die ſchlanken Finger die ſeinen finden ſollte. binter Mutter und Tochter, und es Mühe, ihre innere Ruhe zu erkämpfen. ohne f aufzuſehen, „meine Dankbarkeit gegen Dich iſt ſo t'gam eintreffen, und Frau v. Bohlen mit i Tochter machten ſich zeitig auf den Weg zum Bahn hof, ihn abzuholen. „ich verlange aus Dankbarkeit — ich verlange gehaucht. feuchten Auges ſchaute das junge Mädchen zu dem Verlobten auf und flöſterte befangen: Bleibe bei mir, Vivian, ich berginge vor Ang, wenn ich wieder allein ſtehen müßte. Zum erſtenmale ſchloß Vivian das junge Mäͤd⸗ chen an ſein Herz mit all der Zurtlichkeit eines Bräutigams, zum erſtenmale und immer wieder küßte er die rofigen Lippen, welche ſo ſüß bitten konnten. f Ja, in dieſer Stunde ging ein blendender Stern in ſeiner Seele auf, eine Zukunft, ſo ſelig und köstlich, wie er kaum je zu träumen gewagt. 6 f 0 5 — mn el So verſtrich die Zeit bis zur Hochzelt, welt ap auf Noras Wunſch am Namenstag der Mutter ſtatt⸗ Der Beſefwechſel zwiſchen dem Beaufpar war haufiger geweſen, wenn ſchon darm gegen eine gewiſſe Befangenheit vorherrſchte, „Nora, Nora, was haſt Du geſagt? Habe ich Wie ein umpfer Traum lag die Vergangenheit e ein pfe 9 loſtte bebe der Bräu⸗ 5 2 it ſollt Am Vorabend der Hochzeit 11 e 11 Nora ſah reizend aus. Das dunkle Trauer“ kleid war durch einen feinen Silberſtreifen am 0 belebt an der Bruſt trug ſie eine dunkle Roe 1 ihr Antlitz war von freudiger Wag 0 1