bei Kalſer Wilhelm endgültig mitgeteilt, entzieht ſich natürlich jeder Controle. Das Kaiſerpaar begibt ſich von Stuttgart nach Sigmaringen, um hier am 27. Juni der Vermäh⸗ luung des Erbprinzen Wilhelm von Hohenzollern mit der Prinzeſſin Thereſe von Bourbon beizuwohnen. Alsdann reiſt die Kaiſerin nach Kiſſingen, während ſich der Kaiſer auf einen Tag nach Berlin zurück⸗ begibt, um hierauf ſeine Reiſe nach Norwegen an⸗ zutreten. — Die bſterreichiſch⸗ungariſchen Parlaments ausſchüſſe find am Sonnabend in Wien zuſammen⸗ getreten. Das „Fremdenblatt“ begleitet das Ereig⸗ nis mit einem Artikel, in welchem es heißt, die europäiſche Lage ſei, abgeſehen von heftigen An⸗ ſtürmen gegen die Friedensliga, unverändert. Der Verlauf der Delegationen werde auf's Neue von unerſchütterlichen Friedensliebe und Lofalität Oeſter⸗ reich⸗Ungarns, aber auch von ſeiner Entſchloſſenheit, über ſeine Intereſſen mit Fürſorge zu wachen und dieſelben nachdrücklich zu verteidigen, Zeugnis ab⸗ legen. g — In Ser dien begeht man in dieſer Woche eine hiſtoriſch⸗politiſche Erinnerungsfeier, die Koſſo⸗ wo⸗FFeier. Am kommenden Donnerstag werden 500 Jahre vergangen ſein, daß die Türken in der Schlacht auf dem Amſelfeld (Koſſowopolje) die Unabhängig⸗ keit und Freiheit Serbiens für faſt 5 Jahrhunderte vernichteten und die 500. Wiederkehr dieſes für Serbien bedeutungsvollen Gedenktages ſoll nun ge⸗ bührend b⸗gangen werden. Ob die Gedenkfeier wirk⸗ lich jedes politiſchen Hintergrundes entbehrt, wie der ſerbiſche Miniſterpräfident Gruis in einem Rund⸗ ſchreiben verfichert, muß freilich angeſichts der Wüh⸗ lereien der nationalen Heißſporne in Serbien bezwei⸗ felt werden. Berſchiedenes. — Ladenburg, 24. Juni. Seen cht. kurz vor 12 Uhr machte in der Nähe des 1 N Seilerhäuschens ein ca. 22jähriger Poſtgehilfe von Hüttenheim bei Lampertheim ein Selbſtmordverſuch, indem ſich derſelbe eine Kugel mittelſt ein -s Revol⸗ vers in den Leib ſchoß und ſich dadurch ſchwere innere Verletzungen zuzog, welche an ein Aufkom⸗ men des jungen Mannes ſchwer denken laſſen. Der Grund mag wohl in verſchmähter Liebe zu ſuchen ſein, da die Erkundigungen in Lampertheim, wo der Unglückliche angeſtellt war, ergaben, daß dienſt⸗ lich alles ſich in Ordnung befinde. — Bei dem geſtrigen Gewitter ſchlug der Blitz in eine Scheune in Seckenheim ein, ohne zu zün⸗ den. Der verurſachte Schaden beträgt ca. 120 M. — Mannheim, 24. Juni. Ein Gewitter zog geſtern Nachmittag von Norden her den Neckar aufwärts und entlud ſich mit außerordentliche Hef. tigkeit über der Neckarvorſtadt, wo der Blitz in die Schillerlinde ſchlug und dieſelbe, ſowie ihre Umzäun⸗ ung zerſchmetterte. Außerdem ſuhr ein Blitzſtrahl in den Neubau des Herrn Albert Junker in ZE und richtete bedeutenden Schaden an. Beſonders ſtark tobte das Gewitter in der Nähe des Friedhofs, wo Hagelſtücke in der Größe von Taubeneiern fielen. Große Verwüſtungen richtete dortſelbſt das Unwetter insbeſondere in der Gärtnerei des Herrn Kocher an. Das ſich während des Gewitters bietende Schauspiel war ein merkwürdiges, da die Stadt diesſeits des Neckar im hellſten Sonnenſchein dalag und hier nicht ein Tropfen niederging. ö 5 — Maunheim, 24. Juni. Am Samstag Abend ſollte der Einkaſſierer der Eichbaumbrauerei⸗ Geſellſchaft Georg Arnold auf dem hiefigen Steuer⸗ amt 800 M. für die Geſellſchaft bezahlen. Arnold kam dieſem Auftrag auch nach, kehrte jedoch nicht mehr zurück. Als man nach ſeinem Verbleib Nach⸗ forſchungen anſtellte, ſtellte ſich heraus, daß Ar⸗ nold flüchtig gegangen war. Die weiteren Erhebun⸗ gen ergaben ſodann, daß der Flüchtiggegangene die Geſellſchaft um circa 8000 bis 9000 Mark betro⸗ gen hat, indem er von den Geldern, die er bei hieſi⸗ gen Wirten, welche Bier von der Eichbaumbraue rei beziehen, eingezogen, die Hälfte für ſich behalten. Seinem Auftraggeber ſchwindelte er vor, die Wirthe hätten blos die Hälfte bezahlt und wollen das Fehlende in den nächſten Tagen entrichten. — Neckargemünd. 21. Juni. Ein ſchreck⸗ licher Unglücksfall ereignete ſich heute Vormittag in der Nähe der Werner'ſchen Kunſtmühle. Den mit Ader Heuernte beſchäftigten Arbeitern waren Kinder gefolgt, die der Vorſicht halber wieder nach Hauſe geſchickt wurden. Unterwegs machten ſich die Kinder an dem Elſenzbach zu ſchaffen und nach wenigen Minuten meldeten ſie in der Mühle, daß das 4jährige Söhnchen des Steinbruchbeſitzers Aman in den Bach gefallen ſei. Nach halbſtündigem Su⸗ chen wurde das Kind an das Land gebracht. Die bedauernswerthen Eltern find auf der Reiſe. — Köln, 23. Juni. Ein mächtiges Gewitter zog geſtern zwiſchen 6 und 7 Uhr über die Stadt. Nachdem ſchon 6 Uhr ein gewaltiger Krach die Bürger erſchreckt hatte, folgte um 6 % Uhr ein noch furchbarerer. In unmittelbarer Nüße des Po⸗ 4 mes ſchoß, laut Fikf. Ztg., eine große Feuerſäule um 6¼ Uhr auf die Spitze des ſüldlichen Thurmez los, und im ſelbigen Augenblicke ſtürzten 2 große Stücke von der oberſten Kreuzblume herab. Als der ſtrömende Gewitterregen nach 7 Uhr etwas nachgelaſſen hatte, ging ich auf die Straße in die Nähe des Thurmes, wo der ganze breite Gehweg mit Bruchtheilen der herabgeſtürzten Kreuz⸗ blumenteile (Sandſtein) bedeckt war. Es waren da⸗ bei Stück? von Kopf⸗ und Handgröße, ein Teſl war durch die Wucht des Falles aus der gewol⸗ tigen Höhe wie zerrieben auf dem Gehweg ausge⸗ breitet. — Von einem furchtbaren Akte der Volkszuſtiz berichtet man aus Dubowetz. Daſelbſt wohnte ein Wucherer mit Namen Meſchulim Sokal, der hier ſchon ſeit langer Zeit ſein Unweſen trieb. Die melſten Bauernhöfe gehörten ihm, die Bauernſamilſen der ganzen Umgegend waren ihm verſchuldet; er halte viele um Haus und Hof gebracht und ſie zu Bette lern gemacht, das bergaßen ſie ihm nicht. Die er⸗ bitterten Bauern nahmen fürchterliche Rache an ihm Sie lauerten ihm auf der Straße auf, riſſen ihn vom Wagen, ſtießen ihn zur Erde und hleben ſo lange mit den Dreſchflegeln auf ihn los, bis e unter gräßlichem Geſchrei ſeinen Geiſt ausbauchte, Nun fuhren 5 der angeſehenſten Bauern zur ges richtsſtelle und ſtellten ſich als Thäter der furchtbaren Mordthat. — Ne w⸗Hork, 22. Juni. In Newlaſtle in Ausſtralien iſt eine derer giebigſten Goldminen eſnge⸗ ſtürzt. 60 Bergleute ſind in den Stollen begraben, Es werden Anſtrengungen gemacht, die Unglücklich zu retten, doch ſcheint es, daß die Hilfsgetſon z ſpät kommt. Die Arbeiter dürften bereits alle od ſein. — New⸗Hork, 22. Juni. (Zwölf Menſchen verunglückt.) Die in Boſton ſeit vielen Jahren be⸗ ſtandene Fabrik von Feuerwerkskörpern iſt ſeit heute früh ein Schutthaufen. Eine Exploſton hat das wee läufige Gebäude in Trümmer gelegt, wobef zwölf Menſchen getödet wurden. Der angerſchtete Schaden beträgt ſtebenzigtauſend Dollars. a — (Das Schreckenskind.) Dame: Werden Sie das Kleid ganz ablegen? Hausfrau: „Nein, ic möchte es färben laſſen, weiß aber noch nicht wwe Söhnchen: Mama, kannſt Du das Kleid nicht mit der Farbe färben, mit der Du Deine Backen faͤrbſt? in welchem eine beiſpieloſe Verwirrung herrſchte; die von dem Verſtorbenen früher immer abgewieſe⸗ nen Gläubiger drängten hinein und faßten, da Frau von Bohlen ſich nicht ſehen ließ, im Korridor Poſto, um zu bleiben, bis ihre Forderungen befriedigt würden. Natürlich machte des reichen Marcheſe del Roga Erſcheinung dieſem wiederlichen Treiben ſo⸗ gleich ein Ende; mit halblauter Stimme und ern ſten Blick befahl er den Leuten, ſogleich das Haus zu verlaſſen, damit „ſeine Vraut“ und ihre Mutter nicht beläſtigt würden. Er ſelbſt wollte am ſelben Tage in ſeiner Wohnung ihre Forderungen durchſehen und bezahlen. Das half. Die Gläubiger fuhren erſchrocken zuſammen, verneigten ſich tief demütig, um Enſchul⸗ digung bittend, und wandten ſich unverweilt zur Thür, denn der reiche italieniſche Marcheſe war über⸗ all bekannt. Frau von Bohlen lag auf dem Divan in ihrem Boudoir, die verweinten Augen halb geſchloſſen doch ohne zu ſchlummern, und Nora ſaß mit gefalteten Händen am Fenſter in den ſchneebedeckten Garten ſtarrend. Jetzt trug fie ein Trauergewand, in weichen Falten umfloß es die ſchlanke Geſtalt und ließ ſie größer erſcheinen; lilienweiß hob ſich das zarte Ge⸗ ficht und die Hände von der düſteren Farbe ab; es war ein herzzerreißender Anblick und Bivian wäre am liebſten zu ihr hingeeilt hätte ſie in die Arme geſchloſſen und ſeine geliebte Braut genannt. Aber er beherrſchte ſeine Empfindungen voll⸗ ſtändig, zudem kamen ihm in dem Augenblick ihre troſt loſen Worte ins Gedächtniß: „Was kann för mich noch ſchlimmeres kommen.“ Wieder zog das heiße Weh in ſein Herz, das er am Ballabend em⸗ pfunden, als Nora mit hilfeſuchendem Blick ihn zu⸗ rückwies. Vor der Welt nannte er ſie nun ſeine Braut, doch in Warheit ſtand ſie im jetzt ferner denn jemals. Beim Eintritt des Marcheſe erhob ſich das junge Mädchen, während ein [heller Freudenſtrahl ihre Geſichtszüge erhellte. „Vivian,“ hauchte ſie. Noch kam der Name zaghaft von ihren Lippen, aber der ſtattliche Mann empfand dennoch namenloſe Freude dabei und ergriff die Finger, um ſie an die Lippen zu ziehen. Raſch wandte er ſich nun zu Frau von Bohlen, welche ſich mühſam aufzurichten ſtrebte. „So müſſen wir uns wiederſehen, gnädige Frau!“ „O, Herr Marcheſe!“ rief Frau von Bohlen, ſte beſaß keine Thräne mehr, in z ahlloſen kummer⸗ vollen Tagen hatte ſie ſich ausgeweint und der na⸗ gende Schmerz drin in der Bruſt ſchien äußerlich wie Kälte; „Nora hat mir alles geſagt und ich danke Ihnen — daß ſie uns — retten wollen. Aber wie ſollen wie ſollen wir Ihnen — dies jemals vergelten?“ N „Meine liebe gnädige Frau, ſprechen ſie doch nicht davon; Fräulein Nora bringt ja dem Toten das ſchwere Opfer, eine Zeitlang für meine Braut zu gelten. Nur ſo lange bis ich all die Angelegen⸗ heiten 970 85 gebracht habe.“ oras Herz ſchnürte ſich ſchmerzlich zu ſie wandte ſich ab. e ee „O, Marcheſe, Sie wiſſen nicht alles! Wenn Sie es wüßten — würden Sie uns und — dem Toten fluchen und uns auf immer den Rücken wen⸗ den.“ (Fortſetzung folgt) Die Bewußte. Beſtie mit der ſchlanken Taille, Quälgeiſt aus Amerika, Menſchenmarternde Canaille, Hat der — — dich ſchon da! Rüſſeltiger Hausbyäne, Rumpfentſproſſener Scorpion, Schlummerſcheuchende Sirene Singſt du gar im Juni ſchon? Nahſt du wieder langgebeinte, Leichtbeſchwingte Vampyrbrut? Lechzt ihr abgefeimte Feinde, Wieder ſchon nach unſerm Blut 5 Kauert ſtill an Wand und Decke Im Gefältel wie zum Sprung, Stürzt euch dann aus dem Verſtecke Gierig in der Dämmerung! . Wagt euch frech an jede Bloße, Selbſt nicht vor der Unſchuld bang; Schert euch tückiſch wie der Böſe, Nicht um Alter Stand und Rang! Brüder, Schweſtern! Auf zum Kampfe Schafft den Peinigern Verdruß, Sei's mit Räucherpulverdampfe, Sei's mit Laub vom Baum der Nuß Auf zur abendlichen Hetze! Schaut die Plänkler kommen ſchon, Haltet Treibjagd! ſpannt die Netze! Und gebt keinem Schuft Pardon. Stopft die Pfeifen mit Tabake Aus dem Ladenburg der Pfalz, Denn das Ungethüm, die Schnale i Geht uns ſchon wieder an den Hals.