blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg, ——̃—— ä — —.— — ꝶꝗ— . ⅛ ¼˙˙—ð 7 Abonnementseinladung. Mit dem 1. Juli beginnt ein neues Quartal dieſes Blattes und laden zum Abonnement hierauf ergebenſt ein. Die Expedition. Polſitiſches Karlsruhe, 18. Juni. Der Kaiſer ſagt in einem Handſchreiben an den Großherzog, es ſei zu ſeiner Kenntnis gekommen, daß Prinz Maximi⸗ llan von Baden nach Vollendung ſeiner Studien und nach Abſolvirung des juriſtiſchen Doktor⸗Exa⸗ mens ſich auf das Offizier⸗Examen vorbereite, um alsdann als Offizier in das Gardeküraſſter⸗Regi⸗ ment aufgenommen zu werden. Dieſes veranlaſſe Ion, den Prinzen Moximilian ſchon jetzt zum Se⸗ konde⸗Vieutenant à la suite der Gardeküraſſiere zu ernennen, wobei er es dem Prinzen Wilhelm über⸗ zu beſtimmen. Berlin, 19. Juni. Die auswärtige Lage, die in der jüngſten Zeit vielfach in einem trüben Lichte dargeſt⸗llt worden, zeigt heute wieder ein friedliches Geſicht. Der Trinkſpruch des Zaren auf den Fürſten von Montenegro, der in der euro⸗ Verbindung mit teils übertriebenen, teils ganz un⸗ wahren Nachrichten über ruſſiſche Rüſtungen die Geſchäftswelt beunruhigt, iſt jetzt wieder vergeſſen. Daß Rußland ſich auf die Eventualität eines bal⸗ digen Krieges einrichtet, daß es neue Kriegsſchiffe ſtrategiſche Eiſenbahnen baut und die Schlagfertigkeit laſſe, den Zeitpunkt des Dienſtantritts ſeines Sohnes päſſchen Preſſe ſo viel Staub aufgewirbelt und in im baltiſchen und ſchwarzen Meere herſtellt, daß es weil er ſpäter vielleicht doch geführt werden muß.“ Unſer b Anzeigen ruck 8 Famskag den 22. Juni er für Ladenburg und Amgegend. 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. die : die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Raum Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 1889. ſeiner Armee, die derjenigen aller übrigen europäiſchen Heere bedeutend nachſteht, vervollkommnet, iſt nichts Neues und kann Niemanden überraſchen, da alle anderen Mächte das Gleiche thun. Daß es die Oſtſe⸗provinzen ruſſiftzirt und auf die Vergrößerung ſeines Einfluſſes in den Balkanſtaaten hinarbeitet, iſt nicht minder ſelbſtverſtändlich. Freilich wenn Rußland den Abſchluß einer Militärkonvention mit Serbien von dem letzteren gefordert hätte, deſſen es bezichtigt worden, dann würde Oeſterreich Grund gehabt haben, ſich zu beunruhigen. Aber dieſe Nach⸗ richt trug den Stempel der Lüge an der Stirn, denn Rußland wäre dadurch aus ſeiner Reſerve herausgetreten und hätte ſich mittelbar einer Provo⸗ kation Oeſterreich ſchuldig gemacht. Die ſerbiſchen Verweckelungen, an die wir ja ſchon längſt gewöhnt find, haben durchaus nichts Beunruhigendes für uns, und ſie müßten uns eben ſo kalt laſſen, wie ſeiner Zeit die Verwirrung in Bulgarien. Die jetzi⸗ gen Machthaber in Serbien werden ſich hüten, ihrer auswärtigen Politik eine Richtung zu geben, die Oeſterreich zu einer Intervention in den ſerbiſchen Angelegenheiten zwingen und dem jetzigen Regiment in Serbien ein raſches Ende bereiten müßte. Unſere Nachbarn, ſo feindlich ſie auch uns gegenüber ge⸗ finnt ſein mögen, werden uns doch auf lange Zeit hinaus nicht angreifen. Was unſere eigene aus⸗ wärtige Politik aber anlangt, ſo ſollten wir uns ſtets der Worte des Kaiſers Wilhelm II. er⸗ innern: „Die Leiden eines ſelbſt ſiegreichen Krieges über mein Volk zu verhängen, iſt mit meinem chriſtlichen Glauben nicht verträglich“, ebenſo wie wir nicht vergeſſen ſollten, was Fürſt Bismarck vor 2 Jahren im Reichstage erklärt hat: „Mein Rat wird nie dahin gehen, einen Krieg deshalb zu führen ſteldſe Telegraph meldet, es ſcheint ihr demnach geſchäfttreibendes Publikum ſollte ſich deshalb nicht durch ſolche ganz willkürliche Heraufbeſchwörung n von Kriegsbeſorgniſſen, denen wir von Zeit zu Zeit begegnen werden, beunruhigen laſſen. Unſere auswärtige Lage wird vorausſichtlich noch för die nächſten Jahre nicht ſchlimmer ſein, als heute. Berlin, 19. Juni. In Frankreich fühlt man plotzlich das Bedürfnis einer beträchtlichen Vermehrung der franzöſtſchen Flotte. Admiral Dam⸗ pierre hat demſelben zuerſt Ausdruck verliehen indem er jüngſt in der Deputirtenkammer erklärte, Frank⸗ reich dürfe ſich ſeinen Namen als zweitgrößte See ⸗ macht nicht nehmen laſſen und der Marineminiſter Krantz teilte in der Dienſtagfitzung der Kammer bei Beratung des Marin⸗butgets ganz offen mit, er werde nächſtens einen Marine⸗Credit von 50 bis 60 Millionen Frs. beantragen. Die Kammer nahm dieſe Mitteilung mit Bewegung auf, wie der of dieſe neue große Ausgabe für Rüſtungszwecke doch nicht recht zu behagen, aber ſelbſtverſtändlich wird ſie ſich ſchleßlich bereit finden laſſen, den angekün⸗ digten Credit zu genehmigen. — Der Opportu niſten⸗Führer Ferry hat ſich auf einer Pariſer Ver ſammlung ſeiner Parteigenoſſen wieder einmal recht zuverſichtlich gegenüber den Plänen Boulanger's ausgeſprochen. Pathetiſch erklärte er hierbei, die Nachkommen der Männer von 1789 würden fi niemals in die Arme eines Diktators werfen; de gute Ferry ſcheint aber ganz vergeſſen zu haben daß ſich die Franzoſen ſeit 1789 ſchon mehr als einmal unter das Joch eines Diktators gebeugt haben! a Stuttgart, 18. Juni. Den neueſten Dis⸗ poſitionen zufolge trifft der Kaiſer am 25. ds., Vormittags 9 Ühr, hier ein; auf dem Bahnhof, Roman von H. von Ziegler. Nachdruck verboten 11. Fortſ. Frau von Bohlen und die Dienerſchaft ſtürtz⸗ ten entſetzt herbei und der heraufdämmernde Mor⸗ gen beleuchtete die furchtbarſte Verwirrung in der ganzen Villa. die unglückliche Witwe und umſonſt bemühte man ſich, ſie zum Aufſtehen zu bewegen. „er muß wieder aufwachen, ich weiß es, denn er die Kugel tödte mich ——“ Am Schreibtiſche chen Todenantlitz dort drüben; ſie ſtarrte auf das Blatt Papier in ihren Handen, daß litzte Vermächt⸗ niß für ſie und ihre Mutter, während ein ſeltſa⸗ mer Entſchluß hinter Noras weißer Stirn erwachte. Vorüber war all der kindliche Frohſinn, die heitere Unbefangenheit und ſpeühen deLebensluſt der früheren Tage, ſie glaubte nie wieder lachen zu können, denn Am Boden neben der Leiche des Gatten kniete „Nein,“ flüſterte die halberre vor Jammer der furchtbare Schuß hallte ihr noch durch Kopf und Herz. Langſam faltete ſie den Brief zuſammen, winkte dem alten Kammerdiener des Vaters und ſchritt im voran ins Nebenzimmer. i „Johann,“ ſagte ſie klanglos und hielt ihm bittend wie einem Freunde, die kleine Hand entge⸗ gen, „wollen ſie mir einen ſehr großen Gefallen erweiſen?“ „O, gnädiges Fräulein,“ ſagte der Alte bit⸗ terlich weinend und neigte ſich über die ſchlanken Finger, „was immer Sie wollen, ſagen ſie es mir — und ich erfülle Ihre Befehle.“ ö „Ich muß ausfahren. Können Sie mich be⸗ gleiten?“ ö „Gnädiges Fräulein, es iſt erſt 8 Uhr früh —“ kann es den Seinen nicht angethan haben. O, ein Selbſtmörder, ein Selbſtmörder; Bohlen gie b mir vorher den Marcheſe del Roga ſprechen. Es hängt des Vaters lehnte Nora; noch trug ſie die ſchimmernden Feſtkleider und über dem Teppich rieſelten Maiglöckchen bis zu dem blei⸗ „Um ſo beſſer. In einer Stunde weiß die ganze Stadt, was bei uns vo fiel — und ich muß für uns alles davon ab“ Nur ein kurzer trauriger Blick des alten Mannes glitt über das ſüße, todenblaſſe G ſichtchen ſeiner jungen Herrin, dann verneigte er ſich un d ſagte: „Es ſoll ſofort angeſpannt werden.“ Vivlan del Roga war gewohnt, früh aufzu⸗ ſtehen und ſaß auch heute ſeiner Gewohnheit gemäß ſchon um 8 Uhr beim Frühflück, um die Zeitung des vorigen Tages zu leſen. Sein ſchönes männliches Antlitz war tiefernſte er ſeufzte manchmal ſchwer und fuhr mit der Han über die Stirn, als wolle er einen böſen Trau verſcheuchen. 2 5 Noch vor vierundzwanzig Stunden hatte die Zu⸗ kunft ihm roſig gewinkt, aber dann hatte die Ge⸗ liebte im offen bekannt, ſie könne in nicht lieben — der Traum verſchwand und grau-, öde Gegenwart blieb zurück.“ 5 Und doch, bei allem Schmerz, den ihre Worte im bereitet, dankte er ihr, daß ſie ehrlich zu ih geweſen und ihn nicht vielleicht aus weltllichen Gründen, wie ſo manche andere gethan haben würde, angenommen. . Ob ſie wirklich Arthur liebte? 3 Wie oft er die Frage auch zurückgedrängt, immer von neuem tauchte ſie in ihm auf; er vermochte ſie nicht zu beantworten. 3 Laungſam ſtand er auf und trat zum Schreib- tiſch; er wollte ſeinem Intendanten nach Kaſtell Roga ſchreiben, ſeine Ankunft melden, damit alles bereit ſei, denndie Reiſe war feſt beſchloſſen. f Abermals ſeufzte er ſchmerzlich — da ſuhr drunten am Hauſe raſſelnd ein Wagen vor und gleich darauf läutete es an der Glocke. „So früh, wer kann wohl jetzt zu mir kom! men,“ dachte Vivian bei ſich; da war die Thür ungeſtüm aufgeriſſen, er ſprang empor und ſtarrte kaum ſeiner Sinne mächtig, nach der Geſtalt, die