5 1 10 1 kommt, lt. fr. Ztg., am 26. Auguſt auf 5 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. ä —— Nr. 49 Volitiſces Baden, 16. Juni. Der Schah von . Tage hierher. Berl in, 15. Juni. Der Reichsanzeiger ſchreibt: Der heutige Tag iſt dem Andenken des Kaiſers Friedtich geweiht; mit dem Kaiſer und dem könig⸗ lichen Hauſe empfindet das ganze deutſche Volk bei der erſten Wiederkehr des Todestages von Neuem lebhaft den tiefen Schmerz, welchen die Krankheit und das allzu frühe Hinſcheiden des edlen, in vollſter Manneskraft ſtehenden, zuletzt ſo ſchwer geprüften Fürſten, allen fühlenden Menſchen, insbeſondere dem preußiſchen und deutſchen Vaterlande bereitete. Aber mit der Trauer um den geliebten Herrſcher erneuert ſich am heutigen Tage auch das Gedächtsniß an ſein keiches, geſegnetes Wirken, welches überall im Kreiſe der Königsfamilien, in der Geſchichte Preußens und Deutſchlands ſowie in den Herzen aller Deutſchen nimmer vergängliche Spuren hinterlaſſen wird auch für die Lebenden, wie für die Nachwelt immerdar eine Quelle vaterländiſcher Erhebung bilden wird. In dieſem Sinne lenken ſich heute Aller Herzen und Sinne dem Andenken des hochſeligen Kaiſers Friedrich zu. Berlin, 18. Juni. Für das Sachſenland find die feſtlich⸗ſchönen Tage, welche die 800 jährige Jubelfeier des erlauchten Wettiner Hauſes umranken, nunmehr angebrochen und ganz Deutſchland nimmt im Geiſte herzlichen Anteil an dieſen Feſtlichkeiten. Dieſelben fanden ihre würdige Einleitung mit der am Donnerstag erfolgten feierlichen Eröffnung der außerordentlichen Seſſion, zu welcher der ſäͤchfiſche Landtag anläßlich des Wettinjubiläums zuſammen⸗ getreten iſt und ſelbſtverſtändlich wurde hierbei des freudigen Anlaſſes des außerordentlichen Zuſammen⸗ Frſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. prels vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Far die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. . 7 125 110 Mittwoch den 19. Juni trittes der Landboten gebührend gedacht. Am Frei⸗ tag fand in Dresden, welches als die Refidenz des ſächfiſchen Königshauses und Hauptſtadt des Sach⸗ ſenlandes überhaupt ja den natürl tichen Mittelpunkt der geſamten Jubiläumsfeierlichkeiten bildet, die Ge⸗ neralptobe zu dem Armeefeſte ſtatt und am Sonn⸗ abend nahmen die königlichen Majeſtäten die Glück⸗ wünſche des Landtages durch eine Abordnung beider Kammern entgegen. Außerdem war Mittags im Refidenzſchloſſe Tafel für die Landtagsabgeordneten und Abends brachten die Studierenden des Dres⸗ dener Polytechnikums, der Tharandter Forſtakademie und der Freiberger Bergakademie dem Königspaare ein Fackelzug dar. Am Sonntag wurde der Reigen der eigentlichen Jubiläumsfeſtlichkeiten eröffnet und war der 16. Juni zugleich der Feſttag für das ganze Land, an welchem man ſelbſt in dem entle⸗ genſten Gebirgsdörſchen das Feſt des geliebten Kö⸗ nigshauſes freudig mitbeging. In Dresden ſelbſt fand am genannten Tage Feſtgottesdienſt in allen Kirchen ſtatt, worauf am Hofe großer Empfang und Glückwunſcheour folgten, während am Abend das Armeefeſt vor König Albert und der königlichen Familie einen glänzenden Verlauf nahm. Der Mon⸗ tag war zumeiſt der Begrüßung der am Jubiläum teilnehmenden fremden Fürſtlichkeiten gewidmet; für den heutigen Tag um 9 Uhr Vormittags ſieht man dem Eintreffen des Kaiſers entgegen, vor welchem um 10 Uhr große Truppen⸗Parade auf dem Alaun⸗ platze angeſetzt war. Nachmittags 3 Uhr findet die Enthüllung des König⸗Johann⸗Denkmales und abends die Wiederholung des Armeefeſtes vor dem Kaiſer ſtatt, worauf die Rückreiſe des kaiſerlichen Herrn nach Potsdam erfolgt. Den Glanzpunkt des morgigen Tages bildet ſelbſtverſtändlich der große Huldigungszug des Landes vor dem Königspaare Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. die Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. von Waldburg, den und ſeinen erlauchten Gäſten, während Abends die Stadt Dresden ein Feſt auf der Brühl'ſchen Te⸗ raſſe giebt; ein glänzendes römiſches Feuerwerk wird den Cyelus all' dieſer Feſtlichkeiten beſchließen. — In Württemberg feiert man bekannt⸗ lich demnächſt auch ein Jubelfeſt, das 25jährige Regierungsjubiläum des Königs Karl, deſſen Haupt⸗ tag auf den 25. Juni fällt. Die einleitenden Feier⸗ lichkeiten haben indeſſen ſchon begonnen und gehörte zu ihnen die am Donnerſtag den Mitgliedern der Ständeverſammlung auf Schloß Roſenſtein bei Stutt⸗ gart gegebene Hoftafel. König Karl brachte hierbei unter Hinweis auf das treue Zuſammenhalten zwi⸗ ſchen ihm und dem württembergiſchen Volke in den 25 Jahten ſeiner Regierung einen Trinkſpruch auf das Land Württemberg aus. Als⸗ dann brachte der Präfident der erſten Kammer, Fürſt Toaſt auf König Karl und der Präftdent der Abgeordnetenkammer, v. Hohl den Toaſt auf die Königin Olga aus. — Die Samoa⸗Conferenz hat, wenn anders man den betreffenden, vorerſt noch privaten Charakter tragenden Berliner Meldungen Glauben ſchenken darf, noch in voriger Woche ihre Arbeiten durch Unterzeichnung des Protokolls durch die Con⸗ ferenzbevollmächtigten wirklich beendigt. Die aber⸗ maligen Meinungsverſchiedenheiten, diein der Samoa⸗ frage gerade in der letzten Zeit zwiſchen Deutſch⸗ land und Nord⸗Amerika auftauchten, find da jeden⸗ falls ſehr raſch beſeitigt worden, entſprechend ihrem allerdings auch nicht ſonderlich tiefgehenden Charak⸗ ter, hoffentlich wird man nun baldigſt die auf der Conferenz erzielten Ergebniſſe offiziell erfahren, nach⸗ dem hierüber in engliſchen und amerikaniſchen Blättern ſchon ein wahrhaftiger Mythus zuſammengeſponnen worden iſt. ö Blutrache. l Roman von H. von Ziegler. Nachdruck ver boten. 10. Fortſ. „ Komm noch für eine Minute mit in mein Zimmer, Nora, ich habe Dir etwas zu ſagen.“ Verwundert ſchaute das junge Mädchen auf, doch ohne Wiederſpruch legte ſie im Korridor den Mantel beiſeite und trat hinter dem Vater in deſ⸗ ſen Zimmer. Der Oberſt ſah ſehr übel aus, ſeine Geſichts⸗ farbe war erdfahl, die Augen quollen förmlich aus ihren Höhlen und der Athem entrang ſich keuchend ſeiner Bruſt. Es find ſehr ernſte Sachen, Nora, die ich Dir mittellen muß; biſt Du nervös wie die Mutter?“ „Nein, Popa, ſprich nur, ich bin gefaßt.“ Der Ton klang herzzerreißend, Bohlen merkte nichts, ſondern fuhr fort: „Es iſt ja nicht Kopfab⸗ ſchlagen, was von Dir verlangt wird, 1 5 habe einen Heiratsantrag für Dich.“ „Von wem, Papa?“ 5 „Vom Marcheſe del Roga.“ Eine flammende Glut übergoß das leblche Geſichtchen des Mädchens, ſie ſenkte das blonde Haupt und ſagte leiſe: „Er hat — mir daſſelbe eröffnet.“ „Und was haſt Du ihm geantwortet, Nora, ich will es wiſſen, quäle mich nicht länger mit Dei⸗ nem entſetzlichen Schweigen.“ „Ich habe — den Antrag — nicht angenom⸗ men, Papa.“ Als wäre ein Donnerkeil neben ihm zu Bo⸗ den gefchmettert, ſprang der Oberſt in die Höhe und ſchaute wie geiſtesabweſend auf ſeine Tochter, die mit einer Ohnmacht zu kämpfen ſchien. „Was ſagſt Du — ich verſtand wohl nicht recht,“ ſtammelte er mühſam als hänge die ewige Seligkeit von ihrer Antwort ab. „Ich — habe — ihn abgewieſen, Papa!“ Wie kurz und einfach klangen die Worte, gar nicht als ob Glück und Leid in ihnen verborgen lie⸗ ge, und doch hätte das ſchoͤne Mädchen, welche ſie ausfprach, ſie mit dem eigenen Herzblute aus dem Buche ihres Lebens ſtreichen mögen. Da packte mit wildem Fluch der Oberſt No⸗ ras zartes Handgelenk, ſchüttelte ſie heftig und ſchrie kreiſchend: „Abgewieſen! Hölle und Teufel, und das ſagſt Du mir ſo einfach, als verſtehe es ſich von ſelbſt? Wir find ruinirt, Mädchen, wenn Du den Mar⸗ cheſe nicht nimmſt, und in wenig Tagen kommen die Gläubiger, um uns all den glänzenden Plunder ö auszupfänden — dann können wir betteln gehen! Haha, dieſen luſtigen Schluß hätte ich nicht erwartet!“ „Papa, was ſoll das heißen? Was bedeuten Deine Worte, wir ſeien ruinirt ?“ „Ich habe ſoeben im Spiel mein letztes Geld verloren und — auf meinen künftigen Schwieger⸗ ſohn Schulden gemacht, Ehrenſchulden. Weißt Du auch, Nora, was das heißen will? Wenn die Sum⸗ me nicht bis übermorgen Mittag getilgt iſt, werde Namen und was ich mein nenne.“ „Großer Gott im Himmel!“ i Das junge Mädchen taumelte zurück, zu all den ſeeliſchen Schmerzen auch noch der materielle Ruin! „Und Du, undankbares Geſchöpf, zerſtörſt mei⸗ ne letzte Hoffnung durch Deine Weigerung; ich baute ſo feſt auf den Marcheſe und Eure Verbindung, aber eine elende Weiberlaune zerſtörte mir meine ö ſchoͤnſten Pläne.“ „Ich konnte ihn nicht betrügen, Papa, er iſt ein edler Mann, den ich hochachte, aber lieben kann ich ihn noch nicht.“ — „Du kannſt Dein Wort noch zurücknehmen, Nora, del Roga liebt Dich leidenſchaftlich.“ Ein lauernder, ſchlimmer Blick ſtreifte über das regungsloſe Mädchen, doch jetzt bei dieſer Zu⸗ mutung kam plötzlich Leben in daſſelbe; ſie fuhr empor, ihr Auge flammte zornig und mit tiefer Verachtung im Tone rief ſie: „Und ſolche Erbärmlichkeit, Papa, kannſt Du