auswärtigen franzöfiſchen Polltik ein ſtarkes Selbſte bewußtſein hervor. g Berſchiedenes. g — Ladenburg, 6. Juni. Der Großherzog hat dem Sekretär des Kaiſerlichen Konſulats in Rio de Janeiro, Max Leonhard, die unterthänigſt nachgeſuchte Erlaubnis zur Annahme und zum Tragen des ihn von dem Prinz⸗Regenten Luitpold von Bayern verliehenen Königl. Bayer. Verdienſt⸗ ordens vom Heiligen Michael 4. Klaſſe zu erteilen geruht. — Mannheim, 4. Mai. Geſtern vor⸗ mittag 9 Uhr anfangend, fand unter dem Vorfſtz des Herrn Landgerichtspräfidenten Baſſermann die Schwurgerichtsverhandlung gegen Ludwig Schwarz, ſeinerzeit Wirt zum „Pfalzgraf Ludwig“ hier, ſtatt. Als öffentlicher Ankläger fungirt Herr I. Staatsan⸗ walt Dietz und als Verteidiger Herr Rechtsanwalt Dr. Alt. Schwarz iſt angeklagt, mittelſt Einbruchs im Wärterhäuschen des Stadtparks eine Weckeruhr, eine Pfeife u. dergl. entwendet zu haben; bei dem Ein⸗ bruch hat Schwarz einen geladenen Revolver bei fich geführt, wobei er ſeinem Komplicen gegenüber er⸗ klärte, daß er jeden niederſchießen werde, der ihm in den Weg trete. Der zweite Punkt der Anklage lautet auf Tödtung der Margaretha Ries. Der Angeklagte Ludwig Schwarz von Fahren⸗ bach wird wegen Todtſchlag im Sinne des § 212, und wegen Einbruchdiebſtahls, alſo im Sinne der 88 242 und 243 des R.⸗St.⸗G.⸗B. unter An⸗ rechnungen der gegen ihn bereits erkannten Zucht⸗ hausſtrafe in eine Geſamtzuchthausſtrafe von 15 Jahren, Verluſtder bürgerlichen Ehrenrechte auf weitere 4 Jahre, als Zuſatz zu ſchonerkannten 10 Jahren, Stell⸗ ung unter Polizeiaufficht und indie Koſten verurteilt. — Mannheim, 6. Juni. Von einem Hauſe in U 8 iſt geſtern Vormittag eine 60jahrige Frau mit einem 1½ jähtigen Kinde auf dem Arm auf dem 4. Stock auf das Dach geſtiegen, was einen großen Menſchenzuſammenlauf zur Folge hatte Als die Frau bemerkte, daß fie beobachtet ſei, ging die⸗ ſelbe auf dem nämlichen Wege wie fie gekommen war, in ihre Wohnung zurück, woſelbſt ein Schutz⸗ mann über den Vorfall die Anzeige aufnahm. Was die Frau zu dieſem gefährlichen Spaziergang getrie⸗ ben, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. — Germersheim, 5. Juni. Wegen Kinds⸗ mord wurde geſtern die ledige Dienſtmagd Franz iska Geiger von Weſtheim verhaftet. Dieſelbe holte ihr 3 Monat altes Kind bel deffen seitherigen Pflegeeltern ab, angeblich um es nach Heidelberg zu bringen, ſchleuderte es aber ganz entkleidet zwiſchen Mechters⸗ heim und Liegenfeld in den Altrhein. — Vom Main, 5. Mai. Unter verdäch⸗ tigen Umſtänden, welche auf ein Verbrechen ſchließen laſſen, wurde die Leiche eines von etwa 20 Jahre alten ſehr gut gekleideten jungen Mannes im Kahler Wald aufgefunden. Daß Hemd des Angeklagten iſt mit J. G. 4 gezeichnet und in der Nähe des Fundortes lag eine Velocſpediſtenmütze. Jeder Wert⸗ gegenſtand fehlte. Auf dem linken Arm der Leiche iſt eine Germania mit dem Schwert in der Hand entätowirt. — In vergangener Woche iſt in Ludwig s⸗ burg Major v. Niethammer plotzlich geſtorben; es hieß, ein Herzſchlag habe ſeinem Leben ein Ende gemacht. Wie ſich nunmehr aber herausſtellt, hat Major von Niethamer ſich erſchoſſen. Der Grund zu der That iſt wohl darin zu ſuchen, daß dem Offi⸗ zier nahegelegt worden iſt, ſeinen Abſchied zu nehmen. — München, 5. Juni. Geſtern Abend zwiſchen 6 und 7 Uhr gingen auf den Ingol⸗ ſtädter und Regensburger Hauptbahnlinien Wolken⸗ brüche nieder, durch welche vielfache Zerſtörungen und Zugverſpätungen verurſacht wurden. London, 5. Jun. Aus Newyork wird gemeldet, daß General Haſtigs in Johnſtown das Standrecht proclamirt hat. Die Bürger bildeten ein Wachkomitee. Es ſind dort 15000 Fremde ange⸗ kommen. Die verdächtigen Perſonen werden wegge⸗ wieſen. Eine Anzahl Ungarn, welche die Priviant⸗ wagen angriffen, wurden von den Bürgern zurück⸗ geſchlagen. Die Diebe plünderten in den Ruinen der Nationalbank. Der Major trieb 7 Ungarn in den Fluß, wo ſie ertranken; 2 Gauner, welche Leichen die Finger abſchnitten, wurden aufgeknüpft. Bei vielen Leichen wurden Juwellen und Wertpapiere gefunden. Eine Frau fand eine Kaſſette, welche 1500 Dollars enthielt, in dem Trümmerhaufen an der Bahnbrücke, wo 2000 Leichen eingezwängt find. Die Trümmer brannten noch am Montag, dann wurde das Feuer trotz des Proteſtes der Aerzte durch Feuerſpritzen gelöſcht. Die Aerzte waren für die Zerſtörung der Leichen durch Feuer, um einer Epidemie vorzubeugen. Da aber die Verwandten — der Verunglückten wiederſprachen, wurde der Brand gelöſcht. Der General ſchätzt die Zahl der Todten auf 15000. Derſelbe ſandte die Truppen zurück, da die Bürger ſtark genug find, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Es find 500 Zelte angelangl und auf den Anhöhen aufgeſtellt. Der Bahnberbehr iſt wieder eröffnet. Die Leichen find nicht zu er, kennen und werden in Maſſengräber geworfen. Des Geruch der halbverbrannten iſt entſezlich und ez find bereits Krankheiten ausgebrochen. Daz Tainſ⸗ waſſer in Pittsburg iſt ſchwarz und übelrlechend von den modernden Leichen vergiftet. Es wird ein Ausbruch von Typhus befürchtet. Der Dammbruch iſt 200 Fuß breit, 41 Lokomativen ſind in Atom zerſchm⸗ttert. Ein Maſchiniſt entging dem Tode, in dem er die Lokomatjve loskuppelte und mit vollem Dampf vor einer 100 Fuß hohen Waſſerſule gl ab jagte, dann abſprang und eine Anhöhe erteſchte. Die Penfilvania Bahn ſchätzt ihren Verluſt auf 9 bis 15 Millionen Dollars, die Penſylpanſg Reading Bahn den übrigen auf 250,000 und die Cambria Hochöfen auf 2 Millionen Dollars. Bel Harper ſrerty in Virginien find 8 Perſo nen ertrunken, be Corning 13, bei Williamsport 30 und bel Mi 1 ton 20. New⸗ Mork, 6. Juni. Nach neueren, beſſeren Berechnungen und auf Grund des Einwohnerberzeſch⸗ niſſes und andere ſtatiſtiſchen Aufzeichnungen werden die Opfer auf 12 — 15,000 Perſonen geschähe, Dit Durchſuchung und Wegſchaffung der Trümmer wird fortgeſetzt; 9000 Mann find damit beſchäftigt de⸗ bensmittel und Obdach fehlen nicht mehr. Eine groß Menge Eßvorräte find angekommen. — Von der ſchleſich⸗polniſchen Grenze, 4 Jun, Die Unerquicklichkeit des Grenzverkehrs mit Rußland wird, lt. Frkf. Ztg. wiederum durch folgendes echt rufff⸗ ſche Stückchen illuſtrirt: Zwei mit dem Kaktowitzer Zuge in Sosnowice eingetroffene Kaufleute waren von den ruſſiſchen Zollbeamten aufgefordert worden, die neuen Sachen“ die ſie auf dem Leibe kugen, auszuziehen, und als ſie das zu thun ſich weſgerken, da auch nach ruftiſchem Geſetz die Einführung neuer, auf dem Leibe getragener und zur Bekleidung gh wendiger Sachen geſtattet iſt, ſchleppte mag die Kaufleute zum Hatſcheluck (Landrat) nach Bendzi, Auch hier blieben ſie bei ihrer Weigerung, weßheld ſie dem Benziner Bürgermeiſter überwieſen wurden, Als aber dieſer erklärte kein Recht zur Anwendung bon Gewalt zu haben, ließ der Herr Landrat die aufe leute durch zwei Grenzſoldaten in das Gefängnß führen, ihnen die neuen Sachen ausziehen und ihnen, obwohl ſie jetzt nur mit Hemd und Unterhoſen bes kleidet die Freiheit geben. 15 de ſie es nicht vielleicht lernen? Die Lichter am Chriſtbaum waren herabgebrannt, die Punſchgläſer geleert, als die Herren ſich zum Verabſchieden erhoben; mit dankbarem Lächeln reichte Nora dem Marcheſe die Hand. „Ich bin ganz beſchämt über ihre reizende Aufmerkſamkeit, die ich gar nicht verdiene. Auf Wie⸗ derſehen auf dem Balle, ich will den erſten Walzer mit Ihnen tanzen.“ „Und die Quadrille, Fräulein Nora, die Sie mir ebenfalls zufagten.“ „Gewiß, Herr Marcheſe, ich werde es nicht vergeſſen — Adieu!“ Sekundenlang ſchien es, als wolle er die kleine Hand nicht loslaſſen, mit heißem Drucke hielt er ſie feſt, bis ihn ihre ſchönen Augen ganz erſchrocken an⸗ ſahen; da kam die kühle Vernunft über ihn, er gab ſie frei, ſeufzte ſchwer und trat mit tadelloſer Verbeugung zurück, um Arthur Platz zu machen, der ſich vertraulich zu ſeiner Koufine herabbog und lachend ſcherzend wie ein übermütiger Knabe Abſchied nahm. A das verwandtſchaftliche Freundlichkeit oder — Liebe?“ Unten auf der Straße redete der Marcheſe etwas ſpöͤttiſch ſeinen Begleiter an. „Darf ich vielleicht der erſte ſein, welcher Ihnen gratuliert zu Ihrer Wahl, Herr Lieutnannt?“ „Wieſo, Herr Marcheſe? Sie meinen doch nicht meine kleine Kouſine?“ „Allerdings, Herr von Bohlen, Ihr gegenſeitiges Benehmen verrat ganz deutlich ein Einverſtändniß.“ „O nein mein Herr,“. wehrte Arthur ab, Sie irren vollſtändig; ich bedarf einer reichen Frau, und wenn Nora auch hübſch Onkel im Spiele ruinirt hat und nicht viel Ver⸗ mögen mehr beſitzt. Es ginge alſo niemals, und ich bin ſo vernünftig, nicht im Ernſt Feuer zu fangen. Meine Wahl, hm, liegt weit ab.“ „Andre Länder, andre Sitten,“ meinte del Roga ſarkaſtiſch, „bei uns würde Ihre etwas all⸗ zu kühne Huldigungen nur mit einer Verlobung enden dürfen. Gute Nacht Herr von Bohlen!“ Der vielbeſprochene erſehnte Balltag war gekommen Oberſt von Bohlen ging ſehr verdrießlich in ſei⸗ nem Zimmer umher, ein offener Brief in ſeinen Händen ſchien dieſe Stimmung hervorgebracht zu haben. „Immerwährend Ausgaben,“ brummelte er vor ſich hin, dabei find meine Einnahmen faſt unter Null und mit dem Spielglück ſcheint es vorbei. Was denkt ſich den der Eſel von Konditor, mir eine Rechnug über hundertundzehn Mark zu ſchicken und der Stadtkoch thut ein gleiches mit dem Hum⸗ mermayonnaiſe von unſerem letzten Diner. Hm ſind auch fünfundſechzig Mark alles zuſammen! Was den⸗ ken ſich denn die dummen Menſchen; Neujahr iſt vor der Thür und ich ſchüttle auch kein Geld aus dem Aermel. Sollten mal etwas in die Kouliſſen 1 0 355 ein Rettungsſchiff iſt unterwegs Ma⸗ ilde!“ Frau von Bohlen erſchien ſogleich auf den Ruf, freundlich wie immer. „Was willſt Du, Papa ?“ frug ſie etwas be⸗ ſorgt ſeine brummige Miene beobachtend. 0 Habe mit Dir zu reden wegen der Nora, dem Leichtfuß, die alles kopfüber, kopfunter ſtellt. Hm, habe mich ſoeben ſchwer über ein paar lumpige Rechnungen geärgert, aber das geht vorüber.“ anmüſant iſt, ſo glaube ich doch, daß ſich mein „So ſprich, lieber Bohlen, ich höre,“ ſagte die Dame, reſignirt fich in einen Stuhl niederlaſſend während der Oberſt haſtig hin⸗ und herrannke. „Höre, Mathilde,“ er blieb endlich ſleheg, „kennſt Du unſere Vermoͤgensverhältniſſe ?“ „Nein,“ entgegnete ſie erſchrocken und wurde todtenbleich, „Du haſt mir nie ein Einblick in die ſelben gewährt.“ 5 „Iſt auch beſſer geweſen. Aber nun höre, wr find zu Ende mit unſerm Gelde, und wenn ſch hu. te Abend nicht eine Runde Summe gewinne, weiß 1 nicht, wovon wir in den nächſten dier Wochen leben.“ Mit einem erſchrockenen Ausruf ſank die gen Frau zurück, ein Schwindel ergriff fie, und dag Gemach ſchien ſich mit ihr zu drehen. „Bohlen,“ hauchte ſie elend ſtockend, „wie groß lich, wie furchtbar; mein armes, armes Rind! St wann iſt es ſoweit gekommen?“ Ich hatte raſch hintereinander mehrere ſchweke Verluſte und unſer Leben berſchlingt fabelhaſt dil Wiesbaden beſitzt ein teures Pflaſter. 1 „Großer Gott — und ich ahnte nichts daben, „Laß die Faſeleien, Mathilde, Nora allein kann und wird uns Hilfe bringen, wenn ſie nicht eigene finnig iſt — denn — denn“ „Sprich, Bohlen, matere mich nicht länge, der Gedanke, Bettler zu ſein, iſt grauſam. „Rede doch keinen Unſinn. In habe Dir all nur geſagt, damit Du deinen Einfluß auſpleeß, daß Nora die Werbung des Marcheſe ame Frau von Bohlens blaſſes Geſicht berflog ein ſchwacher Strahl der Freude, 115 Der Marcheſe? Gelobt ſei Gotil Se e mein Kind glücklich, denn er iſt ein Ehrenmang; 0 Deaortſetzung folgt. e 3 7275 terdnung: ang d 7. 1 u vin e Ful. 15 gngetrof Abendundeln bu rmnudeln kiterſt Puonischnit gearon Hallitit anger Ka 1g 0 f unt gfenbather lunſtiſ aihſode Fihrmkal Alangenehl allob 15 Farl Becht gs: Ges.