blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. 0 Allgemeiner i Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. N preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 0 Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. — r Jadenbur Mittwoch den 5. Juni ee Ergebniſſe der am 31. Mai ſtattgehabten ſtaatkichen Rindviehprämiirungin Ladenburg. Seit dem Jahre 1884 ſtehen durch Beſchluß der Landstände dem Großh. Miniſterium des Innern für Hebung der Rindviehzucht alljährlich 100 000 Mark zur Verfügung, welche in Form von Prämien an die Viehzüchter, die ihre Tiere nach vorheriger * bezirksweiſe vorführen, verteilt werden ollen. Dieſe Prämiirung fand bisher in der Amts⸗ adt Monnheim ſtatt und wurde in dieſem Jahre erſtmals auf Wunſch der Direktion des landw. Vereins in Ladenburg abgehalten. Als Zweck der Prämitrung wird die Verbeſſerung der Beſchaffenheit der zur Zucht verwendeten Farren und Kühe be⸗ zeſchnet. Nach den vom Miniſterium feſtgeſetzten Be⸗ ümmungen werden nur die zur Zucht verwendeten Demeindefarren im Alter von 1¼́ —2½ Jahren und Kühe bis zu 4 Jahren bei der Prämiirung berücksichtigt. Entſprechend der beim mittlern und kleinen Grundbeſitzer in hiefiger Gegend herrſchen⸗ den Zuchtrichtung werden nur diejenigen Tiere prä⸗ mlitt, welche dem rotſcheckigen Landſchlage, den Kreuz⸗ ungen desſelben mit Simmenthaler, oder der reinen Simmenthaler Raſſe angehören. Die zur Verteilung kommenden Prämien find folgende: Für Farren 75, 100 und 150 Mark; für Kühe 50, 100 und 150 Mark. Die Empfänger der Präm ien müſſen ſich ver⸗ tagsmäßig verpflichten, den Farren mindeſtens bis zum Ablaufe des vierten Jahres zur Zucht zu ver⸗ wenden, wenn nicht ein Umſtand, welcher tierärztlich feſtzuſtellen iſt, die frühere Untauglichkeit des Farrens zur Zucht herbeiführen ſollte. Ebenſo muß ſich der Empfänger einer Prämie für eine Zuchtkuh ver⸗ pflichten, das betreffende Tier in den zwei folgen⸗ den Jahren zur Zucht zu verwenden. Das Preisgericht beſteht aus folgenden Mit⸗ gliedern: 1. Der Vorfitzende des Preisgerichts durch das Gtoßh, Miniſterium des Innern beſtimmt, hier Herr Oberregierungsrat Dr. Lydtin. 2. Der Bezirkstierarzt des betr. Amtsbezirks, hier Herr Bezirkstierarzt Fuchs Mannheim. 3. Der Landwirtſchaftslehrer des Kreiſes, hier Herr Landwirtſchaftsinſpektor Schmezer. 4. Zwei von der Direltion des Landw. Ver⸗ eins auf die Dauer von 3 Jahren ernannten Sach⸗ verſtändigen Herr Otonom Gruber Mannheim und Herr Okonom Emmerich Bläß Ladenburg. Bei der Prämiirung wurde folgendes Ver⸗ fahren eingehalten: Jedes einzelne Tier wurde nach Aufruf des Beſttzers dem Preisgericht vorgeführt und zunächſt auf ſeiner Identität mit der Anmeldung geprüft. Waren ſodann die äußeren Merkmale, die Raſſe und das Alter genau feſtgeſtellt, ſo wurde das Tier auf den vollſtändig horizontal hergerichten Meßboden geſtellt und mit dem von Dr. Lydtin conſtruirten und als vorzüglich anerkannten Meßſtocke gemeſſen. Es wurden folgende Körperteile an jedem einzelnen Tiere gemeſſen und zahlenmäßig feſtgeſtellt. 1. Das Höhenmaß am Wide rriſte. 2. an der Kreuzſpitze. 5 1 „ „Mitte des Rückens. 1 1 „dem Schwanzanſatz. Aus dieſen Zahlen wurde die Rückenlinie be⸗ * 7 Lum Angegen- 15 Anzeigen: 5 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. die Druck und Vetlag von Karl Molitor, Ladenburg. —— —— — —— —— — ———— die 1⸗ſpoltige Corpus⸗Zeile oder deren Raum Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. 1889. urteilt, welche eine möglichſt gerade ſein ſoll. Ferner wurden feſtgeſtellt: Die Breite der Bruſt hinter der Schulter; ſie ſoll mindeſtens ein Drittel der Widerriſthöhe betragen. Die Breite des Beckens von einem Hüftge⸗ lenk zum andern; ſie ſoll auch mindeſtens ein Drittel der Widerriſthöhe betragen. Die Tiefe der Bruſt an der Gurte; ſie ſoll mindeſtens die Hälfte der Widerriſthöhe betragen. Die Länge des Tieres von der Bugſpitze bis zur hinteren Fläche des Schenkels; ſie ſoll bei Tieren unter 3 Jahren mindeſtens /10 mehr, bei Tieren über 3 Jahren mindeſtens ½0 mehr betragen als die Widerriſthöhe. Endlich finden Berückfichtigung: Rückenbreite, Raſſe und Farbe, Haut, Milchzeichen, Euter, Kopf und Hörner, Form und Stellung der Glieder, Be⸗ wegung, Geſamterſcheinung. Für die einzelnen Körperteile macht jeder Preisrichter für ſich Aufzeichnungen und erteilt No⸗ ten O0⸗ ſchlecht, 1= genügend, 2⸗ gut, 3⸗ vorzüglich; für die Geſamterſcheinung werden obige Zahlen dop⸗ pelt eingeſtellt. Dasjenige Tier, welches in Summe die größte Zahl aufweist, iſt das vorzüglichſt ge⸗ baute und beſte. Die Geſamtnoten der einzelnen Preisrichter addirt und durch die Anzahl der Preis⸗ richter geteilt, ergibt das giltige Reſultat. Von den vorgeführten Farren wurde derjenige der Gemarkung Schriesheim hauptſächlich deswegen verworfen, weil er an der Kreuzſpitze 132 om. hoch war, während die Widerriſthöhe 125 cm, betrug. Er war alſo, wenn man auch 4 em zu geben darf um 3 em, zu hoch, demnach überbaut und haupt⸗ ſächlich deshalb nicht prämiirungswürdig. Die beiden vorgeführten Farren bon Laden⸗ burg hatten im Allgemeinen beſſere Rückenlinien, jedoch war der eine derſelben zu ſchmal in der Bruſt. Die Widerriſt höhe iſt 131 em., die Bruſtbreite aber nur 42 em. Den Beſtimmungen gemäß muß die Bruſtbreite mindeſtens ein Drittel der Widerriſthöhe betragen, alſo hier 131 geteilt durch 3, ergibt 48 em. Das Tier hatte aber nur 42 em. und konnte deshalb nicht prämlirt werden. Der prämiirte 2jährige Farren der Gemeinde Ladenburg hat folgende Maße; Widerriſthöͤhe 126 Kreuzſpitze 129 Rückenhoͤhe 126 Schwanzyöhe 136 Die Rückenlinie iſt demnach nur als genügend zu betrachten. Länge 148; Bruſtbreite 48; Becken⸗ breite 45; Bruſttiefe 63 om. Der von Phil. Kippenhan, Heddesheim, vor⸗ geführte Farren iſt edel gebaut, war aber zur Prä⸗ miirung zu jung. An Kühen wurden im Ganzen 16 Stück vor⸗ geführt und zwar: Aus Ladenburg 9, Heddesheim 6 und Schriesheim 1 Stück. Preiſe erhielten 1. Michael Wanner, Heddesheim, für eine im vorigen Jahre aus der Schweiz emgeführte Kuh Simmenthaler Reinblut M. 100. iefes Tier hatte folgende Maße: Widerriſthöhe 142 em. Bruſtbreite 48 em. Kreuzhöhe 145 „ Beckenbreite 392 „ Rückenhöhe 139,5 „ Blrufttiefe 135 Schwanzhöhe 148 „ Länge 8 2. Johann Georg Wanner, Heddesheim, für eine ebenfalls im vorigen Jahre aus der Schweiz eingeführte Kuh Simmenthaler Reinblut. M. 100. 3. Philipp Kippenhan, e 5 desgleichen. i Gg. Mich. Sohn, Hed' M. 75 4. Jakob Schmitt, desheim, für desgleichen. l 5. Roſenwirt Reinhard, Schriesheim, 10 eine Landkuh, eigener Nachzucht. M Dieſelbe wies folgende Maße auf: Widerriſthöhe 1251 „„ Kreuzhoͤhe 12512 Rückenhoͤhe 123 Schwanzhöhe 131½ Bruſthreite 42 em. 125.5 41 2 3 * 7 Beckenbreite 3 Bruſttiefe 62 „ „ Die bon Ladenburger Befftzer ausgestellten Kühe ren ohne Ausnahme zu flachrippig d. h. die Bruſt⸗ breite war im Verhältnis zur Widerriſthöhe eine zu geringe. Dieſer Baufehler mag zum Teil daher rüh⸗ ren, daß man beim Ankauf der Gemeindezuchtfarren von jeher zu wenig Wert auf die Bruſtbreite legte, zu einem großen Teile aber daher, daß die Tiere in der Jugend zu kümmerlich ernährt worden find. Zur Beſchaffung beſſerer Zuchtfarren iſt der Gemeinde⸗ verwaltung zu empfehlen, im Allgemeinen höhere Preiſe für dieſelbe anzul⸗gen und nur noch Simmen⸗ thaler Reinblut anzuschaffen. Beim Ankauf der Far⸗ ren wäre künftighin der Meßſtock auch anzuwenden, damit nur ebenmäßig gebaute Tiere eingeſtellt wer⸗ den. Die Viehzüchtiger von Ladenburg haben nun mehr die Auforderungen, welche die ſtaatliche Prä⸗ miirung ſtellt, kennen gelernt und werden gut daran thun, wenn ſie allmählich, nach dem Stande ihrer verfügbaren Mittel, ihre Viehhaltung zu verbeſſern ſuchen. Im kommenden Jahre wird aufs Neue Ge⸗ legenheit geboten, Tiere vorzuführen und zu zeigen, welche Fortſchritte gemacht worden find. Man moge eingedenk ſein des Ausſpruchs eines engliſchen Vieh⸗ züchters: „Was an dem Kalbe verſäumt wird, läßt ſich an der Kuh nie wieder nachholen;“ daher vor allem kräftige und möglichſt reichliche Fütterung und freie Bewegung in Laufſtällen der jungen Tiere im erſten und zweiten Lebensjahr, dann wird die Flach⸗ rippigkeit der Tiere allmählich verſchwinden. Volttiſches Berlin, 2. Juni. Die gewaltige Lohnbe⸗ wegung unter den Arbeitern der deutſchen Kohlen⸗ gruben, welche, vom Gelſenkirchener Bezirke aus⸗ gehend, bald die geſamten Kohlenreviere Weſtfalens und des Rheinlandes ergriff, um ſchließlich auch nach den ſchl⸗ſiſchen und den ſächſiſchen Kohlenbecken ſowie auf die Saargegend überzugreifen, kann jetzt endlich als erloſchen betrachtet werden. Nachdem der Ausſtand der Bergarbeiter in Sachſen ſowohl als in Schleſien ſchon vor etwa einer Woche beendigt worden war, ſind ſeit vorigen Freitag auch die bis⸗ lang noch ſtreikenden Arbeiter des Dortmunder und Eſſener Reviers ſämtlich wieder angefahren und iſt hiermit die geſamte Strikebewegung in Weſtfalen thatſächlich zum Abſchluß gelangt. Noch in ihrem Ausgange zeitigte dieſelbe in dem Rücktritte des bis⸗ herigen Oberpräfidenten von Weſtfalen, v. Hage⸗ meiſter, ein lebhaft eröttertes Ereignis. nennung des ſeitherigen elſaß⸗lothringiſchen Unter ⸗ Die et-