brach bei det Abfahrt in braufende Hurrahrufe aus. wurde der ganze Streik⸗Ausſchuß, über 40 Perſonen verhaftet und das geſammte Aktenmaterſal beſchlag⸗ nahmt. Verſchiebe nes. — Heidelberg, 27. Mai. Am Pfingſt⸗ ſamſtag, den 8. Juni wird dahier in der Providenz⸗ kirche das Luther⸗Feſtſpiel von Herrig zum erſten den Tagen, den 9. und 10., 12. und 13. Juni wiederholt werden. Die Begeiſterung hiefür iſt eine ollgemeine und bewährte ſich bereits bei der Zeich⸗ nung des Garantiefonds, ſo daß ſchon innerhalb wenigen Tage 8000 M. beiſammen waren. Bürger und Studenten übernahmen die Rollen und wird dieſes ihnen übertragene Ehrenamt, ſowie der von ihnen bethätigte Elfer ſicher zum ſchönſten Gelingen beitragen. — Sinsheim, 26. Mal. Nach einem un⸗ erträglich ſchwülen Nachmittage begegneten ſich 2 Gewitter, das eine von Süden, das andere von Nordweſten heranziehend, über unſerer Stadt. Es erfolgte ein Wolkenbruch, einzelne Straßen find überſchwemmt. Um 5½ Uhr fielen Schloſſen von der Größe einer welchen Nuß. Heimkehrende Land⸗ wirte melden von der Gemarkung nach Waibſtadt zu, daß Bäume durch den Sturm entwurzelt wur den, von den am Abhange liegenden Aeckern ſind die Kartoffeln weggeſchwemmt, die Qbſtblüten find ab⸗ geſchlagen, die Schloſſen hatten draußen die Größe eines Taubeneies. Es ſcheint, daß der Hauptſchaden Daisbach und Weiler zu angerichtet iſt. Zuckerrüben Magſamen und Zichorienpflanzungen find vernichtet. Einzelne Stellen erſcheinen ganz weiß von den Hand hoch liegenden Schloſſen. Seit dem furcht⸗ baren Unwetter des 31. Auguſt 1860 iſt wohl kein Gewitter von gleich verheerender Wirkung in unſerer Gegend zu verzeichnen geweſen. ö — Pforzheim, 27. Mal. Geſtern Nach⸗ mittag ſtach hierſelbſt ein Goldarbeiterlehrling einem Kollegen einen ſogenannten Schaber, ein dolchartiges Meſſer, derart in den Unterleib, daß der Verletzte ſofort ins ſtädtiſche Krankenhaus verbracht werden mußte. Es iſt dies wieder ein jener ruchloſen Handlungen, die hier unter den jugendlichen Arbeitern leider ſo oft vorkommen, trotz den meiſtens ſehr ſchweren Strafen, die jeweils über die Burſchen ausgeſprochen werden. Bochum, 27. Mai. In vergangener Nacht Male zur Darſtellung kommen, und an den folgen⸗ — — Beuch al, 17. Mal. Am Samstag hatte eine hiefige Kinderlehrerin das Mißgeſchick, daß bei einem Ausfluge eines der ihr anvertrauten Kinder — ein gjähriges Mädchen — beim herab⸗ ſpringen von einem Raine an einer Wurzel hängen blieb und ſo unglücklich ſtürzte, daß es nach einer halben Stunde den Geiſt aufgab. — In Heidels⸗ beim fiel ein 7jähriger Knabe von einem beladenen Wagen und liegt lebensbefährlich verletzt darnieder. — Aus München wird berichtet: Ein 20⸗ jähriger Kaufmann, der ſich wegen eines Drüſen⸗ leidens von einem practiſchen Arzte operieren ließ, iſt, nachdem er chloroformirt worden, nicht mehr erwacht. Der junge Mann wurde heute Mittag begraben. Zwiſchen der Schweſter des Ver⸗ ſtorbenen und dem betreffenden Arzte iſt es, lt. N. N., zu einem fürchterlichen Auftritt gekommen. — Zürich, 25. Mai. (leber einen Mord und Selbſtmord) berichtet die „N. Züricher Ztg.“ Folgendes: Am ſpäten Abend beſuchte ein in Hoch⸗ felden dienender Knecht aus Güte ſeine bei ihren Eltern in Wyl bei Rafz wohnende Braut. Zwiſchen Beiden entſtand ein Zwiſt. Da nahm der Knecht ein an der Wand der Wohnſtube hängendes Vetter⸗ ligewehr herunter, lud es und ſchoß auf die Do⸗ voneilende. Die Kugel traf dieſelbe, als ſie die Treppe heraufſprang, in den Rücken und blieb in der Gegend des Herzens ſtecken. Als der Vater ihr zu Htlfe eilte, feuerte der Knecht einen zweiten Schuß auf dieſen ab, ohne jedoch zu treffen. Einen dritten Schuß feuerte er nach dem Beſte ſein⸗s künftigen Schwagers. Den vierten Schuß gab er auf ſich ſelbſt ab und zwar gegen ſeinen Kopf, ſo daß fofort der Tod eintrat. Seine Braut ſtarb eine Stunde ſpäter. Paris, 24. Mai. Einer Drahtmeldung zu⸗ folge find an der Küſte von Neufundland zwei franzöſiſche Fiſcherboote „Ella“ und „Quatres Freres“, mit allen Leuten an Bord, 175 an Zahl untergegangen. — Der ſchreckliche Tod einer Somnambule, der ſich am Dienſtag in Thornton bei Bragford er⸗ eignete, wird aus letzterer Stadt gemeldet. Mrs. Mitſchell, dies der Name der Unglücklichen, erhob ſich ſchlafend aus dem Bett und nachdem ſie ein an das ihre anſtoßendes Zimmer betreten, öffnete ſte das Fenſter des letzteren, und ſtieg hinaus. Die Bedauernswerte fiel mit dem Kopf auf das Trottoir und zerbrach fich auf der Stelle den Schädel. Der Korper wurde bald nachher von dem verzweifelten Gatten aufgefunden, welcher deim Erwachen e Weib vermißte und dasſelbe ſuchen ging, Das ge öffnete Fenſter leitete ihn auf die eichlige Spur; doch als er ſich dem Körper der Heraßgeſthrzien näherte, war das Leben aus demſelben bereits en flohen. — Ueber einen Mord aus Aberglauben be⸗ richtet die ruſſiſche Zeitung „Kawkakz“ aus Tamuszg einem Dorfe in Kreiſe Suchum. Eine alte Mile hatte 2 Söhne, von denen der eine p öhlich erkranihe und ſtarb Kurz darauf wurde auch der andere Sohn gefährlich krank. Die Nachbarn gaben iim den Rat, eine Wahrſagerin um die Urſache ſeiger Krankheit zu befragen. Dieſe ſagte ihm, daß fene Mutter ihn „verherxt“ habe und die Krankheit aue dann von ihm weichen würde, wenn die Schuldige ihre Sünde eingeſtände. Sollte ſie dies nicht frei⸗ willig thun, ſo müßte Zwang angewendet werden. Als der junge Mann dies ſeinen Nachbarn mitteilte zündeten dieſe einen Scheiterhaufen an, kfefen die alte Frau herbei und warfen ihr das vermeinche Unrecht vor. Die arme Alte war ſo erschrocken daß ſie kein Wort hervorbringen konnte. Ihre Peſgige ſahen dies aber als eine böſe Vorbedeukung ah, banden ſie an eine Stange und brieten die gen alte Frau über dem Scheiterhaufen wie an eiten Spieße. Die Verbrecher, darunter der unnaigench Sohn, find bereits verhaftet. — (Mittel gegen Fliegen.) Von einem Fat mann wird berichtet: Vor wenigen Jahren beſuchts ich auf einer Pergnügungsreſſe eine der gehen Wurſtfabriken Thüringens, aus welcher ich ſcheg ſeit mehr als 20 Jahren meinen Bedarf an Paz wurſt beziehe. Ich war dem ſehr liebenswardien Beſitzer gänzlich unerwartet gekommen. Er führte mich in allen Räumlichkeiten der mit Dag ge triebenen Fabrik herum und erbot ſich, mir dong Thaler für jede Fliege zu zahlen, die ich in dieſen Räumen finden würde. Es herrſchte die peine Reinlichkeit. Ich ſuchte vergeblich nach einer Fiegz, nicht wegen der versprochenen 1000 Thaler, fenden weil ich triumphirt hätte, wäre ich im Sande ge weſen, ein ſolches Tierchen nachzuweiſen. Das gange Geheimniß, um Fliegen fern zu halten, beſtand, wie mit der Fabrikant ſchlie ßlich mitteilte, darin daß zu dem Oelanſtriche der Wände eine große Menge Lorbeeröl mit verwendet worden war, deſſen Heu die Fliegen nicht ausſtehen können. I r blutige Scene. Da klang plotzlich mitten hinein in dies ſtum⸗ me Entſetzen eine Stimme: „Was iſi geſchehen? Was bedeutete der Schuß?“ 5 Bleich wie eine Tote, das Licht in den Hän⸗ den, trat die junge Marcheſe ins Zimmer. „Signora,“ wagte der alte Gärtner zu ſagen, nachdem er kopfſchüttelnd Morendo betrachtet und deſſen Puls befühlt hatte, der hier iſt von der Ku⸗ gel des gnädigen Herrn Marcheſe getroffen — und kot, aber ich denke, er ſtach zuerſt mit dem Dolche nach dem gnädigen Herrn, welcher glücklicher Weiſe nicht tödlich getroffen zu ſein ſcheint.“ Schafft den Toten fort,“ befahl die junge Frau tonlos, „und dann laßt den Arzt kommen, ſo raſch als möglich, damit er meinem Gatten beiſtehe.“ Ohne ein weiteres Wort knieete ſie neben dem ohnmüchtigen Gatten nieder und ſuchte mit dem ſpetbeſetzten Tuch das noch immer aus der Wunde hervorttöpfelnde Blut zu ſtillen. Alle die leere tödtliche Langweile war aus den regelmäßigen Zügen der Marcheſe verſchwunden und die echte Frauennatur brach dem Unglück gegenüber ſiegreich alle Schranken der ſteifen Etikette. Am nächſten Morgen, als der Arzt ſoeben gegangen, verlangte eine Frau dringend die Marche⸗ ſe zu ſprechen. Dieſe, welcher der Arzt ſoeben mit⸗ geteilt, daß Vipianos Wunde schmerzlich, doch nicht gerade lebensgefährlich ſei, nickte vornehm gewährend und gleich darauf ſtand Frau Annunciata ihr gegenüber. ö 5 Mit ſcharf prüfendem Blick muſterte dieſe die vornehme Dame, dann begann ſie in un imlich drohendem Tone: Wißt Ihr, wer ich bin?!“ „Nein!“ Das Wort klang kalt, hochmütig aus dem Munde der Marcheſe Marion und verletzte die heißblütige Sic'lianerin aufs furchtbarſte. i „So will ich es euch ſagen, Signora. Ich bin das er dann erbärmlich verließ und dem er geſtern — den Gatten erſchoß! Ich komme zu Euch, um Euch und Euerem Hauſe Vendetta anzukündigen, furcht⸗ bare Blutrache für die Mordthat Viviano del Ro⸗ gas. Nicht h ute und morgen ſoll ſie ihn treffen, ſondern wenn er am wenigſten mehr daran denkt, ſoll ſie über ihn wie ein Gericht des Himmels kommen. Denkt an mich!“ „Der Schuß meines Gemahls war nur Not⸗ Dolche.“ Euere Worte find hohl, Marcheſe. Sie rühren mein Herz nicht und ich rufe Euch warnend zu: Vendetol Denn ſollte ich vor dem ſützen Moment der Rache ſterben, daun ſteht mein Sohn auf, die⸗ ſelbe für ſeinen toten Va ter auszuüben.“ Die Thür fiel nach dieſer entſetzlichen Drohung hinter der Sicllianerin ins Schlotz, aber ſchaudernd verhüllte die Marcheſe ihr Geſicht; ſtundenlang noch hörte ſte den unheimlichen Wortklang: „Vendetta“ und ſah das bleiche Geſicht mit den funkelnden Augen. Sie hatle bisher die furchtbare ſiellianiſche Sit⸗ te der Blutrache nicht kennen gelernt, jene Volks⸗ tradition, die in Sicilien von Geſchlecht auf Geſchlecht forterbt, der ſich weder Reich noch Arm, weder Mann noch Weib entziehen kann und an deren Grundveſten ſogar das Chriſtenthu i rüttelt. hriſtenthum vergeblich das Weib, welchem Euer Gemahl einſt Liebe ſchwur, wehr. Euer Mann führte den erſten Stoß mit dem Marcheſe, als ſie den ſchrecklichen Auftritt erfuhr, „reiſt ab ſobald Ihr könnt, den jenes Weib halt ihren Schwur; ſie wird ihn auch auf dem Toterbetle nicht vergeſſen, dafcr iſt ſie eine Tochter ihres Volles. Die junge Frau erbebte und ſchlug das Kreuz, aber ſie beſchloß, den Rat der Dienerin zu befolgen. — i Acht Tage darauf verbreitete ſich im Dorfe die Nachricht, daß die Herrſchaſt mit Leuten und Gepäck in der Nacht abgereiſt ſei, um nicht mehr zuf Kaſtel Roga zurückzukehren. a Durch die Zeitung gelangte dann spter die Nachricht dahin, daß dem Marcheſe ein Erde Stammhalter geboren worden und Anunc olg lacht te höhniſch bei dieſer Neuigkeit; ſie nahm en Sohn auf den Schoß und ſich über in beugen ſagte ſie: Vielleicht wirſt Du eines Tages die Vendeiſe an dem Neugeborenen vollziehen, wenn mein Arm ſein Vater nicht mehr erreichen kann, Du ſollſt A zu groß gezogen werden, daß Deine Aufgabe Ven- detta heißt an jenem erbärmlichen Schurken, det Deine Mutter verriet und Deinen Baer eiſchoßz Vendetta!“ 1 5 5 Fortſetzung folgt. — In Schildberg brach am 25. Mal eim Ne heerende Feuerbrunſt aus. Trotz aller Anstrengungen der Fruerwehr brannten ganze Häuſerreſhen an 10 unter die Schule, das Potgebade das Penh die Kirche. Der hertſchende Wind ſteigerte das 1 glück, viele Familien blieben obdachlos, doll ahh Habe. — 11 a * N 1 1 2 1 5 * 5