5 995 mittag wegen Lohnauſbeſſerung vorſtellig geworden Für morgen iſt eine Verſammlung der Bergarbeiter in Zwickau angekündigt. 8 — Berlin, 16. Mai. Die Deputation der Berg⸗ 85 Herfurth empfangen, der ihnen, wie verlgutet lebhaft ziuredete, die geſtern von Dr. Hammacher mit den Bergleuten getroffenen Vereinbarungen anzunehmen; auch in der ſpäteren Audienz beim Kaiſer ſoll den Herrn dieſer Wunſch ſehr nahe gelegt worden ſein. Es iſt unter dieſen Umſtänden zu hoffen, daß die Arbeitgeber auf die Seite Hammachers treten werden. — Berlin, 16. Mai. Heute Abend haben die Abgg. Schmidt⸗ Elberfeld und Baumbach als Ver⸗ treter der abgereiſten Deputation der Bergleute eine Conferenz mit Dr. Hammacher und den 3 Depu⸗ tirten der Arbeitgeber. Man hofft, daß auf Grund des geſtrigen Protokolles die Einigung erzielt werde. Berlin, 16. Mai. Für Holland drohen in ſeinen indiſchen Beſitzungen abermals kriegeriſche Verwickelungen mit den Eingeborenen. Die hollän⸗ diſche Garniſon von Edi auf der Küſte von Atſchin wurde von einer feindlichen Truppe angegriffen. Der Gouverneur von Atſchin ſchickte ſchleunigſt Ver⸗ ſtärkungen, welche den Feind nach heftigem Wider⸗ ſtande in zwei Treffen ſchlugen. Der Verluſt der feindlichen Eingeborenen beläuft fich auf 100 Todte, derjenige der Holländer auſ 5 Todte und 23 Ver⸗ wundete. Ob dieſer Kampf nur eine vereinzelte Epiſode oder aber den Beginn zu einem neuen Kriege zwiſchen den Holländern und den aufſtän⸗ iſchen Atſchineſen bedeutet, wird wohl die nächſte Zeit lehren. 8 Berſchiedenes. 5 — Aus Baden, 13. Mai. In Trieberg wurden dieſer Tage die erſten diesjährigen Kirſchen um Verkauf gebracht. Dagegen wird von den Hohen um Trieberg und aus dem Bregtal berichtet, daß am 11. und 12. ds. Ms. die Temperatur recht er⸗ beblich geſunken ſei und daß auf der Sommerau CEentimeter dickes Eis zu ſehen war. 5 — Wertheim, 15. Mai. Die hoch betagte 78 Jahre alte Ehefrau des hier lebenden penſ. israel. Lehrers Oberndorfer hat fich gegen früh 3 Uhr durch einen Sprung in die Tauber ihr Leben genommen. Die Leiche iſt bei Beſtenheid durch die Gebrüder Friedrich und Johann Herz nach langem Suchen, tief auf dem Grunde vor einem Felſen liegend, ge⸗ werksbeſitzer, Dr. Hammacher, Krabler, Haniel und Velſen, wurde heute Früh zunächſt von Miniſter lündet worden. Die Frau war ſchon lüngere Zeit bettlägerig, welcher Umſtand ſie veranlaßt haben mag, dieſe That in dem Augenblick zu vollbringen, als die bei ihr dieſe Nacht Wachedienſt thuende Frau Zeit aus der Stube entfernte. Die ich für kurze 2 b dei ihrer Rückkehr die Stube leer Wärterin, die fand, eilte, Böſes ahnend, ſofort an den Main, die Oberndörfer hatte indeß die nahe Tauber auf⸗ geſucht, um in ihr den Tod zu finden. Ihr Gatte, der ſehr ſchwerhörig iſt und in den 80er Jahren ſteht, war von dem Vorgang nichts gewahr ge⸗ worden. — Dresden, 16. Mai. In vergangener Nacht um 1 Uhr ſchlug der Blitz in das Pulver⸗ magazin der Feſtung Königſtein ein, Dasſelbe flog mit angeblich mehreren Hundert Granaten in die Luft; der Wachtpoſten blieb unverletzt, in den um⸗ liegenden Doͤrfern aber find ſämtliche Fenſterſcheiben zerſprungen. — Peterswaldau (Schleſien), 15. Mai. Von heute Mittag zwei Uhr ab wurde die Gegend des Eulengebirges von einem furchtbaren Unwetter heimgeſucht. Die Felder und Saaten ſind durch wiederholte Hagelſchauer und einen wolkenbrucharti⸗ gen Regen verwüſſtet, die Dörfer Kaſchbach, Schmiede⸗ grund und Steinseiferdorf überſchwemmt, die Scheu · nen, Ställe und Brücken weggeriſſen und die Chauſſe von Kaſchbach bis Ulbrich shoͤhe mehrfach durchbro⸗ chen worden. — Hamburg, 15. Mai. Heute Mittag fand die feierliche Eröffnung der Gewerbe⸗ und Induſtrie⸗ ausſtellung ſtatt. — — Düdls heim, 14 Mai. Ein hieſieges Ehe⸗ paar, Krämer, welches kürzlich den 70. Gedenktag der Verehelichung feierte, war von der Kaiſerin mit einer Bibel beſchenkt worden. Ein Frankfurter Photograph kam nun eigenes hierher, um die alten Leute zu photographiren und das Bild der Kaiſerin zu über⸗ ſenden. — Lauterbrunnen, 13. Mai. Ein großer Bergſturz beim Spießbach hat 3 Wohn⸗ häuſer und 5 Scheunen zerſtort und viele Jucharten ſchoͤnes Wieſen⸗ und Ackerland mit haushohem Schutt überführt. — Der Hamburger Dampfer „Rugia“ iſt mitten auf dem Meere in Brand geraten, aber ſchließlich Dank der Geiſtesgegenwart und Tüchtig⸗ keit ſeines Kapitäns vor dem Untergang gerettet worden. Aus London wird darüber berichtet: Das Feuer ſchlug plötzlich, ohne daß vorher irgend welcher Brandgeruch bemerklich geweſen, zu den Benſflaheren heraus und erzeugte grenzenloſe Beſſährzung und unter den 168 Paſſagieren eine förmliche Pant, welche jedoch durch entſchiedenes Auftretens des Kapitäns Kalowa und der Offfelere unterdrückt wurde. Es galt zunächſt, den Feuerherd feſtzuſtellen, Als zu dieſem Zweck die Dachlucken geöffnet wurden, ſchlugen die Flammen mit Mächtigkeit empor, und mit größter Mühe gelang es, die Lucken wieder zu ſchließen, was großenteils dem perſönlichen Eingreſfen Karlowa's zu danken iſt. Alle Mann wurden nun an die Pumpen kommmandirt; 6 Stunden ſchwerer Arbeit an denſelben blieben aber erfolglos, die keg⸗ binen waren unter Waſſer geſetzt, und die Hitze auß dem Deck ſteigette fich bis zur Unerträglich kelt, Unter dem Jammern der Paſſagiere wurden Rettungs bool mit Proviant verſehen und klar gemacht. Dre Matroſen ſprangen in eines der Bote; der Mapitän trieb ſte aber mit dem Revolver zurück und drohe jeden niederzuſchießen, der ohne Erlaubnis einſtelge, Das Schiff ſchien verloren, als der Kapftän, nach Beratung mit den Ingenieuren, Dampf in den l h 0 — e, 0 el Inkor! g u. aum k Cab brennenden Teil des Schiffs einſtezmen ließ, Dies te Wonne wirkte überraſchend und nach 3 Stunden konnten ran Tas die Luken geöffnet werden, um die noch brennenden ch Baumwollballen über Bord zu werfen. Die Arbeſt I Schy iſt ungemein ſchwierig, die Matroſen verrichteten fie en fd aber mit wahrer Todesverachtung, und nach gual⸗ wen und iu vollen 24 Stunden war die „Rugia“ int gien n W Seelen an Bord gerettet. 0 f — Ueber einen beklagenswerten Schiffsunſeg iezinſen wird aus Graz, 13. Mai folgendes berichtel; Pen, wiadirt fit den hieſigen auf der Mur verkehrenden kleinen dye chung M kaldampfern iſt der eine geſtern Nachmittag in ſchrech⸗ licher Weiſe verunglückt. Der Dampfer wurde, dg die Maſchine plötzlich verſagte, von der ſtarken Seiz Auchrere Hä rc mung gegen einen Pfeiler der Radetzkybrücke gelen, iar ein H. Der Dampfer barſt in der Mitte entzwel und fen, zerei⸗Eir augenblicklich Von den Paſſagieren und der Mans Kundſche ſchaft wurden acht Perſonen mittelſt einer don x ann. Brücke aus herabgelaſſenen Leiter gerettet dem Stroms Ar even aufſeher Zechner gelang es ſechs vom Waſſer fo lußerdem geſchwemmte Perſonen, lebend ans Ufer zu bringen, in nd M Sechs Perſonen, und zwar zwei Frauen dre Männer u Vert und ein Kind, ſcheinen, ſo viel bis jetzt eee Aphten. werden konnte verunglückt zu ſein. An der Bergung 10 des zertrümerten Schiffes wird unter Miiwſung ger 2 einer Genieabteilung noch gegenwärtig gearbeſtel, Bie lich beſor Fahrten des zweiten Schiffes wurden von der Sladl⸗ halterei ſogleich eingeſtellt. b ikatgertur Ihte Seele war voll heißer Dankbarkeit, daß es. ſie drängte ein Gebet an heiliger Stätte zu verrichten. 5 Bald machte ſich Annunciata auf den Weg, feſtlich geſchmückt und in erhobener Stimmung der Weg, den ſie einſchlug, war ſelten ſchön. i Zwiſchen Orangenhainen und Myrthengebüſch umwogt von betäubenden Dufte der Heliotropenhek⸗ ken ſchritt ſie weiter; ein leichter Schleier bedeckte die Sonne und dämpfte ihre glühenden Strahlen. Da bei der nächſten Wegbiegung ſtörten nahe Schritte das träumeriſche Selbſtvergeſſen der Glück⸗ 925 und gleich darauf ſtand Luigi Morendo vor ihr. Das ſchöne Mädchen dankte ihm freundlich, als der junge Mann grüßend den Hut lüftete, doch ſchritt ſie ruhig weiter, als wolle ſie ein Geſpräch mit ihm vermeiden. Beinahe wäre denn auch dem armen Bur⸗ ſchen der Mut entſunken, an ihrer Seite zu bleiben, aber er überwand noch im letzten Moment ſeine Scheu und beſchleunigte ſeine Schritte um Annunclata an⸗ zureden. N Sie ſchaute ihn verwundert an, dann aber wurde ſie ſehr ernſt, da ſie ahnte, welche Frage auf ſeinen Lippen ſchwebte, und es that ihr weh, dem Aermſten alle Hoffnung zu rauben. N 5 Armer Luigi, weshalb mußte ſeine Wahl gerade auf ſie fallen, deren Seele ſchon erfüllt war von dem Bilde eines andern. f Eine lange Weile ſchritten ſie ſo weiter, bis endlich bei einer Wegbiegung das Kloſter dicht vor ihnen erſchien; Annunclata blieb ſtehen und reichte freundlich ihrem Begleiter die Hand. „Habt Dank. Luigi Morendo, daß ihr mit⸗ mir kamt,“ ſagte ſie einfach, „ich gehe in die hei⸗ lige Meſſe, da liegt die Kirche. 7 „Ihr geht ſchon Annunciatak“ frug er entäuſcht, „und ich hätte euch noch vieles zu ſagen.“ „Ein ander Mal, Luigi,“ wollte ſie abbrechen doch er hielt ihre Rechte feſt. „O, erbarmt Euch über den Einſamen,“ ſprach Morendo feierlich ſtoßt mich nicht zurück, wenn meine Bitte auch kühn und wunderlich klingt; denkt daran, daß — daß —“ „Luigi,“ bat das Mädchen weich, „ſprecht nicht weiter erſpart Euch und mir — viel Leid und Schmerz.“ Könntet Ihr denn ahnen, was ich kaum wage zu denken ?“ Mitleidig ruhten ihre ſchönen dunklen Augen auf ſeinem zuckenden Antlitz, dann ſagte ſie ſtockend: „Ich fürchte, daß ich es weiß, armer Luigi.“ „Armer Luigi?“ wiederholte er befremdet, „ſo giebt es denn — keine Hoffnung für mich 9, „Keine, Luigi!“ „Ach, Annunclata und Ihr wißt nicht, daß ich Euch mehr liebe, als alles auf Erden, daß ich durch Feuer und Waſſer gehen mochte — um Euch zu dienen!“ 5 Ich danke Euch, mein armer Luigi, für dieſe Liebe, die ich nicht verdiene — doch ich kann niemals die Eure werden.“ Und weshalb? Iſt mir ein anderer zuvorge⸗ kommen. Sprecht — und ich ſteche ihn nieder wie ein Hund!“ Er war todtenbleich geworden; all die Wildheit ſizilianiſcher Leidenſchaft flammte aus ſeinen Augen, daß auch das junge Mädchen erſchrocken bangte, nicht für ſich, ſondern für Vivianos Leben, welches von jetzt an in Förſters Hand ſchwebte. »„Iſt das Eure Liebe, Luigi Morendo?“ frug ſie vorwurfsvoll, „Ihr wolltet für mein Glück alles opfern und dennoch den Mann töten, — den ich liebe?“ „So iſt es denn wahr, Annunclata, Ihr liebt einen andern?“ Hochauf richtete fich die ſchöne Siellianerin ein wunderbar berklärter Ausdruck überſtjeg ihr Geſſcht und ſie erwiederte freudig: „Gewiß, Lulgi, und bi nen Kurzem werde ich ſein Weib ſein] Aber Hört mich! Sollte Euch die Eiferſucht zu einem Verbrechen gegen jenen hinreißen, ſo wißt, daß Euer Dolch guch mich mittrifft und mein Fluch Euch folgen wird, wo immer ihr auch hingeht. Der Burſche ſtand mit zuckenden Lippen der ihr wie ei Schulknabe, der geſcholten wird; in fenen Innern tobte ein furchtbarer Kampf, als ex endlſch ganz leiſe ſagte: 5 5 Wenn er Euch glücklich macht, ſoll ihm kein Harchen gekrümmt werden, aber wehe, wenn er Euch unglücklich macht. „Eine furchtbare Drohung lag in dem gee dämpften Stimmenklang Morendos, daß Annun⸗ ciata es wie einen kalten Schauer im Herzen fühlte, dann aber bot ſie ihm danktbar di Hand.“ — . 1 Fortſetzung folgt. 1 en 1 Unbewußte Selbſtanklage. Amalſe, bitte, ſchlleße ohne Verzug Alles ab und entferne alle wertvolle Gegenſtände! — Warum denn, Männchen? Der Dieb, der infolge meiner Verteidigungsrede freige- ſprochen wurde, will ſich heute Nachmittag bei mir perſönlich bedanken! 1 95 f