undere Perſonen hot der Herzog durch Verleihung des Noſſauiſchen Adolfsordens ausgezeichnet. Verſailles, 6. Mai. Die Natifonalfeier verlief programmmäßig; nach der Rede des Senats⸗ präfidenten Leroyer hielt Carnot eine Rede, worin er die Väter und Großväter pries, die Frankreich und der ganzen Menſchheit ſo große Dienſte geleistet hätten. Die Revolution habe die neue Aera geöffnet, die moderne Geſellſchaft gegründet, ein demokratiſches Frankreich geſchaſſen. Das Werk ſey durch die Re⸗ publick gekroͤnt, Frankreich habe endgiltig mit der perſönlichen Gewalt eines einzigen Mannes gebrochen, ſein Souverän ſey das von der Kammer beratene Geſetz. Schließlich forderte Carnot auf, zu gegenſei⸗ tiger Duldung, Eintracht und Ausſöhnung aller Franzoſen. Aehnlich ſprach dann der Kammerpräfident Meline. Paris, 6. Mal. Als Carnot geſtern Mit⸗ tags das Elyſee verließ, um ſich nach Verſailes zu begeben, feuerte ein dem Palaſt gegenüberſtehender Menſch einen Rvolverſchuß ab. Anſcheinend wurde Niemand verletzt. Der Thäter iſt ſofort verhaftet, nennt ſich Perrin und erklätte, er habe blind ge⸗ ſchoſſen, nur mit Pulver wollte er die Aufmerkfam⸗ keit auf ſich lenken, weil er ein! Opfer von Un⸗ gerechtigkeiten ſei. Bei der Vernehmung gab Perrin an, er ſei von dem Gouverneur von Martin fque ungerecht beſtraft, habe überall vergebens reklamirt und ſey ohne olle Unterhalts mittel; ſeine Frau und die 3 Kinder litten die größte Not. Berſchiedenes. * Ladenburg, 6. Maj. In erhebender Feler wurde am vergangenen Sonntag Nachmittag die Weihe des neuangelegten Friedhofteiles dahier durch die Geistlichen der evangeliſchen und der alt⸗ katholiſchen Gemeinde vorgenommen. Die Anſpra⸗ chen der beiden Geiſtlichen wieſen hin auf die Be⸗ deutung des zu weihenden Totenfeldes als Friedhof und als Gottesacker, und in Verbindung damit, ſowie mit den Geſängen des evang. Kirchenchores und der Schuljugend rief die gemeinſame Weihe⸗ handlung bei den zahlreich anweſenden Gemeinde⸗ gliedern das Gefühl wahrer Andacht und Erbauung hervor. — Ladenburg, 7. Mai. Heute haben wir leider über ein erſchüttendes Vorkommnis zu berichten. das am letzten Sonntag ſich hier ereig⸗ nete. Mitlags kurz nach drei Uhr fand man in der Nähe der Fohlenweide Herrn Bäcker Scharnberger leblos auf dem Raine liegend auf; der Tod wae infolge ein es Sczuſſes in den Kopf eingetreten. Eine allgemeine Aufregung bemächtigte ſich der hie⸗ figen Einwohner bei dem Bekanntwerden des ſchreck⸗ lichen Vorfalles und hunderte Perſonen ſtrömten nach dem Thatorte. Der Beweggrund zu dieſem ſchweren Schritte mag wohl in den teils ſelbſtver⸗ ſchuldeten ungünſtigen Verhältniſſen des Verblichenen zu ſuchen ſein. Herr Scharnberger war über 18 Jahre Mitglied des Gemeinderats und als ſolcher von der ganzen Einwohnerſchaft ſehr geachtet; auch hatte er die Verrechnung dreier Fonds zu führen. — Karlsruhe, 5. Mai Anläßlich des Ueberganges der hieſigen Metollpatronenfabrik an eine Actiengeſellſchaft hat der bisherige Beſttzer, Herr W. Lorenz, ſeinen ſämtlichen Beamten, ſowie einem großen Teile ſeiner älteren Arbeiter ein reich liches Geldgeſchenk zukommen laſſen. Namentlich die Gaben an die älteren Arbeiter ſind es, welche die Gefinnungsweiſe des Herrn Lorenz dem Arbeiter⸗ ſtande gegenüber wiederum in ein ſchönes Licht ſtellen; nicht Arbeiter, ſondern ſeine Mitarbeiter nennt er ſte, die am Emporblühen und Gedeihen der Fabrik durch ſchlimme und gute Zeiten treulich zu ihm gehalten und geholfen haben, dem Werke einen guten Namen durch die ganze Welt zu verſchaffen. — Gelſenkirchen, 6. Mai. Auf der Zeche des Gelſenkirchener Reviers ſſt eine teilweiſe Arbeitseinſtellung der Schlepper und Pferdetreiber, welche eine Lohnerhöhung verlangen, ausgebrochen. Auf der Zeche Köoͤnigsgrubewanne ſtreikt die ganze Belegſchaft. Hier fanden geſtern Abend lärmende Kundgebungen ſtatt. Mehrere Schaufenſter wurden zertrümmert. Die Polizei ſchritt mit blanken Woffen ein; infolge deſſen find die Sonntags wirtſchaften polizeilich geſchloſſen. Abends 6 Uhr kam 1 Kom⸗ pagnie Infanterie zur Sicherung der Ruhe an. — Ludwigsluſt 3. Mai. Im Beginn der 70er Jahre wurde ein Arbeiter Kruſe aus Ludwigsluſt, der von einem Bürger bei Ausübung der Wilddieberei überraſcht wurde und dieſen nieder⸗ ſchoß, zu 15 Jahre Zuchthaus verurteilt. Kürzlich wurde er nun von dem Stationsjäger Albrecht aber⸗ mals beim Wildern erwiſcht. Zwiſchen Beiden kam esazu einem heftigen Kampf, bei welchem mehrere Kugeln gewechſelt wurden. Kruſe erhielt ein n Schuß in den Oberarm. Albrecht broch zuletzt ſchwer ge⸗ troffen zuſammen. Es gelang ihm ſpäter aber, ſich bis in die Nähe der Stadt zu ſchleppen; dort wurde er dann in bewuſtloſem Zuſtande aufgefunden. Man befürchtet, daß er nicht mit dem Leben davon kom⸗ men werde. Er hat den Kruſe als Thöter bezech⸗ net. Dieſer bat ſich trotz ſeiner Verwundung geſſüch⸗ tet, iſt inzwiſchen aber bereits gefaßt worden. 5 — Die folgende Schreckenshiſtorſe gus dem Kreiſe Rowno in Ruſſiſch-Polen teilt man dem 5 Warſchauer „Slowo“ mit: Ein ungewöhnlich blut, 9 ges Drema hat ſich unlängſt in Racza und zwar in der Wohnung des dortigen Förſters abgeſpleſf, der ſein neugeborenes Kind taufen laſſen wollte und ſich 11 Abends in das nahe Städtchen begeben hafte, um b. die Gebottern zu laden. Seine kranke Frau ließ e t Sr unter dem Schutze eines Bauernweibes zurück. Der 2 duc größeren Sicherheit wegen händigte er feiner Frau 8. aber noch einen geladenen Revolver ein. Die Bauerz⸗ 1 90 Nach. frau jedoch begab fich gleich, nabdem der Förſter daß 5 puh Haus verlaſſen, in das Dorf, von wo ſe in Ge 1 un 80 ſellſchaft ihres Mannes zurückkehrte und don der , Förſtersfrau die Herausgabe des Geldes forderte, 15 Beige Die erſchrockene Frau wies den Dieben elne Ram⸗ 1 1b mer, in der in einem Kaſten die Kaſſe des Förſſerz 1 enthalten ſein ſollte. Als aber die Verbrecher in die⸗ a We ſer Kammer waren, erhob ſich die Förſtersfrau aus . 5. Nartt ihrem Bette und ſchloß die Diebe in die Kammer ein, 1 1 Unt. Kurz darauf hörte die Frau das Vorfahren eines 1 b Wagens. In dem Glauben, ihr Mann kehre aus nd 8 der Stadt zurück, ſchickte ſie ihren ſechsfährſgen Sohn 0 10 i hinaus, der dem Vater die Thür öffnen ſollte, Der 95 41 Knabe lief hinaus und rief: „Vater, Vater, die 1 . hne auflieg Mutter hat die Diebe in die Speiſekammer geſperrtl i bra ben In dieſem Angenblicke fiel das Kind leblos zur Er⸗ de, denn der Ankoͤmmling war nicht der erwantes * Förſter, ſondern der Sohn der Verbrecher, der feine er Eltern ſammt dem Raube bolen kam und das Rind ng den niederſchlug. Der Räuber ſtürzte in das Zimmer der Kranken, fragte nach ſeinen Eltern und drohte der Frau mit dem Tode. Die Kranke ergriff den Re⸗ volver und ſchoß den frechen Räuber nieder, Die Leiche fiel auf das Bett der Frau und dieſe wurde ohnmächtig. Als der Förſter zurückkam, die deich des Kindes und den Erſchoſſenen auf dem Beit der anſcheinend todten Frau ſah, rührte ihn der Schlag, Die mitgekommenen Pathen fanden in der Spee kammer die beiden Verbrecher am Balken ehe, Die Warſchauer Zeitung „Slowo“ verſicherk ahn Ernſtes, daß die Geſchichte ſich wirklich zugetragen bab — Neapel, 5. Mai. Der Veſuy entwichen eine erhöhte Thätigkeit, der Eruptionskegel iſt einge ſtürzt. An der Nordweſtſeite des Berges ergſeßt ich ein größerer Lavaſtrom bis herab zum Fuß des großen Kegels. ſein, den Sohn an das Vaterherz zu drücken. Eine leichte Hand legte ſich jetzt auf ſeinen Arm, Eveline war zu ihm herangetreten. „Meinen Sie nicht auch, daß es das Beſte iſt Walter und ich nehmen ihn mit nach Felſeneck?“ fragte ſie eiſe. In der alten Heimat, denke ich wird er ſich am erſten erholen, Wir haben ein kleines ab⸗ geſchloſſenes Gartenhäuschen, dahin werde ich ihn bringen, meine Mama, Walter und ich werden uns in der Pflege teilen.“ „Es iſt furchtbar hart den kaum Gefundenen wieder von mir zu laſſen,“ erwiederte der alte Herr, „und doch, ich ſehe es ein, jede Aufregung kann ihm jetzt bei ſeiner Schwäche ſchädlich ſein, ich werde mich gedulden müſſen.“ „Sie ſollen täglich Nachricht von ihm erhalten, bis Sie dann ſelber kommen dürfen.“ „Hoffentlich währt das nicht allzulange. Beſſern Händen als den Ihrigen kann ich ihn nicht anver⸗ trauen!“ Faſt zärtlich blickte er auf Eveline, indem er ihr bewegt die Hand drückte. Von Walter und dem Doklor Kant geſtützt, erhob ſich Magnus jetzt, und nun ſah man erſt wie elend und verfallen die einſt ſo blühende Jüng lings · geſtalt war, als er neben dem kräftigen von Geſund⸗ heit ſtrotzenden jungen Landwirt ſtand. Schwanken⸗ den Schritts verläßt er das elende Heim, in welchem er den ſchwerſten Kampf gekämpft, die troſtloſeſten Stunden durchlebt hat. An der Thür ſieht er ſich noch einmal um, mit einem verwunderten fragenden Blick auf den Zurückbleibenden, der da regungslos am Fenſter ſtehen geblieben, mit düſtern Augen dem traurigen Zug nachſchauend. Nun ſchließt ſich die Thür und Valmut, der Vater von Magnus iſt allein, ſie allein in dem öden Raum, das Bild bitterſter Ar⸗ „ 55 mut! Mit einem unbeſchreiblichem Empfinden von Schmerz und Trauer irren ſeine Augen von einem Gegenſtand zum andern. Wie dürftig, wie entſetzlich ärmlich iſt Alles, die kahlen getünchten Wände, die blinden Fenſterſcheiben, das dürftige Möbelment. Auf einem kleinen ſchiefbeinigem Tiſchchen liegen Noten meiſtens geſchriebene; er durchblättert ſie flüchtig, aber ſchließlich nimmt dieſe Beſchäftigung ſeine Aufmerk⸗ ſamkeit in Anſpruch. . Es ſind Compoſitionen ſeines Sohnes, die hier in all dem Elend entſtanden. „Nachtbilder“ hat er ſie genannt. Waren ſie doch aus den dunklen kummervollen Nächten hervor- gangen, die er hier einſam mit ſeiner Geige durch⸗ wacht. Voll tiefer Bewegung ruhen die Augen des Vaters darauf, dann greift er zur Geige, und noch einmal wird die elende Bodenkammer zum Tempel der Kunſt. Weich, ergreifend fluthen die Tonwellen durch das Gemach, die Gedanken eines mit Kum⸗ mer und Elend ringenden Genies, werden hier von eines Meiſters Hand vorgetragen. „O Magnus, Du haſt trotz alledem und alle⸗ dem Hohes erreicht, Du wirſt in Zukunft als der Größten Einer daſtehn,“ ſagt der Geiger tief b⸗wegt, als er jetzt ſein Spiel beendet. „Es iſt eine Urſprüng⸗ lichkeit, eine Genialität in dieſen Melodien, wie ſie unſere Zeit nur noch ſelten aufzuweiſen hat. Und Gott lob, ich Dein Vater kann Dir Anerkennung verſchaffen, ich werde die Noten in Druck geben und Dich damit, bei unſerer endlichen Wiedervereſnigung überraſchen.“ 5 Sorgſam packt er die Blätter zunſammen, und legt e mit der Geige und den wenigen Habſeligkeiten ſeines Sohnes in deſſen Koffer, mit welchem er die Treppe heruntergeht, alsdann unten einem Dein mann zu übergeben, mit dem Auftrag denſelben nach ſeinem Hotel zu befördern. Dann ſuchte e den Hauswirt auf, um die vielleicht noch rüchandige Miete für Magnus zu bezahlen. Dieſer berwunderte ſich nicht wenig über die nobeln Freunde, die fich bei ſeinem herabgekommenen Mieter eingefunden welchen, an die Luft zu ſetzen, er ſchon dug Willens war, hätte nicht die, bei aller Herunkerge⸗ kommenheit doch ſo rührende Erſcheinung des zungen Künſtlers immer wieder von Neuem fein Milleld erregt. 1 CLiulide A Einige Wochen weilt Magnus nun schon in Felſeneck und zwar auf dem Schloſſe. Gbefneng Pläne, Magnus im Gartenhaus unterzubringen, wurden von Herrn v. Senden ziemlich rücſichslos verworfen. i * Zum erſten Male in ſeinem Lebe hatte dete etwas wie Reue über eine ſeiner Handlungen em J 1 pfunden, als er ſeinen Neffen ſo blaß und elend 8 wiedergefehen; und er ſuchte nun, ſo viel in 1 6 lager Jö5 Kräften ſtand, die Folgen ſeiner Strenge wieder gut N zu machen. 5 A that Magnus wurde in den mum 85 W 8 Knabe bewohnt, einqgdartirt und Frau b. . die ja ſtets viel diebe und Zuneigung für ihn ge 8 habt, übernahm ſeine Pflege, unter welcher ſich der 60 Kranke überaſchend ſchnell erholte. A Schluß folgt. A f Ng ag e