gachnahnt ute nen, General-Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. Kachſehende Annoncen - Erpeditienen: Alsit Herndl in Wien, Ubdelf Steiutt in Hamburg und ſämtliche Anneneen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Do glan, Ruvolf Moſſe, G. 8. Daube und J. Varck und Comp. nihmen Inſeale f ö für unz an. Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamleit. Redaktion, Druck und Verlag van Rarl Molitor in dabenburg Erscheint jeden Mittwoch und Hamstag und koſtet viertelfährlich 1 /K — mit illuſtiertem Anterzaltungsblatt 1 4 40 4 excl. Poſtproviſton, Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Erpedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Harntondzeiele oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗ Anzeigen mit 6 Pfg Reflamen mit 20 Pf. berechnet. Bei grbßexen Aufträgen Nabattbewilligung Politiſches Berlin, 25. April. Der Kaiſer begab ſich geſtern um 8 Uhr 35 Minuten Morgens mit militäriſcher Begleitung zur Teilnahme an der 200 jaͤhrigen Jubiläumsfeier des 1. Brandenburgiſchen Dragonerregiments Nr. 2 nach Schwedt. Nachdem auf dem Exetcierplatz die Fahnen⸗Säkularbänder an der Standaite des Regiments in Gegenwart des Kaiſers angebracht waren, hielt der Kaiſer eine kurze kräftige Anſprache. Um 5 Uhr traf der Kaiſer öſterreichiſche wieder in Berlin ein. Berlin, 25. April. Die Hauptſtadt hat ziemlich bewegte Oſterfeiertage der⸗ lebt, da ſich an den am Sonntag ausgebrochenen Strike der Wiener Pferdebahnkutſcher Straßenun⸗ ruhen knüpften, die hie und da ſogar einen offen revolutionairen Charakter trugen. Wiederholt mußte Militär einſchreiten, wobei verſchiedene Verwund⸗ ungen vorkamen und weit über 100 Verhaftungen vorgenommen wurden, welche weniger ſtrikende Kut⸗ ſcher als vielmehr tumultuirende Burſchen betrafen. Der Kaiſer, welcher am Dienstag von Iſchl in Wien eintraf, erteilte alsbald dem Polizei⸗Präfidenten eine Audienz und ließ ſich von ihm eingehend Be⸗ richt erſtatten. noch eine weitere Ausdehnung erfahren, als auch das Aushilfsperſonal infolge Bedrohung durch die Strikenden am Dienstag die Arbeit einſtellte; der Pöbel verhält fich andauernd etceſſiv. Am Diens⸗ tag Abend kam es namentlich in dem Bezirk Fa⸗ votiten und dem Vororte Hernals zu bedeutenden Ausſchreitungen, wobei die nach Tauſenden zählende Menge das anrückende Militär mit Steinwürfen bombardirte. Die Cavallerie hieb ſchließlich mit Säbeln ein, während Infanterie mit gefälltem Die Strike der Pferdebahnkutſcher ſelbſt dauert unvermindert fort und hat inſofern nicht polizeilich oder gerichtlich beanſtandet werden, Bajfonet vorging, wobei zahlreiche Verwundungen vorkamen. Nach Vornahme vieler Verhaftungen war Abends 10 Uhr die Ruhe wieder hergeſtellt. Berlin, 25. April. Am Oſtermontag hat ſich im fernen Weſten Amerikas eine ſo ſeltſame dem Boden der „freien Union“ vorkommen lann. An dieſem Tage Mittags wurde laut Bundesbe⸗ ſchluß das bislang den Indianern reſervirt geweſene Gebiet von Oklahoma, nördlich von Texas gelegen, koſtenlos weißen Anſiedlern überlaſſen. Schon wochen⸗ und monatelang lagerten deshalb an den Grenzen des Gebietes, die von Bundestruppen be⸗ wacht wurden, mehr als 50,000 Menſchen, um von dem Lande Beſitz zu ergreifen und als nun in der That am Montag Mittag die Truppen zurück⸗ gezogen wurden, ergoß ſich dieſer riefige Menſchen⸗ ſtrom wie wahnſinnig in das Land Oklahoma, wo⸗ bei es zu furchtbaren, blutigen Seenen kam. Da nur etwa 10,000 Menſchen in Oklahoma als An⸗ ſiedler Platz haben ſollen, ſo wird die eigenartige Coloniſation dieſes Gebietes in Anbetracht der vielen hierauf reflectirenden Zehntauſende wahrſchein⸗ lich noch zu großem Blutvergießen führen. Wien, 24. April. Der Verwaltungsrat der Tramway beſchloß, ſämtliche Kutſcher, ſofern dieſelben wieder aufzunehmen, 70 ſtrikende Kutſcher haben bereits den Dienſt wieder angetreten, darunter auch die Strick⸗Anführer Kutſcher Rinder und Draht⸗ berger; dieſelben erklärten, für Morgen zum Kaiſer berufen zu ſein. In den Straßen, wo geſtern Abend Tumulte ſtattfanden, rückte heute ſchon um 6 Uhr drei Bataillone Infanterie des Regiments Nr. 50 ab, damit jede Anſammlung hintangehalten werden. Später kam eine Verſtärkung durch zwei und aufregende Scene abgeſpielt, wie ſie nur auf mehr, „der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe“, Bataillone Infanterie vom 49. Regiment; die ge⸗ ſamte Infanterie ſteht unter dem Kommando des Oberſten Gabor, das Kavalleriekommando hat Graf Roſenberg inne. Die Menge iſt eingeſchücktert und kamen größere Exceſſe nicht vor. Brüſſel, W. April. Boulanger bat nun⸗ die Gaſtfreundſchaft der belgiſchen Hauptſtadt mit derjenigen Londons vertauſcht. Am Mittwoch Morgen 6% Uhr verließ Boulanger, begleitet von ſeinem Generalſtab, Brüſſel mittels Extrazuges, wie es fich für einen Prätendenten gebührt, und reiste nach Oſtende, wo er ſich mit ſeinen Getreueſten auf einem Extradampfer nach England einſchiffte; die Ankunft im Charing Croß Bahnhof zu London er⸗ folgte in der vierten Nachmittagsſtunde. Irgend⸗ welche Zwiſchenfälle ereigneten ſich bei der Abreiſe Boulanger 's von Brüſſel nicht und ebenſo wenig kam es zu ſolchen auf der Reiſe; auch von einem neuen Manifeſte, welches Boulanger noch unmittel⸗ bar vor ſeiner Abreiſe an ſeine Landsleute richten wollte, iſt noch nichts bekannt geworden. Wahr⸗ ſcheinlich werden die Franzoſen mit dieſer abermaligen Kundgebung ihres Zukunftsdictators nunmehr von London aus beglückt werden, wenn Boulanger über⸗ haupt noch das Manifeſt für notwendig hallen ſollte. St. Petersburg, 24. April. Die Geſund⸗ heit des Czaren ſoll neuerdings ſehr angegriffen fein. Er leide an hochgradiger Erregung der Nerven Die in den letzten Tagen erfolgten maſſenhaften Verhaftungen von Nihiliſten, namentlich von Offi⸗ zieren, ſollen auf ihn einen ſtarken Eindruck hervor⸗ gerufen haben. — Ein geheimes Rundſchreiben des livländiſchen Gouverneurs Smowjew ordnet die Ueberwachung, moͤglichſt die Ausweiſung aller Fremden an, beſonders jener Deutſchen, welcher durch hoͤhere Nachdruck ver boten 25. Fortſ. 5 Leider hab ichende Mittel, Mag⸗ nus zu unterftützen, und wage es, ſich darum an ſie zu wenden, da er ihr das ja auch ohnedies verſpro⸗ chen habe, wenn der junge Künſtler in eine bedrängte Lage geraten ſollte, ihr davon Mitteilung zu machen. Als Doktor Kant den Brief beendet, trieb es ihn, trotz alledem und alledem, doch zunächſt wie⸗ der zu Irene! Er fand die ſchöne Frau in ſehr übler Laune. Um ihre feinen Lippen lag ein müder gelangweil⸗ ter Zug, und die schönen Augen hatten den ſtrah⸗ lenden Glanz verloren. „Ihr Mann kränkele ſchon ſeit Wochen,“ erzählte ſie ihm, „der Arzt habe ihm das Reiſen verboten, da er jede Aufregung für ſchädlich halte, und ſo müſſe ſie nun, ein Opfer der Pficht, den ganzen Sommer in der heißen drücken⸗ den Atmosphäre der großen Stadt vigetiren. Alle ihre Bekannten ſeien verreiſt, ſie wären wie von Gott verlaſſen. Tag für Tag wandle ich mit dem alten Mann nach dem Tiergarten, dort trinken wir ein Glas Milch, ruhen etwas, und wanken dann wieder heim. O es iſt zum Verzweifeln!“ ſchloß ſie ſeufzend ihren Bericht. Ja das war allerdings zum Verzweifeln für eine junge kokette Frau, die bisher nur ihrem Vergnügen gelebt, der ein liebender Gatte nie einen Wunſch verſagt. Um die Mundwinkel des Doktor Kant zuckte es ſehr froniſch. „Sie find allerdings im Ent⸗ ſagen und Entbehren wenig geübt, gnädige Frau,“ ſagte er malltibs. Ohren geklungen? Ich hätte noch nie „Und ſie meinen dieſe Uebung könnte mir nichts ſchaden!“ rief Irene mit zornig blitzenden Augen. 1 „Es iſt immer eine ganz gute Schule. Sie wiſſen doch, wie es im Fauſt heißt: Entbehren ſollſt Du! Sollſt entbehren. Das iſt der ewige Geſang, Der Jedem an die Ohren klingt Den, unſer ganzes Leben lang Uns heiſer jede Stunde ſingt. 1 0 Dieſer Geſang klingt ſchließlich doch an jedes Menſchen Ohr. — Irene zuckte ungeduldig mit den Schultern. „Glauben Sie den, er hätte noch nie an meine entſagen müſſen!“ Der Doktor Kant glaubte zu verſtehen, was ſie damit meinte, er ahnte, wo ſie hatte ent⸗ ſagen müſſen, und beſchloß der Sache auf den Grund zu gehen. „Sie verſtehn es wenigſtens ſich bitter zu rächen, wo man Entſagung von Ihnen gefordert,“ ſagte er langſam und mit Nachdruck. „Was haben Sie aus Magnus gemacht?“ Irene wurde todtenblaß.— „Magnus! — hat er verraten? — Wiſſen Sie —“ ſtammelte ſie. „Nein, verraten hat er nichts, Sie haben nicht umſonſt auf ſeine Ehrenhaftigkeit gebaut. — Als Schriftſteller fieht man jedoch etwas tiefer in die Herzen als andere Sterbliche, man combmirt und ſpinnt an den Schickſalsfäden der Menſchen, nach ſeiner Weiſe. Ich fand Magnus heute elend halb verhungert in der Nationalgallerie, mit geiſter⸗ haften Blicken auf den Zug des Todes ſtarrend, als wollte er ſich demnächſt demſelben anſchließen. Natör⸗ türlich erkundigte ich mich nach ſeinem Ergehen, daß Ihre ſorgenden Hände ſeine Pfade nicht mehr eb⸗ neten durchſchaute ich auch bald. Soll ich Ihnen nun meine Combinationen veraten?“ Die junge Frau ſprang erregt auf. „Es gehört grade nicht viel Scharfſinn dazu hier richtig zu kombiniren!“ rief ſie hoͤhniſch. „Warum ſoll ich es denn auch leugnen, ja, ich habe Magnus geliebt mit aller Leidenſchaft einer erſten Liebe! Ich habe es ihm auch geſtanden — aber er — er — 0 Gott, und ich liebe ihn noch, ſtöhnte ſie plötzlich auf — und er iſt elend, arm, ſagten Sie, kann ich denn nichts für ihn thun, rathen Sie mir doch!“ Flehend ergriff ſie die Hände des Doktor Kant, mit fieberheißen Augen zu ihm aufſchauend.