abend der Nachfolger Bonlanger's auf dem Kriegs⸗ miniſterpoſten, General Ferron, welcher Auskunft über den Scandalproceß gegen General Cafferell und über die geheimen Fonds im Kriegsminiſterium geben ſollte. — Was die vielerörterte Frage der Auswei⸗ ſung Boulangers aus Belgien anbetrifft, ſo iſt ein derartiges Verlangen von der franzofiſchen Regier⸗ ung formell noch nicht geſtellt worden. Nur wies der franzöͤſiſche Geſandte in Brüſſel, Bouree, in einer Unterredung mit dem Leiter des Auswärtigen Amtes, dem Fürſten Gimay, darauf hin, daß die Umtriebe der Boulangiſten in Brüſſel in Frankreich großes Mißbergnügen hervorriefen, doch trug dieſe Unterredung keinen amtlichen Charakter und heißt es daß ſie durch keinerlei, Herrn Bouree etwa zu⸗ gegangene Inſtruktionen aus Paris veranlaßt wor⸗ den ſei. Stockholm, 20. April. J. Kön. Hoheit die Kronprinzeſſin von Schweden iſt von einem Sohne glücklich entbunden worden. Rom, 20. April. Der Papſt gedenkt das nächſte Conſiſtorium Ende Mai abzuhalten. In demſelben ſollen 7 Cardinäle ernannt werden und zwar zwei italieniſche, ſowie die Erzbiſchöfe von Paris, Lyon, Bordeaux, Prag und Mecheln; die Erhebung deutſcher oder ſpaniſcher Kirchenfürſten zu Cardinälen iſt dagegen noch nicht in Ausſicht ge⸗ nommen. Berſchiedenes. — Aus dem Seekreiſe, 18. April. Die Zucht- viehmärkte des Verbandes oberbadiſcher Zuchtgenoſſen⸗ ſchaften finden in dieſem Frühjahre in nachſtehender Reihenfolge, die bekanntlich wechſelt, ſtatt: Donau⸗ eſchingen 24. April, Engen 25. April, Stockoch 26. April, Pfullendorf 30. April, Meßkirch, 1. Mai. Dieſe Zuchtviehmärkte beginnen j weils Vor⸗ mittags 8 Uhr und werden nur von den Mitgliedern der Genoſſenſchaften für Rindviehzucht der betreffen⸗ den Bezirke in den genannten Bezirkshauptorten abgehalten. Erſter Vorſtand iſt Reichstags⸗ und Landtagsabgeordneter Bürgermeiſter KonſtantinNoppel in Radolfzell, zweiter Vorſtand großh. Herr Ober⸗ amtmann Julius Otto in Meßkirch. Nähere Aus⸗ kunft erteilen ſowohl die Vorſtände der einzelnen Zuchtgenoſſenſchaften, als auch der Vorſtand des Verbands ausſchuſſes. — Aus Baden, 20. April. Unweit Pforz⸗ heim wurde ein geiſtesgeſtörter Schloſſer von Raſtatt feſtgenommen, welcher völlig unbekleidet im Walde herumirrte. — In Strohbach bei Bermersbach wurde dem Alährigen Knaben des Landwirts Joörker, der auf einem bom Felde beimkehrenden Wagen ſeines Vaters ſaß, beim Einfahren in den Schopf vom niedern Gebälke der Hirnſchädel eingedrückt, ſo daß das Kind ſofort eine Leiche war. — In Neuenburg wurde die Leiche eines unbekannten, gut gekleideten 40 —50jäbrigen Mannes geländet. — Zu Freiburg N in der Gärtnerei des Herrn E. Wehrle blüht ein Roſenſtock, der größte in Deutſchland. Derſelbe iſt 7˙5 Jahre alt und nimmt einen Flächenraum von 52 Quadratmetern ein. Gegenwärtig hat er über 4200 Knoſpen. — In Bonndorf iſt das 5jährige Mädchen des Landwirts Joh. Hofer von einem durchgegangenen Pferde überritten und ſo ſchwer verletzt worden, daß das Kind bald darauf ſtarb. — Die Stadt Worms hat ein großes Werk unternommen. Die Gründung eines nationalen Volkstheaters. Deutſche Sitte, deutſche Art ſoll dort Pflig' finden, durch Vorführung patriotiſcher Werke an vaterländiſchen Gedenktagen. Die Bürger von Worms haben hieführ 210,000 Mk. ſchenkungsweiſe gezeichnet, und die Stadt ſteuerte 250,000 Mk. dazu bei. Der Reſt der noch fehlenden Summe ſoll durch Lotterien aufgebracht werden. Mit der Durchführ⸗ ung wurde das Bank- und Lotterie⸗Geſchäft von Lud. Müller u. Co. in Nürnberg mit Zweig⸗ niederlaſſungen in München. Berlin, Hamburg be⸗ traut. Es kommen 30,000 Looſe à 2 Mark zur Ausgabe und doch Gewinne im Geſamtwerte von 30,000 Mark. Die Ziehung iſt bereits am 9. Juli und der Vertrieb dieſer Looſe im geſamten Großherzogtum Baden allergnädigſt geſtattet. Ver⸗ kaufsſtellen werden überall durch die Generalagentur errichtet werden. — Als im Maͤnnerzuchthauſe zu Untermaas⸗ feld Meiningen neulich früh um 3 Uhr die Poſten abgelöſt wurden, entlud ſich, während die Leute ihre Mäntel anzogen, das ſcharf geladene Gewehr eines Musketiers. Die Kugel ging dem wacheführenden Gefreiten durch den Kopf und tödtete ihn. — Madrid 19. April. Zu Valencia in der Kathedrale explodirte heute während des Gottes⸗ dienſtes beim Hochaltar eine große, mit Pulver ge⸗ füllte Petarde. Unter den Andächtigen, von denen das Gotteshaus vollfländig gefüllt war, entſtand eine furchtbare Verwirrung; viele Frauen wurden ohnmächtig; der Hochaltar iſt zerſtört; die Urheber des Verbrechens find bis jetzt nicht ermittelt. — Ein unnatütlicher Vater, der ſein Kind auf grauſamſte Weiſe um's Leben gebracht hat, und an einer zweiten gleichen Unthat nur durch Zufall verhindert wurde, iſt vor wenigen Tagen in Cluny (Departement Saone et Loire) in daz Gefängnis jener Stadt eingeliefert worden. Der daſelbſt wohn⸗ hafte Weinbergsbefitzer Etienne Bonnin holte zu Anfang dieſer Woche ſeinen 6jährigen kleinen Knaben Jean Marie aus der Schule ab, führte ihn nach Hauſe, zwang hier das widerſtrebende Kind, ſich auf den Fußboden, und zwar mit dem Kopf auf einen kleinen Waſchkübel niederzulegen, großes, ſchon vorbereitetes Meſſer ergreſfend, ſchnit er den Hals deſſelben von einem Ohr zum anderen, mitten durch. Nachdem das kleine Opfer ſich zu Tode geblutet hatte, trug der unmenſchliche Vaſer daſſelbe auf ein Bett, ſtreckte die kleine Leſche ſorg⸗ fältig aus, und ſchloß die Augenlieder derſelben, Hierauf ſchritt er an ein zweites Verbrechen. In dem Nebenzimmer hatte er vorber ſein elfjähriges Töchterchen Antoniette eingeſchloſſen; dieſes zog er jetzt mit Gewalt in jenen Raum ſeiner erſten Mord⸗ that hinein, um hier ſein zweites Werk zu beginnen, als ein, Nachbar, Herr Maugoin, von dem Jammer⸗ geſchrei der Kleinen erſchreckt, noch zur Zeil herbeſ⸗ eilte. Er ſchlug die Thür ein und verhinderte auf dieſe Weiſe die grauſame Abſicht des Elenden. Mau⸗ gain packte den Letzteren feſt, während das gerettets Kind Hilfe herbeirief. Der Mörder wurde berhaftel, — Man nimmt als Urſache einen plötzlichen Aus⸗ Lläi Neger bruch von Wahnfinn an, nachdem er bereits mehrere 1d Fah Male in einem Aſyl für Mondſüchtige Aufnahme luße gefunden hatte. unt un — New-⸗Nork, 20. April. Ein in der 1 Wilſon'ſchen Schmalzfabrik ausgebrochenes Feuer al vernichtete mehrere Lagerhäuser, 2 Elevatoren und fit dan einen großen Teil der Dockanlagen. Der Geſamſ⸗ Ie nös ſchaden wird auf drei Millionen Dollars geſchäzt; 5 zwei Perſonen find tot, mehrere wurden verleßt. ö — Ein Urteil über May ers Hand⸗Lerikon, Bei Mayers Hand⸗Lex kon, vierte Auflage 0554 Bibliographiſches Inſtitut, Preis in 1 Bd. geb. 18 Ml., in 2 Bon. geb. 16 Mk.), galt es, den Oe⸗ ſamtinhalt des menſchlichen Wöſſens mit gerechter, gleichmäßiger Verteilung in 2 Bänden von zuſammen 1459 Seiten unterzubringen, wahrlich, ein gewaltiges Unternehmen, deſſen glückliche Löſung das höchſte Lob verdient. Für Büreaus aller Art, volksthümliche Vereine und Bibliotheken, Privatbibliotheken ꝛc. ſollte und wird dieſes Handbuch ſozuſagen das lägliche Brod bilden. Es verdient, eines jeden treuer Haus⸗ freund zu werden. in j ihr Leben ein glückliches geweſen ſein, oder arm und elend, wie das ſeine jetzt. Solchen wenigſtens wird es leichter ihm zu folgen. War es nicht, als winkte ihm jetzt die Kno⸗ chenhand, als ließe ſie ihre Schelle ertönen: Komm nur, komm, Deine Tage ſind abgelaufen und alles Leid hat nun ein Ende. „Herr Gott, Magnus, find Sie es oder iſt an ſein Ohr. Er blickt auf, der Doctor Kant ſteht vor ihm voll Staunen und Mitleid auf ihn herab⸗ chauend. „Ich bin es ſchon, erwidert er jetzt mit einem rüben Lächeln. „Aber was iſt geſchehen! Was hat fie ſo ver⸗ wandeln konnen!“ 5 „Noth — die Sorge um das tägliche Brod! Wer dieſer erſt verfallen, um den ſtets ſchlimm!“ „Und Irene! hat ſich die gütige Beſchützerin on Ihnen gewendet?“ „Ja, das hat ſie, aber fragen ſie mich nicht weiter. Die ſchöne Frau baut ſehr feſt auf meine Ehrenhaftigkeit und ſoll in mir täuſchen. Der Doctor ſah ihn einen Moment prüfend n. Das verſtehe ich nicht, murmelte er, dann faßte r Magnus unter den Arm. Kommen Sie, wir peiſen zuſammen bei B!“ Das — das erlauben mit icht, ſtotterte dieſer verlegen. Dummheiten! Sie find ſelbſtverſtändlich mein Gaſt. Ich denke doch wir find Freunde Magnus und an Freunden ſcheinen Sie jetzt nicht gerade Ueberfluß zu haben!“ n ich bin gänzlich verlaſſen von Allen, er⸗ meine Mittel jetzt es Ihr Geiſt!“ tönt da eine bekannte Stimme ſich wenigſtens darin nicht —— widerte Magnus und ergriff dankbar die Hand des Doctors. Dann gingen ſie Arm in Arm nach der nahe gelegenen altdeutſchen Weinſtube. „Alſo fragen darf ich nicht, begann Kant die Unterhaltung wieder, während ſie beide den aufge⸗ trogenen Speiſen tapfer zuſprachen, „und doch in⸗ tereffict es mich ungemein, zu erfahren, wie ſie mit Irene auseinander gekommen find. „Leſſen wir das jetzt lieber ruhen. Itene hatte ſo Unrecht nicht, als ſie mich einſt ein großes Kind vom Lande nannte. Um etwas Welt⸗ und Menſchenkenntnis bin ich jetzt wenigſtens reicher ge⸗ worden.“ „O ja, die gewinnt man ſo nach und nach f hier! Ich vermute, da Irene ſich von Ihnen ge⸗ wandt, — warum, das wollen wir unerördert laſſen —, hat die Geſellſchaft Sie fallen laſſen, Ihnen jegliche Protection, welche nun einmal notwendig iſt für ein Künſtlerleben, entzogen, ich kenne das! Ver⸗ geſſen wird man eben allzuleicht. Hier, wo täglich neue Sterne am Horizont des Kunſthimmels auftauchen da gilt es nun ſchon etwas Großes, noch nicht da⸗ geweſenes zu leiſten!“ „Leiſten Sie einmal etwas Großes, wenn Sie aller Exiſtenzmittel beraubt wenn jeder Tag neue Entäuſchungen bringt!“ „Nun im größten Elend hat man oft die wunderbarſten Inſpirationen. Die großen Künftler in der Dachſtube find noch nicht ganz ausgeſtorben, meine ich.“ Die Dachſtube iſt jetzt allerdings mein Heim, und in der erſten Zeit meiner Verlaſſenheit war ich auch nicht ganz ohne Inſpirationen, aber jitzt iſt das vorbei, das Leben ſtarrt mich in ſeiner elendſten Nüchternheit an, ich bin wie ein Verirrter, der keinen eine Geldunterſtützung zu bieten, ohne ihn damit zu Ausweg mehr weiß. „Aber ich weiß einen! rief der Dockor, „vor⸗ läufig nehmen Sie hier meine Börſe.“ Magnus machte eine abwehrende Bewegung. „Nein bitte, ich dulde keine Wiederrede, viel wird ſie ohnedies nicht enthalten; und dann laſſen Sie mich nur weiter ſorgen, ich denke den rechten Weg gefunden zu haben, a Nachdem Magnus dem Doctor noch ſeine Adreſſe genannt, ſchieden ſie für heute von einander. Erſterer mit einem ſchwachen Schimmer von Hoffnung und dem tröſtenden Bewußtſein, daß es doch wenigſtens noch eine Menſchenſeele gab, die teil an ſeinem Schick⸗ ſal nahm. pensche Wandchee igen Rule lachen Saufel harten Nen m dj han dull Der Doclor Kant ſchrieb noch an demſelben Tag an Eveline v. Bork, ſeines Verſprechens ein⸗ gedenk, das er der jungen Dame im vergangenen Jahre auf den Höhen der Roßtrappe gegeben; ſie wird mit ihrem klaren hellen Blick ſchon die rechten Mittel und Wege finden, den Jugendfreund, den fie doch wohl liebte, aus aller Not und Verlegen⸗ heit zu befreien, ſagte er ſich. Viel leichter wie er, der mit ſeinem unruhigen Geiſte, ſeiner Uaſtetheit zu ſolcher Miſſion weniger taugte, beſonders da auch ſeine Geldmittel durch Reiſen ziemlich erſchöpft. Eveline war ja reich und beſaß auch den ſichern Tact einer vornehmen Natur, dem Jugendfreund verletzen. In kurzen Worten teilte Kant ihr mit, wie Magnus Talent bei den bittern Sorgen um ſeine Exſſtenz zu Grunde zu gehen drohe, wenn nicht Freunde ſich ſeiner annähmen. i Fortſetzung folgt.