General Boulanger it aus Fronlteich entflohen. Er hatte die ſichere Aus- ficht, nach Neucaledonien deportirt zu werden durch Urteilsſpruch des Ausnahmegerichtshofes; ja die Boulangiſten fürchteten ſogar, die Machthaber würden vor Vergiftung Boulanger's nicht zurückſchrecken. Dieſen Eventualitäten hat ſich Boulanger durch die Flucht entzogen. Das Pariſer Boulangiſtenblatt „La Preſſe“ bringt einen Artikel Laguerre's, in welchem mitgeteilt wird, daß Boulange auf das dringende Erfuchen ſeiner Freunde das Land ver ⸗ laſſen habe, welche davon benachrichtigt worden ſeien, daß die „Bande“, welche jetzt die Gewalt in den Händen habe, entſchloſſen geweſen ſei, Boulanger r einen Ausnahmegerichtshof zu ſtellen und ihn cht lebend wieder aus den Händen zu laſſen. Der Artikel ſchließt: „Der General iſt abweſend. Wir werden aber den Kampf für die Reviſion und die nationale Republik fortſetzen.“ b Herr Antoine, der neue Concurrent Boulanger's um die Gunſt der franzöfiſchen Nation, hielt am Montag in Havre wiederum eine ſtark chauviniſtiſch gefärbte Banketrede, in welcher der ehemalige Reichs⸗ tagsabgeordnete für Metz an die Jugend des Landes appellirte, welche die Giöße und Unsverſehrtheit Frankreichs, d. h. alſo die Rückeroberung Elſaß⸗ Lothringens, wünſche. Auch erklärte ſich Antoine gegen die Rückkehr Frankreichs zur perſönlichen Ge⸗ walt, was ihm freilich die Sympathien der Bou⸗ langiſten nicht eintragen dürfte. — Der Pariſer Eiffelthurm iſt fertiggeſtellt und am Sonntag ein⸗ weiht worden, wobei der Cabinetschef Tirard eine Rede hielt. Stockholm, 4. April. Der König verlieh dem Großherzog von Baden den Rang eines Generals des ſchwediſchen Heeres. 5 London, 4. April. Die Königin mit dem Prinzen und der Prinzeſſin Heinrich von Batten⸗ berg iſt geſtern Abend in Windſor eingetroffen. Von Stanley iſt ein Brief, datirt vom 4. September b. J. und aus Smupeituri (2) geſchrieben, in Edinburg eingetroffen, in welch m Stanley meldet, daß er ſich wohl befinde und auch Emin Paſcha in guter Geſundheit verlaſſen habe. Es iſt dies nach langer, langer Zeit wieder das erſte direkte, nach Europa gelangte Lebenszeichen Stanley's, welches es zur erfreulichen Gewißheit macht, daß der b⸗⸗ rühmte Afrika⸗Reiſende den Zweck ſeiner letzten Expedition in das Innere Afrikas, die Aufſuchung min⸗Paſchas, vollkommen erreicht hat. Ob ſich 2 Stanley wieder auf der Rückreiſe nach dem Congo befladet, ſcheint jedoch aus ſeinem Briefe nicht her⸗ vorzugehen. 5 5 5 Berſchicdenes. * Ladenburg 5. April. Heute hat das hieſige Gemeindecollegium eine für die hiefige Stadt und Umgegend hochwichtige Frage endgildig gelöͤſt. Der Bürgerausſchuß gab zu dem Beſchluſſe des Gemeinderats, wonach die Umgeſtaltung der höberen Bürgerſchule mit Beginn des Schuljahres 1889/0 in eine fechsklaſſige Realſchule mit facult ativem Un⸗ terricht in der lateiniſchen Sprache beantragt wurde, einſtimmig die Genehmigung. Ans den intereſſanten Ausführungen des Herrn Steingötter (Mitglied des Bürgerausſchuſſes) haben wir entnommen, daß die Frequenz der Schule im Jahre 1874/75 — Umgeſtaltung des Realſchul⸗ plans in den Realgymnaſiallehrplan von 170 Schülern auf 137 Schülern geſunken iſt und daß es, was wir auch voll und ganz unterſchreiben, ſo⸗ wohl den hiefigen Verhältniſſen, als auch den Ver · hältniſſen der Umgegend entspricht, wenn der Latein⸗ unterricht ſtatt wie ſeither obligatoriſch, für die Folge d. h. mit vollſtändiger Umgeſtaltung fucultativ erteilt wird. Die Gemeinde bringt mit dieſem Beſchluß in pekuniärer Beziehung gewiß nicht zu unterſchätzende Opfer, allein wenn man die Verteilung der Steuer⸗ kapitalien in Betracht zieht, ſo kommen auf die Aus⸗ mürker, Stiftungen etc. etwas mehr als 6 des er⸗ forderlichen durch Umlagen zu deckenden Aufwands, während die hieſigen Ortseinwohner nicht ganz 5s aufzubringen haben. 5 — Mannbeim, 3. April. Das ſtädtiſche Budget für 1889, ein umfangreiches, auf 159 Seiten gedrucktes Werk, weich's einen genauen Ein⸗ blick in den ſtädtiſchen Haushalt gewährt, legt in ſeiner wahrhaft überraſchenden U“ berſichtlichkeit das beſte Zeugnis davon ab, in welch' bewährter und muſterhafter Leitung ſich die finanzielle Verwaltung unſerer Stadt b findet. Die Anforderungen an die ſtädtiſche Kaſſe find infolge der unaufbaltſom vor⸗ dringenden Entwicklung Mannheims gewaltig geſtiegen die Geſamtausgaben, welche im Jabre 1888 2,236,000 Mk. betrugen, find auf 2,582,400 Mk. alſo um ein mehr von 343.700 Mk. geſtiegen, da⸗ gegen find aber auch die Geſamteinnahmen, welche im Jahre 1888 2,240,000 Mk. betrugen, auf 2,384,000 Mk., alſo um ein Mehr von 344,000 Mk. ge⸗ ſtlegen; es haben ſi die Geſamtumlagekapſtallen im Laufe der letzten 4 Jahre in ihren Zahlengeizem eben auch bedeutend vermehrt; während ſolche im Jahre 1886 314,843,800 Mk., im Jahre 1887 341 481,900 M. im Jahre 1888 358,996 800 Mk. betrugen, find dieſelben für kdas Jahr 189, auf 372,388,600 Mk. angewachſen, weiſen son gegen das Jahr 1886 ein Mehr von 57,544 000 Mk. gegen das Jahr 1888 ein Mehr von 18.4800 Mk. auf. Erfreulich iſt es, daß für das Jahr 1889 eine Umlagenerhöͤhung nicht eintritt. Karlsruhe, 7. April. (Aufnahme al Po, gebülſe). Am 29. April d. J. wied für den Ober⸗ Poſtdirektionsbezirk Karlsruhe wieder eine Peg mit ſolchen jungen Leuten hier abgehalten werdeg welche als Poſtabülfen in den Poffdienſt einzulegen wünſchen. Die Teilnahme an dieſer Prüfung ih denjenigen Bewerbern geſtattet, welche das 18, d bensjahr vollendet haben und über den mehrichzeigeg erfolgreichen Beſuch einer höheren Lehranſtalt (hh naflum, Realgymnaſium, Realſchule oder ohen Bürgerſchule) Zeugniſſe aufweiſen können. Ahn, dungen zu dieſer Püfung find ſpäteſtens dis zun 15. April durch Vermittelung der Poſfämzez, deren Bezirk die Wohnorte der Bewerber liegen an die hiefige Ober⸗Poſtdirektion einzureſchen, Hebes diz 4 beer n e Annahmebediugungen, ſowie über die Beſoſdungse fan verhältniſſe geben alle Poſtämter Auskunft. Jug Leute, welche die Berechtigung zum einfährſg⸗ reh, willigen Milttärdienſt erlangt haben, werden iy der Regel ohne Aufnahme Prüfung angenommen, Der Eintritt der für geeignet befundenen Wewer ber in den Poſtdienſt kann ſogleich erfolgen. AAanrec nora 10 lul t Aalpan Ahael f a di gehrar flo Es gibt nichts beſſeres. Schön au i. Wie (Baden). Seit langer Zeit litt ich an einem Magenleiden verbunden mit Rückenſchmerzen, von welchem Leiden ich weder durch irgend ein Hausmittel noch durch Arzklich de handlung befreit werden konnte. Jetzt, nachdem ich die Apotheker Richard Brandt 'ſchen Schweizerpillen in Gebrauch genommen habe, find meine Leiden faſt gänzlich gehoben, und kann ich daher die Schweizerpillen gegen hui Krankheiten Jedem zur Anwendung beſtens empfehlen. Elise Meſchenmoſer. (Unterschrift beglaubigt). - Man ſei feels vorſichtig, auch die ächten Apotheker Richard Brande Schweizerpillen und keine Nachahmungen zu empfangen, 1 Nen „Sofern man die Apotheker Rich Brandis She 1 zerpillen, à Schachtel M. 1.—, in den Apotheken nicht vor, Ibo! rätig findet, wendet man ſich unter Einſendung von Brief marken an die Apotheken in Zudwigs hafen!“ 5 fe 01 unft, und er hatte ſich im Geiſte in den glänzen⸗ den Sälen einem begeiſterten Publikum gegenüber ſtehen ſehen. — Wie hatte es ſich nun heute Abend wirklich erfüllt. Es waren Momente reichſten Glückes für das Leben des jungen Künſtlers, die ſo ſchnell ſie auch verrauſchten, lange noch zurück⸗ strahlten. Die letzte Nummer des Konzerts war jetzt ver⸗ klungen und das Publikum zerſtreute ſich. Magnus ging an der Seite Jrenens nach Haus, die junge Frau war fehr ſtill, dann und wann ſtreifte ein heißer Blick ihren Begleiter, der fröhlich plaudernd neben ihr herging. Als er ſich von ihr und dem Oberſt verabſchiedete, da zuckte es ſeltſam über ihr blaſſ⸗s Antlitz. Wollen Sie nicht noch etwas hereinkommen? bat ſie — „ich dächte, man hätte ſich heute noch mancherlei zu ſagen. . „Kind, dazu iſt doch wohl noch morgen Zeit, fiel der Oberſt ein, „es iſt ſchon ziemlich ſpät und unſer junge Künſtler bedarf der Ruhe. Irene ſah ihren Gemahl wie traumverloren an, dann reichte ſie Magnus die fieberheiße Hand ihre Stimme zitterte bei dem leiſe geflüſterten gute Nacht; es war, als wollte ſie noch eiwas hinzuſetzen aber als ihr ſcheuer Blick den Oberſt ſtreifte, ver⸗ ſtummte ſie. f „Magnus eilte auf ſein Zimmer, er zün⸗ dete die Lampe an, und warf ſich dann mit einem Gefühl unendlichen Behagens auf das weiche Sopha 8 Der elegant ausgeſtattete Raum bot ein un⸗ gemein trauliches Bild und verriet auf den erſten Blick, daß gebildete Frauenhände hier gewaltet und dem Ganzen den Stempel von Zierlichkeit und feinem Geſchmack aufgedrückt hatten. Magnus aber dachte jetzt nicht an dieſe Hände, die überall behend und ſorgend in ſein Leben eingriffen; ſeine Ge⸗ danken ſchweiften, als er hier allein ſaß, wieder in die Vergangenheit zurück, und wieder traten Evelinens braune Augen im vor die Seele, er hatte ihre Photographie vor ſich hingeſtellt und ſah finnend in das ſüße Geſicht. Wie ſchön wäre es, dürfte er ihr und Walter von ſeinem erſten künſtleriſchen Erfolg erzählen, ihnen die ſein erſtes bewunderndes Publikum geweſen in Felſeneck unter den dunklen Tannen! Mtt welcher rührenden Andacht hatten ſie da den wunderbaren Melodien, die ihm der alte Janko gelehrt, gelauſcht. Ob er dieſelben wohl noch ſpielen konnte? Er nahm die Geige und verſuchte leiſe die eigenartigen wilden Weiſen zu ſpielen; und dabei wurden die Erinner⸗ ungen aus der Kindheit Tagen immer lebendiger in ihm und ſein Spiel bekam einen ſo ſehnſüchtigen Klang, als wollte er damit etwas Fernes Gellebtes herbeizulocken. Er überbörte dabei ein leiſes Klopfen an ſeiner Thür, und fuhr nun wie erſchreckt zuſammen, als dieſelbe geöffnet wurde, und aus den dunklen ſchweren Falten der Portiére eine lichte Frauengeſtalt auf⸗ tauchte. Es war Irene! Sie hotte die elegante Conzert⸗ toilette mit einem weißen Kachemirſchlafrock vertauſcht und ſah ungemein lieblich aus, in dem einfachen Gewand, deſſen einziger Schmuck in einigen kirſch⸗ rothen 5 beſtand. „Verzeihung, wenn ich ſtöre,“ flüſterte ſiie mit bebender Stimme, „ich hörte 90 6 l, 5 klang ſo lockend, ſo ſehnend, wie ein ſchüchterner Liebesgruß.“ Sie trat dichter zu Magnus heran und fuhr erregt fort: „O Magnus, warum ſoll ich denn immer nog verſchwiegen bleiben! Warum wollen wir ung eb nicht endlich, endlich ſagen, daß wir uns ſiehei unſere Herzen zuſammenſchlagen und wir de zuſammengehören, trotz aller Schranken! a Magnus war aufgeſprungen und dlice wt erſtarrt auf das ſchöne erregte Weib. „Gnädige Frau, bedenken Sie doch, he Situation!“ ſtammelte er in d dtlichſter Ber legenheit.“ l „Irene ſtampfte auf.“ „Irene heiße ich! Irene ſolſt Du mich eaten füt Dich bin ich nicht mehr die gnädige Frau her Magnus ſondern nur ein armes, ſchüchternes Wei daß den erſten Liebestraum träumt, ſei nicht grguſam raube mir den Traum. Jeſt kaunſt Du keine Schranlen mehr zwiſchen uns aufrichten, jetzt nicht, wo ich Dir gekommen, Allem krotzend, ſelbſtdergeſfehd liebend.“ a Sie umklammerte ſeinen Arm. Sieh mich nh ſo erſtartrt an — o Magnus, Du ein Mann Du wollteſt — Du könnteſt — meine Hiebe zul weisen! Nein, nein, das iſt nicht denkbar, Du fig nur das rechte Wort nicht.“ Sinnlos vor Aufregung glitt ſie zur Elbe nieder. — „Ich flehe um Deine Liebe!“ ſtammelte, ſie mit tonloſer Stimme und ſchaute angſtvoſl 1 ihm auf. ungeduldig mit dem Fuß Fortſetzung folgt. — Undank iſt der Welt 8 „Denken Sie ſich, da laß' ich meinen Neffen 10 Geſang unterrichten — und was thut er mit 1 Dank: er fingt mir immer ſeine Lieder vor! Lohn. Onkel: