Luxemburg bereit zu halten. Berlin, 2. April. Der Kampf zwiſchen der franzöfiſchen Regierung und der boulangiſtiſch⸗ patriotiſchen Coterie ſcheint fich nunmehr ſeinem Höhepunkte zu nähern. Der Senat genehmigte am Freitag die Vorlage, welche die Conſtitufrung dieſer Körperſchaft als oberſten Gerichtshofes für Ver⸗ ſchwörungen gegen die Sicherheit vorſchlägt, mit 207 gegen 63 Stimmen, am nächſten Tage ging e Vorlage der Kammer zu. Die Beſchleunigung dieſer Angelegenheit wird mit der Abſficht der Re⸗ gierung. Boulanger und ſeine enragirteſten Anhänger vor den Senat als Gerichtshof zu ſtellen, zuſammen⸗ gebracht. Es verlautet, die Regierung werde am Dienſtag von der Kammer die Ermächtigung zur gerichtlichen Verfolgung, reſp. Verhaftung Boulanger's und einiger boulangiſtiſchen Deputirten, ſowie der Mitglieder des ſogen. National⸗Comites erbitten und wahrſcheinlich auch erhalten. Die Deputirten Cle⸗ menceau, Bovier, Lapierre und Arene haben beim Miniſter des Innern, Conſtans, ſogar ſchon die Verhaftung Boulanger's beantragt. Berſchiedenes. — Ladenburg, 2. April. Zur Sache der Krankenpflege: Die Krankenpflegerin, welche die evangeliſche und allkatholiſche Gemeinde in biefiger Stadt demnächſt anstellt, wird Dank der Opferfreudigkeit der beiden Gemeinden eine völlig unabhängige Stellung gegenüber den Mitgliedern des Krankenvereines haben. Dieſelben find der Krankenſchweſter, wenn ſte ihrer Pflege bedürfen, weder zu Koſt noch zu Honorar verpflichtet, haben alſo die Pflege, ſollte ſie nun länger oder kürzer dauern, umſonſt, was für Reich und Arm gilt. Die Krankenſchweſter wird ſich einzig und allein dem Dienſt der leidenden Menſchbeit widmen und keine anderen Zwecke verfolgen. Dies diene Solchen zur Erklärung, die in den neu gegründeten Kranken⸗ berein bereits eingetreten find oder noch einzutreten wünſchen und deren Gemüther durch Entſtellung der Wahrheit beunruhigt wurden. ** Ladenburg, 30. März. Vor einigen Tagen hat die Landwirtſchaftliche Kreiswinterſchule in Ladenburg ihr 21. Schuljahr mit einer öffent⸗ lichen Prüfung beendigt, welche ein Durchweg ſehr zufriedenſtellendes Ergebnis lieferte. Die Anſtalt iſt bis jetzt von über 500 Schülern beſucht worden und weiſt von allen ähnlichen Schulen des Landes mit Ausnahme von Freiburg i. B. den ſtärkſten Beſuch nach. Bei Einrichtung dieſer Anſtalt im Jahre 1868 05 ar man ſowohl in den maßgebenden Kreiſen, 0 unter den Landwirten der Anſicht, daß es für die Ausbildung junger Landwirte genüge, wenn fie einen fünfmonatlichen, gemein verſtändlichen Unter⸗ richt in der Landwirtſchaftslehre und den dieſelbe begründenden Naturwiſſenſchaften genießen. Man iſt deshalb bis heute davon abgeſtanden, die Winter⸗ ſchulen unſeres Landes weiter aufzubauen, obgleich die große Mehrzahl der Nachbarländer die badiſchen landwirtſchaftlichen Winterſchulen im Weſentlichen und zwar nachgeahmt, aber denſelben inſoferne eine andere Organiſationsgrundlage geſchaffen haben, als ſie falultatib zweilkurſige Winterſchulen mit getrenntem Unterrichte einrichteten. Im Hinblick auf die erfreuliche Thatſache, daß im Kreiſe Mannheim von Jahr zu Jahr mehr Schüler die Anſtalt nicht blos während des Winters ſondern noch ein weiteres Schuljahr beſuchen, wird die Errichtung einer zweiklaſſigen Schule mit voll⸗ ſtändig getrenntem Unterrichte für beide Abteilungen mehr und mehr als ein Bedürfniß empfunden. Die Befriedigung dieſes Bedürfniſſes hat man ſeit einigen Jahren, Dank der Zuwendung weiterer Mittel durch die Kreisverwaltung, ſeitens des Aufſichtsrats und des Schulvorſtandes dadurch Rechnung zu tragen geſucht, daß diejenigen Schüler, welche zum zweiten Male die Anſtalt beſuchten, in einzelnen Stunden beſonderen Unterricht erhielten und namentlich die landw. Fachdisziplinen eingehender und zweckent⸗ ſprechender behandelt wurden. Die Mehrzahl der Unterrichtsſtunden beſuchten dieſelben aber noch gemeinſchaftlich mit der unteren Abteilung, was mancherlei Schwierigkeiten mit ſich brachte und vom pädagogiſchen Standpunkte aus nicht richtig iſt. So lange allerdings in der oberen Abteilung nur verhältnismäßig wenige Schüler wieder erſchienen find, konnte bezw. mußte man ſich mit dieſer Art der Unterrichtsbehandlung im zweiten Schuljahre begnügen. Seit einer Reihe von Jahren kommt aber durchschnittlich die Hälfte der Schüler zum zweiten Male, ſo daß der Auffichtsrat ſchon zu Beginn des verfloſſenen Sch ljahres vor die Frage geſtellt war, wie man dieſer erfreulichen Anerkennung der Leiſt⸗ ungen der Schule am Beſten gerecht werden könnte. Im vergangenen Winterhalbjahr wurde nun erſtmals, mit Vermeidung größerer Koſten, der Verſuch gemacht, neben dem Seitens des Staates angeſtellten Schulvorſtande und Fachlehrer, Herrn Landwirtſchafts ⸗Inſpektor Schmezer, eine zweite 95 922 1 als ſchule, mit zwei vollſtändig getrennten Kurſen ahh, * landw. Lehrkraft, Herrn Dr. Judtoſg Simon g Heidelberg, zu verwenden und die Schule nach und nach zu einer fakultat ev zweiklaſſigen landw. Fach, zurichten. Herr Dr. Simon hat ſich als tüchtiger ung pflichtgetreuer Lehrer bewährt und würde der Wine, ſchule ohne Zweifel auch fernerhin ſeine wertpollen Dienſte gerne gewidmet haben, wenn er nicht, eie vom Auslande ergangenen Rufe folgend, feine gliſtg Stellung mit einer viel glänzenderen zu verkauſche ſich entſchloſſen hätte. Den weiteren Ausbau der landw. Winterſchlz in Ladenburg wird man aber nicht aus dem ag 8 verlieren dürfen, um aus dem ſeitherigen Propfſorſah u 0 etwas dauerndes zu ſchaffen. en Pre Nachdem auch das Großh. Miniſterium de Innern der Frage der Ercichtung zweiklaſſiger lang, Winterſchulen, in dem oben angedeuteten Sh Da näher getreten iſt und ſolche in den neuen Sahm f gen in Ausſicht dee 10 1 zu erwarten, 1 daß die Kreisverwaltung, falls ein bezügglſcher A a trag des Auffichtsrats der Winterſchule in Ladenbung geſtellt werden ſollte, die definitive Anſtellung eg ſtändigen zweiten landw. Lehrkraft, ſchon in dg demnächſt ſtattfindenden Kteis⸗Berſammlung Sprache bringen wird. ö i — Brüſſel, 30. März. Das deli Poſtſchiff „Gräfin von Flandern“, welches de Oſt nde am Freitag Morgen 10 Uhr ausgela, un dard iſt, ſtieß auf der Fahrt nach Dover geſtern in i gut Nordſee mit dem belgiſchen Poſtſchff „Prinzeß eh hart 1 riette“ das um 12 Uhr von Dover noch O La ausgelaufen war, auf offener See bei ſtarkem Nebel 1 Ln zuſammen. „Gräfin von Flandern“, deren a t barſt, ging unter. — Aus Biüſſel wird ferner Ra gemeldet; Bei dem Zuſammenſtoß der beiden Ai 5 giſchen Poſtdampfer „Comteſſe de Flandres? „Princ/ſſe Henriette“ wurde das erſtere Schiff Ai der im vollen Lauf befindlichen „Prinzeſſim Herre buchſtäblich mitten entzwei geſchnitten, ſo daß Vorderteil des Schiffes ſenkrecht in die Tiefe fh 4 Poſſagiere desſelben ſind umgekommen, darunſer ein Ungar, der in ſeiner Cabine rauchend don dem eindringenden Steven getroffen wurde; die ea desſelben wurde ſchwer an den Beinen vexlehl, Ae Curier des Prinzen Jerome, Caſtelle, iſt ebenen umgekommen. Da das Rettungswerk bel dem he ſchenden Nebel äußerſt ſchwierig war, fanden hiele Schwimmende den Tod. „Nun was ſagte ſie? fragte er, ſich dicht vor Magnus hinſtellend. „Daß das Stück allein an der falſchen Auf⸗ faſſung der Hauptrolle geſcheidert, und daß Irene von Schönborn nicht ſo leicht wieder zu geben wäre!“ „Und das iſt Alles! Weiter haben Sie mir nichts zu ſagen? und damit denken Sie mich an das elende Daſein zu feſſeln! Daß Irene ſich doch wieder erkennt, trotz der falſchen Auffaſſung, freut mich. Sie können ihr auch meine letzten Grüße bringen und ihr ſagen, daß ich ſie ſehr geliebt habe, wahnfinnig und daß an dieſer unſeligen thöͤrichten Liebe mein lebensſchiff geſcheitert. Sehen Sie dort hängt der Revolver, ich habe ſchon oft mit ihm geliebäugelt, heute — wenn ich allein bin — ſoll er mir den letzten Dienſt auf Erden erweiſen.“ „Doctor Kant's Stimme ſchwankte etwas, aber ein finſtere Entſchloſſenheit leuchtete in ſeinen Augen. Magnus ſagte ſich, daß er nicht von ſein er Seite weichen durfte und wenn es zum Aeußerſten kommen ſollte. Man lebt nur einmal, begann Magnus jetzt nach einer Pauſe und ich halte das Leben für ein theures, unertſetzliches Gut! „Dazu haben Sie auch alle Urſache junger Freund.“ „Aber ich, mit mir iſt das etwas anderes.“ „Sollte das Leben für Sie ganz wertlos ſein der Sie in der Vollkraft Ihrer Jahre ſtehen, über den größten Teil ihrer Mitmenſchen geiſtig empor ragen? Iſt es da nicht feige, die Segel zu ſtreichen nach der Niederlage einer Sache, deren Erfolg ſtets von hundert Zuläſſigkeiten abhängt, oder weil eine Frau ihre Liebe uicht erwidert. „Das verſtehen Sie nicht, Sie mit ihren lei⸗ denſchaftsloſen Herzen!“ „Nun dann wollen wir nur von der Sache reden.“ Ich würde die Scharte auszuwetzen ſuchen etwas Neues, Beſſeres ſchaffen. Ja, das iſt ſchön geſagt, aber raffen Sie fich einmal auf zu einem neuen Geiſtesflug, wenn Sie flügellahm find wie ich, wenn Ihnen Ihr ganzes Daſein eine lächerliche Ironie dünkt. Doch bitte, wollen Sie ſich nicht ſetzen, hier iſt auch noch ein Reſt Ungarwein. f Doctor Kant holte zwei Gläſer und ſchenkte ein. Ihre Kehle muß ja ganz trocken ſein, von all den weiſen, ſagte er, Magnus lächelnd das Glas präſentirend. i Dieſer atmete auf, die erregte Stimmung des Doctor Kant ſchien ja doch in etwas ruhi⸗ gere Bahnen einzulenken. Kant hatte jetzt ihm gegenüber Platz genommen und ſtarrte ihn be⸗ luſtigt an. Nun weiter junger Freund, Sie ſehen, ich fange an, Ihre weiſen Reden zu beherzigen. Nun ſagen Sie mir aber auch, was ich weiter beginnen ſoll, der Morgen ekelt mich noch an, und wenn Ihr Rat nicht gut iſt, gedenke ich es doch nicht zu 1 0 „Ich würde reiſen, neue Eindr f be f ndrücke zu gewinnen ant ſchnellte empor. „Das iſt ein guter Ge⸗ danke, Magnus! Reiſen! Womdglich heute 955 noch aufbrechen und wenn morgen früh die Sonne aufgeht, nichts mehr ſehen von dieſem Hauer O Magnus Dank für dieſes Wort, es iſt, al er göſſe ſich ein frischer Lebensſtrom durch e Adern.“ — Er ſchloß den jungen Mann fing in die Arme. — „Es iſt doch viel wert, weiin gaz Menſchen uns zur Seite ſtehen in bangen Sue Reiſen! Den Gedanken hat Ihnen Golt eingegehe Wollen Sie mir einpacken helfen?“ — Ex a das Nebengemach, aus welchem er einen eie hervorzerrte. — „Es ſieht zwar aus wie eine Fan aber es iſt doch wohl beſſer, als wenn ich gang an dem Leben flüchte. Hier mein Lieber ſſt Wäſche de im Schrank hängt ein funkelnagelneuer Früh anzug, bitte, packen Sie ein, während ich hg notwendige Briefe ſchreibe. Nach einer Stunde waren die beiden Mar fertig mit den Reiſevorbereitungen. Doctor ant ſah ſich noch einmal bewegt in dem Zimmer aa daß er auf lange unbeſtimmte Zeit zu derlaſſen ge dachte; ſein Blick blieb auf dem Redolder hof er nahm ihn von der Wand und reichte ihn Mage nus. „Behalten Sie die Waffe zur Erinnerung und ſollte eine ähnliche Stimmung, wie ſie mich hahn gepackt, einmal über Sie kommen, dann erinner fe ſich dieſer Stunden, der Worte, die ſie mir geſprochen, Ich denke das wird Sie vor solchem berzwefftlen Schritt, wie ich ihn thun wollte, und gewiß au gethan hätte, bewahren!“ Magnus nahm tief bewegt das Gesche an „Mir iſt, als wäre mir ein neues Neben g ſchenkt, als redete trunken die Ferne von großem kommenden Glück! rief der Dockor, deſſen each Natur jetzt vollſtändig zum Durchbruch gekommen, heiter, und ſchloß die Thüren ſeiner Wohnung zu, Fortſetzung folgt.