— Berlin, 12. März. (Zur Verhaftung des Exerziermeiſters des deutſchen Kronprinzen) lie⸗ gen nunmehr nachſtehende Meldungen vor. Der Feldwebel Hauck war damit beauftragt, für die zum Abancement vorgeſchlagenen Unteroffiziere ꝛc. die Fübrungsliſte auszuſchreiben; dieſe wurde dem Kaiſer unterbreitet, der alsdann das Weitere über die Rangerhöhungen verfügte. Hauck ſoll nun in dem Nationale eines zum Sergeanten vorgeſchlagenen Unt⸗roffiziers den Vermerk einer von demſelben ab⸗ gebüßten Strafe unterdrückt haben und zwar ſoll er hiezu durch ein Geldgeſchenk bewogen worden ſein, welches der Betreffende ihm machte. Der Kaiſer jedoch, welcher derartige Vorlagen genau zu prüfen pflegt, hatte, da er als Prinz in Potsdam in Garniſon geſtanden, gerade von gerade von der unterdrückten Strafe Kenntnis und ordnete weitere Recherchen an, welche die Schuld des Angeklagten — Mainz, 13. März. Auf Anordnung von höherer Stelle werden jetzt die Feſtungswerke owie die einzelnen Forts in neuerer Zeit von An⸗ bruch der Morgendämmerung bis zum Eintritt der Dunkelheit von Huſarenpatrouillen 8— 10 Mal um⸗ Regiments. Außerdem müſſen die WMWallpatrouillen, Infanterie, ſelbander gehen. Alle Patrouillen haben ſcharf geladen und Patronen bei ſich; der Befehl geht dahin, Jeden zu verhaften, der fich in der Nähe der Feſtungswerke in verdächtiger Weiſe auf⸗ hält. Es geht das Gerücht, daß in letzter Zeit wieder Zeichnungen unſerer Feſtungswerke gemacht worden ſeien, um verrätheriſchen Zwecken zu dienen. — Frankfurt, 13. März. (Senſationelle Verhaftung.) Lehrer Bartſch vom Preungesheimer Gefängnis, der unlängſt noch im hiefigen Gefüngniß⸗ verein einen intereſſanten, mit großem Beifall ouf⸗ genommenen Vortrag über Gefängnisſchulen hielt, iſt, wie der Fr. G ⸗A. meldet, am Montag auf Anordnung des Gerichtes verhaftet worden. Bartſch, der früher an der Joſefsſchule als Lehrer und im Dome als Organiſt wirkte, war ein beliebter Ge⸗ ſellſchafter und eine hübſche Erſcheinung. Er be⸗ nutzte die Vorzüge ſeines Geiſtes und ſeines Körpers, um Mädchen zu bethören. Er spiegelte ihnen Heirat voc und brachte fie um ihr Geld. Es ſollen zehn Fälle incriminirt ſein und Bartſch, welcher ihnen etwa 6000 Mark abgenommen, hätte ſomit eine ſchwere Strafe zu gewärtigen. itten, in Kaſtel von Patrouillen des 27. Artillerie ⸗ „F. 3.“ die Gemüter unſerer Geſtern Abend haben fich zwei hieſige Schüler, 16jährige Sekundaner, Söhne ver⸗ mögender Tuchfabrikanten, erſchoſſen. Der Eine wurde tot, der Andere noch lebend aufgefunden. Die jungen Leute baben ſich beide in den Kopf ge⸗ ſchoſſen; die That iſt in einem Wäldchen nahe der Stadt ausgeführt worden. Ueber die Beweggründe iſt nicht das geringſte Zuverläſſige bekannt. Vorher waren die Schüler noch im geſelligen Kreiſe von Mitſchülern geweſen. Erſt vor wenigen Tagen hat ſich ein anderer biefiger Schüler, ein 18jähriger Gymnafiaſt, erſchofſen. 5 0 3050 15 März. Durch Kabinetsordre vom 9. er., dem Todestage Sr. Majeſtät des Hoch⸗ ſeligen Kaiſers Wilhelm, wurde die Firma P. H. Inhoffen, Dampf ⸗Kaffe⸗Brennerei hierſelbſt, zum Hoflieferanten Ihrer Majeſtät der Kaiſerin und Königin Friedrich ernannt. Genannte Firma, durch ihre vorzüglichen gebrannten Kaffer's im ganzen Deutſchen Reiche hochrenommirt, beſitzt bekanntlich das größte Etabliſſ ment der Branche am hieſigen Plotze und war ſchon ſeit einer Reihe von Jahren mit der regelmäßigen Kaffeelieferung für die Tafel Ihrer Majeſtät der Kaiſerin Friedrich reſp. des Deutſchen Kronprinzen und nachmaligen Kaiſers Friedrich Maj ſtät betraut. — Ein trockener Sommer in Sicht. Für Wein⸗, Obſt⸗ und Gartenbau, ebenſo für Bienen⸗ zucht iſt es ein großer Vorteil, wenn fich ein ſchöner, warmer Sommer einſtellt. Ein ſolcher iſt nun für dieſes Jahr in Ausſicht. Das Jahr 1889 bringt uns nämlich ein Sonnenflecken⸗Minimum und es iſt aus den Beobachtungen in den letzten 50 Jahren nachgewieſen, daß auf der Erdoberflache Temperatur⸗ Maximas zusammenfallen mit Sonnenfl cken⸗Minimis. Aehnliches wurde auch für den Luftruck, für Stürme und Niederſchläge, für Hagel, G⸗witter und zün⸗ dende Blitze nachgewieſen. 1889 ſoll ein ſolches ſonnenfleckenarmes Jahr ſein. Nun iſt durch Be⸗ obachtung dargethan, daß die fl ckenreichen Teile der Sonnenſcheibe weniger Wärme ausſtrahlen oder ent⸗ wickeln als die fl ckenloſen und umgekehrt und daß ein Minimum dieſer Flecken ſtets ein Maximum der Wärme zum Gefolge hat. Demnach kann dem kommenden Sommer ein für landwirtſchaftliche Ver⸗ hältniſſe günſtiges Prognoſt⸗kon geſtellt werden und es iſt nur zu wünſchen, daß derſelbe die ungünſtigen Verhältniſſe wieder verwiſcht, welche ſein naſſer und That) bewegt laut Emwohnerſchaft. — (CLebeusverſicherung). Nach den jetzt bekannten vorläufigen Mittellungen bat die „Allgemeine Verſorgungsanſtalt im Großherzogtum Baden zu Karlsruhe“ auch für das Jahr 1889 günſtige Geſchäftsergebniſſe zu verzeichnen. In der Abteilung für Lebensverficherung wurden 6211 An träge mit einem Verſicherunaskapital von 24 588 768 Mk. eing⸗reicht und 5208, Verträge mit 20,053,767 Mk. Verficherungskopital abgeſchloſſen. Durch Tod, Ablauf der Verficherung, Kündigung und Nich zahlung der Prämien erloſchen 1490 Vertrige mit 5,429 213 Mk. Verſicherungkapital, ſo daß ſich dir 1888 ein reiner Zugang von 3718 Verträgen a 14.624.554 Mk. Verficherungskap tal ergibt, Auf 31. Dezember 1888 ſtellt ſich daher der in 24 Jahren gewonnene Geſammtverficherungsſtand gu auf 55 489 Verträge mit 225,097,735 Mi. Per ficherungskap tal. In Folge Ablebens waren z zahlen für 507 Verficherte 2,070,990 M., wahrend die Wahrſch'inlichkeitsberechnung annahm daß 602 Verſicherte mit 2,625,095 M. ſterben würden; die Minderſterblichkeit betrug daher 95 Verſſcherte mt 554 105 M. Kapital. — Gegenüber 1887 find 1888: 121 Perſonen mehr beigetreten, woraus her vorgeht, daß das Vertrauen zur Anſtalt ſtetig wachs und daß deren Geſchäftsb⸗trieb auch von den i vorigen Jahre durch die lebhaft erörterte Keſegsper⸗ ſicherunasfrag⸗ veranlaßten mannigfachen Aenderungen im deutſchen Lebensverfich rungsweſen nicht gepet worden iſt. Das von der Verſorgungsanffalt in November v. J. eingeführte Regulotiv fand diele ſeitige Billigung und wurde von Neuperfichernden wie von älteren Mitgli⸗dern als zweckmäßig erkaunz Als letzte Anmeldunasfeiſt zur Kriegsberficherung wurde der 1. April 1889 feſtgeſetzt. s Es gibt nichts Beſſeres. Schönau im Wieſenehgl (Baden). Seit langer Zeit litt ich an einem Magenleiden verbunden mit Rückenſchmerzen, von welchen Leiden ich weder durch irgend ein Hausmittel noch durch ärztliche Behandlun befreit werden könnte. Jetzt, nachdem ich die Apotheker ich, Brandt'ſchen Schweizerpillen in Gebrauch genommen feht ſind meine Leiden faſt gänzlich gehoben und kann ich dahes die Schweizerpillen gegen ähnliche Krankheiten Jede aut Anwendung beſtens empfehlen. Eliſe Meſchenmoſer,. (Unler⸗ ſchrift beglaubigt). — Man ſei ſtets vorſichtig, auch dir ächten Apotheker Rich. Brandt's Schweizerpillen und ein Nachahmung zu empfangen. 5 „Sofern man die Apotheker Rich Brandt Schwei ⸗ zerpillen, à Schachtel M. 1.—, in den Apotheken nicht bor rätig findet, wendet man ſich unter Einſendung von Briefe marken an die Apotheken in Zudwigs hafen.“ 1 5 Auf der letzten Strecke Weges hatte ſich agnus zu Eveline geſellt. Sie ſprachen von der Heimat, von ihren Waldſpoziergängen dort, in eben ſolcher abendlichen Beleuchtung wie jetzt, wo die verglühenden Sonnenſtrahlen durch die Bäume zitternde Lichter werfen. Dann erzählte Magnus von ſeinem Leben in der Refidenz, mit welcher aufopfernden Liebenswürdigkeit die Frau Oberſt von Schönborn fich ſeiner angenommen, wie 5 eigentlich Alles danke, was er bis jetzt er⸗ reicht.“ „Ich möchte ihr nichts danken!“ fiel Eveline ſchroff ein. „Aber Eveline, was haſt Du gegen dieſe Frau, die gewiß eben ſo gut als ſchön iſt. Ich könnte ihr nicht trauen! Niemals! „Welch ein hartes Urteil, nach ſo kurzer Be⸗ kanntſchaft. „Der erſte Eindruck iſt immer maßgebend, und der war kein guter. Ich weiß es Magnus, Du wirſt mir zürnen, aber trotzdem bitte ich, be⸗ ſchwöre ich Dich, laß Dich nicht mehr von ihr beeinfluſſen, trenne Dich von ihr! Sie — Sie — ein heißes Rot ergoß fich über die liebreichen Züge des jungen Mädchens. Sie liebt Dich Magnus und 11 iſt Sünde! ſetzte ſie mit leiſer zitternder Stimme inzu. Betroffen blickte Magnus einen Moment in as erglühende verlegene Geſicht neben ſich, dann achte er hell und ſorglos auf. „Natürlich für uch Landbewohner iſt die große Stadt das eine Sodoma und alle Menſchen, die nicht zu den Durchſchnittsmenſchen gehören, find Euch ver⸗ dächtige Geſtalten, von denen ihr alles mogliche nicht erfüllen, Eveline, meine ganze Exiſtenz würde gefährdet. Frau v. Schönborn hat mich in ihren Kreiſen eingeführt, bei ihren Bekannten Stunden verſchafft. „O Magnus, wenn Du Geld brauchteſt, — Mama würde gewiß gern —“ „Nein, nein Eveline!“ rief Magnus eifrig, Wohlthaten vermag ich nicht noch einmal anzunehmen ſie liegen wie dunkle Schatten auf meiner Ver⸗ gangenheit. Wie ſchön er ausſah, wie ſtolz und ſelbſtbe⸗ wußt, als lönne er es erzwingen, daß das Leben ihm alles erfülle, was je ſein ſtolzer Sinn geträumt Faſt voll Bewunderung ſah Eveline zu ihm auf aber dabei empfand ſie es doch mit Schmerz und Trauer, daß ihre Wege auseinander gingen, daß ſie ſich nicht mehr verſtanden. Und da trat auch ſchon wieder Frau v. Schönborn zu ihm heran. Die Roſe in ihrem Haar war verwelkt und das feine G ſichtchen etwas fatiguirt. „Morgen iſt Ruhe⸗ tag!“ rief ſie, „und am Abend finden wir uns Alle zuſammen zur Reunion. Ich mochte wieder einmal tanzen. ſetzte ſie ſchelmiſch hinzu und ſah da⸗ bei mit einem ſo kudlich, mädchenhaften Blick um ſich, als ſtände ſie noch in dem glücklichen tanzluſti⸗ gen Backfiſſchalter. Dieſe kindliche Naivität hat fie Hedwig Raabe abgelauſcht, ſagte Doctor Kant höhniſch, der mit Walter im Hintergrunde ſtand. Der junge Landmann ſah in verwundert an. 25 e 5 9 70 Oberſt v. Schönborn reizend, agte er dann harmlos, ob ich ſie wo f Tanz bitten darf. 0 e Warum nicht, ſpannen Sie ſich nur immer For ſt i. d. L., 11. März. Eine ſchreckliche kalter Vorgänger verurſachte. n g me lag. Die Sonne ſtand ſchon ziemlich tief als man Unheil erwartet Ich kann Deine kindliche Bitte J mit an, an ihren Triumphwagen, je mehr feder rg Aubing In! U 1 A eee Es iſt eine ganz angenehme unterhaltende Beſcha⸗ tigung. Eveline tanzte nicht, ſie hatte es nie gelernt, und auch nie Verlagen nach dieſer Art Unerhalk⸗ ung getragen. Magnus und Walter hingegen baßlen die edle Kunſt Terpfychores ſich ſchon auf der Schah zu eigen gemacht und Walter betrieb ſie sogar einer Art Leidenſchaft. Sein friſches g itmäliges e ficht ſtrahlte förmlich vor Vergnügen, als er an heutigen Abend ſich im Curſaal im Tam berun wirbelte. Noch ſtrahlender aber war ſeine Tanzen Magnus Schülerin, der Backfiſch. Die Ehr a einem ſo ſtattlichen Herrn zu tanzen, war ihr noch nie zu teil geworden; ſie hatte das erhebende A fühl, als wäre ſie plotzlich zue Dame heran ge reift und könnten ihr nun die Würden und Phe einer ſolchen von Niemand mehr ſtreitig gemacht werden. Sie beſchloß in ihrem jungen Herzen, den Hängezopf, den ſie ſchon längſt verachtet, zu eiten griechiſchen Knoten aufzuſtecken, oder wallende Boten zu tragen, wie die schöne Frau Oberſt, die Neale in dem ccemfarbenen reich mit Spftzen garnittem Kleide entzuckend hübſch war. Und wie reizend kae ſie! Der arme kleine Backfiſch bemühte ſich vergeben nur einigermaßen dieſe vollendete Grazie nachzuahen und kam ſchließlich zu der Ueberzeugung, daß daz nur mit einer Schleppe moglich wäre, und an eine Schleppe, großer Gott, daran durſte ſie noch fange nicht denken, es würde ſchon einen heißen Kam mit der geſtrengen Frau Mama koſten, mur den griechiſchen Knoten durchzuſetzen. i Fortſetzung folgt.