wurde. Alle Truppen und Staatsbeamten wurden daraufhin ſofort be⸗idet. In eingeweibten Kreiſen uldigt man der Anficht, daß ganz beſondere Ereig⸗ iſſe und die Gemütsſtimmung auf den König ein⸗ ewirkt haben müſſen, daß er fich zur Abdankung ntſchloß, trotzdem von mehreren Kabineten entſchieden arauf hingearbeitet wurde, den Schritt des Königs intanzuhalten. Die öffentliche Meinung kommt vor⸗ äufig vor Ueberraſchung noch nicht zu einem Urteil edermann iſt aber der Anficht, Serbien werde mit en Traditionen der letzten Jahrzehnte brechen üſſen. Auf den Straßen herrſcht ein lebhaftes Treiben und man erwartet ſpannungslos Prokla⸗ ationen. Belgrad, 7. März. Geſtern Nachmittag um ½ Uhr wurde die Thronentſagung des Könias Milan zu Gunſten ſeines Sohnes Al⸗xander feierlich verkündet. Zur Fübrung der Regentſchaft iſt Riſtic. Belimakovic und Kriegsminſter Protie ernannt. Die Regentſchaft betraut den Führer der Radikalen Tau⸗ arovic mit der Bildung des Kapinets. Am Abend and ein Prunkmabl, an welchem die Regenten, die Miniſter, die Generalität, die oberſten Würdenträger nd das diplomatiſche Korps teil nabmen, ſtatt. ie Stadt war Abends feſtlich beleuchtet und es errſchte muſterhafte Ordnung und Rube. Belgrad, 7. März. König Milan beſuchte, m der neuen Rechtsordnung ſeine Achtung zu be⸗ eugen, die Regenten, wobei er Galauniform und as Großkreuz des Weißen Adlerordens trug. Ge⸗ egentlich des Abdankungsaktes äußerte der König, r füble ſich geſchwächt und müde, deßhalb danke r ab; er anerkenne, daß er Erfolge, aber auch ehler während ſeiner Regierunaszeit zu verzeichnen abe; die Erfolge gehörten der Nation, die Fehler erantworte er vollſtändig; er konne während ſeiner ierung Manchen beleidigt haben, er ſelbſt ſei ber auch öfters beleidigt worden; Jene möchten hm verzeihen, wie auch er ihnen gerne verzeihe. Berſchiede nes. — Maunbeim, 6. März. Die Rheiniſche ypotbekenbank wird auch in dieſem Jahre, wie auch m Vorjahre, eine Dividende für das Jahr 1888 it 7 Proz. feſtſetzen. — Es wird mit ziemlicher ahrſcheinlichkeit Ende Mai der neu erbaute Waſſer⸗ hurm ſeiner Beſtimmung übergeben werden können. ieſes Rieſenwerk, an dem 2 Jahre mit unermüd⸗ chem Fleiße gearbeitet wurde, wird eine Zierde un⸗ rer Stadt, ſeine Höhe (60 M.) und ſein gewaltiger Umfang werden erſt deutlich berdortreten, wenn ein⸗ mal die G- rüſte entfernt ſind. Letzteres wird be⸗ ginnender Bauzeit geſch⸗ben d. b. ſobald es mög lich wird, die Stelfugen von oben herab mit Ziment auszuffreich 'n. In der Mitte des Thurmes führt ein 500 Mm. weites ſchmiedeiſernes Steſgrohr in die Höbe, daneben ſteht ein 300 Mm. weites Ueber⸗ laufrohr. Zum Reſervofr führt in 57 Stufen eine ſieben Stockwerke bobe eiſerne Treppe, welche auf 4 ſchmiedeiſernen Säulen ruht. Das Reſervoſr iſt 11 Meter. Das eigentliche Dach des Tburmes hat die Höbe eines dreiſtöckigen Hauſes. 8 Die „Kinder⸗ figuren“ im Fries haben eine dreifache Lebensgröße. Die ganze Arbeit wird als ſolid und dauerhaft von Fachleuten bezeichnet. Der Thurm hat nicht, wie Viele glauben, den Zweck, den Woſſerdruck für un⸗ ſere Wohnungen zu erzeugen — wir boben bereits dieſen Druck ohne Thurm — ſeine Aufgabe iſt, den Druck auszugleichen, forla⸗ſtzt zu regeln und das augenblicklich überflüſſige Waſſer aufzuheben, bis ein Mehrverbrauch eintritt. Da das überflüſſige Waſſer in den Stadtaraben geleitet wird, ſo findet gleich⸗ zeitig eine Ausſpülung deſſelben ſtatt. Die Stein⸗ hau'r⸗, bezw. Beldhauerarbeiten hat C ſſar hier vor⸗ trefflich ausgeführt; die Aphrodite, welche die Schluß⸗ figur des Thurmes bildet, wird von einem Mün⸗ chener Kupferſchmied hergeſtellt. — Bretten, 6. März. Am vergangenen Sonntag Vormittag wurde der Buchhalter Weber von Schwäbiſch⸗Gmünd, welcher in einem hieſtg en Geſchäfte tbätig war, in ſeinem Bette todt aufge⸗ funden. Er bat durch einen N⸗volverſchuß in den Kopf ſeinem Leben ſelbſt ein Ende bereitet. Gegen 5 Uhr Morgens kam er von einer Tanzunterhaltung des hiefigen Turnvereins zurück, woſelbſt er Freun⸗ den gegenüber äußerte, daß er ſich erſchießen werde, angeblich, weil eine junge Dam⸗ ihn ärgerte. Seine Freunde glaubten nicht an eine Verwirklichung dieſes Planes und ſcherzten mit ihm hierüber. W. aber nahm die Sache ernſt, verließ gegen 3 Uhr Mor⸗ gens den Saal, ging in die Stadt, weckte einen Freund durch Klopfen am Fenſter, um demſelb'n ſeine Abficht mitzuteilen. Dieſer glaubte ebenfalls an einen Scherz und gab ſeinem Freunde den Rat, nach Hauſe zu geben und auszuſchlafen. W. ging nochmals in den Tanzſaal zurück, verweilte bis gegen 5 Ubr, ging alsdann nach Hauſe, woſelbſt er Vor⸗ mittags um die Frühſtückszeit im Bette kodt aufge⸗ funden wurde. Der Unglückliche iſt Württemberger und von ſehr angeſehener Familie. — Halle, 6. März. (Entſprungener Raus, mörder.) Aus dem Gefängnſſſe zu Halle g. 8. find, wie man der „Poft“ meldet, in der Nacht zum Dienſtag der zum Tode berurteſlte Raubmörder Steinig aus Hettſtedt und der Unterſuchungsgefangen Weber aus Schlefien entſprungen, nachdem ſſie den wachhabenden Beamten durch Stiche verletzt hatten, — Halle, 7. März. Auf der Kreuzung be Bude 90 fand ein Zuſammenſtoß des aus Kaffe um 11 Uhr 37 Min. ausfahrenden Schnellzugeg mit dem verspätet einlaufenden Kaſſerler Perſonen⸗ zug ſtatt. Von dem Perſonal find 6 Beomſie bexlezl, von den Fahrgäſten Niemand. Der Sachſchaden i nicht unbeträchtlich. — Kiel, 6. März. Ein Verbrechen, wel⸗ ches von einer faſt unglaublichen Beſtialität zeug, iſt hier verübt worden. Die in einem dortigen Waf⸗ hofe bedienſte Magd genas heimlich eines Kindes, deſſen ſie ſich ſchleunigſt zu entledigen beſchloß, In einer grauenbaften, jedem menſchlichen G⸗füßl hohg⸗ ſprechenden Weiſe wurde dieſer Entſchluß vollführt, denn das Scheuſal warf das Kind in das Herd⸗ feuer, ſo daß bald nur wenige verkohlte Heberreſte des unglücklichen Geſchöpfes vorhanden waren, Nie⸗ mand hatt⸗ die ſcheußliche That bemerkt und mt ſtarker Willenskraft ſuchte die entſetzliche Mutter ihren Zuſtand zu verheimlichen, was ihr indeß auß die Dauer nicht gelang. Als ſie den Schmerzeg erlag, wurde ein Arzt herbeigerufen, der feſiſſellte, daß das Mädchen von einem Kinde entbunden wor, den war. Da die Kranke leugnete, erfolgte eine Durchſuchung des Hauſes, und man entdeckte ein zelne völlig verkohlte Körperteile des Kindes. — Turin, 5. März. (Der Vergiffungs,⸗ tod von 6 jungen Mädcken.) In der dieſſgen Wollwarenfabrik des Herrn Agone war vor Rurzem, durch einen verheerenden Brand ein großer Teſl der Fabrikgebäude zerſtört, und in Folge deſſen ber⸗ ſchiedene Flaſchen anderweitig placirt worden. Sg geſchah es, daß leider eine der dort beſchäftgten Arbeiterinnen den Inhalt einer der Flaſchen eh Fruchtſaft hielt, und hiervon koſtete. Da det He ſchmack ein ang⸗nehmer und täuſchender war, ſo gaß das Mädchen fünf ihrer Colleginnen gleichfalls z trinken. Bald verfielen ſämmtliche Mädchen in ſchmerzhafte Zuckungen und nach wenigen Stunden ſchon waren ſie Leichen. Es ſtellte ſich heraus, daß ſie Nitrobenzin genoſſen hatten. 8 d rauſchte weiter und ſang ſeine uralte Weiſe. Der einſame Poet, zu deſſen Füßen die Wellen murmelten, kannte dieſe Weiſe, Jahrtauſende ſchon nte ſie durch das Weltall. Es war das Lied er Sehnſucht, nach dem Verlorenen Paradies, elch's ſolche Dichterohren im Wald und W llen⸗ rauſchen vernehmen, und zu welchem ſie in ſolchen nſamen Stunden die Worte finden, um es an⸗ ern Menſchenkindern zu verkünden, denen daz ere Verſtändnis für die Stimme der Natur nicht egeben. e hatte den Vorwurf ihres „, daß das Frühaufſtehn eine ſchwache Seite von ihr ſey, länzend widerlegt. Friſch und ſtrahlend wie der unge Morgen ſelbſt, war ſie zu der verabredeten tunde eine der erſten auf dem Platz des Rendez ous und zwar in einer reizend geſchmackvollen . oilette, die unbedingt viel Zeit beanſprucht hatte. Da war jede Schleife, jede Blume berechnend und ohl bedacht, und doch machte das ſchöne Ganze eineswegs dieſen Eindruck, Die Roſe hing ſo an⸗ pruchsles in dem dunklen Haar, als wäre ſie nur ben im vorübergehen gepflückt und darin befeſtigt. Wir find jedoch ſo indiscret zu verraten, daß auf dem Toilettentiſch der ſchönen Frau die thaufriſchen Roſen in allen Farben geſtreut liegen, ſie hatte lange ewählt, ehe ſie dieſe eine blaßrothe herausgefunden, elche Farbe mit derjenigen ihrer Robe ſo wunder⸗ ar harmonirt. 4 Die feinen Stiefelchen mit den hohen Hacken, die unter dem kurzen Kleide ſichtbar waren, 15 mußten jedem routinirten Bergſteiger gelindes Ent⸗ ſetzen einflößen. Irene aber gehörte zu den Heroi⸗ ſchen ihres Geſchlechts, die der Mode jedes Opfer bringen und mit dem holdeſten Lächeln phyſiſche Schmerzen ertragen wenn es eben die Tyrannin Mode erfordert. Die Geſellſchaft war jetzt verſammelt und die Jugend, Magnus mit ſeinen Zöͤglingen, zu welchem auch ein muntrer ſechzehnjähriger Backfiich gehörte, Irene und der Doctor Kant, eilten leichtfüßig voran während die älteren Herrſchaften, der Oberſt, der Rentier Werner, der zeitweilige Prinzipal von Mag⸗ nus nebſt Gemahlin und einer älteren Schweſter derſelben, etwas langſamer folgten. Der Wald, durch welchen der Weg ſich allmählich bergan ſchlängelt⸗, athmete noch die ganze Thaufriſche des Sommermorgens; das Sonnenlicht brach ſich nur mübſam Bahn durch das dichte Laub der Buchen und Eichen. Ein köſtlicher Morgen!“ rief der Dockor 4085 „man wird ganz feierlich und andächtig ge⸗ mmt. „Irene ſah ihn ſchelmiſch an. „Wollen Sie nicht einen Pſalm anſtimmen als bibelfeſter Mann? Warum nicht, die Pfalmen ſind wunderbar ſchöne Dichtungen, leider aber kenne ich fie nicht auswendig. „Wie ſchade, dann müſſen wir uns ſchon mit profaneren Gefängen begnügen. Aber mein Gott, wen haben wir denn da! unterbrach ſich die ſchoͤne Frau erſtaunt und zeigte auf Magnus, der ſoeben eine Dame ziemlich cordial begrüßte. Es war im erſten Moment nicht zu ergründen ob die Dame, die einen mächtigen Reiſehut trug, jung oder alt ſei, ihre Toilet war faſt mehr als einfach, und endſchieden mehr practiſch als modern. 5 Nein Magnus, welche Ueberraſchung und do wird ſich Mama und Walter freuen,“ lönte fehl eine jugendliche Stimme unter dem großen Hi hervor. „Wir frühſtücken dort dort drüben, und wollen dann weiter nach der Georgsböhe, fe geſtern find wir hier, Walter war unſer Reſſe⸗ marſchall. Nach der Georgshöhe! Das iſt ja auch unt Ziel!“ rief Magnus fröhlich. Deine Mama wird doch nichts dagegen haben, wenn Ihr Euch an un anſchließt. . f O nein, gewiß nicht, ſolche Partſe it Ja bie amüſanter in größerer Geſellſchaft, ich werde gleich hinüber laufen und der Mama und Walter ſagen, daß ihrer eine groß ⸗ Ueberraſchung harrt und ſe fich mit ihrem Frühſtück beeilen ſollen. Walter iſt nö lich immer noch der langſame bedächtige Knabe, den nichts aus ſeiner Ruhe reißt. Die junge Dame eilte davon und Magnus blckte ihr mit ſtrahlenden Augen nach, ws die hohe, ſchlanke Geſtalt, in dem ſchlichten gran Reiſekleide im grünen Waldesdunkel verſchwand⸗ Was haben ſie denn da für ein Landfeälulein aufgegabelt? mit dieſer ſpöttiſchen Frage trat Jene jetzt zu ihm heran. Eine Bekanntſchaft aus dek Ri⸗ ſidenz kann es unmoglich ſein, iſt es vielleicht die Tochter des Schulzen oder Lehrers aus Jhret doͤrf⸗ lichen Heimat, I 1155 5 2 EFA 21 277 4 2777 7771 77 H H. E 17 17 e A 24 . L. 1 7 25 . F . A. +