Inſerate, Sarmondzeiele oder deren Raum mit 10 Pf., Reklamen mit 20 Pf. berechnet. PFolitiſches Berlin, 6. Mürz. Das Mahl, das geſtern Abend bei dem Botſchafter der franzöſiſchen Republik und deſſen Gemahlin, Herrn und Frau Herbette, ſtattfand, und das der Kaiſer und die Kaiſerin durch ihre Gegenwart auszeichneten, geſtaltete fich einem Berichte der Köln. Ztg. zufolge zu einer der glänzendſten Feſtlichkeiten, welche nur immer die vor⸗ nehmen Räume des Botſchaftsgebäudes am Pariſer Platze bis dahin geſehen hatten. Die 40 Tell⸗ nehmer umfaſſende Feſttafel war auf's Großartigſte mit Roſen, Flieder und Parmaveilchen bedeckt; vaſen⸗ artige Körbe aus Sepres⸗Porzellan waren mit ver⸗ ſchiedenen Blumenarten eingefaßt, in den Schalen auserleſene prachtvolle Früchte und Delikateſſen, da⸗ zwiſchen waren bronzene Kandelaber, wahrhafte Meiſterſtücke des Kunſtgewerbes, ſo geſchmackvoll ver⸗ teilt, daß das Auge wirklich durch einen zauber⸗ artigen Anblick überraſcht zu ſein ſchien. In der Mitte der beiden Längsſeiten der Tafel ſaßen ſich Kaiſer und Kaiſerin gegenüber. Das Eſſen war don einem Pariſer Hauſe hergerichtet und hergeſandt und zerfiel in acht Teile. Die beiden Tiſchkarten der kaiſerlichen Majeſtäten enthielten hübſche Aqua⸗ relle des Profeſſors Franz Skarbina, den Kaſſer und ſeine Gemahlin darſtellend, wie ſie im Schlitten über den Pariſer Platz dahinfahren. Die kaiſer⸗ lichen Majeſtäten gaben wiederholt ihrer U'berraſch⸗ ung und dem Lobe über alle von feinſtem Verſtänd⸗ nis und ſeltenem Geſchmack zeugenden Anordnungen Ausdruck und blieben nach aufgehobner Tafel noch längere Zeit in den ſchönen Botſchaftsräumen in lebhafter Unterhaltung mit dem Botſchafterpaare, den einzelnen Angehörigen der Botſchaft und den anderen Gäſten vereint. Berlin, 8. März. Der 8. März hat eine Erſcheint jeden Mittwoch und Hamstag und koſtet vierteljährlich 1 & — 1 85 mit illuſtiertem Anterhaltungsblalt 1 4 40 4 e 1 a welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Lrbedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden a Lokal⸗ Anzeigen mit 6 Pfg Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung, die einſpaltige beſondere militäriſche Bedeutung für das deutſche Volk, welches an dieſem Tage einem ſeiner größten Nationalhelden den Zoll herzlichſter Dankbarkeit und aufrichtigſter Verehrung zu entrichten ſich anſchickt. Es war im Jahre 1818, als Helmut Graf von Moltke nach ſiebenjähriger Lehrzeit in der Landka⸗ tenanſtalt zu Kopenhagen ſein Off ziers⸗xamen mit der beſten Note beſtand. Am 8. März 1819 trat Moltke in ein dänisches Regiment als Off;zier ein. Am 5. Januar 1822 reichte er ſeinen Abſchied in Kopenhagen ein, begab ſich nach Berlin, wo er ſich von Neuem einem Examen mit glänzendem Erfolge unterwarf und umgehend als Sekondleutnant in dem preußiſchen Heere Anffellung fand. Eine Vergangenheit, reich an Mühen und Arbeit, aber auch reich an Ehren und glänzenden Erfolgen, liegt heute hinter dem Grafen Moltke. In voller geiſtiger und körperlicher Rüſſtigkeit ſehen wir den am 26. Oktober ſeinen 90. Geburtstog begehenden Feldmarſchall jetzt ſein 70jähriges Dienſt⸗ jubiläum feiern. Soweit die deutſche Sprache reicht, ſo weit in der Welt deutſche Herzen ſchlagen all⸗ überall wird man des Mannes in Liebe und Ver⸗ ehrung gedenken, deſſen raſtloſer, aufopferungsvoller und Erfolgreicher Thätigkeit das deutſche Heer ſeine Vollkommenheit, das deutſche Volk ſein militäriſches Anſehen in der Welt zu verdanken hat. Möge der greiſe Schlachtendenker noch recht lange ſeinem dank⸗ baren Vaterlande erhalten bleiben. Berlin, 6. März. Der Exerziermeiſter des jungen Kronprinzen, Feldwebel Haus von der 2. Kompagnie des 1. Garderregiments zu Fuß, wurde lt Allg. Ztg., am Sonntag, als er in ſeiner Kom⸗ pagnie in Potsdam den Dienſt angetreten, durch den Kompagniechef verhaftet und mußte in Gegenwart der Mannſchaften den Degen abgeben. Die Gründe Nachſtehende Annoncen - Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämtliche Annonten⸗Bureaux von Haaſenſtein und Bogler, Ruvolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für ung an. 755 l Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamlkeit. 9 21 Redaktion, Druck und Verlag von Karl Moliter in Ladenburg dieſer Maßregel find nicht bekannt. Berlin, 7. März. Nach einer Meldung aus Zanzibar vom geſtrigen Tage hat in Baga⸗ moho ein ernſtes Gefecht ſtattgefunden. Buſchiri griff die deutſche Station an, worauf Matroſen ge⸗ landet wurden, welche die Araber in der Flanke und im Rücken angriffen. Viele Araber wurden getödtet, Buſchiri verwundet und von ſeinen An⸗ hängern vom Schauplatze entfernt. Die Deutſchen eroberten zwei von den Arabern früher in Pangani erbeuteten Kanonen, welche Eig nihum der deutſch⸗ oſtafrikaniſchen Geſellſchaft waren. Der Angriff wurde durch einen von Lieutenant Meier geführten Ausfall, bei dem zwei feindliche Krupp⸗Geſchütze er⸗ obert wurden, ohne daß die deutſche Truppe Ver⸗ luſte erlitten hätte, zurückgeſchlagen. Belgrad, 6. März. Aus beſter Quelle er⸗ fährt die Fr. Ztg., daß, Furcht vor einer Verſchwör⸗ ung und einem Mordanſchlag, wofür er beſtimmte Anhaltspunkte hatte, ſowie ungünſtige Vermögens ⸗ verhältniſſe den König Milan zur Abdankung ver⸗ anlaßt haben. Derſelbe reist als Graf Takowa zu⸗ nächſt nach Peſt zum Kaiſer Franz Joſef und dann nach Abbazia. In ſeiner Anſprache betonte. Milan, daß die politiſchen und wirtſchaftlichen Bezi ⸗ hungen zu Oeſterreich⸗Ungarn verändert bleiben ſollen. — Die Ernennung der Herren Riſtic, Belimarkovic und Protic zu Regenten gilt bis zur Volljährigkeit des neuen Königs Al⸗xander. Die Aufregung über das unerwartete Ereignis iſt ungeheuer; Tauſende von Menſchen ziehen nach dem Palaſt, um ſich ſelbſt Gewißbeit über das Aufſehen erregende Ereignis zu verſchaffen. — Auf B fehl des Miniſterpräfidenten waren ſämtlichen Präfekten und Polizeichefs Serbiens für 12 Uhr nach den Telegraphenämtern befohlen wo ihnen zur Abdankung des Königs übermittelt pfelll inrohl Künſtlerbahnen. Popvelle von F. Stöcker. 5 Nachdruck ver boten 15. Fortſ. Da ſaß er nun neben der ſchönen Frau, auf einem der mächtigen Stein mitten in der Bode. Sah ſie nicht aus wie die Nixe des wilden Gebirgs⸗ fluſſes ſelbſt in dem weißen lustigen Gewand, dem loſe aufgeſteckten Haar, in welchem eine dunkle Roſ⸗ leuchtete? — An den düſtern, grauen Felſen, die rings herum empor ragten, brachen ſich der Abendſonne lizte Strahlen. Im Thal war es ſchon dunkel und daͤmmerig drüben über den Wäldern wogten geiſterhaft weißt Nebelſchleier. „Der Mond!“ rief Irene pöͤtzlich. Wie eine leuchtend rote Kugel ſtieg er langſam empor, filber⸗ hell glitzerden ſeine Strahlen auf den klaren Wellen der Bode, wie ſchöͤn, wie wunderſchön ſtrahlenden Auges blickte die junge Fau zu Magnus auf. Und er blieb ruhig, leiden chuftslos. Wie war es nur möglich? frage ſich der Doctor Kant, der wie ein Berggeist, welcher dem düſteren Felſen entſtiegen, den Beiden gegenüber ſaß. Wie war es nur moglich. mitten in dieſem großartigen Naturpanorama daz Blick da zu ſitzen. holde blaſſe Geſicht neben fich, mit ſo ruhig klaren War Magnus gefeit gegen ſo viel berückende Schönheit? Nahm ſeine Kunſt ihn ſo gäszlich hin, daß er darum kein Auge dafür hatte ? Der Oberſt, der mit den Eltern von Magnus Zoͤllingen am Ufer promenirte, forderte Irene jetzt auf, mit ihm hineinzugehen, da die Luft ſich plotzlich abgekühlt hatte. „Itzt ſchon?“ Und ich finde es gerade jetzt ſo wunderſchön hier, ſo romantiſch,“ rief die junge Frau mißmutig.“ Die mächtigen düſtern Felsen, von dem blaſſen Mondlicht übergoſſen, Uad das Waſſer rauſchte, das Waſſer ſchwoll. wie ſcharf fich die Umriſſe abheben von dem abend⸗ lichen Himmel, man glaubt wunderbare groteske Geſtalten zu erblicken. Nein, ich mag noch nicht fort. Bitte gehe allein Karl, wenn es Dir zu kalt iſt.“ „Irene ſei nicht unvernünftig!“ erwiederte Schönborn mit gereizter Stimme. „Du weißt wir haben zu morgen früh eine Partie verabredet, 8 das Frühaufſtehn iſt bekanntlich Deine ſchwache eite!“ „Ich will aber auch einmal träum mund ſchwärmen im Mondelicht, bein Wälderrauchen, bei dem geheim⸗ u ßvollen Plätſch rn der Wellen. Ich bin jung und die Jagend hat auch ihre Vorrechte, die das Alter be⸗ rückfichtigen muß. Irene hatte das leiſe geſprochen und ſah jetzt wie fragend zu Magnus auf. Es iſt aber wirklich kühl gnädige Frau. Sie thäten gewiß beſſer, mit ihrem Herrn Gemahl heim zu gehen, ſagte dieſer und erhob ſich von dem harten Steinfitz. Kühl bis ans Herz hinan, tönte es da jroniſch zu den Beiden herüber. Ein bitterböͤſer Blick aus den Augen der jungen Frau ſtreifte die OQnomenge⸗ ſtalt des Doctor Kant, dann griff ſie wie fröſtend nach einem einem Tuch, welches neben ihr lag. Wir wollen gehen, ſagte er kurz, ich war wohl ſo thöͤricht von Träumen und Schwärmen zu reden, in unſerm tioſtlos nüchternem Zeitalter. Magnus legte ſorgſam das Tuch um ihre Schultern und geleitete ſie galant über die einzelnen Steine hinweg dem Ufer zu. Angenehme Ruhe! meine Herrſchaften, rief ihnen der Doctor Kant nach. Ich gedenke noch zu bleiben, zu träumen nnd zu ſchwärmen, denn in meinen Adern rollt ſo etwas wie Poetenblut trotz des nüchternen Zeitalters. Er ſprang hinüber nach dem Stein, auf welchem Irene geruht und dort blieb er einſam fitzen und ſtarrte hinauf zu den hohen gigantiſchen Felſen der Roßtrappe. Irgend ein gefühlvoller Reiſender ſaß dort oben und blies das Waldhorn. Von den gegen⸗ über liegenden Höhen hallte es zurück und dann wieder klang es leiſe, ſchmelzend, wie aus weiter Ferne. Dann war es ſtill, nur der Fluß plätſcherte